Unsere Teilhabe an den Verheißungen des Neuen Bundes
Von Dr. Joseph Tkach

„Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Kor 11,24-26).

Brot und Wein erinnern uns daran, was unser Erlöser für uns in der Vergangenheit getan hat. In einem einzigartigen, ein für alle Mal dargebrachtem Opfer, gab er seinen Leib und vergoss sein Blut für unser Heil. Bei unseren Abendmahlfeiern gedenken wir seines Opfers für uns.

Aber das Abendmahl (die Kommunion) zeigt auch, was der auferstandene und lebendige Erlöser für uns in der eigenen Vergangenheit tat, in der Gegenwart tut und in der Zukunft tun wird. Jesus gab sich selber für uns hin, als wir noch Sünder waren, und er gibt sich weiter für uns hin, indem er uns in unseren Bedürfnissen und Nöten dient. Beides, das Brot und der Wein verweisen uns nicht nur darauf, was Christus in der Vergangenheit tat, sondern auch auf seine liebevolle, stets gegenwärtige Beteiligung an unserem jetzigen Leben.

Der Leib Christi
In seinem Brief an die Korinther vergleicht Paulus die Kirche mit dem Leib Christi und stellt die Frage: „Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist's: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben“ (1. Kor 10,16-17).

Das Brot des Abendmahls sollte uns daran erinnern, dass wir durch unsere Teilhabe an Christus auch aneinander Anteil haben, weil wir in ihm alle eins sind. Obwohl in vieler Hinsicht verschieden, sind wir trotzdem untereinander einer des anderen Glied (Röm 12,5), weil wir alle an Christus, dem Brot des Lebens, teilhaben. Unsere Einheit ist in ihm, und diese Einheit ist nicht nur eine Redewendung – sie hat Auswirkung auf die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen.

In Korinth jedoch behandelten die Gläubigen einander nicht auf die Art und Weise, wie sie sollten. Es gab Spaltungen unter ihnen (1. Kor 11,18) und statt gemeinsam Christi Opfer zu gedenken, waren sie sogar uneins in Bezug auf Essen und Trinken der Symbole seines Todes. Diejenigen, die früh eintrafen, waren offensichtlich so rücksichtslos, dass sie alles aufaßen und dem Wein zügellos frönten, und nichts für diejenigen übrig ließen, die später eintrafen (Vers 21).

Reiche Leute konnten früh ankommen, aber arme Leute konnten erst kommen, nachdem sie ihre Arbeit verrichtet hatten. Das Ergebnis in Korinth war, dass die Hungrigen hungrig blieben, weil das ganze Essen verzehrt war, als sie ankamen, und sie fühlten sich gedemütigt (Verse 21-22). Daher hat Paulus die Reichen wegen ihres Verhaltens gescholten, weil es nicht die Einheit in Christus, die Gläubige haben sollten, widerspiegelte.

Paulus verlangte nicht, dass die Reichen ihren Reichtum aufgaben. Er wies einfach alle an, zu Hause zu essen (Vers 34). Das Brot und der Wein sind keine Mittel, um den Hunger zu stillen, sondern ein Mittel, um Christi Tod und Auferstehung zu gedenken, um unseren gemeinsamen Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Erlöser zu zeigen. Die Gläubigen sollten zu Hause essen, und wenn sie beim Abendmahl des Herrn zusammenkommen, sollten sie aufeinander warten (Vers 33), damit sei gemeinsam daran teilhaben können. Das Abendmahl sollte die Einheit widerspiegeln, nicht eine Diskriminierung oder Verurteilung (Vers 34).

Daher ermutigte Paulus die Korinther nicht nur, sich selber zu prüfen, sondern auch den Leib des Herrn zu achten (Vers 29). Er spricht nicht über Jesu Leib aus Fleisch und Blut (den die Korinther nicht sehen konnten), sondern über den Leib Christi, die Kirche (die sie sehen konnten), in der Christus durch den Heiligen Geist wohnt. Sie sollten erkennen, dass die Gläubigen einen Leib bildeten, verbunden durch die geistliche Einheit mit Christus – und dieses Bewusstsein sollte einen Unterschied ausmachen in Bezug auf die Art und Weise, wie sie einander behandelten.

Ein Symbol der Einheit
Das Abendmahl des Herrn ist ein Ausdruck der Einheit in Christus. Da die Korinther ihr Mahl zur Diskriminierung der Armen missbrauchten, haben sie keine Einheit widergespiegelt; daher war ihr Mahl nicht das Abendmahl des Herrn (Vers 20). Es hätte es sein sollen und Paulus zeigt ihnen in den Versen 33-34 einen Weg, das Problem zu vermeiden. Er wollte, dass alle Gläubigen in gleicher Weise am „Tisch des Herrn“ teilhaben (1. Kor 10,17.21).

Das Brot des Abendmahls verweist uns nicht nur auf Jesus am Kreuz, sondern auf Jesus, der in der Kirche heute lebendig ist. Die Tatsache, dass Jesus für jeden Einzelnen von uns starb und vom Tode auferstand bedeutet, dass wir in geistlicher Hinsicht gleich sind. Wir müssen einander als Menschen sehen, für die Christus gestorben ist, als Menschen, die Christus von Herzen liebt – und wir sollten auch einander von Herzen lieben.

„Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden... So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite“ (Röm 14,9-13).

„Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus“ (Eph 4,32).

Der Neue Bund
Der Wein des Abendmahls erinnert uns nicht nur daran, dass Jesus sein Blut für uns vergoss – er erinnert uns an unser neues Leben in Christus heute. Jesus sagte, dass der Wein der Neue Bund in seinem Blute ist – das bedeutet, eine fortwährende Gemeinschaft mit Gott, die er uns ermöglicht. Jesus starb nicht nur für unsere Vergangenheit – er starb, damit wir Gemeinschaft mit Gott haben können, die in alle Ewigkeit währt.

Der Neue Bund bringt mehrere Änderungen mit sich: ( --> Erstens, Gott schreibt seine Gesetze in unser Herz (Hebr 8,10). Dies bedeutet nicht, dass wir Opfervorschriften auswendig lernen oder dass wir ein automatisches Verlangen haben, die Rituale des Alten Bundes auszuführen. Was es bedeutet ist, dass Gott in unserem Inneren wirkt, um uns mehr in sein Ebenbild zu verwandeln. Er legt seine Liebe in unser Herz. ( --> Zweitens, der Neue Bund bedeutet, dass jeder Gott kennen oder Gemeinschaft mit ihm haben wird (Vers 11). Im Gegensatz dazu wurde der Alte Bund mit einer Nation gemacht, die sowohl treue als auch untreue Menschen umfasste; der Neue Bund wird mit einem Volk geschlossen, wo alle treu sind – treu gemacht von unserem treuen Erlöser. ( --> Drittens, der Neue Bund bringt vollständige Vergebung mit sich – Gott „wird ihrer Sünden nicht mehr gedenken“ (Vers 12). Obwohl die Menschen gesündigt haben, erhalten sie Vergebung und werden niemals verdammt.

Das sind überaus große und teure Verheißungen und obwohl wir sie durch Christus erlangt und sozusagen „geschmeckt“ haben, sind sie nicht vollständig verwirklicht bis zu seinem Kommen, wenn die Auferstehung stattfindet und wir „die Unsterblichkeit anziehen“.

Wir haben bereits das Unterpfand der Verheißungen erhalten (2. Kor 1,22). Der Heilige Geist ist bereits in unserem Herzen am Wirken und verändert uns mehr und mehr in das Ebenbild Christi. Wir kennen Gott bereits und haben Gemeinschaft mit ihm (1. Joh 1,3) und wir haben in Christus bereits die volle Vergebung erlangt (Röm 8,1). Die Verheißungen werden erfüllt, weil der Neue Bund im Blut Christi geschlossen worden ist.

Wenn wir den Wein des Abendmahls trinken, sollten wir uns daran erinnern, dass wir in einem Bund mit Gott sind – eine Vereinbarung, in der er gemäß der Gewissheit seiner eigenen Treue zugesichert hat, unser Herz zu reinigen, unseren Verstand zu erneuern und alle unsere Sünden zu vergeben. Er hat versprochen, dass Werk, das er angefangen hat, zu vollenden; wir können dem, was er tut, vertrauen, weil alles auf dem, was Christus tat, basiert.

Das Leben Christi
Blut ist nicht nur ein Symbol des Todes – im Alten Testament ist es auch ein Symbol des Lebens (3. Mose 17,14). Genauso wie der Leib Christi (symbolisiert durch das Brot) jetzt in der Kirche sichtbar ist, so ist das Leben Christi (symbolisiert durch seinen Wein) auch in seiner Kirche sichtbar – durch die Liebe in uns, die sich in guten Werken ausdrückt.

Es stimmt, dass die Kirche die Liebe Christi nicht perfekt widerspiegelt. Wir haben Sünden und Fehler. Die Verheißungen sind noch nicht volle Wirklichkeit geworden – aber sie sind sichere und gewisse Verheißungen, die uns durch den Tod und die Auferstehung Christi garantiert sind. Die Kirche ist der Platz, wo Christus wirkt, nicht nur um das Evangelium zu predigen, sondern auch um das Herz der Menschen zu ändern, die von seiner Macht Zeugnis ablegen, zu vergeben, zu reinigen und Sünder, die wir alle sind, zu verwandeln.

Wenn wir das Brot nehmen und das leibliche Opfer Christi für uns annehmen, dann nehmen wir auch den sichtbaren Leib in der heutigen Welt an – die Kirche. Wenn wir den Wein nehmen, nehmen wir nicht nur seine Vergebung an, sondern auch seine Verheißung, unser Herz zu verändern.

Das Abendmahl des Herrn erinnert uns nicht nur an den Tod Jesu – es erinnert uns auch, dass er auferstanden ist und sogar jetzt in uns wohnt, im Herzen eines jeden Mitglieds seines Leibes. Wenn wir am Brot des Lebens teilhaben und den Neuen Bund im Blute Jesu trinken, nehmen wir seine Verheißungen an und laden ihn ein, in uns zu wohnen und uns zu verwandeln. Wie mag er Sie in diesem Jahr verändern wollen?


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