Jesus – das bessere Opfer

Von Ted Johnston

Am Palmsonntag kam Jesus für ein letztes Mal vor seinem Leiden nach Jerusalem, bereit, sein Leben als Opfer für unsere Sünden zu geben. Lasst uns diese erstaunliche Wahrheit noch intensiver betrachten, indem wir uns dem Brief an die Hebräer zuwenden, der auf zeigt, dass das Hohepriestertum Jesu unter dem Neuen Bund gegenüber dem Aaronitischen Priestertum unter dem Alten Bund überlegen ist. Jetzt, in Hebräer 10,1-25, werden wir in dreifacher Hinsicht feststellen, dass Jesu Opfer unter dem Neuen Bund besser ist als die Opfer unter dem Alten Bund.

1. Jesu Opfer nimmt die Sünde weg (Hebr 10,1-10)
Von Natur aus sind wir Menschen Sünder, unsere Taten beweisen dies. Was ist die Lösung? Es sind nicht die Opfer des Alten Bundes, die nur dazu dienten, die Sünde aufzudecken, und die über sich selbst hinaus auf die einzige Lösung hinweisen: das vollkommene und endgültige Opfer Jesu. In Kapitel 10 schreibt der Autor des Hebräerbriefes über dieses bessere Opfer in dreierlei Hinsicht: die Notwendigkeit des Opfers, Jesu Bereitschaft, sich zu opfern und die Wirksamkeit des Opfers.

a. Die Notwendigkeit des Opfers Jesu (Hebr 10,1-4)
Denn das Gesetz hat nur einen Schatten von den zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst. Deshalb kann es die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen, da man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muss. Hätte nicht sonst das Opfern aufgehört, wenn die, die den Gottesdienst ausrichten, ein für alle Mal rein geworden wären und sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre Sünden? Vielmehr geschieht dadurch alle Jahre nur eine Erinnerung an die Sünden. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen.

Die von Gott angeordneten Gesetze über die Opfer des Alten Bundes waren jahrhundertelang in Kraft. Wie können die Opfer dann als minderwertig angesehen werden? Die Antwort ist, dass das [Schatten-]Wesen der alttestamentlichen Opfer sie minderwertig gemacht hat. Denn das Gesetz des Mose hatte nur „einen Schatten der zukünftigen Güter“ und nicht das Wesen der Güter selbst. Das Opfersystem des Gesetzes Mose (des Alten Bundes) war eine Art Vorbild des Opfers, das Jesus für uns darbringen würde. Das bedeutete, dass das System des Alten Bundes vorübergehend war – es hat nichts Dauerhaftes bewirkt und war auch nicht dazu bestimmt. Die Wiederholung der Opfer Tag für Tag und der Versöhnungstag Jahr für Jahr zeigten die dem ganzen System innewohnende Schwäche auf. Auch konnten Tieropfer menschliche Schuld nie vollständig wegnehmen. Obwohl Gott den gläubigen Opfernden unter dem Alten Bund Vergebung verhieß, war dies nur eine gerichtliche Bedeckung der Sünde und nicht die Beseitigung der Schuld der Sünde aus den Herzen der Menschen. Wäre das geschehen, hätten die Opfernden keine zusätzlichen Opfer darbringen müssen, die nur zur Erinnerung an die Sünde dienten. Die Opfer, die am Versöhnungstag dargebracht wurden, bedeckten zwar die Sünden der Nation; aber diese Sünden wurden nicht „abgewaschen“, und das Volk erhielt von Gott kein inneres Zeugnis der Vergebung und Annahme. Es blieb also zweifelsfrei ein Bedürfnis nach einem besseren Opfer als das Blut von Stieren und Ziegen, welches die Sünden nicht weg-nehmen konnte. Nur das bessere Opfer Jesu kann das tun.

b. Die Bereitschaft Jesu, sich zu opfern (Hebr 10,5-9)
Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt: »Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir geschaffen. Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht. Da sprach ich: Siehe, ich komme – im Buch steht von mir geschrieben –, dass ich tue, Gott, deinen Willen.« Zuerst hatte er gesagt: »Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir auch nicht«, obwohl sie doch nach dem Gesetz geopfert werden. Dann aber sprach er: »Siehe, ich komme, zu tun deinen Willen.« Da hebt er das Erste auf, damit er das Zweite einsetze.

