Gibt es bei Gott eine zweite Chance?
Es ist der typische Actionfilm: Es sind noch 10 Sekunden bevor die Bombe in die Luft geht und Tausende von Menschen in den Tod reißt, ganz zu schweigen von dem ehrbaren Held, der versucht die Bombe zu entschärfen. Schweiß tropft vom Gesicht des Helden und die angespannten Polizisten und andere Akteure halten den Atem an. Welcher Draht muss durchtrennt werden? Der rote? Der gelbe? Noch vier Sekunden. Der rote! Noch zwei Sekunden. Nein, der gelbe! Schnipp!
Es gibt nur eine Chance es richtig zu machen. Aus irgendeinem Grund schneidet der Held im Film immer den richtigen Draht durch, doch das Leben ist kein Film. Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, dass Sie den falschen Draht durchgeschnitten haben und auf einmal schien alles verloren? Ich glaube, dass wir herausfinden, ob Gott zweite Chancen gibt, wenn wir uns das Leben Jesu anschauen.
Jesus war (und ist) Gott und sein Leben und sein Charakter reflektieren sehr deutlich den Charakter Gottes, des Vaters. Als der Jünger Petrus zu Jesus kam und ihn fragte „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzig Mal sieben Mal“ (Mt 18, 21-22).
Um die Bedeutung dieses Gesprächs nachzuvollziehen muss man die Kultur dieser Zeit ein wenig verstehen. Zu dieser Zeit sagten die religiösen Lehrer, dass man einem Menschen, der einem Böses getan hat, drei Mal vergeben soll. Danach muss man es nicht mehr. Petrus dachte, dass er ein sehr gerechter Mensch sei und dass Jesus von seiner Antwort, einem Menschen sieben Mal zu vergeben, beeindruckt wäre. Doch Jesus war davon nicht beeindruckt, sondern gab Petrus zu verstehen, dass er das Konzept des Vergebens nicht verstanden hatte. Beim Vergeben geht es nicht darum mitzuzählen, denn dann vergibt man jemanden nicht mit ganzem Herzen. Als Jesus sagte, dass man siebzig Mal sieben Mal vergeben sollte, meinte er damit nicht 490 Mal, sondern dass man unendlich vergeben sollte. Das ist der wahre Charakter und das wahre Herz Jesu und auch Gottes, weil Jesus, Gott der Vater und der Heilige Geist eins sind. Nicht nur im Sein, sondern auch im Charakter – das ist Teil der Dreieinigkeit.
Die Chancen vertan?
Ich habe Menschen getroffen, die wirklich glauben, dass sie zu oft gesündigt haben und dass Gott ihnen deshalb nicht mehr vergeben kann. Sie haben das Gefühl, dass sie ihre Chancen bei Gott vertan haben und nicht mehr errettet werden können. Wie der sprechen das Leben und die Taten Jesu Bände: Petrus, der vertrauteste Freund Jesu, verleugnet ihn öffentlich drei Mal (Mt 26,34, 56, 69-75) und trotzdem streckt Jesus sich nach ihm aus und vergibt ihm und liebt ihn. Ich glaube, dass dieses Erlebnis in vielen Bereichen von Petrus Leben ein Schlüsselerlebnis war. Er wurde einer der treuesten und einflussreichsten Nachfolger Jesu und der Leiter seiner Kirche.
Ein weiteres beeindruckendes Beispiel für die wahre Vergebung Gottes ist, dass Jesus, obwohl er unter unerträglichen Schmerzen am Kreuz starb, denjenigen, die für seinen Tod verantwortlich waren, von ganzem Herzen vergab, auch dann als sie sich noch über ihn lustig machten. Denken Sie darüber einen Moment nach. Es ist eine unglaubliche, wahrhaft göttliche Liebe und Vergebung, die nur Gott schenken kann.
Im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis von Gläubigen und Nicht-Gläubigen ist Gott nicht hinter Ihnen her. Er ist nicht das große, unerreichbare Etwas, das im Himmel sitzt und nur darauf wartet, Sie zu schnappen, wenn Sie einen Fehler machen. So ist nicht Gott, sondern so sind wir Menschen. Das ist Teil unseres Charakters und nicht seines. Wir sind es, die eine Strichliste führen über die Ungerechtigkeiten, die uns widerfahren sind, und nicht Gott. Wir sind es, die aufhören einander zu vergeben und Beziehungen beenden, und nicht Gott.
Wir können zahlreiche Beispiele in der Bibel finden, in denen Gott seine Liebe für uns und seine Sehnsucht nach uns ausdrückt. Wie oft verspricht er uns: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen“ (Hebr 13, 5). Gottes Sehnsucht nach uns ist, dass wir nicht verloren gehen, sondern dass alle Menschen gerettet werden. Das wirklich Wunderbare daran ist, dass Gott und Jesus diese netten Worte nicht nur aussprachen, sondern dass sie alles, was sie sagten, auch durch das Leben Jesu vorlebten.
Gibt Gott nun eine zweite Chance? Die Antwort lautet „Nein“ – Gott gibt uns nicht nur eine zweite Chance, sondern wird uns immer und immer wieder vergeben. Sprechen Sie regelmäßig mit Gott über Ihre Sünden, Fehltritte und Verletzungen. Richten Sie Ihren Blick auf Ihn und nicht darauf, wo Sie glauben zu kurz zu kommen. Gott zählt ihre Fehltritte nicht mit. Er wird uns auch weiterhin lieben, uns vergeben, an unserer Seite sein und an uns festhalten, ganz egal was auch kommt.
Jemanden zu finden, der uns eine zweite Chance gibt – und das sogar täglich – ist nicht leicht, aber Jesus bietet uns beides an. ❏