Die Herrlichkeit der Vergebung Gottes
Obwohl Gottes wunderbare Vergebung eines meiner Lieblingsthemen ist, muss ich doch gestehen, dass es schwierig ist, auch nur annähernd zu begreifen, wie real sie ist. Gott hat sie von Anfang an als sein freigiebiges Geschenk geplant, ein teuer erkaufter Akt der Vergebung und Versöhnung durch seinen Sohn, dessen Höhepunkt sein Tod am Kreuz war. Dadurch sind wir nicht nur freigesprochen, wir sind wiederhergestellt – „in Einklang“ gebracht mit unserem liebevollen dreieinigen Gott.
In seinem Buch „Atonement: The Person and Work of Christ” [dt: Versöhnung: Die Person und das Werk Christi] hat der schottische Theologe T. F. Torrance es so beschrieben: „Wir müssen uns immer wieder die Hände vor den Mund halten, da wir keine Worte finden, die der unendlich heiligen Bedeutung der Versöhnung auch nur annähernd genügen könnten.“ T. F. Torrance betrachtet das Geheimnis der Vergebung Gottes als ein Werk eines gnädigen Schöpfers – ein Werk, so rein und groß, dass wir es nicht völlig verstehen können.
Laut der Bibel zeigt sich die Herrlichkeit der Vergebung Gottes anhand vielfacher, darauf bezogener Segnungen. Lassen Sie uns einen kurzen Überblick verschaffen über diese Gnadengeschenke.
Die Notwendigkeit des Todes Jesu am Kreuz wegen unserer Sünden hilft uns zu verstehen, wie ernst Gott die Sünde sieht und wie ernst auch wir Sünde und Schuld sehen sollten. Unsere Sünde entfesselt eine Macht, die den Sohn Gottes selbst vernichten und die Dreieinigkeit zerstören würde, wenn sie es könnte. Unsere Sünde erforderte das Eingreifen des Sohnes Gottes, um das Böse, das sie hervorruft, zu überwinden; er tat dies, indem er sein Leben für uns hingab. Als Gläubige sehen wir Jesu Tod zur Vergebung nicht einfach als etwas „Gegebenes“ oder „Richtiges“ an – es leitet uns zu einer demütigen und tiefen Verehrung Christi und führt uns vom anfänglichen Glauben zur dankbaren Annahme und schließlich zur Anbetung mit unserem ganzen Leben.
Aufgrund des Opfers Jesu haben wir völlige Vergebung. Das bedeutet, dass alle Ungerechtigkeit vom unparteiischen und vollkommenen Richter getilgt wurde. Alles Falsche ist erkannt und überwunden – zunichtegemacht und rechtens gemacht zu unserer Errettung auf Gottes eigene Kosten. Lassen Sie uns diese wunderbare Realität nicht einfach übergehen. Gottes Vergebung ist nicht blind – ganz im Gegenteil. Nichts wird übersehen. Das Böse ist verdammt und hinweggetan und wir sind gerettet von dessen tödlichen Konsequenzen und haben neues Leben empfangen. Gott kennt jedes Detail der Sünde und weiß, wie sie seiner guten Schöpfung schadet. Er weiß, wie Sünde Sie und die von Ihnen geliebten Menschen verletzt. Auch sieht er über die Gegenwart hinaus und sieht, wie die Sünde sich auf die dritte und vierte Generation auswirkt und ihnen schadet (und darüber hinaus!). Er kennt die Macht und Tiefen der Sünde; deshalb möchte er, dass wir das verstehen und uns erfreuen an der Macht und Tiefe seiner Vergebung.
Die Vergebung erlaubt uns zu erkennen und zu wissen, dass es mehr zu erleben gibt, als wir in unserer gegenwärtig vorübergehenden Existenz wahrnehmen. Dank Gottes Vergebung können wir erwartungsvoll in die herrliche Zukunft blicken, die Gott für uns bereitet hat. Er hat nicht zugelassen, dass irgendetwas geschieht, was sein Versöhnungswerk nicht erlösen, erneuern und wiederherstellen könnte. Die Vergangenheit hat nicht die Macht, die Zukunft zu bestimmen, zu der uns Gott, dank des Versöhnungswerkes seines geliebten Sohnes die Tür geöffnet hat.
Durch den Sohn Gottes, unseren ältesten Bruder und Hohepriester kennen wir Gott als unseren Vater. Jesus lud uns ein, einzustimmen in seine Anrede gegenüber Gott, dem Vater und ihn mit Abba anzusprechen. Das ist ein vertraulicher Ausdruck für Papa oder lieber Vater. Er teilt mit uns die Vertrautheit seiner Beziehung mit dem Vater und führt uns in die Nähe des Vaters, die dieser sich mit uns so sehr wünscht.
