Warum brauchen wir den Heiligen Geist?

Von Neil Earle

Markus 5 ist eines der fesselndsten Kapitel in seinem so dramatischen Evangelium.

In diesem Kapitel überquert Jesus den See von Galiläa und landet in der rauen Landschaft der Gerasener, etwa acht Kilometer südöstlich des Sees.

Dort traf er einen bemitleidenswerten Mann, der von 5000 Dämonen besessen war (denn der unreine Geist nannte sich Legion – eine römische Einheit von 5000 Mann). Er jammerte und heulte, verletzte sich mit Steinen. Tagein und tagaus wohnte er in den Grabhöhlen. Jesus konfrontierte den unreinen Geist des Mannes und die Dämonen fuhren aus. Das ehemalige Opfer saß am Ende geheilt und bei klarem Verstand zu Jesu Füßen.

Wie hat Jesus das gemacht?

Die Kraft des Heiligen Geistes
War er ein Magier, wie einige abwegige Kritiker behaupten?

Petrus berichtet in Apostelgeschichte 10,38 „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und Kraft, der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm“.

Gott war mit Jesus durch die Kraft des Heiligen Geistes. Auf diese Weise vollbrachte er seine Wunder. In der ganzen Bibel wird der Heilige Geist mit wunderbarer, aufbauender Kraft Gottes in Verbindung gebracht. In seiner letzten Nacht auf Erden hat Jesus das personifiziert, was die Jünger und die Propheten des Alten Testaments als eine mächtige Kraft erkannt hatten. Er benutzte ein Wort, das die Vertrautheit beschreibt, die die Gottheit – Vater, Sohn und Heiliger Geist – kennzeichnet. Im Deutschen werden die Begriffe Tröster, Helfer und Fürsprecher für das griechische Wort Parakletos, verwendet, was wörtlich bedeutet: „einer, der an der Seite geht, um zu helfen“.

Oh, wie sehr wir diese Kraft in unserem Leben brauchen!

Wenn wir uns nicht gerade in einer akuten gesundheitlichen oder finanziellen Notlage befinden, kann uns sogar die schiere Monotonie unseres geregelten Lebens zu schaffen machen. Der Meinungsforscher George Barna beschrieb es so: „Sich anziehen, gegen den Verkehr ankämpfen, seine Zeit im Büro abarbeiten, SMS und E-Mails beantworten, wieder gegen den Verkehr ankämpfen, das Schlange stehen an der Kasse ertragen, die Kinder erziehen, Rechnungen bezahlen, sich um den Garten kümmern, Sport treiben, vielleicht ein bisschen fernsehen, ... dann ins Bett gehen und sieben Stunden später die Wiederholungstaste drücken“ (Maximum Faith, Seite 3).

Es muss mehr im Leben geben als das.

Unser Wegbegleiter
So ist es. Das christliche Leben ist der Ruf zu einem großen Abenteuer – um Licht und Salz und Botschafter Christi in einer Welt zu sein, die augenscheinlich außer Kontrolle geraten ist. Aber um es zu leben, werden wir mehr und mehr Hilfe brauchen, wenn der Stress und die Strapazen der Zeit auf uns zukommen.

Hier kommt der Heilige Geist als Freund, Ratgeber und Tröster ins Spiel.

Was genau tut der Heilige Geist in unserem christlichen Lebensalltag?

Hier sind einige Dinge zu beachten.

Erstens: Der Heilige Geist gewährt uns Zugang „zu den himmlischen Orten“ (in den Himmel). Vielleicht sitzen Sie gerade in Ihrem Wohnzimmer und lesen dies, aber Epheser 2,6 sagt uns, dass auch wir im Himmel mit eingesetzt sind. Ja, Jesus hat durch seine triumphale Auferstehung und Himmelfahrt den Weg für uns geebnet – zu seinem und unserem Gott (Joh 20,17). Er ist buchstäblich dort und wir sind auch dort, aber „im Geist“, wie es in der Bibel heißt. Auch wenn wir jetzt nur stellvertretend dort sind und am Tag unseres Todes in vollem Umfang, so haben wir doch täglich einen lebensspendenden, dauerhaften Zugang zum Vater im Himmel und zu Jesus zu seiner Rechten.