Es war Gott, nicht irgendein Mensch, der das nötige Opfer darbrachte. Das Zitat hier stammt aus der Septuaginta-Übersetzung des Psalms 40,7-9, die der Autor des Briefes an die Hebräer auf Jesus in seiner Menschwerdung anwendet („als Christus in die Welt kam“). Das Zitat macht deutlich, dass Jesus selbst die Erfüllung der Opfer des Alten Bundes ist. Wenn Tiere geopfert wurden, so wurden diese als Schlachtopfer [engl. sacrifice] bezeichnet, wogegen Opfer der Früchte des Feldes als Speise- und Trankopfer [engl. offering] bezeichnet werden. Sie alle stehen symbolisch für das Opfer Jesu und zeigen einige Aspekte seines Werkes zu unserer Errettung auf.

Der Satzteil „einen Leib aber hast du mir geschaffen“ (Hebr 10,5) bezieht sich auf die in der Septuaginta umschreibende Formulierung des ursprünglichen hebräischen Textes von Psalm 40,7, der in der Luther-Übersetzung mit: „Die Ohren hast du mir aufgetan“ wiedergegeben wird. In beiden Übersetzungen geht es darum, dass sich der Diener Gottes (in diesem Fall Jesus) bereitwillig Gott opfert. Der Ausdruck „offene Ohren“ steht für die Bereitschaft, Gottes Willen zu hören und zu gehorchen. Gott gab seinem Sohn einen menschlichen Körper, damit er den Willen des Vaters auf Erden erfüllen konnte.

Zweimal wird in diesem Kapitel (Verse 6 und 8) Gottes Missfallen über die Opfer des Alten Bundes zum Ausdruck gebracht. Das bedeutet nicht, dass diese Opfer falsch waren oder dass aufrichtige Gläubige keinen Nutzen davon hatten. Es bedeutet, dass Gott keine Freude an den Opfern als solches hatte, abgesehen von den gehorsamen Herzen der Opfernden. Kein noch so großes Opfer kann ein gehorsames Herz ersetzen!

Jesus kam, um den Willen des Vaters zu erfüllen (Vers 7). Sein Wille ist, dass der Neue Bund den Alten Bund ersetzt. Jesus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung den ersten Bund „aufgehoben“, um den zweiten einzusetzen. Die ursprünglichen jüdisch-christlichen Leser dieses Briefes verstanden die Bedeutung dieser schockierenden Aussage – warum zurückgehen zu einem Bund, der weggenommen wurde?

c. Die Wirksamkeit des Opfers Jesu (Hebr 10,10)
Und weil Jesus Christus den Willen Gottes erfüllt und seinen eigenen Leib als Opfer dargebracht hat, sind wir jetzt ein für alle Mal geheiligt (NGÜ) .

Die Gläubigen sind durch das Opfer des Leibes Jesu, der ein für alle Mal als Opfer dargebracht wurde, „geheiligt“ (das bedeutet „abgesondert für den göttlichen Gebrauch“). Kein Opfer des Alten Bundes hat das getan. Im Alten Bund mussten Opfernde immer wieder von ihrer zeremoniellen Verunreinigung gereinigt („geheiligt“) werden. Aber die „Heiligen“ des Neuen Bundes sind endgültig und vollständig „abgesondert“ – nicht wegen ihres Verdienstes oder ihrer Werke, sondern wegen des vollkommenen Opfers Jesu.

