Abba

WKG-Kurzpredigt

Abba gehört zu fünf Wörtern der Anbetung, die in der Bibel stehen und die in ihrer ursprünglichen Form in den universalen Wortschatz der Menschheit übernommen worden sind. Diese Wörter finden sich in allen Sprachen, wo man Gottes Wort angenommen hat. Sie gehören zum Vokabular der universalen Kirche Gottes und stammen aus den Sprachen, die Jesus zu seinen Lebzeiten gesprochen hat: aus dem Aramäischen, seiner Muttersprache, aus dem Hebräischen und aus dem Griechischen.

Die Wörter, die wir in dieser Predigtreihe erläutern, sind: Abba, Halleluja, Hosianna, Maranatha und Amen. In dieser Kurzpredigt geht es um das Wort „Abba“. Es kommt aus der Muttersprache Jesu, dem Aramäischen, und bedeutet wörtlich „der Vater“.

Es gibt Leute, die es in unsere heutige moderne Sprache mit dem englischen Wort „Daddy“ übersetzt haben, im Deutschen so viel wie „Papi“ oder „Vati“. Israelische Kinder, wenn sie heute zu ihren Vätern Abba sagen, meinen genau dieses. Jedoch zur Zeit Jesu hatte das Wort Abba nicht so einen „Teddy- oder Schmusebär-Charakter“.

Das Wort Abba gebrauchten die aramäisch-sprechenden Kinder, um ihre tiefen Gefühle und ihre Zuneigung, die Nähe und Vertrautheit, das hohe Ansehen und Würde und Ehrerbietung zu ihren Vätern auszudrücken. Deshalb ist die richtige Übersetzung „lieber Vater“. Wenn Jesus zu seinem Vater gesprochen hat, so hat er in seiner Muttersprache gesprochen und dieses Wort verwendet.

Es gibt drei Bibelstellen, wo das Wort Abba vorkommt.
Gehen wir zunächst an den Ort und zu den Geschehen, bei denen wir aus der Bibel erfahren, dass Jesus das Wort Abba benutzte. Gehen wir an den Ort der Gefangennahme Jesu. Vorher hatte er mit seinen Jüngern das Abendmahl eingenommen. In der Lutherbibel steht in Markus 14, ab Vers 32, in der Überschrift „Jesus in Gethsemane“. (Gethsemane bedeutet: Der Ort der Ölpresse). Wir lesen die Verse 32 bis 36:

Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe. Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet! Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

Diese Worte Jesu sind unvergesslich und einzigartig.
Jesus spricht in seiner Muttersprache zu seinem Vater und bittet ihn um Errettung und legt dann alles in seine Hände, unter den vollkommenen Willen seines Vaters.
Das Wort Abba zeigt hier die Ergebenheit, das tiefe Vertrauen; es zeigt auch Gottes Macht und Größe und besonders auch die familiäre Beziehung.

So direkt hat niemand im Alten Testament zu Gott gesprochen!

Die Israeliten wussten, dass Gott der Vater ihres Volkes war. Sie sahen sich auch als Kinder Gottes. In 5. Mose 14,1 erklärt Mose dem Volk Israel in der Wüste: Ihr seid Kinder des HERRN, eures Gottes.
Auch David zeigt das Wesen Gottes in Psalm 103,13: Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.

Im Gebet haben sie jedoch das Wort „Vater“ nicht oder nur ganz selten als Anrede benutzt. Im Neuen Testament oder in Neuen Bund haben wir mit dem Wort Abba – oder lieber Vater - eine neue Dimension, um Gott anzusprechen, ihn im Gebet zu erreichen.

Dass Jesus im Gebet das Wort „Vater“ benutzte, sehen wir auch in Johannes 17, dem hohepriesterlichen Gebet:

In Johannes 17, Vers 1: Solches redete Jesus, und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche;

In Vers 11 sagt Jesus: Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir.

Und in Vers 25 betet Jesus: Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.

Wir hören dieses Gebet, wenn es am Gründonnerstag beim Abendmahl zitiert wird.

Wir haben sicherlich nicht vergessen. Im Vater-Unser lehrt uns Jesus, dass wir Gott mit „Vater“ ansprechen dürfen. In Matthäus 6, 9 sagt Jesus uns wie wir beten dürfen: Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! .Dein Name werde geheiligt.
Am Versende warnt Jesus uns auch, dass wir den Namen unseres Vaters heiligen sollen. Das wir so sprechen dürfen, verdeutlicht auch, wer wir sind: Wir sind Kinder Gottes.
Wir sind Mitglieder der Familie Gottes.

Gehen wir nun zu den beiden Bibelstellen, in denen das Wort Abba auch vorkommt. Es sind Römer 8,15 und Gal. 4,6.
Beide Stellen zeigen es deutlich, dass wir durch die Kraft des Heiligen Geistes zu Gott kommen, wenn wir Gott mit „Abba, Vater oder lieber Vater“ anreden.

Paulus schreibt in Galater 4,6: Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!

Und in Römer 8,15: Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! und weiter in den Versen 16 und 17: Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

Hier begegnen wir wieder Jesus im Garten Gethsemane. Wenn wir mit ihm leiden, dann werden wir auch verherrlicht. Ja, die ganze Welt (Schöpfung) leidet. ...

Paulus ermutigt uns im anschließenden Vers 18 von Römer 8: Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

Jesus hat durch sein Leiden, durch seinen Tod uns das Recht – die Berechtigung – gegeben, zu Gott, unserem Vater zu kommen. Durch ihn in uns und dadurch, dass der Heilige Geist in uns ist, können und dürfen wir „Abba – lieber Vater“ sagen. Hier haben wir auch eine geistliche Waffe gegen Zweifel. Wenn ein verlorener Sohn oder eine verlorene Tochter zurückkommt und Abba, lieber Vater, sagen kann und möchte, wird der Vater ihn oder sie immer in seine offenen Armen aufnehmen.

Lasst uns auch daran denken, wenn wir das Wort Abba hören oder sagen, was Jesus für uns getan hat. Ohne Jesus könnten wir nicht zum Vater kommen.


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