Jesus – lebendig in Ewigkeit
Von Dr. Michael Morrison
Jesus ist nicht lange tot geblieben. Am frühen Sonntagmorgen, kurz vor Sonnenaufgang, entdeckten einige Jünger, dass ihr Herr auferstanden war. Die Auferstehung selbst sahen sie nicht. Aber sie sahen Jesus, lebendig und wohlbehalten. Über einen Zeitraum von 40 Tagen sahen sie Jesus bei zahlreichen Gelegenheiten. Dann fuhr er zum Himmel auf.
Dort macht Jesus allerdings nicht „Ferien“. Sein Wirken setzt sich auch im Himmel fort. Er dient der Kirche und leitet sie; er setzt sich für uns ein, hilft uns, bereitet uns auf die ewige Herrlichkeit vor. Christus wird wiederkehren, und nachdem er alle Feinde überwunden hat, wird er alles in die Hände des Vaters legen. Dann ist seine Mission erfüllt.
Vielen Menschen fällt es sehr schwer, an Jesu Auferstehung zu glauben. Ihrer Erfahrung nach bleibt, was tot ist, tot. Einer so ungeheuerlichen Behauptung – ein Gestorbener geht aus dem Grab hervor – stehen sie skeptisch gegenüber. Die Jünger müssen einen Fehler gemacht haben, sagen sie; oder sie haben die Auferweckung erfunden.
Auch die Jünger selbst waren skeptisch. Als sie zum Grab gingen, rechneten sie damit, einen Leichnam zu finden. Als sie ihn nicht fanden, mutmaßten sie zunächst, jemand habe ihn gestohlen. Mit einer Auferstehung rechneten sie nicht. Erst als Jesus ihnen erschien, ließen sie sich davon überzeugen, dass er wieder lebte.
Die meisten Juden glaubten an eine Auferstehung am Ende des Zeitalters, an eine allgemeine Auferstehung zum Gericht (Dan 12,2). Eine Auferstehung zur Herrlichkeit vor dem Ende aber war ebenso unverhofft wie ein gekreuzigter Messias. Obwohl Jesus diese beiden Gedanken gelehrt hatte (Mt 16,21; 17,23; Mk 9,9), begriffen und glaubten die Jünger sie nicht (Vers 10). Sie erwarteten, dass er tot blieb.
Ist Jesus aber der sündenlose Sohn Gottes, dann ist er einzig unter Milliarden Menschen, und es sollte uns eher wundern, wenn er nicht auferweckt worden wäre. Außerdem haben wir Hinweise, die uns große Gewissheit geben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist (s. Kasten). Viele von uns haben auch Lebenserfahrungen, die uns die Überzeugung vermittelt haben, dass Gott existiert, dass er manchmal Wunder wirkt, dass Jesus lebt und dass der Heilige Geist in seinem Volk aktiv ist.
Die Auferstehung bedeutete Leben für Jesus – aber ein weit besseres Leben, die Herrlichkeit nämlich, die er vor seiner Menschwerdung beim Vater hatte (Joh 17,5).. Die Auferstehung offenbarte ihn machtvoll als Sohn Gottes (Röm 1,4) – sie zeigte, wer er war und immer gewesen war. Sie beweist, dass Gott die Welt durch Jesus Christus richten wird (Apg 17,31).
Doch auch für uns bedeutet die Auferstehung Leben. Wie Paulus sagt, werden wir „selig werden durch sein Leben“ (Röm 5,10). Wenn du „in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet“ (Röm 10,9). „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch unser Glaube vergeblich“ (1. Kor 15,14). Unser Glaube steht und fällt nicht nur mit Jesu Tod, sondern auch mit seiner Auferstehung (1. Petr 3,21).
Sogar die Rechtfertigung – die häufig überwiegend mit Jesu Tod verknüpft wird – fußt auch auf der Auferstehung (Röm 4,24-25). Zu unserer Heilserlangung war die gesamte Sequenz der Fleischwerdung nötig: Jesu Geburt, sein Wirken, sein Tod und seine Auferstehung.
Unsere Taufe ist Sinnbild für unsere Teilhabe an Jesu Tod und Auferstehung. Das Auftauchen aus dem Wasser symbolisiert den Beginn unseres neuen Lebens (Röm 6,4) und versinnbildlicht zugleich auch unsere Zukunft: Wir werden ihm „in der Auferstehung gleich sein“ (Vers 5). „Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein“ (1. Joh 3,2). Unser Auferstehungsleib wird sein wie der seine (1. Kor 15,42-49).
