Führung und Verantwortung
Das einladende Gebot Jesu „Folgt mir nach“ (Mt 4,19) ist der Punkt, an dem alles Christliche beginnt. Es ist ein universales Gebot, das niemanden ausnimmt, keinen Jahrgang, keine Hautfarbe, kein Geschlecht, weder reich noch arm, weder hoch- noch geringgebildet.
Das Christentum begann damit, dass Menschen Jesus nachfolgten. Trotz weitverbreiteten Staatskirchentums in früheren Zeiten müssen Christen heute lernen, dem Herrn in einem zunehmend entpolitisieren Umfeld zu dienen. Gott definiert sich teilweise dadurch, dass er seine Macht zum Wohl der Machtlosen einsetzt. Wo Gott Macht gebraucht, führt dies immer dazu, dass dem Menschen Gutes daraus erwächst. Das ist der inhaltliche Kern des definierenden Wortes „Gott ist Liebe“.
Die Bibel enthält Weisungen und Anschauungsbeispiele zum Machtgebrauch, sowohl zum weltlichen als auch zum kirchlich/gemeindlichen. Nehmen wir einige Führungspersonen und Führungskontexte, die uns wertvollen Aufschluss geben, einmal kurz unter die Lupe.
Abraham kam als Fremdling nach Kanaan, wurde aber schließlich so mächtig, dass ihm angetragen wurde, die vereinte Streitmacht der Könige der Region gegen die Invasoren zu führen, die seinen Neffen Lot gefangengenommen hatten. Durch Melchisedek vermochte er Gottes Segen auf das ganze Unternehmen herabzurufen.
Beachtenswert auch das gute Verhältnis Abrahams zu anderen Mächtigen im Raum Hebron, besonders im Bezug zur Frage der Integrität. Und dies trotz heftiger Konkurrenz um Wasserrechte.
Dank eines von Gott geschickten Traumes wusste Josef, dass in der Zukunft wichtige Führungsaufgaben auf ihn warteten. Durch seinen Mangel an Demut im Umgang mit dieser Information machte er sich das Leben sehr schwer. Zugleich nutzte Gott genau diese Torheit – und die schmerzhaften Folgen, die sich über Jahre erstreckten – aus, um Josef auf diese Aufgaben vorzubereiten. Dennoch schien Josef jeder Schritt dieses Weges vom Boden der Grube in Judäa bis zum Ruf durch den Mundschenk des Pharao kontraproduktiv zu sein, nur um dann doch zu einem hohen, reformerisch geführten Amt zu führen, in dem er Millionen vor dem Hungertod bewahrte.
Wichtige Lehren ergeben sich hier zur Rolle der Versöhnlichkeit, wenn ein Amtsträger in seinem Amt gerecht bleiben will. Da ist die Frage der Demut. Welchen anderen Verlauf hätte die Geschichte genommen, hätte Josef Vergeltung an seinen Brüdern gesucht, statt sich mit ihnen auszusöhnen?
Josef wollte seine Gebeine aus Ägypten fortgeführt wissen, dabei wäre ihm ein hoher Ehren- platz in einem ägyptischen Grab sicher gewesen. Welche Lehre ergibt sich daraus für die Mächtigen über die Notwendigkeit, die geistliche Identität eines Gastes, eines Besuchers zu haben? Wie hat sich das ausgewirkt auf Josefs Ego, auf seine Risikobereitschaft, auf seine Bereitschaft, Macht zu teilen und zu delegieren?
Die Thora, durch die Optik der Gnade betrachtet, bietet reiche Ernte. Das 5. Buch Mose, Kapitel 5, sagt uns, dass diese Gesetze die Nachbarvölker dazu bringen würden, die Weisheit des israelitischen Herrschaftskonzeptes zu bewundern und Israels Gottesnähe zu spüren, eine Gottesnähe, die die Religionen vieler Länder nicht kennen. Eine Auswahl von Fragen, die sich in der Thora studieren lassen:
Was befähigte sie zu sehen, was die zehn anderen Kundschafter nicht sahen? Sie ließen sich als Minderheit in kontroversen Auseinandersetzungen nicht einschüchtern. Ihr Standpunkt war klar und fest. Anders als Stephanus konnten sie auch die Früchte dieser Entscheidung noch erleben. Dies ist näheren Nachlesens wert.
