Lasst uns stets bereit sein, eine Antwort zu geben

Von Dr. Joseph Tkach

Ich bin viel mit dem Flugzeug unterwegs. Dadurch hatte ich wiederholt Gelegenheit, einige sehr interessante Gespräche mit meinen Sitznachbarn zu führen. Manchmal ging es sogar um den christlichen Glauben. Typischerweise wird man nach kurzer Zeit gefragt, welchen Beruf man ausübe. Wenn ich antwortete, ich sei ein christlicher Pastor, war die Unterhaltung oft gleich wieder beendet. Aber manchmal kommt man doch ins Gespräch. Davon möchte ich Ihnen berichten.

Als die Maschine abhob, dankte ich im Stillen Gott für das 1. Klasse Upgrade, was bedeutet, einen komfortableren Sitz zu haben, ein gutes Essen und etwas Wein genießen zu dürfen. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als mein Sitznachbar sich mir als jüdischer Anwalt vorstellte. Bevor ich antworten konnte, begann eine Stewardess ein Essen zu servieren. Zuerst brachte sie uns einen Shrimps-Cocktail, wodurch sich herausstellte, dass mein Sitznachbar kein praktizierender Jude war – er verspeiste die Shrimps so schnell, dass ich ihm gerne auch meine anbot. Er verschlang sie ebenso, nachdem er mir erzählt hatte, sein Arzt hätte ihm geraten, auf seinen Cholesterin-Spiegel zu achten! Während wir mit dem Essen fortfuhren, fragte er mich nach meinem Beruf. Ich antwortete, dass ich ein christlicher Pastor sei – in der Erwartung, dass er mit Schweigen reagieren würde, sodass ich meine Kopfhörer aufsetzen und ein altes Beatle-Album hören könnte. Zu meiner Überraschung setzte er die Unterhaltung fort und erklärte, dass er es respektiere, dass ich ein christlicher Pastor sei!

Im Verlauf des Gespräches plauderten wir über unsere Lieblingsspeisen, Weine, Bier und Musik. Dann wie aus dem Nichts (es lag ihm wohl schon zu Anfang auf der Zunge, als ich ihm sagte, dass ich Christ sei) fragte er mich: Welche Gründe können Sie mir nennen, damit ich an die Existenz Gottes glauben sollte? Obwohl ich diese Frage nicht erwartet hatte, antwortete ich schnell: „Gern, lassen Sie mich einige aufzählen!“

Davon ausgehend, dass er zumindest ein Agnostiker sei, begann ich mit dem Hinweis, dass es nach meiner Ansicht, außer Gott keine logische, philosophische oder rationale Erklärung dafür gibt, wie alles in unserem Universum existiert. Ich fuhr fort, indem ich erklärte, dass der Atheismus eine falsche Religion sei, die ein irrationales Denkmuster erfordere, um daran glauben zu können, dass das Leben aus toter Materie entstanden sei und dass alles Existierende zufällig durch sich selbst entstand, ohne einen Sinn zu haben. Er gab zu, dass ihm das Schöpfungsthema sehr wichtig sei. Dann versuchte ich, das Wesen des Atheismus aufzuzeigen, als eine Religion, die ihr eigenes Glaubensbekenntnis aufstellt und einen eigenen Evangelisationsdienst betreibt. Ich nannte die Namen der beiden „Apostel“ des Atheismus: Stephen Hawking und Lawrence Krauss, und seine vier „Evangelisten“: Richard Dawkins, Sam Harris, Daniel Dennett und Christopher Hitchens.

Im Verlauf unseres gegenseitigen Austausches habe ich mehrere Punkte zum Atheismus angesprochen und festgestellt, dass der Glaube an den blinden Zufall als Ursprung eines unvorstellbar komplexen Universums ebenso viel oder mehr Glauben erfordere, als der Glaube an einen liebenden, souveränen Gott, der alles geschaffen hat. Ich erwähnte auch, dass der Atheismus, der von Dawkins und seinen Mitstreitern vertreten wird, sich weitgehend auf das konzentriert, was er nicht glaubt und warum er die Religion, insbesondere das Christentum, hasst. Obwohl dieser Ansatz einige Menschen zufrieden stellen mag, reicht er mir und vielen anderen nicht aus, die sich mit den großen Geheimnissen des Lebens und der Realität auseinandersetzen.