Gott hat „uns ... mit Christus lebendig gemacht ... und er hat uns mit auferweckt ... in Christus Jesus“ (Eph 2,5-6). Wir sind „mit ihm ... auferstanden“ (Kol 2,12). Durch Glauben an Christus sind wir geistig mit ihm vereint. Unsere Sünden gehen auf ihn über und werden von ihm abgebüßt; seine Gerechtigkeit und sein Leben gehen auf uns über, und wir gewinnen Teilhabe an seiner Auferstehung. Derjenige, „der Christus von den Toten auferweckt hat, [der wird] auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Röm 8,11). Seine Auferstehung ist Verheißung, dass auch wir wieder leben werden!
Nach seiner Auferstehung zeigte sich Jesus „durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes“ (Apg 1,3). Am letzten Tage „wurde er vor ihren Blicken emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“ (Vers 9, Elberfelder Bibel).
Jesus ist nicht einfach verschwunden. Er ist leiblich aufgefahren in die Luft, als sichtbares Zeichen, dass er zum Himmel fuhr. Seine Erscheinungen nach der Auferstehung waren damit zu Ende. (Dass er später noch dem Paulus erschien, 1. Kor 15,8, gehört in eine andere Kategorie.)
Während die Jünger noch zum Himmel blickten, erschienen zwei Engel und sagten ihnen, Jesus werde so wiederkommen, „wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apg 1,11). Dazu unten mehr.
Was sollten die Jünger in der Zwischenzeit tun? Sie sollten in Jerusalem warten, bis der Heilige Geist auf sie niederkam (Vers 4), dann sollten sie in aller Welt Zeugnis geben für Jesus (Vers 8). Sie bezeugten, dass er lebt, dass durch ihn das Heil erlangt werden kann.
Jesus ist nicht nur zum Himmel gefahren – er wurde „durch die rechte Hand Gottes erhöht“ (Apg 2,33). „Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland“ (Apg 5,31). „Durch“ bzw. „zur“ rechten Hand: Damit ist wirklich das gemeint, was man unter „rechter Hand“ versteht, die zweite Machtposition. Jesus wurde auf den höchsten Platz im Universum erhöht, direkt unter Gottvater selbst (Phil 2,9; 1. Kor 15,27). Er ist erhöht noch über die Himmel, ist Herr aller Dinge (Hebr 1,2).
Mindestens zwölfmal sagt die Schrift, Jesus sitze zur Rechten des Vaters. Fünf dieser Stellen zitieren Psalm 110,1: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.‘“ Der Vater gibt Jesus – so die zeitliche Abfolge – einen Thron, noch ehe die Feinde ganz unterworfen sind. Gott nimmt sich die Feinde vor; Jesus ist sicher unter seiner Autorität.
Unter Nutzung seiner Machtposition im Himmel wirkt Jesus weiter für unser Heil. Er sendet uns den Heiligen Geist (Joh 15,26; 16,7), und der Heilige Geist legt Zeugnis ab von Jesus und hilft uns verstehen, was er lehrte (Joh 14,26; 15,26). Mittels des Geistes wohnen der Vater und der Sohn in uns (Joh 14,18 u. 23).
Jesus ist unser Fürsprecher. Er ist wie ein Strafverteidiger, der beim Vater für uns „plädiert“ – sollte uns jemand anklagen, steht Jesus bereit, um ihn zu erinnern, dass unsere Sünden durch sein Opfer abgebüßt sind. Deshalb werden Anklagen sinnlos (Röm 8,33-34) – es gibt keine Verurteilung, keine Verdammnis mehr für den, der an Christus glaubt (Vers 1).
Der auferstandene Christus bittet für uns, verteidigt uns gegen Beschuldigungen, leistet uns Hilfe. „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebr 7,25). „Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden“ (Hebr 2,18). Weil er mitfühlt mit unserer Schwäche, können wir zuversichtlich darauf vertrauen, dass er uns die Hilfe zuteilwerden lässt, die wir in unseren Kämpfen brauchen (Hebr 4,15-16).
Der Hebräerbrief nennt ihn unseren Hohenpriester, der sich für uns geopfert hat und jetzt für uns lebt (2,17; 3,1). Da uns durch seinen Tod die Sünden vergeben sind, können wir getrost hintreten vor Gott (Hebr 10,19); da wir „einen Hohenpriester über das Haus Gottes“ haben, sollen wir, appelliert die Schrift an uns, „hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben“ (Vers 22).