2. Das Opfer Jesu muss nicht wiederholt werden (Hebr 10,11-18)
Jeder andere Priester steht Tag für Tag am Altar, um seinen Dienst zu verrichten, und bringt unzählige Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals imstande sind, Sünden wegzunehmen. Christus dagegen hat sich, nachdem er ein einziges und für immer gültiges Opfer für die Sünden dargebracht hat, auf den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite gesetzt und wartet seither darauf, dass seine Feinde zum Schemel für seine Füße gemacht werden. Denn mit diesem einen Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.
Das bestätigt uns auch der Heilige Geist. In der Schrift (Jer 31,33-34) heißt es nämlich zunächst: »Der zukünftige Bund, den ich mit ihnen schließen werde, wird so aussehen: Ich werde – sagt der Herr – meine Gesetze in ihre Herzen legen und werde sie in ihr Innerstes schreiben. «Und dann heißt es weiter: »Ich werde nie mehr an ihre Sünden und an ihren Ungehorsam gegenüber meinen Geboten denken.« Wo aber die Sünden vergeben sind, ist kein weiteres Opfer mehr dafür nötig (NGÜ).

Wieder einmal stellt der Schreiber des Hebräerbriefes den Hohepriester des Alten Bundes gegenüber Jesus, dem großen Hohepriester des Neuen Bundes. Die Tatsache, dass Jesus sich nach seinem Aufstieg in den Himmel zum Vater gesetzt hat, ist ein Beweis dafür, dass sein Werk vollendet war. Im Gegensatz dazu wurde der Dienst der Priester des Alten Bundes nie vollendet und war immer gleich: Sie brachten Tag für Tag die gleichen Opfer dar. Diese Wiederholung war ein Beweis dafür, dass ihre Opfer die Sünden nicht wirklich weggenommen haben. Was Zehntausende von Tieropfern nicht erreichen konnten, vollbrachte Jesus für immer und für alle mit seinem einen, vollkommenen Opfer.

Der Satzteil „[Christus] … hat sich gesetzt“ bezieht sich auf Psalm 110,1: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zu einem Schemel für deine Füße gemacht habe!“ Jesus ist jetzt verherrlicht und hat den Platz des Siegers eingenommen. Wenn er zurückkehrt, wird er jeden Feind besiegen und die Fülle des Reiches seines Vaters einleiten. Diejenigen, die ihm jetzt vertrauen, brauchen keine Angst zu haben, denn sie sind „für immer vollkommen gemacht“ (Hebr 10,14). Tatsächlich erleben die Gläubigen die „Fülle in Christus“ (Kol 2,10). Durch unsere Verbundenheit mit Jesus stehen wir als Vollkommene vor Gott.

Woher wissen wir, dass wir diese Stellung vor Gott haben? Einen wichtigen Hinweis gibt uns das Zeugnis des Heiligen Geistes in der Schrift (das geschriebene Wort Gottes) über Gottes Werk an unserer Stelle (Hebr 10,15-18). In Hebräer 10,16-17 zitiert der Schreiber Jer 31,33-34. Opfernde unter dem Alten Bund konnten nicht sagen, dass sie sich „kein Gewissen mehr machen müssten über ihre Sünden“ (Hebr 10,2). Aber die Gläubigen des Neuen Bundes können sagen, dass Gott ihrer Sünden und Missetaten aufgrund dessen, was Jesus getan hat, nicht mehr gedenken will. So „geschieht kein Opfer mehr für die Sünde“ (Hebr 10,18). Warum? Weil [wo die Sünden vergeben sind] kein Opfer mehr nötig ist.

Wenn wir beginnen, Jesus zu vertrauen, erleben wir die Wahrheit, dass all unsere Sünden in und durch ihn vergeben sind. Dieses spirituelle Erwachen, das ein Geschenk des Geistes an uns ist, nimmt uns alle Schuldgefühle. Durch den Glauben wissen wir, dass die Frage der Sünde für immer völlig geklärt ist, und wir sind frei, entsprechend zu leben. Auf diese Weise werden wir „geheiligt“ (Hebr 10,14b).

