Die bedeutende Botschaft der kleinen Propheten von Gottes Gnade im Gericht

Von Neil Earle

In der Bibel eingebettet zwischen den großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel und dem Neuen Testament befinden sich sogenannten kleinen Propheten. Jüdische Gelehrte nennen sie „die Zwölf", und als jemand, der 45 Jahre über sie unterrichtet hat, möchte ich ausführen, dass die Botschaft dieser Propheten keineswegs von geringer Bedeutung ist.

Drei Dinge sind zu beachten, bevor wir uns mit ihnen näher befassen. Da sich die menschliche Natur im Laufe der Jahrhunderte nicht sonderlich verändert zu haben scheint, sind einige dieser Betrachtungen nicht „nachgearbeitet“, um sie relevanter erscheinen zu lassen. Wenn, wie die Bibel aufzeigt, die Probleme der Menschheit sowohl geistiger als auch emotionaler, politischer und technologischer Natur sind, dann können wir davon ausgehen, dass wir aus dem Studium ihrer Bücher lernen können.

Außerdem haben sich die Propheten ihre Rolle nicht selbst ausgesucht, wie es die meisten selbsternannten Propheten und Lehrer heute tun. Sie waren „von Gott geplagte Männer“. Nach ihrem eigenen Bekenntnis wurden sie von dem eifrigen und stets wachsamen Herrn, dem Gott Israels, zu ihrer Aufgabe berufen.

Von Gott berufen
Der deutsche evangelische Alttestamentler Gerhard von Rad (1901-1971) erklärte, dass dieses Element der Einberufung dadurch belegt wird, dass die Berufung zum Dienst sowohl ihren Körper als auch ihre Seele erschütterte. Hesekiel war sieben Tage lang stumm, Daniel fiel in Ohnmacht, Jona wäre fast ertrunken, Amos wurde ins Exil getrieben, Hosea wurde aufgefordert, eine Prostituierte zu heiraten. All das geschah, während sie den internationalen Horizont abtasteten, um zu sehen, wohin Gottes Volk unterwegs war.

Drittens glauben die Christen, dass Jesus Christus im Mittelpunkt aller biblischen Prophezeiungen steht (Lk 24,44), so dass wir erwarten können, ihm (wenn auch in symbolischer, verschleierter Form) auf unserem Weg zu begegnen, da die Verfasser des Alten Testaments die Zukunft in der Regel aus ihrer eigenen Perspektive sahen (man beachte die schöne Beschreibung einer friedlichen Zukunft durch Amos aus einer landwirtschaftlichen Perspektive; Amos 9,13-15).

TEIL 1: DIE NATIONEN MÜSSEN WÄHLEN: GNADE ODER GERICHT?
Ein Mann namens Hosea eröffnet die Zwölf. Seine Botschaft richtete sich an die wohlhabende Gesellschaft unter König Jerobeam II. in Nordisrael, einer Nation, die sich Jahrhunderte zuvor von Juda getrennt hatte. Zur Zeit Jerobeams (793-753 v. Chr.) wurde Israel eine Atempause von den assyrischen Invasionen gewährt, die schließlich das Ende des Nordreichs bedeuten sollten. Israel, das vom Tempel in Jerusalem im Süden abgeschnitten war, entschied sich für eine Religion der rücksichtslosen Selbstverliebtheit und des abscheulichen Götzendienstes Baals, die sexuelle Perversität mit Religion vermischte (Hos 7,4-7).

Um die Lektion des moralischen Zusammenbruchs zu verdeutlichen, ließ Gott Hosea eine Prostituierte heiraten. Das brachte garantiert Probleme mit sich. Hoseas zerrüttete Ehe wurde zu einem lebendigen Gleichnis, das die Hurenhaftigkeit des Volkes Israel vor Gott demonstrierte.