Nur das Wirken eines Geistwesens wie des Trösters kann dies für uns vollbringen. Das mag schwer zu glauben sein, aber ... wir Christen können nicht wie Nikodemus sein, der Jesus nicht glaubte, als er ihm sagte: „Ihr müsst von Neuem geboren werden“ (Joh 3,7). Jesus benutzte eine geistliche – aber sehr reale – Sprache. So auch Paulus in Epheser 2,6. Diese Begleitung in den Himmel wird durch das allmächtige Wirken des Heiligen Geistes vollzogen. Lesen Sie in Römer 5,1b-2a: „...wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen.“

Gott sei Dank – jedes Mal, wenn wir beten, haben wir Zugang zu den himmlischen Orten durch die Kraft des Heiligen Geistes, dieselbe Kraft, die 5000 Dämonen in die Flucht schlug.

Zweitens: Wir können den Sinn und die Tragweite der Aussagen der Heilige Schrift besser verstehen. Natürlich ist die Bibel der Begleiter des Christen, aber wir können ihre Lehren durch die Linse des Heiligen Geistes viel klarer sehen. „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist …“ (Hebr 4,12). Das steht fest. Mark Twain sagte, der Unterschied zwischen dem richtigen und dem falschen Wort sei der Unterschied zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. Einige Wörter stechen bei ihrem Weg durch die Schrift hervor. Eine solche Formulierung ist meiner Meinung nach „liebevolle Güte“, die in der King James Version verwendet wird. Psalm 51 ist Davids inniges Gebet nach seinen ungeheuerlichen Sünden gegen die Familie von Uria, dem Hethiter. David betet flehentlich: „Gott, sei mir gnädig nach deiner [liebevollen] Güte“ (Vers 3) und „nimm deinen heiligen Geist nicht von mir“ (Vers 13).

Einige moderne Versionen geben das entsprechende hebräische Wort „checed“ als „standhafte Liebe“ wieder, aber das ist ein bisschen kalt und mechanisch im Vergleich zu der großartigen Übersetzung des Märtyrers William Tyndale, „liebevolle Güte“. Ja, die Bibel durchdringt uns mit ihrer tiefen Bedeutung, wenn sie durch den Geist aktiviert wird, der die Tiefen Gottes erforscht (1. Kor 2,10). Es ist der Heilige Geist, der uns in alle Wahrheit führt und der es uns ermöglicht, die größeren Dimensionen dieser Worte zu erkennen, die in unser Inneres eindringen und uns ermutigen, zu wissen und zu fühlen, dass Gott bei uns ist, in uns ist und durch uns lebt. Wie Jesus sagte: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63).

Drittens: Der Heilige Geist hilft uns, ständig Frucht hervorbringen. Ich mache gerne die Übung, eine Gemeindegruppe oder eine Bibelstunde zu bitten, neun Eigenschaften der Frucht des Heiligen Geistes an eine Tafel zu schreiben. Erinnern Sie sich an sie? Liebe, Freude, Frieden – wer wünscht sich nicht mehr Freude? Mehr Frieden? Was ist mit dem Wort „Langmut“, das die Elberfelder Bibel anführt? Gibt es Menschen in Ihrem Leben, am Arbeitsplatz, in der Schule, zu Hause, die Sie „lange leiden“ lassen? Hier hilft uns der Heilige Geist, indem er uns eine kluge Strategie und Weisheit an die Hand gibt, um uns in dieser komplizierten Welt der Büropolitik, des Familienstreits und der Kommunikationsstörungen zurechtfinden. Manchmal möchten wir Vergeltung üben, aber etwas in uns hält uns zurück. Da fällt uns eine Bibelstelle ein, ein Wort eines Freundes oder eine Predigt in der Kirche. Das ist der Heilige Geist, der in uns wohnt und uns auffordert, das Richtige zu sagen und zu tun. Diese Art von Frucht in unserem Leben findet Gottes Wohlgefallen. Und der Strom der Weisheit und des Mitgefühls wurde von Gott selbst initiiert, der die friedliebende, friedensstiftende Brise, die vom göttlichen Wind des Heiligen Geistes weht, „in unsere Herzen lenkt“.

Viertens: Der Heilige Geist gibt uns einen Glauben, den wir mit anderen teilen können. Apostelgeschichte 1,8 zeigt, wie Jesus die zwölf Jünger „in der Kraft des Heiligen Geistes“ aussendet, um seine Zeugen bis an die Enden der Erde zu sein. Es besteht kein Zweifel daran, dass viele Menschen heute durch schlechte persönliche Erfahrungen sich von den Kirchen und dem Christentum „abgewandt“ haben. Nun, hier ist unsere Chance. Wenn eine schlechte Erfahrung die Menschen abgewandt hat, kann ein gutes Beispiel sie vielleicht dazu bringen, es sich noch einmal zu überlegen. Wir wissen nie, wie unser persönliches Beispiel am Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Wohnanlage andere Menschen beeinflussen kann.

