Wer ist dieser Mensch?
Die Identitätsfrage, um die es uns hier gehen soll, hat Jesus selbst seinen Jüngern gestellt: „Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?“ Sie ist für uns heute unverändert aktuell: Wer ist dieser Mensch? Welche Vollmacht hat er? Warum sollen wir auf ihn vertrauen? Jesus Christus steht im Mittelpunkt des christlichen Glaubens. Wir müssen verstehen, welche Art Person er ist.
Jesus ist auf normale Weise geboren worden, wuchs normal heran, wurde hungrig und durstig und müde, aß und trank und schlief. Er sah normal aus, sprach Umgangssprache, ging normal. Er hatte Gefühle: Mitleid, Zorn, Verblüffung, Trauer, Angst (Mt 9,36; Lk 7,9; Joh 11,38; Mt 26,37). Er betete zu Gott, wie es Menschen tun müssen. Er nannte sich Mensch, und man sprach ihn als Menschen an. Er war ein Mensch.
Aber er war ein so außergewöhnlicher Mensch, dass nach seiner Himmelfahrt einige sein Menschsein bestritten (2. Joh 7). Sie hielten Jesus für so heilig, dass sie nicht glauben konnten, er habe irgendetwas mit Fleisch zu tun gehabt, mit dem Schmutz, dem Schweiß, den Verdauungsfunktionen, den Unvollkommenheiten des Fleisches. Vielleicht war er nur als Mensch „erschienen“, wie Engel manchmal als Mensch erscheinen, ohne tatsächlich Mensch zu werden.
Dagegen macht das Neue Testament klar: Jesus war Mensch im vollen Wortsinn. Johannes bestätigt: „Und das Wort ward Fleisch ...“ (Joh 1,14). Er ist nicht nur als Fleisch „erschienen“ und hat sich nicht nur mit Fleisch „bekleidet“. Er wurde Fleisch. Jesus Christus ist „in das Fleisch gekommen“ (1. Joh 4,2). Wir wissen es, sagt Johannes, weil wir ihn gesehen und weil wir ihn berührt haben (1. Joh 1,1-2).
Nach Paulus war Jesus „den Menschen gleich“ geworden (Phil 2,7), „unter das Gesetz getan“ (Gal 4,4), „in der Gestalt des sündigen Fleisches“ (Röm 8,3). Er, der kam, um den Menschen zu erlösen, musste wesensmäßig Mensch werden, argumentiert der Verfasser des Hebräerbriefs: „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er’s gleichermaßen angenommen ... Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden“ (2,14-17).
Unser Heil steht und fällt damit, ob Jesus wirklich Mensch war – und ist. Seine Rolle als unser Fürsprecher, unser Hoherpriester, steht und fällt damit, ob er wirklich Menschliches erfahren hat (Hebr 4,15). Auch nach seiner Auferstehung hatte Jesus Fleisch und Knochen (Joh 20,27; Lk 24,39). Auch in der himmlischen Herrlichkeit bleibt er weiter Mensch (1. Tim 2,5).
„Wer ist der“, fragten die Pharisäer, als sie Zeugen wurden, wie Jesus Sünden vergab. „Wer kann Sünden vergeben als allein Gott?“ (Lk 5,21.) Sünde ist ein Vergehen wider Gott; wie konnte ein Mensch für Gott sprechen und sagen, deine Sünden sind getilgt, gelöscht? Das ist Gotteslästerung, sagten sie. Jesus wusste, wie sie darüber dachten, und vergab trotzdem Sünden. Er deutete sogar an, er selbst sei sündenfrei (Joh 8,46).
Jesus sagte, er werde zur Rechten Gottes im Himmel sitzen – eine weitere Behauptung, die von den jüdischen Priestern als blasphemisch empfunden wurde (Mt 26,63-65). Er behauptete, der Sohn Gottes zu sein – auch dies eine Gotteslästerung, hieß es, weil das in jener Kultur praktisch bedeutete, sich zum Gott zu erheben (Joh 5,18; 19,7). Jesus behauptete, mit Gott in so vollkommenem Einvernehmen zu stehen, dass er nur tat, was Gott wollte (Joh 5,19). Er behauptete, eins mit dem Vater zu sein (10,30), was die jüdischen Priester ebenfalls für gotteslästerlich hielten (10,33). Er behauptete, so gottgleich zu sein, dass jeder, der ihn sehe, den Vater sehe (14,9; 1,18). Er behauptete, Gottes Geist aussenden zu können (16,7). Er behauptete, Engel aussenden zu können (Mt 13,41).
