Fragen zur Dreieinigkeit

Die Dreieinigkeit: 1+1+1 – Es geht einfach nicht auf

Von Dr. Michael Morrison

Der Vater ist Gott, und der Sohn ist Gott, und der Heilige Geist ist Gott, aber es gibt nur einen Gott. Warten Sie einen Moment, sagen einige Leute. „Eins plus eins plus eins ergibt eins? Das kann nicht stimmen. Es geht einfach nicht auf.“

Richtig, es geht nicht auf – und es sollte auch nicht. Gott ist kein „Ding“, das man aufaddieren könnte. Es kann nur Einen geben, der allmächtig, allweise, allgegenwärtig ist – daher kann es nur einen Gott geben. In der Welt des Geistes sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist eins, auf eine Weise vereint, wie es materielle Objekte nicht sein können. Unsere Mathematik basiert auf materiellen Dingen; es funktioniert nicht immer in der grenzenlosen, geistlichen Dimension.

Der Vater ist Gott und der Sohn ist Gott, aber es gibt nur ein Gottwesen. Dies ist keine Familie oder Komitee von göttlichen Wesen – eine Gruppe kann nicht sagen: „Es gibt keinen wie mich“ (Jes 43,10; 44,6; 45,5). Gott ist nur ein göttliches Wesen – mehr als eine Person, aber nur ein Gott. Die frühen Christen bezogen diese Vorstellung nicht aus dem Heidentum oder aus der Philosophie – sie wurden dazu von der Heiligen Schrift quasi gezwungen.

Genauso wie die Heilige Schrift lehrt, dass Christus göttlich ist, lehrt sie auch, dass der Heilige Geist göttlich und persönlich ist. Was immer der Heilige Geist tut, tut Gott. Der Heilige Geist ist Gott, wie der Sohn und der Vater es sind – drei Personen, die perfekt in einem Gott vereint sind: der Dreieinigkeit.

Die Frage von Christi Gebeten
Die Frage wird oft gestellt: Da Gott eins (einer) ist, warum musste Jesus zum Vater beten? Hinter dieser Frage liegt die Annahme, dass die Einheit Gottes Jesus (der Gott war) nicht erlaubte, zum Vater zu beten. Gott ist eins. Zu wem hat Jesus also gebetet? Dieses Bild lässt vier wichtige Punkte außer Acht, die wir klarstellen müssen, wenn wir auf die Frage eine befriedigende Antwort erhalten wollen.

Der erste Punkt ist, dass die Aussage „das Wort war Gott“ nicht bestätigt, dass Gott ausschließlich der Logos [das Wort] war. Das Wort „Gott“ in dem Ausdruck „und Gott war das Wort“ (Joh 1,1) wird nicht als Eigenname verwendet. Die Formulierung bedeutet, dass der Logos göttlich war – dass der Logos dieselbe Natur wie Gott hatte – ein Wesen, eine Natur. Es ist ein Fehler anzunehmen, dass der Ausdruck „der Logos war Gott“ bedeutet, dass der Logos allein Gott war. Von diesem Standpunkt aus betrachtet schließt dieser Ausdruck nicht aus, dass Christus zum Vater betet. Anders ausgedrückt: Es gibt einen Christus und es gibt einen Vater, und besteht keine Unvereinbarkeit darin, wenn Christus zum Vater betet.

Der zweite Punkt, der klargestellt werden muss, ist, dass der Logos Fleisch wurde (Joh 1,14). Diese Aussage besagt, dass der Logos Gottes tatsächlich ein menschliches Wesen wurde – ein buchstäblicher, begrenzter Mensch, mit all seinen Eigenschaften und Begrenzungen, die Menschen auszeichnen. Er hatte all die Bedürfnisse, die mit der menschlichen Natur einhergehen. Er brauchte Nahrung, um am Leben zu bleiben, er hatte geistliche und emotionale Bedürfnisse, einschließlich dem Bedürfnis, durch Gebet mit Gott Gemeinschaft zu haben. Dieses Bedürfnis wird im Nachfolgenden noch deutlicher werden.

Der dritte Punkt, der klargestellt werden muss, ist seine Sündenlosigkeit. Gebet ist nicht nur für Sünder; sogar eine sündenlose Person kann und sollte Gott preisen und seine Hilfe suchen. Ein menschliches, begrenztes Wesen muss zu Gott beten, muss mit Gott Gemeinschaft haben. Jesus Christus, ein menschliches Wesen, musste zum unbegrenzten Gott beten.

Dies wirft die Notwendigkeit auf, einen vierten Fehler zu korrigieren, der beim gleichen Punkt gemacht wird: Die Annahme, dass die Notwendigkeit zu beten, ein Beweis dafür ist, dass eine betende Person nicht mehr als menschlich ist. Diese Annahme hat sich aus einer verzerrten Auffassung über das Gebet in das Denken vieler Menschen eingeschlichen – von der Auffassung, dass die Unvollkommenheit des Menschen die einzige Grundlage für das Gebet ist. Diese Auffassung ist nicht der Bibel oder von irgendetwas anderem, was Gott offenbart hat, entnommen. Adam hätte beten müssen, sogar wenn er nicht gesündigt hätte. Seine Sündenlosigkeit hätte seine Gebete nicht unnötig gemacht. Christus betete, obwohl er perfekt war.

Mit den obigen Klarstellungen vor Augen kann die Frage beantwortet werden. Christus war Gott, aber er war nicht der Vater (oder der Heilige Geist); er konnte zum Vater beten. Christus war auch ein Mensch – ein begrenztes, buchstäblich begrenztes menschliches Wesen; er musste zum Vater beten. Christus war auch der neue Adam – ein Beispiel des perfekten Menschen, das Adam hätte sein sollen; er war in beständiger Gemeinschaft mit Gott. Christus war mehr als menschlich – und Gebet verändert diesen Status nicht; er betete als der Sohn Gottes, der Mensch geworden war. Die Auffassung, dass Gebet für jemanden, der mehr als menschlich ist, unpassend oder nicht notwendig sei, leitet sich nicht von Gottes Offenbarung ab.


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