Um uns in diese Vertrautheit zu führen, hat uns Jesus den Heiligen Geist gesandt. Durch den Heiligen Geist können wir uns der Liebe des Vaters bewusst werden und anfangen, ein Leben als seine geliebten Kinder zu führen. Der Autor des Hebräerbriefes betont die Überlegenheit des Werkes Jesu in dieser Hinsicht:
Das Amt Jesu war ein höheres, als das der Priester des Alten Bundes, weil der Bund, dessen Mittler er nun ist, gegenüber dem Alten überlegen ist, denn er gründet sich auf bessere Verheißungen … Denn ich will gnädig sein ihren Missetaten, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken (Hebr 8,6.12).
In einem Interview für unser Programm You’r Included wies Robert Walker, der Neffe von T. F. Torrance, darauf hin, dass der Beweis für unsere Vergebung in der Vernichtung von Sünde und Tod bestehe, die durch die Auferstehung bestätigt wurde.
Die Auferstehung ist ein höchstmächtiges Ereignis. Es ist nicht bloß die Auferstehung eines Toten. Sie ist der Beginn einer neuen Schöpfung – der Anfang der Erneuerung von Zeit und Raum … Die Auferstehung ist Vergebung. Sie ist nicht nur der Beweis für die Vergebung, sie ist die Vergebung, da laut Bibel Sünde und Tod zusammengehören. Deshalb bedeutet die Vernichtung der Sünde auch die Vernichtung des Todes. Das wiederum bedeutet, dass Gott durch die Auferstehung die Sünde auslöscht. Es musste jemand auferstehen, der unsere Sünde aus dem Grab nahm, so dass die Auferstehung auch zur unsrigen wurde. Deshalb konnte Paulus schreiben: „Ist Christus aber nicht auferstanden, so seid ihr noch in euren Sünden.“ … Bei der Auferstehung handelt es sich nicht nur um die Auferstehung eines Toten; vielmehr stellt sie den Beginn der Wiederherstellung aller Dinge dar.
Durch unsere Erwählung zum Heil hat das uralte philosophische Dilemma ein Ende – Gott sendet den Einen für die Vielen und die Vielen sind aufgenommen in dem Einen. Deshalb schrieb der Apostel Paulus an Timotheus:
„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als sein Zeugnis zur rechten Zeit. Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel …, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit“ (1. Tim 2,5-7).
In Jesus erfüllen sich Gottes Pläne für Israel und die ganze Menschheit. Er ist der treue Diener des einen Gottes, der königliche Priester, der Eine für die Vielen, der Eine für alle! Jesus ist der Eine, durch den Gottes Ziel erreicht wurde, allen Menschen, die je gelebt haben, vergebende Gnade zu schenken. Gott bestimmt oder erwählt den Einen nicht, um die Vielen abzuweisen, sondern als den Weg, um die Vielen einzubeziehen. In der Heilsgemeinschaft Gottes bedeutet Erwählung nicht, dass es implizit auch Zurückweisung geben muss. Es ist vielmehr so, dass Jesu exklusiver Anspruch darin besteht, dass nur durch ihn alle Menschen mit Gott versöhnt werden können. Bitte beachten Sie folgende Verse aus der Apostelgeschichte:
„Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apg 4,12).
„Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden“ Apg 2,21).
Ich glaube, Sie alle stimmen mir zu, dass es für alle Menschen sehr wichtig ist, die gute Nachricht von Gottes Vergebung zu hören. Alle Menschen brauchen die Erkenntnis, dass sie mit Gott versöhnt sind. Sie werden aufgefordert, auf diese Versöhnung zu reagieren, die durch die vom Heiligen Geist bevollmächtigte Verkündigung des Wortes Gottes bekannt gemacht wird. Alle Menschen sollen verstehen, dass sie eingeladen sind, das zu empfangen, was Gott für sie bewirkt hat. Sie sind auch zur Teilhabe am gegenwärtigen Werk Gottes eingeladen, so dass sie in persönlicher Einheit und Gemeinschaft mit Gott in Christus leben können. Alle Menschen sollen erfahren, dass Jesus, als Gottes Sohn, Mensch wurde. Jesus erfüllte Gottes ewigen Plan. Er schenkte uns seine reine und unendliche Liebe, vernichtete den Tod und will uns im ewigen Leben wieder bei sich haben. Die ganze Menschheit braucht die Botschaft des Evangeliums, weil sie – wie T. F. Torrence bemerkt – ein Geheimnis ist, das „uns mehr in Staunen versetzen sollte, als es sich je beschreiben ließe“.
Ich bin voller Freude, dass unsere Sünden gesühnt sind, dass Gott uns vergeben hat und uns wirklich für alle Zeiten liebt. ❏