Wie kann ich errettet werden?

Von Santiago Lange

Vor etwa 2000 Jahren trat ein jüdischer Schriftgelehrter an Jesus Christus heran und stellte ihm eine höchst brisante Frage: „... was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?“ (Lk 10,25). Er ging damit der alten Frage der Ewigkeit nach. In diesem Artikel möchte ich diese Frage kurz aus biblischer Sicht beleuchten. Gibt es tatsächlich ein Gesetz, das uns ein solches ewiges Dasein geben kann?

Jesus antwortete dem Schriftgelehrten, indem er ihm eine Gegenfrage stellte: „Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?“ (Lk 10,26). Der hochgebildete Glaubensgelehrte antwortete Jesus, indem er zwei Verse aus dem Alten Testament zitierte. Seine Worte finden wir in Lukas 10,27: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Jesus antwortete: „Du hast recht geantwortet“ (V.28). Dann zitierte er aus dem 3. Buch Mose (18,5): „... tu das, so wirst du leben.“ Mit anderen Worten: „Herr Schriftgelehrter, Sie gaben die richtige Antwort, nun handeln Sie auch danach!“ Der mit Jesus im Gespräch stehende Glaubensgelehrte fühlte sich angesichts dieser Antwort äußerst unwohl und versuchte, das Thema zu wechseln. Plötzlich wurde ihm aufs Schmerzlichste bewusst, selbst nicht konform seiner eigenen Gesetzesauslegung zu leben. Er erkannte sein Scheitern.

Um es klar und deutlich zu sagen: Wäre das ewige Leben durch Gesetzestreue zu erlangen, so müssten wir uns auch gesetzeskonform verhalten – wir müssten strickt das Gesetz einhalten und dann würden wir ewig leben. Daraus ergibt sich jedoch ein Problem: Waren wir je imstande, vollkommen nach dem Dekalog zu leben? War überhaupt je ein Mensch in der Lage, sich an jedem Tag und zu jeder Stunde seines Lebens ganz und gar gesetzeskonform zu verhalten, ohne sich je einen Fehltritt zu erlauben? Gott ist heilig und gerecht, und er erwartet seinerseits vollkommene Heiligkeit. 99,99 Prozent kommen aus seiner heiligen Sicht einem Versagen gleich. Bei Jakobus 2,10 heißt es: „Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig.“ Blicken wir den Fakten ehrlich ins Auge: Wir alle bekommen auf unserem geistigen Zeugnis die Note 6. „Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns“ (1. Joh 1,10). Darüber hinaus macht die Bibel unmissverständlich deutlich, dass zur Errettung durch Einhaltung des Gesetzes die ständige, vollkommene Befolgung desselben erforderlich ist. Das Gesetz muss in Gänze, lückenlos und ohne Ausnahmen und Fehltritte eingehalten werden – und das ständig, vierundzwanzig Stunden täglich, das ganze Leben lang.

Diese vollkommene Gesetzestreue war nur einem möglich: Jesus Christus, der Sohn Gottes, war ohne Sünden. Nie machte er sich selbst der Sünde schuldig. Sein himmlischer Vater erklärte dreimal: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Fakt ist also, dass niemand durch Einhaltung des Gesetzes erlöst wird. Der Römerbrief (3,20) lässt es an Deutlichkeit nicht fehlen: „... kein Mensch [kann] durch die Werke des Gesetzes vor ihm [Gott] gerecht sein ... Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Der sündige Mensch kann den heiligen Anforderungen von Gottes Gesetz nicht gerecht werden. Niemand ist aus eigener Kraft vor Gott gerecht.

Worin bestand dann aber der Sinn des Dekalogs? Sein Hauptzweck bestand darin, die Sünde zu entlarven. „... durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Das Gesetz macht dem Menschen seine Sündhaftigkeit bewusst. Der Apostel Paulus fügt dazu an: „... die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: ,Du sollst nicht begehren!‘“ (Röm 7,7). In einem anderen Brief schrieb er: „Aber die Schrift hat alles eingeschlossen unter die Sünde“ (Gal 3,22). Das Gesetz machte uns also unwiderruflich zu Gefangenen der Sünde.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass das mosaische Gesetz nie als ein Mittel zur Erlangung des Heils dienen sollte. Es sollte uns lediglich unsere Schwächen und Fehltritte deutlich vor Augen führen und uns auf Christus verweisen, so dass wir ganz auf ihn als unseren Erlöser vertrauen. Jeder Mensch hat aus Gottes Sicht gesündigt. Es gibt keine Ausnahmen. Alle stehen mit leeren Händen vor ihm. „... es ist hier kein Unterschied“ zwischen dem unmoralisch Handelnden, dem Selbstgerechten oder dem Frommen. Wenn wir das Gesetz auch nur im Geringsten gebrochen haben, so haben wir es vor Gott in Gänze gebrochen und sind schuldig. Deshalb sind wir alle hinter den Erwartungen unseres himmlischen Vaters zurückgeblieben.