Trotz des luxuriösen Lebens und des wirtschaftlichen Wohlstands rief Hosea aus, dass Israel aus Mangel an Erkenntnis, an Erkenntnis über den wahren Gott und seine Wege, zerstört würde (4,6). So wie Hosea seine Frau aufforderte, ihren Irrweg zu beenden, forderte Gott Israel auf, sich seinem Weg des Friedens, des Segens und der Bundestreue zuzuwenden. Hoseas treulose Ehefrau war die anschauliche Botschaft an das achtlose, vergnügungssüchtige Israel (Hos 2,21-22). Hosea war im Wesentlichen eine Liebesgeschichte, aber die Liebe wurde unter den schwierigsten Umständen auf die Probe gestellt (Hos 3,1-5).

Joels Botschaft richtete sich an das südliche Königreich Juda. Der Hintergrund war eine schreckliche Dürre, die durch eine Heuschreckenplage ausgelöst wurde. Auch Juda hatte sich von Gottes Wegen der Rücksichtnahme, des Anstands und des barmherzigen Umgangs miteinander abgewandt. Joel benutzte die Heuschrecken als Symbol für die einfallenden fremden Heere, die Jerusalem umzingeln werden. Aber wie die meisten Propheten bietet auch Joel dem Volk einen Ausweg an. Dieser Weg führt über Buße, Gebet und Fasten (Joel 2,12-13). Danach wird Gott diejenigen, die darauf reagieren, mit dem Heiligen Geist ausstatten, einer gesegneten Teilhabe an der göttlichen Natur, die zu Seelenfrieden und individuellem und nationalem Segen führt (Joel 3,1-2).

Nahum vs. Ninive
Nahum sagte voraus, dass Ninive schnell fallen würde (Nah 3,12), dass eine Flut kommen würde (2,7) und dass die Stadt verbrannt werden würde (3,13). Die Mallowan-Expedition der British School of Archaeology im Irak von 1949 bis 1953 bestätigte diese Berichte. Der britische Archäologe Sir Max Mallowan (1904-1978) schrieb: „Niemals habe ich ein so perfektes Beispiel für ein rachsüchtiges Freudenfeuer gesehen, der Ruß durchdrang noch die Luft, als wir uns näherten (Nimrud and Its Remains, Band II, Seite 434).

Der Untergang Ninives war so desaströs, dass die Iraker außerhalb des heutigen Mosul, in der heutigen Provinz Ninive, ein Dorf auf einem der Hügel errichteten. Ausgräber gruben sich durch 10-15 Meter Schutt, bevor assyrische Schichten zum Vorschein kamen. So erfüllten sich die Worte des Propheten Zefanja, der schrieb: „Ninive wird er öde machen, dürr wie eine Wüste, dass Herden sich darin lagern werden, allerlei Tiere des Feldes. Auch Dohlen und Eulen werden auf ihren Säulen die Nacht verbringen. … Denn das Zedernholz ist abgerissen“ (Zef 2,13-14). Wie der Historiker Paul Dionne von der Universität Toronto einmal erklärte: „Die Propheten waren außerordentlich gut informiert.“

Das waren sie in der Tat.

Es ist nicht überliefert, ob jemand auf Joels eindringlichen Appell reagierte, aber seine Arbeit war nicht umsonst. Sein Angebot des Heiligen Geistes wird zum zentralen Bestandteil der Botschaft, die Jesus und die Urgemeinde verkündeten (Apg 2,17-21). Fast jedes Mal, wenn es eine Evangeliums-Veranstaltung gibt, werden seine Worte zitiert. Joels Worte leben weiter. Wie schon Hosea gesagt hatte, Gott verursacht Wunden, aber er heilt auch (Hos 6,1-3). Diese heilende Botschaft lebt heute im Dienst von Jesus und seinen Nachfolgern weiter.

Amos entspricht von Rads Definition eines wahren Propheten, eines Propheten, dessen Berufung und Aufgabenbeschreibung von außerhalb kam. Amos lebte im Süden Judas, wurde aber gesandt, um Nordisrael zu warnen. Das macht ihn von vornherein unbeliebt. Die korrupten religiösen Führer stellen ihn zur Rede. Amos antwortet: „Ich bin kein Prophet und wurde auch nie zum Propheten ausgebildet. Ich bin nur ein Viehzüchter und baue nebenher noch Feigen an. Doch der HERR … hat mir aufgetragen: Geh und weissage meinem Volk Israel! So höre nun die Botschaft des HERRN!“ (Am 7,14-16 NLB).