Er wusste, dass Gott der Weltrichter ist, und behauptete zugleich, Gott habe ihm das Gericht übergeben (Joh 5,22). Er erhob den Anspruch, Tote auferwecken zu können, auch sich selbst (Joh 5,21; 6,40; 10,18). Er sagte, jedermanns ewiges Leben hänge von der Beziehung zu ihm, Jesus, ab (Mt 7,22-23). Er hielt die Worte des Mose für ergänzungsbedürftig (Mt 5,21-48). Er bezeichnete sich als Herrn über den Sabbat – über ein gottgegebenes Gesetz! (Mt 12,8.) Wäre er „nur Mensch“, wären das vermessene, sündige Lehren.
Doch Jesus untermauerte seine Worte mit erstaunlichen Werken. „Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt mir doch um der Werke willen“ (Joh 14,11). Wunder können niemanden zum Glauben zwingen, können aber doch starke „Indizienbeweise“ sein. Um zu zeigen, dass er die Vollmacht hatte, Sünden zu vergeben, heilte Jesus einen Gelähmten (Lk 5, 17-26). Seine Wunder belegen, dass das, was er über sich sagte, wahr ist. Er hat mehr als Menschenmacht, weil er mehr als ein Mensch ist. Die Behauptungen über sich – bei jedem anderen Blasphemie – beruhten bei Jesus auf Wahrheit. Er konnte wie Gott sprechen und wie Gott handeln, weil er Gott im Fleisch war.
Jesus war sich seiner Identität klar bewusst. Schon mit zwölf hatte er eine besondere Beziehung zum Vater im Himmel (Lk 2,49). Bei seiner Taufe hörte er eine Stimme vom Himmel sagen: Du bist mein lieber Sohn (Lk 3,22). Er wusste, dass er eine Mission zu erfüllen hatte (Lk 4,43; 9,22; 13,33; 22,37).
Auf das Petruswort „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ antwortete Jesus: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Mt 16, 16-17). Jesus war der Sohn Gottes. Er war der Christus, der Messias – der von Gott zu einer ganz besonderen Mission Gesalbte.
Als er zwölf Jünger berief, einen für jeden Stamm Israels, rechnete er sich nicht zu den Zwölfen. Er stand über ihnen, weil er über ganz Israel stand. Er war Erschaffer und Erbauer des neuen Israel. Beim Abendmahl offenbarte er sich als Grundlage des neuen Bundes, einer neuen Beziehung zu Gott. Er sah sich als den Brennpunkt dessen, was Gott auf der Welt tat.
Kühn polemisierte Jesus gegen Traditionen, gegen Gesetze, gegen den Tempel, gegen religiöse Obrigkeiten. Er verlangte von seinen Jüngern, alles zu verlassen und ihm nachzufolgen, ihn an die erste Stelle in ihrem Leben zu setzen, absolute Treue zu ihm zu halten. Er sprach mit der Vollmacht Gottes – und sprach damit zugleich mit eigener Vollmacht.
Jesus wusste, dass sich in ihm alttestamentliche Prophezeiungen erfüllten. Er war der leidende Knecht, der sterben sollte, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen (Jes 53,4-5 u. 12; Mt 26,24; Mark. 9,12; Lk 22,37; 24, 46). Er war der Friedensfürst, der auf einem Esel in Jerusalem einziehen sollte (Sach. 9,9-10; Mt 21,1-9). Er war der Menschensohn, dem alle Macht und Gewalt gegeben werden sollte (Dan 7,13-14; Mt 26,64).
Jesus hat behauptet, schon vor Abraham gelebt zu haben, und hat diese „Zeitlosigkeit“ in einer klassischen Formulierung ausgedrückt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Joh. 8,58). Wieder glaubten die jüdischen Priester, Jesus maße sich hier Göttliches an, und wollten ihn steinigen (Vers 59). In der Wendung „bin ich“ klingt 2. Mose 3,14 an, wo Gott seinen Namen Mose offenbart: „So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: [Der] ‚Ich bin‘ hat mich zu euch gesandt“ (Elberfelder Übersetzung). Diesen Namen übernimmt Jesus hier für sich selbst. Jesus bestätigt, dass er, „ehe die Welt war“, schon Herrlichkeit mit dem Vater geteilt hat (Joh 17,5). Johannes sagt uns, dass er schon am Anfang der Zeit existiert hat: als das Wort (Joh 1,1).
Und ebenfalls bei Johannes ist nachzulesen, dass „alle Dinge“ durch das Wort gemacht sind (Joh 1,3). Der Vater war der Planer, das Wort der Erschaffer, der das Geplante ausführte. Alles ist von ihm und für ihn geschaffen (Kol 1,16; 1. Kor 8,6). Hebräer 1,2 sagt, dass Gott durch den Sohn „die Welt gemacht hat“.
Im Hebräer- wie im Kolosserbrief - heißt es, der Sohn „trage“ das Universum, es „bestehe“ in ihm (Hebr 1,3; Kol 1,17). Beide sagen uns, er sei „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15), „das Ebenbild seines Wesens“ (Hebr 1,3).