Paulus erläutert in den ersten beiden Kapiteln des Römerbriefes, was unter der Schuld aller zu verstehen ist. Unsere persönlichen Sünden, so führt er dort aus, legen Zeugnis davon ab, dass niemand vor Gott gerecht ist. Allen ermangelt es „des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“. Gottes „Ruhm“ ist der Maßstab seiner Gerechtigkeit. Uns fehlt es an göttlicher Gerechtigkeit, und deshalb ermangelt es uns seines Ruhmes.

Martin Luther sagte einst: „Die Menschen sind allesamt bar jeglicher Tugend, derer sie sich rühmen könnten.“ Der ganzen Menschheit ermangelt es „der Ehre vor Gott“ (Zürcher Bibel). Dem Menschen fehlt es an der Rechtschaffenheit, die Gott von ihm fordert, und so wird er für sündig befunden. Der Allmächtige hat seinen Zorn gegenüber allen Sündern offenbart. „Denn es offenbart sich der Zorn Gottes vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten“ (Röm 1,18; Zürcher Bibel).

Wir können nicht Gott oder irgendjemand anderem die Schuld geben, weil wir selbst es sind, die Schuld auf uns laden. Wir alle sind Gott gegenüber für unsere Einstellung und unser Handeln verantwortlich. Es ist schon gerechtfertigt, davon zu sprechen, dass wir alle ohne weiteres als „Feinde“ Gottes bezeichnet werden könnten. Der Mensch steht in seiner Sündhaftigkeit Gott feindselig gegenüber. Die gute Botschaft aber verheißt uns, dass Gottes heiliger Zorn allem Sündigen gegenüber durch das von Jesus Christus für uns Sünder geleistete Sühneopfer Genüge getan ist.

Seit Anbeginn der Geschichtsschreibung versucht der Mensch über gute Werke Brücken zu Gott zu schlagen, wobei jedoch all seine Versuche stets zum Scheitern verurteilt waren. Aus „Was müssen wir tun, um das ewige Leben zu ererben?“ wird „Wie in aller Welt können wir es schaffen?“ Nehmen wir es doch endlich zur Kenntnis, WIR können es nicht! Alles, was der sündige Mensch tun kann, ist, voll und ganz auf die Gnade Gottes zu vertrauen. „Wie kann ein Mensch Gerechtigkeit vor dem Allmächtigen erlangen?“ „Wie rechtschaffen müssen wir sein, um Gottes Wohlgefallen zu finden?“

Die Bibel weist darauf hin, dass es nur einen Weg zur Erlangung der Gerechtigkeit gibt. Gott selbst muss sie uns zuteilwerden lassen; denn aus uns heraus können wir sie nicht erlangen. Der von unserem himmlischen Vater geforderte Gehorsam ist so weitreichend, dass keiner von uns ihm gerecht werden kann. Wir haben alle gesündigt und ermangeln der Ehre vor Gott, und der hohe Preis, den es für geistliches Versagen zu zahlen gilt, ist der Tod. Unsere Versuche, das Gesetz aus uns heraus vollkommen einzuhalten, um so Erlösung zu erfahren, haben sich erübrigt, weil ein anderer diese vollkommene Gesetzestreue für uns geleistet hat.