3. Jesu Opfer eröffnet den Weg zu Gott (Hebr 10,19-25)
Unter dem Alten Bund wäre kein Gläubiger so mutig gewesen, das Allerheiligste in der Stiftshütte oder im Tempel zu betreten. Selbst der Hohepriester betrat diesen Raum nur einmal im Jahr. Der dicke Vorhang, der das Allerheiligste vom Heiligen trennte, diente als Barriere zwischen den Menschen und Gott. Nur der Tod Christi konnte diesen Vorhang von oben nach unten zerreißen (Mk 15,38) und den Menschen den Weg in das himmlische Heiligtum öffnen, in dem Gott wohnt. Mit diesen Wahrheiten im Sinn übermittelt der Schreiber des Hebräerbriefes nun folgende herzliche Einladung:

Wir haben jetzt also, liebe Geschwister, einen freien und ungehinderten Zugang zu Gottes Heiligtum; Jesus hat ihn uns durch sein Blut eröffnet. Durch den Vorhang hindurch – das heißt konkret: durch das Opfer seines Leibes – hat er einen Weg gebahnt, den bis dahin noch keiner gegangen ist, einen Weg, der zum Leben führt. Und wir haben einen Hohepriester, dem das ganze Haus Gottes unterstellt ist. Deshalb wollen wir mit ungeteilter Hingabe und voller Vertrauen und Zuversicht vor Gott treten. Wir sind ja in unserem Innersten mit dem Blut Jesu besprengt und dadurch von unserem schuldbeladenen Gewissen befreit; wir sind – bildlich gesprochen – am ganzen Körper mit reinem Wasser gewaschen. Ferner wollen wir unbeirrbar an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen; denn Gott ist treu und hält, was er zugesagt hat. Und weil wir auch füreinander verantwortlich sind, wollen wir uns gegenseitig dazu anspornen, einander Liebe zu erweisen und Gutes zu tun. Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Zusammenkünften nicht fernbleiben, wie einige sich das angewöhnt haben, sondern dass wir einander ermutigen, und das umso mehr, als – wie ihr selbst feststellen könnt – der Tag näher rückt, an dem der Herr wiederkommt (Hebr 10,19-25 NGÜ).

Unsere Zuversicht, das Allerheiligste betreten zu dürfen (d. h. in die Gegenwart Gottes zu kommen), beruht auf dem vollendeten Werk Jesu, unseres großen Hohepriesters. Am Versöhnungstag konnte der Hohepriester des Alten Bundes das Allerheiligste im Tempel nur betreten, wenn er das Blut des Opfers darbrachte (Hebr 9,7). Aber unseren Eintritt in die Gegenwart Gottes verdanken wir nicht dem Blut eines Tieres, sondern dem vergossenen Blut Jesu. Dieser freie Zugang in die Gegenwart Gottes ist neu (im Sinne von gerade erst neu erschaffen oder neu als Ersatz) und nicht Teil des Alten Bundes, der als „veraltet und ausgedient“ bezeichnet wird und „bald“ ganz verschwinden wird (Hebr 8,13), was darauf hindeutet, dass der Hebräerbrief offenbar vor der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. verfasst wurde. Der neue Weg des Neuen Bundes nennt man auch „den Weg, der zum Leben führt“ (Hebr 10,22), weil Jesus „ewig lebt und nie aufhören wird, für uns einzutreten“ (Hebr 7,25). Jesus selbst ist der neue und lebendige Weg! Er ist der Neue Bund in Person.

Wir kommen frei und zuversichtlich zu Gott durch Jesus, unseren Hohepriester über das „Haus Gottes“ (d. i. die Gemeinde, Hebr 3,6). Als sein Leib am Kreuz gemartert und sein Leben geopfert wurde, zerriss Gott den Vorhang im Tempel und symbolisierte damit den neuen und lebendigen Weg, der sich allen öffnet, die auf Jesus vertrauen. Wir drücken dieses Vertrauen aus, indem wir auf drei Arten antworten, wie es der Schreiber des Hebräerbriefes als Einladung in drei Teilen vorgezeichnet hat:

a. Lasst uns hinzutreten (Hebr 10,22)
Unter dem Alten Bund konnten sich die Priester erst der Gegenwart Gottes im Tempel nähern, nachdem sie sich verschiedenen rituellen Waschungen unterzogen hatten. Unter dem Neuen Bund haben wir alle freien Zugang zu Gott durch Jesus aufgrund der Reinigung des Inneren (des Herzens), was durch sein Leben, seinen Tod, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt für die Menschheit bewirkt wurde. In Jesus sind wir „in unserem Innersten mit dem Blut Jesu besprengt“ und unsere „Körper sind mit reinem Wasser gewaschen“. Als Ergebnis haben wir uneingeschränkte Gemeinschaft mit Gott; und so sind wir eingeladen, uns zu „nähern“ – um den Zugang, der uns in Christus gehört, voll auszukosten. Also lasst uns nicht zurückweichen! Seien wir nicht zaghaft! Lasst uns nicht ungläubig sein! Vielmehr sollten wir beherzt, mutig und voller Glauben sein!