Amos richtet bittere Worte an die elitären Führer und „Oligarchen“ Israels, weil sie die Unschuldigen um Geld und die Armen um ein Paar Schuhe verkaufen (Am 2,6-8). Er zeigt sein Prophetenherz in einem aufwühlenden Dialog mit Gott selbst. Gott droht damit, Israel zuerst durch Heuschrecken und dann durch Feuer auszulöschen, aber Amos setzt sich für das Volk ein. Hosea, Joel und jetzt Amos – sie zeigen die Liebe Gottes, das Angebot der Gnade inmitten des drohenden Gerichts. Die Ausrottung wird zurückgenommen; die Strafe ist nicht die schreckliche totale Katastrophe, die es hätte geben können (Am 7,1-9). Ein Überrest Israels wird überleben, um Gottes weitreichende Absichten zu verwirklichen.

Gott hasst Mord und Gewalttat!
Die nächsten beiden Propheten, der rätselhaft erscheinende Obadja und der wohlbekannte Jona, zeigen, dass Gott alle Völker beobachtet und darauf hofft, dass sie inmitten ihrer groben Verstöße gegen das grundlegende moralische Gesetz, das alle Menschen in sich tragen (Röm 2,14), umkehren. Obadja, Vers 10, zeigt, dass Gott Mord und Gewalttat hasst, die Art von hinterhältigem Verrat, die das südlich gelegene Volk Edom Juda in einer Zeit der größten Gefahr zugefügt hat (Verse 10-11). Edom und Juda waren Brudervölker und Nachbarn und konnten dennoch nicht miteinander auskommen. Wie Frederick Bush es zusammenfasste, „verkörperte Edom nationalen Stolz, Selbstgenügsamkeit, Vertrauen in menschliche Weisheit und Einsicht“ (Old Testament Survey, Seite 373).

Sind das Probleme, die wir heute sehen? Auf jeden Fall. Die Edomiter waren für ihre Weisheit bekannt, aber Gott verlangt Heiligkeit – damals wie heute. Als Gott der Gerechtigkeit gleicht er letztlich die Waage aus. Was die Völker getan haben, das wird auch ihnen widerfahren (Jak 2,13).

Jona wird nach Ninive gesandt, der Hauptstadt von Israels Erzfeind, dem stolzen Assyrien. Das Gericht Gottes sollte über dieses weit entfernte, aber besonders grausame Reich hereinbrechen (Jona 3,8).

Doch das kurze Buch Jona nimmt eine ausgesprochen hoffnungsvolle Wendung. Es erinnert uns erneut daran, dass Israels Gott der Gott aller Völker ist und wie gütig und barmherzig er ist. Obwohl die Assyrer vielleicht den Inbegriff von Grausamkeit und Terror darstellten, veranlasste ihr König sie auf Jonas Predigt hin zur Umkehr. Das ist der Sinn von Jonas Besuch. Gottes Liebe zu allen Völkern leuchtet auf, als er seinen widerspenstigen Propheten mit der Frage herausfordert: „Sollte mich nicht jammern Ninive?“ (Jona 4,11). [1]

Hoffnung im Gericht
Der Prophet Micha fährt mit demselben Thema fort – der Hoffnung auf Barmherzigkeit für Nordisrael inmitten des Gerichts. Selbst als er die herzlosen Landräuber (2,1-5), die Verbrechenswelle und die Morde, die das Leben des Landes zerstören (7,2), den totalen Zusammenbruch der Familienbeziehungen, der zu abscheulichen Menschenopfern führt (6,7), anprangert, gibt er Hoffnung. „Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld … der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird … alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen“ (Mi 7,18-20).

Das ist die beste Nachricht, die ein Mensch – jeder einzelne – jemals hören kann!