Gott überlässt es nicht uns, dem Gesetz Genüge zu tun. Er hat dem Gesetz in Vollkommenheit Genüge getan, und seine Gerechtigkeit wurde uns zugerechnet. Die gute Botschaft lautet also, dass der von Gott geforderte vollkommene Gehorsam durch Jesus Christus für uns geleistet wurde. In diesem Sinne sind wir durch Gehorsam errettet: „... so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen als Gerechte behandelt werden“ (Röm.5,19; Zürcher Bibel). Die von Gott um unserer Gerechtigkeit willen geforderte Gesetzestreue ist das Werk, das unser himmlischer Vater in Christi Kreuzestod anerkannte. Wir stehen wegen des vollkommenen Gehorsams, den Jesus an unserer statt leistete, vor Gott gerecht da. Die Gerechtigkeit Jesu wurde uns zugeschrieben. Sie wird uns angerechnet. Wir können sie durch nichts aufbessern und ihr auch nichts hinzufügen. Das Erlösung verheißende Werk hat Jesus ein für alle Mal am Kreuz vollbracht, und so nimmt Gott alle reuigen Sünder bei sich auf, die auf Errettung durch Christus vertrauen.

Wir sind gerecht gesprochen durch den Glauben und nicht durch Werke oder Gehorsam unsererseits. Selbst der schlichte Glaube an das Werk Christi ist kein von uns vollbrachtes Werk. Gott erfüllt unsere Herzen mit jenem Glauben. Wer an Christus glaubt, der empfängt Gottes Geschenk, ohne dass er aus eigener Kraft durch seine Werke eine Gegenleistung für das Geschenk des ewigen Lebens bringen müsste. Wir können unsererseits nichts zur Aussöhnung mit Gott beitragen; denn unser himmlischer Vater hat dank des vollkommenen Gehorsams Christi bereits alles Notwendige getan.

Was bleibt uns also zu tun? Alles, was wir tun KÖNNEN, ist dieses Heil, das ewige Leben, anzunehmen, indem wir auf Gottes Botschaft vertrauen, allein in Christus von ihm angenommen zu werden. Wir sind aus Gnade errettet kraft unseres Glaubens an das vollendete Werk Christi. Wir sind nicht dank unseres Gehorsams aus Gnade errettet und auch nicht durch Taufe, Kirchenmitgliedschaft, Zungenreden oder andere Glaubensbezeugungen. Glauben praktizieren wir nicht so, als käme es dabei auf bestimmte Gemütsregungen an.

Wir sind errettet, indem wir darauf vertrauen, was Gott bereits in Jesus Christus für uns vollbracht hat. Der Gläubige kann in dem Bewusstsein leben, ein Kind Gottes zu sein, weil er nicht auf selbst geübte Rechtschaffenheit vertrauen muss, sondern seine Gerechtigkeit allein in Christus findet. Gott hat dem Gläubigen Christi Gerechtigkeit angerechnet. Die Bibel macht unmissverständlich klar, dass keiner vor dem Allmächtigen durch gute Werke gerechtfertigt ist, weil die Sünde alles ins Verderben zieht. Wir täuschen uns selbst, wenn wir uns für gut genug halten, um Gottes Wohlgefallen zu finden.

Unser himmlischer Vater allein schafft jene Gerechtigkeit, die seinen Gefallen findet. Sie ist „ohne Zutun des Gesetzes“ (Röm 3,21). Das Gesetz hilft uns nicht weiter. Es macht uns nur unmissverständlich klar: „Du bist schuldig. Du bist ein Versager. Du wirst meinen berechtigten Forderungen einfach nicht gerecht.“ All unsere Versuche, dem Gesetz zu entsprechen, sind lediglich Belege unseres steten Scheiterns. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ist nur „ohne Zutun des Gesetzes“ zu erlangen. Sie ist unabhängig von diesem zu sehen und bedient sich seiner nicht.

Der Mensch kann durch gute Werke keine Gerechtigkeit vor Gott erlangen. Nur durch Glauben an Jesus Christus allein kann er vor ihm bestehen. Wie erlangen wir also Gerechtigkeit vor Gott? Durch Glauben an Jesus Christus. Glauben heißt, auf Christus und das, was er zu unserem Heil für uns getan hat, zu vertrauen. Ist das nun eine billige Gerechtigkeit? Absolut nicht. Es ist die wertvollste überhaupt. Sie ist rein und heilig. Der Sohn Gottes, Jesus Christus, erlangte sie für uns durch seinen Tod, den er für unsere Sünden auf sich nahm. Es ist die einzige Gerechtigkeit, die vor Gott Bestand hat. Sie verheißt uns Rechtfertigung vor unserem himmlischen Vater. Sie ist sein Geschenk an uns sündige Menschen.