b. Lasst uns unbeirrbar festhalten (Hebr 10,23)
Die ursprünglichen jüdisch-christlichen Leser des Hebräerbriefes waren versucht, ihr Bekenntnis zu Jesus aufzugeben, um zur alttestamentlichen Gottesdienstordnung der jüdischen Gläubigen zurückzukehren. Bei der Aufforderung an sie, festzuhalten, geht es nicht um das Festhalten an ihrem Heil (das in Christus sicher ist), sondern darum, „unbeirrt an der Hoffnung festzuhalten“, zu der sie sich „bekennen“. Sie können dies mit Zuversicht und Beharrlichkeit tun, denn Gott, der versprochen hat, dass wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen (Hebr 4,16), ist „treu“ und hält, was er zugesagt hat. Wenn die Gläubigen ihre Hoffnung auf Christus ausgerichtet behalten und sich auf die Treue Gottes verlassen, dann werden sie nicht wanken. Geschwister, lasst uns nicht zurückblicken – lasst uns in der Hoffnung nach vorne schauen und Christus vertrauen!

c. Lasst uns unsere Versammlungen nicht verlassen (Hebr 10,24-25)
Unser Vertrauen als Gläubige in Christus, in die Gegenwart Gottes einzutreten, kommt nicht nur persönlich, sondern auch gemeinsam zum Ausdruck. Es ist möglich, dass sich die jüdischen Christen am Sabbat in der Synagoge mit anderen Juden versammelten und dann am Sonntag in der christlichen Gemeinde trafen. Aber jetzt waren sie versucht, sich von der christlichen Gemeinde zurückzuziehen. Der Schreiber des Hebräerbriefes erklärt, dass sie das nicht tun sollten – und fordert sie auf, sich einander zu ermutigen, weiterhin an den Zusammenkünften teilzunehmen.

So ist es heute bei uns – unsere Gemeinschaft mit Gott soll sich niemals ichbezogen verhalten. Wir sind zur Gemeinschaft mit anderen Gläubigen in Ortsgemeinden (wie der unseren) berufen. Die Betonung liegt hier im Hebräerbrief nicht auf dem, was ein Gläubiger durch den Kirchenbesuch bekommt, sondern auf dem, was er mit Rücksichtnahme auf andere beiträgt. Der kontinuierliche Besuch der Versammlungen ermutigt unsere Geschwister in Christus und spornt sie an, „einander Liebe zu erweisen und Gutes zu tun“. Ein starkes Motiv für diese Beständigkeit ist das Kommen („des Tages [der Wiederkunft]“) Jesu Christi. Es gibt nur noch eine zweite Stelle, in der das griechische Wort für „Zusammenkunft“ im Neuen Testament verwendet wird, und zwar in 2. Thessalonicher 2,1, wo es mit „zusammengeführt“ (NGÜ) oder „Versammlung“ (Luther 2017) übersetzt wird und sich auf die Wiederkunft Jesu am Ende des Zeitalters bezieht.

Liebe Freunde, trotz der Hindernisse, mit denen wir als Christen konfrontiert sind, haben wir allen Grund, volles Vertrauen zu haben, um im Glauben und mit Beharrlichkeit voranzuschreiten. Warum? Weil der Herr, dem wir dienen, unser höchstes Opfer ist – sein Opfer für uns reicht für alles, was wir jemals brauchen. Unser vollkommener und allmächtiger Hohepriester wird uns zum Ziel bringen – er wird stets bei uns sein und uns zur Vollendung führen. Also, gebt nicht der Versuchung nach, umzukehren oder aufzugeben! Schreitet voran, Ihr Lieben!

Mögen wir uns immer wieder daran erinnern, wer Jesus ist und dass er sich als vollkommenes Opfer für uns dargebracht hat. Amen.


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