Wer ist Jesus? Er ist ein Gottwesen, das Fleisch wurde. Er ist der Schöpfer aller Dinge, der Fürst des Lebens (Apg 3,15). Er sieht genau wie Gott aus, hat Herrlichkeit wie Gott, hat eine Machtfülle, wie nur Gott sie hat. Kein Wunder, dass die Jünger zu dem Schluss kamen, dass er göttlich sei, Gott im Fleisch.
Jesu Empfängnis vollzog sich auf übernatürliche Weise (Mt 1,20; Lk 1,35). Er lebte, ohne je zu sündigen (Hebr 4,15). Er war ohne Fehl, ohne Makel (Hebr 7,26; 9,14). Er hat keine Sünde begangen (1. Petr 2,22); in ihm war keine Sünde (1. Joh 3,5); er hat von keiner Sünde gewusst (2. Kor 5,21). Wie stark die Versuchung auch war, Jesus hatte immer den stärkeren Wunsch, Gott zu gehorchen. Seine Mission war, Gottes Willen zu tun (Hebr 10,7).
Bei mehreren Gelegenheiten beteten Menschen Jesus an (Mt 14,33; 28,9 u. 17; Joh 9,38). Engel lassen sich nicht anbeten (Offb 19,10), doch Jesus ließ es zu. Ja, auch die Engel beten den Gottessohn an (Hebr 1,6). Einige Gebete richteten sich direkt an Jesus (Apg 7,59-60; 2. Kor 12,8; Offb 22,20).
Das Neue Testament richtet außerordentlich hohe Lobpreisungen an Jesus Christus, mit Formeln, die normalerweise Gott vorbehalten bleiben: „Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (2. Tim 4,18; 2. Petr 3,18; Offb 1,6). Er trägt den höchsten Herrschertitel, der überhaupt vergeben werden kann (Eph 1,20-21). Wenn wir ihn Gott nennen, ist das nicht zu hoch gegriffen.
In der Offenbarung wird Gott und dem Lamm gleichermaßen Lobpreis zuteil, was auf Ebenbürtigkeit deutet: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offb 5,13). Der Sohn muss ebenso geehrt werden wie der Vater (Joh 5,23). Gott und Jesus werden gleichermaßen Alpha und Omega, Anfang und Ende aller Dinge genannt (Offb 1,8 u. 17; 21,6; 22,13).
Alttestamentliche Stellen über Gott werden im Neuen Testament oft aufgegriffen und auf Jesus Christus angewandt. Eine der bemerkenswertesten ist diese Passage über Anbetung: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil 2,9-11; darin ist ein Zitat aus Jes 45,23 enthalten). Jesus wird die Ehre und Achtung zuteil, die, nach Jesaja, Gott zuteilwerden soll.
Jesaja sagt, es gebe nur einen einzigen Heiland – Gott (Jes 43, 11; 45,21). Paulus sagt klar, dass Gott Heiland ist, aber auch, dass Jesus Heiland ist (Tit 1,3; 2,10 u. 13). Gibt es nun einen Heiland oder zwei? Frühe Christen schlossen daraus: Der Vater ist Gott und Jesus ist Gott, doch es gibt nur einen einzigen Gott und damit nur einen Heiland. Vater und Sohn sind vom Wesen her eins (Gott), sind aber verschiedene Personen.
Auch mehrere andere neutestamentliche Stellen nennen Jesus Gott. Johannes 1,1: „Gott war das Wort.“ Vers 18: „Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“ Jesus ist die Gottperson, die uns den Vater (er)kennen lässt. Nach der Auferstehung erkannte Thomas Jesus als Gott: „Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28.)
Paulus sagt, die Stammväter seien groß gewesen, weil von ihnen „Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen“ (Röm 9,5). Im Hebräerbrief nennt Gott selbst im Zitat den Sohn „Gott“: „,Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit ...‘“ (Hebr 1,8).
„Denn in ihm [Christus]“, sagte Paulus, „wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). Jesus Christus ist ganz Gott und hat noch heute „Leibhaftigkeit“. Er ist das genaue Ebenbild Gottes – Gott, fleischgeworden. Wäre Jesus nur Mensch, wäre es falsch, unser Vertrauen in ihn zu setzen. Da er aber göttlich ist, ist es uns geboten, ihm zu vertrauen. Er ist bedingungslos vertrauenswürdig, weil er Gott ist.
Allerdings kann es irreführend sein zu sagen: „Jesus ist Gott“, als seien die beiden Begriffe einfach austauschbar oder gleichbedeutend. Zum einen war Jesus ja auch ein Mensch, und zweitens ist Jesus nicht der „ganze“ Gott. „Gott = Jesus“, diese Gleichung ist fehlerhaft.
