Was ist das Besondere an der Trinitätstheologie?

Von Dr. Joseph Tkach

Mehr über das Wesen Gottes zu erfahren prägt meine Zeit im regelmäßigen Bibelstudium bereits seit einem Jahrzehnt und je mehr ich über Gott erfahre, desto faszinierter bin ich von ihm. Die richtige Perspektive darüber zu haben, wer Gott ist, kann niemals überbewertet werden.

Sich seiner Herrschaft über die Ewigkeit und seines Wesens bewusst zu sein, richtet unsere Glaubensgrundsätze auf ihn aus. Ich liebe das folgende Zitat von Charles Haddon Spurgeon, des bekanntesten Predigers Englands während der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts: „Die höchste Wissenschaft, die erhabenste Spekulation, die mächtigste Philosophie, die je die Aufmerksamkeit eines Kindes Gottes in Anspruch nehmen kann, ist der Name, das Wesen, die Person, das Werk, die Taten und das Dasein des großen Gottes, den es seinen Vater nennt. In der Betrachtung der Gottheit ist etwas, was die Seele sehr veredelt. Es ist ein so großer Gegenstand, dass alle unsere Gedanken sich in seiner Unermesslichkeit verlieren; ein so tiefer, dass unser Stolz in seiner Unendlichkeit untergeht.“

Manchmal werde ich gefragt, was denn das Besondere an der Trinitätstheologie ist. „Glauben nicht alle orthodoxen Kirchen an die Dreieinigkeit?“ Ja, das tun sie. Der Glaube an die Dreieinigkeit wird sogar als Kennzeichen einer authentischen christlichen Lehre angesehen. Durch das Akzeptieren der Dreieinigkeitslehre wurde unsere Glaubensgemeinschaft nicht mehr als Sekte, sondern als legitime christliche Denomination angesehen.

Als ich mich damit befasste, was die verschiedenen Gemeinden über die Dreieinigkeit glauben, ist mir aufgefallen, dass die meisten zwar der Dreieinigkeit zustimmen, allerdings spielt sie für kaum eine Gemeinde eine zentrale Rolle. Viele verstehen die Dreieinigkeit als eine abstrakte Idee, die zwar für Theologen, aber nicht für die übrigen Gläubigen von Interesse ist. Das ist wirklich schade, denn wenn die Dreieinigkeit nicht im Mittelpunkt unseres Glaubens steht und dadurch alle anderen Glaubensgrundsätze prägt, entstehen eigenartige Ideen und Verzerrungen.

Zum Beispiel tendieren diejenigen, die das Gesundheits-/Reichtum-/Wohlstands-Evangelium predigen, dazu, Gott als einen übernatürlichen Kaffeeautomaten zu sehen, der einem genau das gibt, wonach man sich sehnt. Andere tendieren dazu, Gott als eine mechanistische Version des Schicksals anzusehen, die bereits alles vor der Erschaffung der Welt vorbestimmt hat – inklusive einer Liste mit den Namen der Menschen, die errettet werden und die nicht errettet werden. Mir fällt es sehr schwer zu akzeptieren, dass Gott Milliarden von Menschen geschaffen hat, damit sie in aller Ewigkeit von ihm getrennt sind.

Die Trinitätstheologie stellt die Dreieinigkeit in den Mittelpunkt unserer Lehren. Sie beeinflusst alles, was wir glauben und was wir von Gott verstehen. Die Theologin Catherine LaCugna schreibt in ihrem Buch God for us (Gott ist für uns): „Die Doktrin über die Dreieinigkeit ist letzten Endes [...] weder eine Lehre über das abstrakte Wesen Gottes noch Gott getrennt von allem anderen außer sich selbst, sondern eine Lehre über Gottes Leben mit uns und unser Leben miteinander. Die Trinitätstheologie könnte man als eine Theologie der Beziehungen beschreiben, die sich mit den Mysterien von Liebe, Beziehungen, Menschsein und Gemeinde innerhalb des von Gott gegebenen Rahmens (seiner Menschwerdung in Christus und dem Wirken des Heiligen Geistes) beschäftigt.“ [Anmerkung: Auch wenn ich vieles, was in diesem Buch geschrieben steht wertschätze, stimme ich nicht mit allem überein.]

Wir kennen dieses dreifaltige Leben Gottes von Jesus selbst, der Gottes Selbstoffenbarung in menschlicher Gestalt ist. Es sollte unsere Regel sein, dass alles, was wir über die Dreieinigkeit sagen, von Jesus kommen muss: seinem Leben, Lehren, Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und seiner versprochenen Wiederkunft.

Ich habe bereits viele Schaubilder gesehen, die die Dreieinigkeit zu erklären versuchten. Viele sind zu sehr vereinfacht und andere sind schlichtweg verwirrend. Es ist selbstverständlich nicht möglich, das Wesen Gottes anhand eines Bildes zu erklären oder gar zu erfassen. Trotzdem kann uns eine gute Abbildung dazu verhelfen, einige Aspekte der Trinitätslehre besser zu verstehen. Vielleicht finden Sie ja diese Abbildung hilfreich. Sie fasst die Lehren der frühen Kirchen zusammen und verdeutlicht, dass das richtige biblische Verständnis bezüglich des Wesens Gottes an drei grundlegenden Ansichten über Gott festhält. Es zeigt auch an, dass wir die Dreieinigkeit Gottes leugnen, wenn auch nur einer dieser Glaubensgrundsätze abgelehnt wird.

Die drei Seiten des Dreiecks in diesem Schaubild repräsentieren diese drei grundlegenden Ansichten, und die Spitzen des Dreiecks gegenüber dieser Seite sind die Fehlschlüsse, die entstehen, wenn der korrespondierende Glaubensgrundsatz abgelehnt wird.

  • Ablehnung gegenüber den drei Personen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) führt zu Modalismus (manchmal auch als Einigkeitslehre bezeichnet), dem fehlerhaften Glauben, dass Gott uns auf dreierlei Weise erscheint, in drei unterschiedlichen Rollen agiert und drei unterschiedliche Namen hat.
  • Ablehnung gegenüber der Personengleichheit führt zu Unterordnung und Nachrangigkeit, dem fehlerhaften Glauben, dass eine der drei göttlichen Personen weniger wichtig ist als der vollkommene und wahrhaftige Gott.
  • Ablehnung gegenüber dem Monotheismus (der Idee, dass es einen allumfassenden Gott gibt) führt zu Polytheismus, dem fehlerhaften Glauben, an zwei oder mehr Gottheiten (das beinhaltet auch den Glauben an Tritheismus, den Glauben an drei eigenständige Götter).

Wenn wir diese drei grundlegenden Ansichten über Gott aufrechterhalten, dann meiden wir die korrespondierenden Irrlehren und sind dadurch treue Zeugen des wunderbaren Mysteriums der Dreieinigkeit.


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