Unser Platz am Tisch des Herrn
Von Norman Shoaf

Das mit zwei Oscars ausgezeichnete Filmdrama Places in the Heart (Ein Platz im Herzen) von Robert Benton spielt im amerikanischen Süden zur Zeit der Depression. Es endet mit einer mystischen Note. Die letzte Szene zeigt eine seltsame Ansammlung von Gemeindemitgliedern, die auf den Bänken einer Kirche ihre Plätze eingenommen haben.

Da sitzt ein weißer Polizeibeamter, der aus Versehen von einem betrunkenen schwarzen Jugendlichen erschossen wurde. Neben ihm sitzt seine junge Witwe, die zwei Kinder auf einer heruntergekommenen Baumwollfarm aufziehen musste. In der Nähe sitzt ein schwarzer Farmarbeiter, den Ku-Klux-Klan-Terroristen aus der Stadt vertrieben haben. Es gibt einen blinden Mann, der seinen Lebensunterhalt mit der Anfertigung von Korbstühlen bestreitet. Und ein fahrender Spielmann, dessen einfache, eindringliche Melodien diese arme Welt untermalten.

Zu der Gruppe gehören auch leitende städtische Beamte, die sich nachts in Laken hüllten, um rassistische Angriffe auszuführen. Hier ist eine ältere Frau, die in einem Tornado ums Leben kam. Und da ist ein ehebrecherischer Ehemann und seine leidgeprüfte, aber verzeihende Frau. Und schließlich sehen wir den schwarzen Jugendlichen, der, nachdem er versehentlich den Polizisten erschossen hatte, von Weißen aus Rache umgebracht wurde.

In einer ergreifenden Segnungsszene vereint Benton all diese verschiedenen Menschen auf metaphorische Weise, indem er sie Oblaten essen und Wein trinken lässt, Symbole für den gebrochenen Leib und das vergossene Blut Jesu Christi. Auf diese Weise empfängt diese ungleiche Gruppe von Menschen, die nie auf andere Weise zusammengekommen wäre, schließlich den Frieden Gottes.

Wie aus vielen eins wird
Christen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, kommen aus allen Schichten, allen Rassen, allen wirtschaftlichen Ebenen und allen Nationen. Dennoch sind sie alle durch das Opfer des Erlösers der Welt im Leib Jesu Christi vereint. Das Brot und der Wein des Abendmahls, auch Kommunion oder Eucharistie genannt, dienen zum Gedächtnis dieses Opfers.

„Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“, fragt der Apostel Paulus (1. Kor 10,16). „Denn ein Brot ist's. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben“ (Vers 17).

Jesus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschensohns und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“ (Joh 6,53-54).

Die Aussage von Jesus schockierte die Menschen zu seiner Zeit. Gottes Gesetz verbot das Trinken von Blut, insbesondere das von Menschenblut. Doch verlangte Jesus nicht wortwörtlich, dass sie Menschenfleisch essen und Menschenblut trinken sollten. Er sagte den Menschen, dass sie sich sein Leben zu eigen machen müssten, wenn sie das ewige Leben erhalten wollten. Sie müssten sich mit ihm durch seinen Tod und seine Auferstehung vereinen. Sie müssten so leben, wie er es von ihnen fordere, und sich darauf verlassen, dass er sie bei jedem Schritt leite.

Als er am Abend vor seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl einnahm, institutionalisierte Jesus diese Konzepte für die neutestamentliche Kirche.

Das letzte Abendmahl
Jahrhundertelang hatten die Israeliten das Passahfest in Erinnerung an ihren Auszug aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert. Ihre Vorfahren schlachteten Lämmer und bestrichen ihre Türpfosten mit deren Blut, damit Gott an ihren Häusern vorüberging, in der Nacht als er die Erstgeborenen der Ägypter schlug (2. Mose 12,12-13). Da die Israeliten Ägypten in Eile verließen, aßen sie ungesäuertes oder flaches Brot, das noch keine Zeit zum Aufgehen hatte. Das Passahlamm war ein Vorzeichen für den Opfertod Jesu. Als Lamm Gottes ließ er es zu, dass sein Blut vergossen wurde, um die Menschheit von der Sünde zu erretten – symbolisch für Ägypten, das diese gottesabweisende Welt repräsentiert.

Jesus hatte das Abendmahl nach dem Passahmahl eingesetzt: „Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes“ (Lk 22,14-16).

Jesus wusste, dass er getötet werden würde, so wie die unschuldigen Lämmer für das Passahfest der Juden geschlachtet wurden. „Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“ (Verse 19-20).

Zu seinem Gedächtnis
Kurz nach dem letzten Abendmahl wurde Jesus von römischen Soldaten (im Auftrag der Hohenpriester) verhaftet. Auf Drängen der Juden wurde er von der römischen Obrigkeit verhört, verurteilt und gekreuzigt. Jesus nahm unsere Sünden durch seinen Tod am Kreuz auf sich, damit wir von der Strafe der Sünde befreit werden können.

Die Kirche Christi verwendete weiterhin Brot und Wein zum Gedenken an seinen Tod. Paulus schrieb:

„Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Kor 11,23-26).

Das Abendmahl ist kein alttestamentliches Ritual. Es erinnert uns an eine Rettung, die weit besser ist als der Auszug Israels aus Ägypten. Jesus hat uns, das Israel Gottes, durch sein Leben, seinen Tod, seine Auferstehung und sein fortwährendes Wirken als unser Hohepriester von der Sünde und dem ewigen Tod errettet. Er hat alle christlichen Gläubigen, gleich welcher Herkunft, in seinem Leib vereinigt.

Paulus erzählt uns von unserer Errettung in Christus:

„Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. Auch euch, die ihr einst Fremde wart und feindlich gesinnt in bösen Werken, hat er nun versöhnt durch seinen sterblichen Leib, durch seinen Tod, auf dass er euch heilig und makellos und untadelig vor sein Angesicht stelle;“ (Kol 1,19-22).

„Christus ist der Mittler des neuen Bundes“, heißt es in Hebräer 9,15, „auf dass durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen – nun, da er sich selbst als Lösegeld gegeben hat, um sie zu erretten.“

Für Christen – diejenigen, die aus dem Glauben an Christus leben – verbindet der Abendmahlsgottesdienst geistliche Besinnung mit freudiger Würdigung und Anbetung. Indem wir am Tod Christi teilnehmen, sind wir mit allen Mitchristen vereint. Wir teilen unsere Verherrlichung des Erlösers der Welt. Wir nehmen die Vergebung an, die uns durch das vergossene Blut Jesu zuteilwird. Wir feiern am Tisch des Herrn als ein geistlicher Leib im Frieden Gottes.


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