Josua war Nachfolger eines visionären Gründers/Führers und erbte eine halb vollendete Vision/Mission. Weise behielt er einen Teil dieser Vision bei und führte in anderen Bereichen, ebenso weise, Neuerungen ein – alles, ohne die Integrität der Ur-Vision oder den Ruf des Vorläufers zu schmälern. Das ist rar auf dieser Welt, veranschaulicht aber göttliche Gnade bei der Nachfolgerwahl, besonders, wenn Reformen nötig sind. Hier lassen sich Jehu und Josua als Beispiele krass gegensätzlichen Führungsstils miteinander vergleichen.
Dieses Buch ist größtenteils eine Fallstudie über den Zyklus, zu dem der fleischlich gesinnte Mensch geradezu verurteilt scheint. Gott gießt in einer Situation seine Gnade aus und verwandelt Schmerz oder Bedrückung in Frieden und Wohlhabenheit. Irgendwann bricht dann wieder Anarchie aus, normalerweise dann, wenn es keine hoch-integre Führung mehr gibt. Die Anarchie fördert das Einsetzen von Bedrückung, Krieg und Mangel, ob durch äußere Ursachen wie Feindeseinfall oder durch innere Ursachen wie heidnische Praktiken und tyrannische Machthaber. In vielen Ländern sind diese zyklischen Berg-und-Tal-Fahrten „konstruktiv-destruktiv“ zu beobachten, wobei die Talsohlen äußerst zerstörerisch sind. Wäre es nicht unglaublich, wenn Gott sich der demütigen Bereitschaft seines Volks bediente, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und Gottes Liebe, Freude und Frieden obsiegen zu lassen?
Sauls Bilanz als Herrschender ist besonders interessant. Der Text bescheinigt Saul die allerbesten biografischen Voraussetzungen. Nach Meinung des Volks und des Dieners Gottes war er der ideale Kandidat. Eine Wahl hätte er erdrutschartig gewonnen. Dennoch hat Saul in den meisten Regierungsfragen jämmerlich versagt und wurde schließlich von Gott verworfen – die ultimative Amtsenthebung. Wie kam das?
Vom Machtstandpunkt aus gesehen zeigt sich ein immer wiederkehrendes Muster persönlicher Unsicherheit, das alles durchdrang. Es wurde unbeabsichtigt zum Götzen, da Saul Entscheidungen auf diese Unsicherheit gründete, trotz direkter Weisungen durch Gott selbst. Dies ist ein beredtes Lehrbeispiel für jeden, der legitime Macht ausübt, da wir alle in gewissem Grad gebrochen sind und mit unseren Ängsten und Unsicherheiten ringen.
Was können wir lernen und wie können wir Verantwortungsträger unterstützen, wenn sie Grund haben, sich unsicher zu fühlen? Sauls Erfahrung enthält wertvolle Lektionen darüber, welche Folgen es hat, von egozentrischem Standpunkt aus zu regieren. Im Falle von Hochmut und Hoffart wäre das offensichtlich, ist aber vielleicht weniger offensichtlich, wenn das Problem in Angst und niedriger Selbstwertschätzung besteht.
Die Analyse der Führungsqualitäten König Davids ist ein Muss. Einerseits war David eines der mächtigsten Werkzeuge des Wandels in der Bibel, andererseits einer der biblischen Helden mit den größten menschlichen Schwächen. Das lohnt nähere Analyse! Offenbar bedient sich Gott auch sehr fehlerbehafteter Führer und nennt sie sogar Männer nach seinem Herzen (ein hohes, wenn nicht das höchste Lob, das Gott aussprechen kann). Welche Züge heben David von Saul ab?
Ich erwähne diese Fallstudie getrennt von den anderen Aspekten der Führerschaft Salomos, weil es sehr wichtig ist zu begreifen, welche Folgen es hat, wenn man beim Regieren das Ich in den Mittelpunkt stellt. Jesus machte einen Bezug zwischen diesem Regierungsstil und dem mit Mängeln behafteten Regierungsstil von heidnischen Herrschern. Im Fall, wo ein Großteil der Umgebung der Regierung derer, denen wir dienen wollen, nichtchristlich ist oder möglicherweise nur dem Namen nach christlich, ist diese Lektion ein wichtiger Schlüssel in der Entwicklung in Bezug auf das, was die Focus-Gruppe errichten möchte.