Was das Gesetz aufgrund seiner Schwäche nicht vermochte, vollbrachte Gott durch seinen Sohn Jesus Christus. Diese uns zugerechnete Gerechtigkeit ist göttlicher Natur und entspricht daher vollkommen seinem heiligen Wesen. Es ist die Gerechtigkeit Gottes, nicht die des Menschen. Von ihm geht sie aus, und er ist es auch, der sie uns zuteilwerden lässt. Durch diesen Akt der Erneuerung erlangen wir das Leben Gottes, das uns gleichermaßen nur aufgrund unseres Glaubens zuteilwird. So wird uns dereinst sowohl vollkommene Rechtfertigung vor Gottes Gericht als auch die volle Teilhabe an seiner Familie gewährt.

Gott selbst, gegen den wir uns versündigten, stellte den Statthalter für uns. Er gab seinen eigenen Sohn als Sühneopfer für unsere Sünden hin. Dieser trug unsere Sünde und unsere Schuld. Jesus war gleich- zeitig der für unsere Sünden Geopferte und der sich für den Sünder opfernde Große Hohepriester. Durch seinen Tod trat der sündige Mensch aus der ewigen Straße von Gottes Zorn. Sein Blut ist das Zeichen seines Opfertodes. Sein Leben wurde als Sühneopfer dahingegeben. Sein vergossenes Blut ist der eindeutige Beweis für seinen Tod. Er gab sein Leben für uns dahin (s. Röm 3,25; 8,32; Hebr 9,12; 10,19; 1. Petr 1,19; 1. Joh 1,7; Offb 1,5; 5,5; Mt 20,28; 1. Kor 5,7; Joh 1,29).

Und wiederum ist es der Glaube, der uns Christi Leistung und Werk erschließt. Er fußt auf dem für unsere Sünden von Christus vollbrachten Kreuzestod und seiner Auferstehung. Der Patriarch Abraham wird vom Apostel Paulus als herausragendes Beispiel herangezogen, um uns den Erlösung bringenden Glauben deutlich vor Augen zu führen: „So war es mit Abraham: ,Er hat Gott geglaubt, und es ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.‘ ... So werden nun die, die aus dem Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham ... Dass aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn, der Gerechte wird aus Glauben leben‘“ (Gal 3,6.9.11).

Der einzelne Gläubige schaut also nicht mehr, auf sich selbst bauend, darauf, was er infolge eigener Bemühungen einmal war, was er jetzt ist oder sein wird. Er wendet seinen Blick vollkommen Jesus Christus und dessen vollbrachtem Werk zu. Allein darauf baut der gläubige Christ hinsichtlich seiner Erlösung. Wir sind nicht durch frei wählbare Glaubensgrundsätze errettet, sondern durch Glauben, in dessen Mittelpunkt Christus allein steht. Der Glaube für sich genommen errettet uns nicht, sondern nur der Glaube an den Tod Jesu Christi, welcher für unsere Sünden starb und von den Toten auferstanden ist.

Nehmen wir einmal für einen Moment an, wir stürben heute und stünden vor Gott. Was würden wir sagen, wenn er uns fragte: „Warum sollte ich dir Einlass in mein ewiges Reich gewähren?“ Was würden wir antworten? Was würden wir in die Lücke eintragen: Christus + ....... = ewiges Leben? Christus und gute Werke? Christus und meine Tugendhaftigkeit? Christus und meine Kirchenmitgliedschaft? Christus und meine Kirchentreue? Christus und mein Bemühen, ein Leben als guter Christ zu führen? Christus und was? Christus und meine Taufe durch Untertauchen? Christus und das Zungenreden?

Nichts von alledem. Es ist der Glaube an Christi Werk allein. In dem Moment, in dem wir dem vollendeten Werk Christi etwas hinzufügen, was über seine Glaubensbotschaft hinausgeht, bringen wir damit zum Ausdruck, dass das, was er am Kreuz vollbrachte, unvollkommen war. Um es noch einmal nachdrücklich zu betonen, mit Christi Werk am Kreuz, das er für uns vollbrachte, war aus der Sicht des gerechten Gottes wirklich alles getan. Ist es also nun unser Glaube, der uns errettet? Nein, noch nicht einmal unser Glaube. Es ist unser in Christus gesetztes Vertrauen, das uns Erlösung bringt. Wenn wir sagen, wir erführen durch unseren Glauben Errettung, so wird er damit zu einem Werk, dessen wir uns rühmen könnten. Der Glaube selbst errettet uns also nicht, sondern der Glaube an Christus als unseren Erlöser. Er ist also lediglich Mittel zum Zweck, nicht aber Ursache unserer Rechtfertigung. Der Glaube ist das Bindeglied zu Jesus Christus und seinem Heil bringenden Werk. Jesus ist die Gerechtigkeit, die uns errettet. In seinem Brief an die Römer legt Paulus das Schwergewicht eindeutig auf Rechtfertigung allein durch Glauben.