In den meisten Fällen ist mit „Gott“ „der Vater“ gemeint, und deshalb nennt die Bibel Jesus auch relativ selten Gott. Doch der Begriff darf mit Recht auf Jesus angewandt werden, denn Jesus ist göttlich. Als Gottessohn ist er eine Person in der dreieinigen Gottheit. Jesus ist diejenige Gottperson, durch die sich die Verbindung Gott-Menschheit herstellt.
Für uns ist die Göttlichkeit Jesu von entscheidender Bedeutung, denn nur, wenn er göttlich ist, kann er uns Gott zutreffend offenbaren (Joh 1,18; 14,9). Nur eine Gottperson kann uns die Sünden vergeben, uns erlösen, uns mit Gott versöhnen. Nur eine Gottperson kann zum Gegenstand unseres Glaubens werden, zum Herrn, dem wir unumschränkte Treue entgegenbringen, zum Heiland, den wir in Lied und Gebet verehren.
Wie aus den angeführten Belegstellen ersichtlich, ist das „Jesus-Bild“ der Bibel in Mosaiksteinen über das ganze Neue Testament verteilt. Das Bild ist stimmig, findet sich aber nicht gesammelt an einem Ort. Die Urkirche musste es sich aus den vorhandenen Bausteinen zusammensetzen. Aus der biblischen Offenbarung zog sie folgende Schlüsse:
• Jesus ist wesensmäßig Gott.
• Jesus ist wesensmäßig Mensch.
• Es gibt nur einen Gott.
• Jesus ist eine Person in diesem Gott.
Das Konzil von Nicäa (325) schrieb die Göttlichkeit Jesu, des Sohnes Gottes, und seine Wesensgleichheit mit dem Vater fest (Nicänisches Glaubensbekenntnis). Das Konzil von Chalcedon (451) erklärte ergänzend, er sei auch Mensch:
„Unser Herr Jesus Christus ist ein und derselbe Sohn; derselbe vollkommen im Göttlichen und derselbe vollkommen im Menschlichen, ganz Gott und ganz Mensch ... empfangen vom Vater vor Urzeiten, was seine Göttlichkeit betrifft, und ... empfangen von der Jungfrau Maria, was seine Menschlichkeit betrifft; ein und derselbe Christus, Sohn, Herr, eingeboren, in zwei Naturen bekannt gemacht ... wobei die Vereinigung den Unterschied zwischen den Naturen keinesfalls einebnet, sondern die Eigenschaften jeder Natur bewahrt bleiben und in einer Person verschmelzen.“
Der letzte Teil wurde hinzugefügt, weil manche Menschen behaupteten, die Gottnatur habe Jesu Menschennatur derart in den Hintergrund gedrängt, dass Jesus gar nicht mehr wirklich menschlich gewesen sei. Andere behaupteten, die beiden Naturen hätten sich zu einer dritten Natur verbunden, so dass Jesus weder göttlich noch menschlich gewesen sei. Nein, aus den biblischen Belegen geht hervor: Jesus war und ist ganz Mensch und ganz Gott. Und das muss auch die Kirche lehren.
Unsere Heilserlangung hängt davon ab, dass Jesus beides war und ist, Mensch und Gott. Wie konnte der heilige Sohn Gottes aber Mensch werden, die Gestalt des sündigen Fleisches annehmen?
Die Frage stellt sich uns hauptsächlich deshalb, weil das Menschliche, wie wir es jetzt sehen, heillos verdorben ist. So hat es Gott aber nicht geschaffen. Jesus zeigt uns, wie das Menschliche in Wahrheit sein kann und sollte. Erst einmal zeigt er uns eine Person, die völlig vom Vater abhängig ist. So sollte es bei der Menschheit auch sein.
Weiter zeigt er uns, wozu Gott imstande ist. Er ist fähig, Teil seiner Schöpfung zu werden. Die Kluft zwischen dem Ungeschaffenen und dem Geschaffenen, zwischen dem Heiligen und dem Sündhaften kann er überbrücken. Wir mögen es für unmöglich halten; für Gott ist es möglich.
Und schließlich zeigt uns Jesus, was die Menschheit in der neuen Schöpfung sein wird. Wenn er wiederkehrt und wir auferweckt werden, werden wir aussehen wie er (1. Joh 3,2). Wir werden einen Leib haben, seinem verklärten Leib gleich (1. Kor 15,42-49).
Jesus ist unser Bahnbrecher, er zeigt uns, dass der Weg zu Gott über Jesus führt. Weil er Mensch ist, fühlt er mit unserer Schwäche; weil er Gott ist, kann er zu Gottes Rechten wirksam für uns sprechen. Mit Jesus als unserem Heiland können wir Zuversicht haben, dass unser Heil sicher ist. ❏