Die Bücher „Könige“ und „Chronik“ bergen einen weiteren Schatz von Fallstudien, die christliche Führer dazu inspirieren sollten, couragiert das Richtige zu tun, auch angesichts von Widerstand oder Hürden auf dem Weg. Die Hauptlektionen liegen auf dem Gebiet „Integrität und Loyalität von Verantwortungsträgern“.
Unter den vielen möglichen Fallstudien über Führerschaft gibt es einige Beispiele, bei denen sich ein regelrechtes Führungsmodell herauskristallisiert. Führung definiert sich immer in einem Kontext aus Führenden, Geführten und Führungssituation. Ein Modell sollte ziemlich universal in verschiedenen Kulturen anwendbar sein, solange es einen Führenden, Geführte und eine Führungssituation gibt.
Hier hat die Frage, die in punkto Führungsstrukturen ausgewertet werden muss, zu tun mit der Rolle eines Christen (oder Gottesfürchtigen) in einer Position, in der er Einfluss auf den obersten Machtträger hat. Dieser Einfluss beinhaltet wahrscheinlich ein gewisses Maß an delegierter Macht, muss aber nicht unbedingt direkte Amtsgewalt bedeuten. Das Studium des Modells Naaman schneidet entscheidend wichtige Punkte an.
Etwa: Wie soll man sich nach Maßgabe der Schrift verhalten, wenn sich die Chance ergibt, gegen den Widerstand oder auf Kosten einer nichtchristlichen Mehrheit die Sache der Christen voranzubringen?
Dann die Frage der Teilnahme Naamans an heidnischen Kulten. Er erbat sich dafür von Elisa im Voraus „Absolution“ – er wollte (indirekt, aber für uns moderne Evangelikale immer noch zu direkt) weiterhin am Götterkult seines Königs teilnehmen. Dadurch sicherte er sich bleibenden Einfluss beim König. Tat er das mit Gottes Segen, oder war Gott von ihm enttäuscht? Wo liegt die Grenze für Verantwortungsträger in ähnlicher Lage in der heutigen Zeit? Wie scharf oder wie unscharf sollte die Grenze sein, und wie sollte sich die christliche Gemeinschaft einem solchen Amtsträger gegenüber verhalten, welches Maß an Unterstützung sollte sie ihm gewähren?
Mordechai scheint eine gewisse Zeitlang Amtsverantwortung getragen zu haben. Das Buch Ester impliziert, dass er manchmal Amtsgewalt hatte, manchmal nicht. Das Wichtige ist, dass Mordechai sich lebenslang an den Grundsatz hielt: „prinzipientreue Führung“. Diese Haltung, in Gottes Hände gelegt, brachte ein mächtiges Werk des Wandels und der Erlösung hervor. Von ausschlaggebender Bedeutung ist, dass Gott – zu dem Zeitpunkt, da er die Erlösung ins Werk setzen wollte – den König dazu brachte, frühere Amtstaten Mordechais zu berücksichtigen und ihm in einer Zeit großer Not frühere Taten als verdienstvoll anzurechnen. Dies ist typisch für Gott – wenn er die Gegenwart betrachtet, hat er selten nur die Gegenwart im Sinn.
Manche Kulturen auf unserer Welt erinnern noch mehr an das alttestamentliche patriarchalische System als an die westlichen Demokratien.
Gibt es Zeiten, da die Kirche auf eigene Gefahr gegen das Böse auftreten und furchtlos die Stimme dagegen erheben muss? Viele Christen denken heute, dass sich auf der Welt nur mit weltlichen Mitteln etwas bewegen lässt – mit Mitteln, die von politischer Betätigung bis zur Teilnahme an gewaltsamen Staatsstreichen reichen. Aber gibt es da mehr, als wir zu sehen bereit sind? Hat Gott beschlossen, dass er nach Christus nicht mehr direkt in die Angelegenheiten eines Volkes, in politische Situationen hineinreden will? Dies müssen wir sorgfältig und ausgewogen prüfen.
Nehemia wird in christlichen Führungskreisen stark beachtet, Daniel hingegen wenig. Dabei ist Daniel eine der wichtigsten Fallstudien in der Bibel. Er wurde eingesetzt in einer kritischen Zeit des Umbruchs im Babylonischen Reich. Er schaffte es, bei Nichtgläubigen effektiv, ja populär zu sein, bis religiöser Extremismus von ihnen Besitz ergriff.