Micha zeigt, dass der Gott des Bundes sein Volk nicht vergessen hat, obwohl es das Versprechen, ihm treu zu sein und barmherzig miteinander umzugehen, gebrochen hat. Die Überlebenden in Juda und Israel brauchen diese Worte der Hoffnung, denn wie Hosea, Amos und Micha geschrieben hatten, werden tatsächlich fremde Eindringlinge anrücken und das ganze Volk Israel entwurzeln. Dies geschah in den Jahren 721-718 v. Chr. durch das wiedererstarkte assyrische Reich. Aber Gott ist konsequent. Wie Jona vor ihm hat auch der Prophet Nahum Worte für Ninive, die Hauptstadt Assyriens. „Weh der mörderischen Stadt“, schreibt Nahum über eine Stadt, die durch die Ausplünderung ihrer Nachbarn reich geworden ist, „voll von Lügen und Räuberei, die von ihrem Rauben nicht lassen will“ (Nah 3,1). Historiker waren erstaunt, wie vollständig Nahums Bericht über die Zerstörung Ninives eintraf (siehe Kasten).

Gott regiert!
Der Prophet Habakuk verfasste auch Prophezeiungen zu fremden Großmächten, in diesem Fall über das gefürchtete Babylon, das 586 v. Chr. Jerusalem zerstörte, wie es zuvor die Assyrer getan hatten. Habakuk ist berühmt für die Lektion, die er inmitten dieser verwirrenden Veränderungen der internationalen Ereignisse gelernt hat. „Wie konnte Gott zulassen, dass die heidnischen Babylonier den Tempel Salomos zerstörten?“, fragte er sich (1,12-17). Das war ein Dilemma für seinen Glauben an einen moralisch gerechten Gott. Habakuk verfasste seine Antwort: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4).

Im Auf und Ab der Weltgeschichte, der internationalen Intrigen und Bedrohungen ist es wichtig, dass das Volk Gottes einen übergeordneten Fokus beibehält. Gott regiert in allen Völkern der Menschen! Das gilt für alle Epochen der Geschichte. Auch wenn Gottes Volk Juda in die babylonische Gefangenschaft geschickt wurde, hatte Gott ein Ziel. Während sie in Babylon waren, stellten sie den hebräischen Kanon zusammen und vollendeten ihn somit, die Bücher, die wir heute als das Alte Testament schätzen. Sie kamen auch unter die Gnade und Gunst von Babylons Eroberer, dem mächtigen persischen Reich. Die Perser erlaubten den verbannten Juden die Rückkehr (Esra 1,2-4).

Und dieses ganze Drama, dieses scheinbar sinnlose Kommen und Gehen, bereitet die Bühne für das Wirken der letzten drei kleinen Propheten.

TEIL 2: DER MITREISSENDE HÖHEPUNKT
Um 535 v. Chr. führte ein Nachkomme des legendären Königs David namens Serubbabel etwa 50.000 Juden zurück nach Jerusalem (Esra 2,2). Sie erhielten von den Persern die Erlaubnis, ihren heiligen Tempel wiederaufzubauen, aber das Land war verwüstet, wilde Tiere trieben sich dort herum und erbitterte Feinde hatten Anspruch auf das Land erhoben. Haggai, Sacharja und Maleachi wurden berufen, um dem Volk zu helfen, sich auf das große Ganze zu konzentrieren. Das war Folgendes: Gott wird mit seinem Volk inmitten seiner Schwierigkeiten sein, aber sie müssen den Tempel bauen, um ihm eine Form der nationalen Einheit zu geben und als Zeichen ihrer Treue zu ihm. Als ein rudimentäres Gebäude errichtet wurde, war die alte Generation, die sich an Salomos mächtiges Bauwerk erinnert hatte, bitter enttäuscht (Esra 3,12). Deshalb wurde Haggai zu der Voraussage inspiriert, dass „Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist“ (Hag 2,9).

Wie nun?

Ein anderer Prophet, Maleachi, antwortete. Er sagte: „Bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Bote des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!“ (Mal 3,1). Die Christen glauben, dass sich dies mit dem Erscheinen Jesu Christi erfüllt hat, der oft im Tempel lehrte, den die Generation unter Serubbabel begonnen hatte. Jesus als der Bote des Bundes initiierte auch einen weiteren Bund, den Neuen Bund oder das Neue Testament, wie wir es heute nennen. Dieser Bund sollte sich auf eine Beziehung zu allen Völkern erstrecken (Hebr 8,13; Mt 21,13).