Er fragte mich, wie ich zu dem Schluss gekommen bin, dass der Atheismus als rationale Weltanschauung unzureichend ist. Ich antwortete mit dem Hinweis, dass der Atheismus nicht in der Lage sei, eine konsistente Erklärung für den Ursprung und die Ordnung des Universums zu liefern. Wenn ein Atheist argumentiert, dass die Materie ewig sei, wendet er sich gegen die moderne Wissenschaft, die besagt, dass das Universum einen Anfang hatte und allmählich seinem Ende zugeht. Wenn er anerkennt, dass das Universum einen Anfang hatte, dann sollte er auch erklären, was diesen Anfang verursacht hat. So oder so, der Atheismus kann das Universum und eine Welt voller komplexer Lebensformen nicht ausreichend erklären. Ich habe auch deutlich gemacht, dass die atheistische Weltanschauung nicht die notwendigen Voraussetzungen aufzeigen kann, die den universellen Gesetzen der Wissenschaft und Logik zugrunde liegen. Kurz gesagt, sie ist nicht in der Lage, die bedeutungsvollen Realitäten zu erklären, denen Menschen im Leben begegnen, insbesondere angesichts der atheistischen Ansicht, dass wir keinen freien Willen haben und alle unsere Entscheidungen eine Illusion sind.

Dann sagte ich ihm, dass der Atheismus keine rationale Grundlage für die Bestimmung von Gut und Böse oder das menschliche Bedürfnis nach absoluten moralischen Normen vorweisen kann. Wenn es keinen Gott gibt – der per Definition absolut gut ist –, dann gibt es keinen absoluten Maßstab, um etwas als gut oder böse zu beurteilen. Ironischerweise beanstandet der Atheismus die Existenz Gottes aufgrund der Gegenwart des Bösen in der Welt, doch kann er nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse erklären und schon gar nicht, Gott ausschließend, eine Lösung für das Problem des Bösen anbieten.

Mein Sitznachbar und ich hatten einen angenehmen Austausch und er sagte, dass er den meisten Punkten meiner Ausführungen zustimme. Er bekannte, dass er kein Atheist sei, aber auch keiner Religion folge und dass er noch auf der Suche sei und nicht das Gefühl habe, den richtigen Ort gefunden zu haben. Dann stand er von seinen Platz auf und ging zur Toilette. Kurz darauf ertönte der Rauchmelder. Sofort wurde er verhört, ob er versucht habe, auf der Toilette zu rauchen. Die Stewardess fragte sogar mich, ob ich etwas bemerkt hätte. Als es ihm gestattet wurde, auf seinen Platz zurückzukehren, sagte ich ihm, dass ich ihm einen guten jüdischen Anwalt empfehlen könne, wenn er einen bräuchte! Zuerst lachte er und fragte mich dann, wen ich damit meine. Als ich ihm antwortete, dass ich mich auf Jesus Christus bezöge, lachte er erneut; diesmal etwas herzlicher.

Als wir das Flugzeug verlassen hatten und getrennt unserer Wege gingen, fragte ich mich, was er wohl gedacht habe, als ich ihm Jesus empfahl. Ich werde es nie erfahren, doch bin ich froh, dass ich die Gelegenheit dazu hatte. Auf dem Weg zum Terminal kam mir ein Zitat von G.K. Chesterton in den Sinn: „Ohne Gott gäbe es keine Atheisten.“ Etwas zum Nachdenken.

Ich bin dankbar, dass Gott sich uns offenbart hat und wir dieses Wissen an andere Menschen weitergeben können.


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