Indem wir unser Vertrauen in Christus setzen, handeln wir wie der alttestamentliche Priester, der seine Hände auf den Kopf des Opfertieres legte und damit kraft des Glaubens symbolisch die Sünden der Menschen auf das Tier übertrug, was durch die Worte: „Ich lege meine Sünden auf Jesus, das unbefleckte Lamm Gottes“ zum Ausdruck kommt.

Der Wert eines jeglichen Werkes ist ohne Belang, weil ein verlorener Sünder nur durch Glauben allein vor Gott gerechtfertigt und mit ihm ausgesöhnt ist: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme“ (Eph 2,8-9). Gute Werke werden natürlich folgen, da Gott uns bereits den Weg bereitet hat und der Gläubige diese mit seinem neuen Wesen in sich trägt: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen“ (V.10). Gerechtfertigt zu werden heißt nicht gerecht, gut, heilig oder rechtschaffen gemacht zu werden. Der Heilige Geist legt mit der Wiedergeburt den Grundstein hierfür und führt sein Werk mit der Heiligung fort. In der Verherrlichung findet es schließlich seine Vollendung. Die Rechtfertigung bezieht sich jedoch nicht auf die erneuernde, heilig machende Gnade Gottes. Sie ist vielmehr nur eine Erklärung hinsichtlich der Beziehung des Menschen zum Gesetz. Rechtfertigt heißt aber auch nicht einfach „so als habe man nie gesündigt“. Das geht nicht weit genug. Es heißt auch nicht, dass Gott mich gerecht spricht, auf dass ich nie mehr sündige. Es bedeutet „für gerecht erklärt“. Die Rechtfertigung ist Gottes Gnadenakt, durch den er den gläubigen Sünder für gerecht erklärt, während dieser noch in seiner Sündhaftigkeit verhaftet bleibt. Der Allmächtige sieht uns in unserer Not, wie wir uns weiter und weiter in Sünde verstricken. Er sieht, wie wir auf Jesus Christus schauen und kraft unseres Glaubens voll und ganz darauf vertrauen, dass er uns von unseren Sünden reinwäscht. Und obwohl wir mit all unseren Nöten und all unserem Bösen zu ihm kommen, spricht Gott uns gerecht, vergibt und verzeiht uns.

Unsere Rechtfertigung vor Gott stützt sich auf Christi Tod und Auferstehung sowie unseren Glauben an ihn. Wir werden von Gott für gerecht erklärt. Somit ist die Rechtfertigung die rechtliche und formale Freisprechung von Schuld, wie sie von Gott dem Richter vollzogen wird. Gott spricht den auf Jesus Christus vertrauenden Sünder gerecht.

Infolge dieser uns zugesprochenen Gerechtigkeit haben wir Frieden mit Gott. Unsere Rechtfertigung kann deshalb keinesfalls nur teilweise gelten. Sie ist vollkommen. Wir stehen vor Gottes Angesicht gerecht da. Alles, was der Allmächtige tut, ist vollkommen. Wir müssen dem nichts hinzufügen – weder Werke, noch Taufe, weder Kirchenmitgliedschaft, noch Gehorsam. Wir können nicht übertreffen, was er schon vollendet hat. Gott tat alles, was er für notwendig erachtete, damit wir in Gerechtigkeit vor ihn treten können. Da es „nun keine Verurteilung“ gibt, gibt es absolute Rechtfertigung. Christus ist gestorben und von den Toten auferstanden, um jede Sünde auszulösen und zu vergeben, die ein Christ begeht. Er ist deshalb auf ewig seiner Sünden freigesprochen und gerechtfertigt. Gott überträgt die vollkommene Gerechtigkeit Jesu Christi auf den Gläubigen.