Die kleinen Propheten nehmen uns also mit auf eine spektakuläre Reise durch Zeit und Raum, von den berauschenden Tagen König Jerobeams II. bis zu einem geknechteten Volk, das sich darauf vorbereitet, endlich seinen Erlöser/Messias zu empfangen. Sie führen uns von der Machtpolitik zu der sicheren Hoffnung auf ein neues Reich, das mit heilenden Flügeln ankommen wird (Maleachi 3,20, bereits bei Jesu erstem Kommen eingeleitet). Der Prophet Sacharja fasst diese Entwicklungen in Kapitel 1,15-16 zusammen. Damit leitet er seine spannende Serie von acht Visionen und vier Orakeln ein, die sich hauptsächlich auf die künftige Herrlichkeit Jerusalems und den neuen Tempel konzentrieren, der vom Herrn selbst besucht werden würde. „So spricht der HERR: Ich kehre wieder auf den Zion zurück und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem "Stadt der Treue" heißen soll und der Berg des HERRN Zebaoth … Stärkt eure Hände, die ihr diese Worte hört in dieser Zeit durch der Propheten Mund - an dem Tage, da der Grund gelegt wurde zum Hause des HERRN Zebaoth, auf dass der Tempel gebaut würde“ (Sach 8,1-10).

Die zurückgekehrten Exilanten brauchten diese Worte, denn es war hart, als Pioniere in einem verlassenen Land zu arbeiten. Aber Haggai, Sacharja und Maleachi fassen das Werk der Zwölf und der Propheten, die vor ihnen gekommen waren, zusammen. „Gleichwie ich euch zu plagen gedachte, als mich eure Väter erzürnten, spricht der HERR Zebaoth, und es mich nicht gereute, so gedenke ich nun wiederum in diesen Tagen, wohlzutun Jerusalem und dem Hause Juda. Fürchtet euch nur nicht!“ (Sach 8,14-16).

„Fürchtet euch nicht!“ wurde zum meistzitierten Gebot in der ganzen Bibel!

Jesus im Gewand des Alten Testaments
Sacharja wird im Neuen Testament 71 Mal zitiert, und er macht zahlreiche, wenn auch etwas rätselhafte Anspielungen auf Jesus – seinen Einzug in Jerusalem auf einem Esel (Sach 9,9), seinen Verrat für 30 Silberstücke (11,12-13), seine Verlassenheit durch seine Jünger (13,7). Sacharja beschließt sein Buch mit einer hochdramatischen und bildhaften Beschreibung, wie Gott sein Reich nach einem letzten Kampf gegen das menschliche Böse auf die Erde bringt. Wie der amerikanische Autor William B. Nelson, Professor für das Alte Testament, schreibt, wurden all diese Elemente erst in Jesu irdischem Wirken zusammengefügt, auch wenn einige Ereignisse auf sein zweites Kommen warten. Christen halten heute die Erinnerung daran hoch, dass Jesus im Tempel stand und das lebendige Wasser des Heiligen Geistes anbot, von dem Sacharja so anschaulich schrieb (Sach 14,8; Joh 7,37).

Das war es schon. An den kleinen Propheten ist nichts unbedeutend, denn sie geben uns einen Überblick von den korrupten und sterbenden Königreichen des alten Israels hin zum neuen Jerusalem. Wir lernen, dass sich die Prophezeiungen auf eine Weise erfüllen, die wir nicht immer voraussehen können. Das Volk Gottes muss heute, so Habakuk, das Weltgeschehen und persönliche Traumata mit den Augen des Glaubens sehen. Auf eine Art und Weise, die wir nie ganz erkennen oder verstehen können, werden sich eines Tages all ihre Worte erfüllen und Gerechtigkeit und Nächstenliebe werden die Oberhand gewinnen. Dann wird Gottes Erlösungsplan für die ganze Erde schnell umgesetzt werden. Möge Gott diesen Tag schon bald herbeiführen.

[1] Gott hat diese Verpflichtung eingehalten, denn die Assyrer waren eine der ersten Nationen, die auf das Evangelium reagierten. Ihre Nachkommen sind heute als Assyrische Kirche des Ostens treue Christen inmitten großer Bedrängnis. Wahrlich, diese kleinen Propheten haben eine große Reichweite.


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