Wir waren einmal Gastgeber eines großen Kongresses in Calgary, als ein Mann mit einem hart arbeitenden Hintergrund am Ende auf uns zukam und sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass Pastoren so hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, aber nachdem ich Ihr Team diese Woche in Aktion gesehen habe, habe ich einen anderen Eindruck.“ Das ist die Art von Zeugnis, die sich auszahlt – nicht nur in Worten, sondern in Taten. Wenn wir uns Gottes Geist hingeben und ihm erlauben, durch uns zu wirken, dann erfreut dies Gott den Vater und der Segen beginnt zu uns zu fließen.

Fünftens: Ich kann verzeihen. Oh, das ist ein wichtiger Punkt, nicht wahr? Zweifellos gibt es Menschen, die uns in den Sinn kommen, wenn wir das Wort Vergebung hören. Ob ein entfremdeter Partner, ein verbittertes Kind, ein Bruder oder eine Schwester, ein herrschsüchtiger Chef oder was auch immer unsere täglichen Prüfungen sind, Konflikte gehören zum menschlichen Schicksal. Aber der Heilige Geist kann sanft und beruhigend einwirken, wie ein heilender Balsam, eine wohltuende Salbe. „Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl“ heißt es in den Sprüchen 17,22 oder „wie das feine Salböl“ in Psalm 133,2. Wir können diese Analogie auf die Fähigkeit des Heiligen Geistes ausdehnen, Verletzungen, Schnitte, Beleidigungen und (mit der Zeit) sogar Missbrauch, der uns angetan wurde, zu verarbeiten und zu absorbieren. Der amerikanische Pilot Guy Gruters arbeitete in den 1970er Jahren jahrelang als Kriegsgefangener im „Hanoi Hilton“ in Nordvietnam. Da er aus einem christlichen Elternhaus stammte, wusste er, wie er seine bedrohlichen Verhörer und Folterer ertragen konnte. „Ich habe drei Monate lang gebetet, um ihnen zu vergeben“, erzählte er Diane Sawyer, Moderatorin beim amerikanischen Fernsehsender ABC, „und es hat funktioniert.“ Sie konnten ihm nichts antun, weil er sich über ihnen befand, wie er meinte.

Er war es. Er befand sich an den himmlischen Orten, wo Gott, der Vergebende, lebt und wohnt und von wo aus er jene heilende Gegenwart sendet, die wir den Tröster nennen. Der Heilige Geist ist klug und lebendig und befreit unser Leben von Schlacke und Staub und lässt uns klar sehen, dass letztlich niemand dem Gericht und der übergeordneten Macht Gottes entgeht. Das Gericht ist sein, nicht unseres! Das Festhalten an Hass und Groll hemmt den Fluss von Gottes Geist in uns. Deshalb rät Paulus den Ephesern: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus“ (Eph 4,30-32).

Nichts liegt dem sanften Heiligen Geist mehr am Herzen als Eigenschaften wie Freundlichkeit, Mitgefühl und Vergebung. Das sind seine Stärken und davon hat er jede Menge zu geben – einen unerschöpflichen Vorrat sogar. Bitten Sie ihn darum, er wird Sie nicht enttäuschen.

Und als Letztes: Der Heilige Geist besiegelt die volle Gewissheit der Errettung. Einer meiner Lieblingstexte für viele Jahre war 2. Timotheus 1,7-8, in dem es heißt, dass Gott uns nicht einen Geist der Furcht oder der Angst oder der Niedergeschlagenheit gegeben hat, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Das ist immer noch ein guter Vers, auf den man sich in den Wirren des Lebens stützen kann. Gott weiß, wie schwer es ist, ein christliches Leben in einer Welt zu führen, die scheinbar nur darauf aus ist, in die andere Richtung zu gehen. Nehmen Sie ihn beim Wort. Nehmen Sie die Aufforderung ernst, die Jesus in Lukas 11,13 formuliert: „Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“

Oh, wie sehr brauchen wir den Heiligen Geist in unserem täglichen Leben! Wie gut zu wissen, dass Gott sich aus lauter Liebe danach sehnt, uns mehr von der Kraft seines Geistes zu geben.

Gott sei Dank für sein unschätzbares Geschenk!


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