Daniel ist die wohl beste Fallstudie für einen Christen, der in einem nichtchristlichen Kontext Amtsverantwortung trägt. Bemerkenswert ist, dass es Zeiten gab, da Gott selbst im nichtchristlichen Kontext des Reiches offen verehrt wurde. Ein Wandel war im Gange. Wenn Daniel verfolgt wurde, dann deshalb, weil er sich den heidnischen Göttern nicht beugen wollte, nicht etwa deshalb, weil sein Verhalten seine Feinde gegen den wahren Gott eingenommen hätte.
In der Löwengrube zeigte Daniel das gleiche Weltbild des Glaubens. Außerhalb des Kreises seiner eigenen Religion war Daniel von der babylonischen Kultur, in welcher er regierte, nicht unterscheidbar. Die Verschwörer mussten sich in seinen Privatkreis begeben, wo er, wie sie wussten, sehr offen seine Religion lebte. Daniel hatte einerseits eine vorbildliche Weltsicht des Glaubens an Gott, andererseits blieb er mit seinem Umfeld voll verbunden. Dieses Modell ist eine wahre Goldgrube, wo dicht unter der Erdoberfläche die Goldkörner darauf warten, gehoben zu werden.
Von Jesus gibt es paradigmatische Lehren zum Machtgebrauch. Wer als Christ Macht zum Ruhme des Herrn ausüben will, der muss sich unabdingbar zum „dienenden“ Führungsstil bekennen. Mit Gottes Hilfe muss er diesen so praktizieren, dass einerseits die unverzichtbare Natur des geistlichen Gesetzes sichtbar wird, andererseits die Gastnation das Konzept nahtlos in die Herrschaftsstrukturen ihrer eigenen Kultur integrieren kann.
Christus wie auch Paulus betonen, dass legitime zivile, kirchliche und wirtschaftliche Macht letztlich von Gott kommt und sich vor Gott rechtfertigen muss. Dies stellt den Christen vor eine Herausforderung: Er muss blühen in der Spannung des „schon erschienenen“ und „doch noch nicht erschienenen“ Gottesreichs.
Eine echte Dichotomie liegt darin, dass die Macht, die von Gott kommt, oft korrupt wird und das hervorbringt, was er hasst. In diesem gefallenen Kontext mag die Macht in die Hände eines wiedergeborenen Christen gelangen; man erwartet nun von ihm, dass er die Macht im Kontext des Gefallenen und nicht des Reiches anwendet. Wie können Christen in Machtstellungen dem „schon Erschienenen“ und „doch noch nicht Erschienenen“ dienen? Das ist das Problem, vor dem viele Christen in Führungspositionen stehen.
Die Missio Dei ist immer schon auf Hindernisse gestoßen, und die jetzige Zeit ist keine Ausnahme.
Über die Jahrhunderte ist dies ein Bereich gewesen, in dem der Leib Christi besonders stark von einer gebrochenen Kultur beeinflusst, ja beherrscht worden ist, statt seine Führung aus dem Herzen Gottes abzuleiten. Manchmal spiegeln wir Christus nicht so stark wider, wie wir könnten.
Wenn die Kirche ihre Stimme zu weltlichen Angelegenheiten erheben will, müssen wir erwarten, selbst unter die Lupe genommen zu werden. Denn welche Glaubwürdigkeit haben wir, wenn die Probleme, die wir anprangern, im Kirchenleben selber gang und gäbe sind?
Die Kirche muss zuallererst ihre eigenen Führungsstrukturen in Augenschein nehmen und besonders auf die Beziehung zwischen Bevollmächtigung und Rechenschaft achten. Sie ist der Schlüssel zu gottesfürchtiger, und ich könnte sagen, reformfreudiger Führung, weil diese Beziehung direkt vom Herzen Gottes ausgeht. Die meisten christlichen Kirchen und Organisationen glauben an Bevollmächtigung, und sie glauben an Verantwortlichkeit. Freilich operieren sie auf einer anderen Ebene als die Gottheit, und so stellen unsere Strukturen auch im besten Fall nur menschliche, nicht himmlische Bemühungen dar.
Ich glaube, die meisten Christen würden ohne weiteres dem Satz zustimmen: Streng theologisch betrachtet, sind die Mittel und Methoden unseres Kultus, das Vokabular inbegriffen, Formen und Konstrukte.