Jesus ist unser Mittler, der Konflikte löst und uns zu Gott bringt (1. Tim 2,5). Er führt uns in den Thronsaal des Himmels und versichert uns, dass Gott uns Gehör und Gunst schenken wird. Dies ist Teil des Wirkens Jesu Christi, wie es sich heute fortsetzt. Außerdem ist Jesus unser Hirte (Joh 10,11; Hebr 13,20), sprich: Er liebt, schützt und versorgt uns. Ähnlicher Bildersprache bedient sich Petrus, wenn er Jesus den „Hirten und Aufseher eurer Seelen“ nennt (1. Petr 2,25, Elberfelder Bibel). Jesus wacht über uns.
Die Offenbarung sagt uns, dass wir von einem Lamm geweidet werden, einem sanften Hüter, der sich für uns geopfert hat (7,17). Er wird uns geben, was wir brauchen, weil er weiß, was wir brauchen.
Gott hat Jesus zum Haupt der Kirche bestimmt (Eph 1,22; 4,15), und die Kirche soll sich in allem seiner Führung beugen (Eph 5,24). Als Haupt hat er die oberste Gewalt über alle Dinge und alle anderen Gewalten (Kol 1,18; 2,10).
Nicht nur seinen Tod und seine Auferstehung, sondern auch seine Rückkehr auf die Erde hat Jesus vorausgesagt. Er werde wiederkehren „in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln“ (Mk 8,38; 13,26; 14,62). Warnend sagt er aber zugleich, niemand könne den Zeitpunkt wissen (Mt 24,36 u. 44; 25,13). „Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat ...“ (Apg 1,7).
Jesus hat versprochen, den Jüngern eine Stätte zu bereiten und dann zurückzukommen (Joh 14,2-3). Damit meinte er den Tag seiner Wiederkunft (Joh 21,22). Dies wird der Tag der Auferstehung und des Gerichts sein.
Wenn die Posaune ertönt, wird der Herr „herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen“ (1. Thess 4,16). Mit ihnen werden die lebenden Christen auffahren, Christus entgegen. Es wird der Tag sein, an dem der Herr alle belohnt, „die seine Erscheinung lieb haben“, d. h., die sein Kommen ersehnen (2. Tim 4,8).
Dies ist die „selige Hoffnung“, die alle Christen hegen: die „Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus“ (Tit 2,13). Wenn Christus sich offenbaren wird, dann werden wir mit ihm offenbart in Herrlichkeit (Kol 3,4; 1. Joh 3,2). Wenn die Posaune ertönt, werden wir auferstehen mit unverweslichem Leib (1. Kor 15,51-54). Sichtbar und unverkennbar wird sich die Wiederkunft Christi vollziehen. Jesus Christus wird sich offenbaren „vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in Feuerflammen ...“ (2. Thess 1,7-8). So blendend wird sein Erscheinen sein, dass es seine Feinde vernichtet (2. Thess 2,8). „Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen ...“ (Apg 1,7).
Christi Wiederkehr wird die Zeit sein, „in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“, die verheißene große Wende, der Umschlagpunkt (Apg 3,21). Wenn die Kinder Gottes offenbart werden in ihrer Herrlichkeit, wird die ganze Schöpfung „frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit ...“ (Röm 8,21). Das Universum wird von seinen Makeln befreit.
„Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet ...“ (Mt 25,31-32). Manche werden zur ewigen Strafe eingehen; andere zum ewigen Leben (Vers 46).
Wenn der Herr kommt, wird er jedermann richten (Jud 14- 15). Gute Menschen werden belohnt (1. Kor 4,5), böse bestraft (2. Thess 1,7-9). Die Zeit der Belohnung ist zugleich die Zeit der Strafe (Offb 11,18).
Jesus hat bereits alle Gewalt im Himmel und auf der Erde (Matth. 28,18). Gott hat ihn bereits über alle Gewalten und Mächte gesetzt (Eph 1,20-22; Kol 2,10). Wir sehen aber seine Macht noch nicht in vollem Umfang ausgeübt. Wenn er wiederkehrt, wird er die Völker richten und regieren (Offb 12,5).
Das wird wunderbar genug sein, aber noch mehr des Lohns: Wir werden mit ihm herrschen (Dan 7,27; 2. Tim 2,12; Offb 2,26; 5,10; 20,6). Was wir tun werden, sagt uns die Schrift nicht im Einzelnen; aber wir können sicher sein: Es wird uns unbeschreibliche Freude machen.
Durch den Glauben schließen wir uns Jesus auf dieser unglaublichen Reise an. Wir werden mit ihm gekreuzigt, wir auferstehen mit ihm, wir erlangen Gemeinschaft mit ihm durch den Heiligen Geist. Wir empfangen Herrlichkeit mit ihm und werden auf ewig mit ihm herrschen (2. Tim 2,11-12). Eine gute Nachricht – glauben wir sie! ❏
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