F. F. Bruce verdeutlicht uns, was Gott mit uns vorhat. Unsere Zukunft ist seiner Aussage nach gewiss, weil „der Unterschied zwischen Heiligung und Herrlichkeit lediglich in der Abstufung, nicht aber dem Wesen nach besteht. Unter Heiligung ist die stete Annäherung an das Bild Christi hier und jetzt zu verstehen (s. a. 2.Kor 3,18; Kol 3,10), während die Herrlichkeit die vollkommene Übereinstimmung mit dem Bild Christi dort und dereinst bezeichnet. Die Heiligung ist Wegbereiter der Herrlichkeit, während die Herrlichkeit die Vervollkommnung der Heiligung darstellt.“

Nehmen wir für einen Moment an, wir stürben heute Nacht, und stünden dann vor Gott als Oberstem Richter des Universums. Er würde uns zweifellos fragen: „Mein Freund, warum sollte ich dir Einlass in mein Reich gewähren? Du bist ein schuldiger Sünder. Bekennst du dich schuldig?“ Unsere Antwort könnte lauten: „Ich bekenne mich schuldig, Euer Ehren. Mein Verteidiger und Anwalt Jesus Christus, der mir zur Seite steht, spricht für mich.“ Und dieser sagt: „Euer Ehren. Es trifft zu, dass dieser Mensch ein elender Sünder ist. Er ist schuldig. Er verdient es, für seine Sündhaftigkeit ewig bestraft zu werden. Und dennoch, Vater, bin ich für ihn am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden. Er ist gläubig. Ich starb für ihn, und er hat mich als seinen Stellvertreter angenommen.“ Dann wird sich Gott uns zuwenden und fragen: „Stimmt das?“

Wir antworten: „Jawohl, das ist die Wahrheit. Ich nehme für mich in Anspruch, dass allein das von Jesus Christus vergossene Blut mich von allen meinen Sünden reinwaschen kann. Ich glaube an Jesus Christus und vertraue darauf, dass er mich für immer und ewig errettet. Dies hast du, mein Gott, mir mit deinem Wort verheißen. Denn Jesus sagte: ,Denn also hat Gott die Welt [und damit auch mich] geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben‘“ (Joh 3,16).

Gott antwortet: „Freispruch! Per Gerichtsbeschluss verfüge ich, dass du freigelassen wirst. Den Preis dafür hat mein Sohn bezahlt.“ Wir alle scheitern in unserem Bemühen, mit Gott in seiner Heiligkeit in Beziehung zu treten. Wir bedürfen eines Mittlers, der uns errettet und uns frei macht. Dieser Mittler muss als Statthalter für uns eintreten, weil Sünde mit dem Tod bestraft wird. Wir bedürfen eines Mittlers, der heilig und gerecht ist. Nur Jesus Christus kann da vor Gott bestehen. In seiner grenzenlosen Gnade uns Sündern gegenüber machte der Allmächtige ihn zu unserem Stellvertreter.

In dem Moment, in dem wir daran glauben, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, empfangen wir ein uns ohne Gegenleistung gewährtes Geschenk: All unsere Sünden sind uns vollkommen vergeben, und wir sind auf ewig vor Gott gerechtfertigt. Der Allmächtige überträgt seine vollkommene Gerechtigkeit auf uns; denn wir bedürfen der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht unserer Selbstgerechtigkeit. Um das uns ohne Gegenleistung zuteilwerdende Geschenk des ewigen Lebens zu empfangen, bedarf es hier und heute also einzig und allein unseres Glaubens an Christus als unseren persönlichen Heiland und Erlöser. Nur durch den Glauben allein kann ein Mensch dieses Geschenk Gottes empfangen.

An Jesus Christus zu glauben heißt, sich der Wahrheit bewusst zu sein, dass er für unsere Sünden starb, sie für uns anzunehmen und uns ihr zu verschreiben. Untrennbar mit dem Glauben verbunden sind Vertrauen, Bindung, Gehorsam und Hingabe.

Im Glauben vertrauen wir allein auf Christus als unseren Heiland und nehmen ihn in uns auf. Glauben heißt, auf Christus den Menschen, den Sohn Gottes und den Erlöser der Verlorenen zu vertrauen. Der Glaube ist nichts, was uns Wohlwollen bei Gott einbringt. Sein Sinn und Zweck besteht darin, den verlorenen Sünder, der in seiner Schuld und Sünde tot ist, in direkte, persönliche Beziehung zum Erlöser Jesus Christus zu bringen. Nicht der Glaube errettet, sondern Christus durch Glauben. Der Glaube verbindet uns mit Christus. Christus selbst errettet uns.


© Stiftung WKG in Deutschland