Vor ein paar Jahren hat eine Projektgruppe eine Frage untersucht, die den charismatischen Mitgliedern der Familie Rätsel aufgab. Die Gruppe räumte ein, wie erfüllend und stärkend charismatische Formen des Kultus für charismatische Christen sind. Sie verstehen sich für sie nahezu von selbst. Dann verwies die Gruppe darauf, dass viele Nichtchristen gerade von diesen Formen anfangs abgestoßen werden und dass dies ein ganz erhebliches Problem ist.
Damals, mitten in einer göttlichen Heimsuchung in meiner Religionsgemeinschaft, wo alles, was uns lieb und teuer war und wofür wir gestorben wären, uns von Christus fortgenommen wurde, damit er seinen Willen in uns verwirklichen konnte, war die Antwort offensichtlich. Ich erinnere mich, dass ich sagte: Die Antwort ist doch ganz einfach – wenn es bei der Missio Dei im Kern um das Jüngermachen und weniger um Formen und Konstrukte geht, dann sollten wir bereit sein, unsere Konstrukte zu opfern aus Liebe zu denjenigen, die Christus sucht. Noch viele Jahre später kann ich sehen, wie schwierig diese scheinbar einfache Lösung im wirklichen Leben ist. Versuchen Sie nur einmal eine Veränderung im Gesangbuch durchzusetzen, Sie werden Ihr blaues Wunder erleben!
Auf dem Gebiet der Führungsreform haben wir es mit Menschen zu tun, die selbst Christen sind, die aber in den meisten Fällen ihre Macht in einem Kontext ausüben, der Gott nicht fürchtet. Würde Daniel heute in einem modernen Kontext amtieren, würden wir, die evangelikale Gemeinschaft, ihn anerkennen und unterstützen – oder würden wir ihn tadeln wegen seines Mangels an Vokabular und Formen?
Wir sollten unsere Führenden, wie Daniel, ermutigen, sich selbstbewusst und ungezwungen im Palast des Nebukadnezar zu bewegen. Wir sollten sie ermutigen, in diesen Situationen so frei wie möglich von Formen und Konstrukten zu sein, damit die transformierende Kraft des Geistes auch die Nichtgläubigen in ihrer Umgebung erreicht, unbehindert und unverstellt durch Formen, die wir als Familie von Gläubigen lieben, die aber den Nichtgläubigen, denen wir dienen, abstoßend erscheinen mögen. Sowohl vom Standpunkt der Führungsreform als auch von der „Marktsituation“ her sollten wir die Leute dort abholen, wo sie stehen. Werden die Mitglieder, die mehr auf äußerliche Frömmigkeit pochen, willens und fähig sein, hier auf Verdammung zu verzichten? Werden wir christlichen Führern den stillen Rückhalt geben, der sie befähigt, mitten in der Sünde Christusähnlichkeit zu wahren? Ich glaube, im Zuge der Reformbemühungen sollten wir in diesem Bereich ganz pragmatisch sein und sollten alles, was gesagt und getan wird, durch den Filter der Gnade gehen lassen.
Gott offenbart sich als ermächtigend
Gott offenbart sich als verantwortlich
Je mehr ich in dieser Frage gebetet, recherchiert und die Materie analysiert habe, desto fester bin ich überzeugt, dass Christus in der Tat seiner Braut jetzt eine Botschaft schickt, die Familieninteressen in dieser Zeit gut zu vertreten. Der Autor sieht auf seinen Reisen einen wachsenden Trend, der uns sehr leicht in Konflikte und Nöte bringen kann: dass nämlich durch die moderne Dynamik der Globalisierung auf den Leib Christi Gefahren, aber auch Chancen zukommen, von einer Art, wie sie heute, und vielleicht in der ganzen Weltgeschichte, noch nie irgendjemand erlebt hat.
In gewissem Sinn sehe ich die Führungsreform als einen Ruf an, der an diejenigen ergeht, die Ohren haben, den Geist zu hören – einen Ruf, eine kluge Jungfrau zu sein (Mt 25) – klug darin, Göttliches zum Teil des physischen Alltagslebens zu machen.
Die Transformation muss auf individueller Ebene anfangen. Die Führungsreform beginnt beim transformierenden Christen und zielt dann darauf ab, dem transformierenden Christen zu dienen, der in einem verantwortlichen Amt Macht in irgendeiner ihrer legitimen Formen ausübt. Wir rufen den Leib Christi auf, sein Denken in punkto Kirchenführung auf gemeindlicher, regionaler, denominationaler, nationaler und globaler Ebene zu überprüfen, damit wir in diesem wichtigen menschlichen Bereich Salz und Licht sind. ❏