Sein Licht, sein Leben, seine Liebe
Von Rick Shallenberger

Wir reden oft davon, dass wir das Leben und die Liebe Jesu verkünden sollen. Ebenso sind wir dazu berufen, davon zu sprechen, dass er das Licht der Welt ist. Die drei Zeitabschnitte (Zyklen) des GCI/WKG-Gottesdienstkalenders helfen uns, uns auf sein Licht, sein Leben und seine Liebe zu konzentrieren.

Das Fach Geschichte gehörte nicht zu den Lieblingsfächern in meiner Schulzeit. Einige der Ereignisse fand ich zwar interessant, aber ich sah nicht ein, welchen Wert es für mich haben sollte, mir zu merken, was ich für unbedeutendes Zeug hielt: Jahreszahlen, Zitate und Einzelheiten, die immer in Prüfungen abgefragt wurden. Als ich älter wurde und mehr verstand, wurde mir klar, dass einige dieser „Trivialitäten“ von Bedeutung waren. Ein Zitat oder ein bestimmtes Datum hatten dazu geführt, dass etwas Neues entstand. Winzige Details lösten oft Ereignisse aus, die den Lauf der Geschichte veränderten. Das Fach Geschichte wurde immer interessanter – besonders, als ich anfing, die Bibel zu studieren und erkannte, dass Gott Geschichte schreibt. Die Bibel handelt von Gottes Liebe zu den Menschen und seinem Wunsch, eine ewige Beziehung mit uns aufzunehmen. Gottes Geschichte wurde noch faszinierender, als ich begriff, dass wir geschaffen wurden, um als Beteiligte in seiner großen Geschichte mitzuwirken, in dessen Zentrum Jesus Christus der Mittelpunkt ist.

Dies betrifft genau das, was Jesus die Jünger auf ihrem Heimweg nach Emmaus gelehrt hat. „Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war“ (Lk 24,27 LUT). Wir haben das Privileg, dass wir nicht nur das Alte Testament haben, das uns Gottes Geschichte über seine Beziehung zu einer Person und dann zu einer Nation erzählt, sondern auch das Neue Testament, das davon berichtet, wie Gott in der Person Jesu Mensch wurde, um alle Menschen zu retten. Wir erfahren, was die Apostel erlebt haben, als sie mit Jesus zusammen waren, und dass sie bis zum Ende ihres Lebens ihn und seine Botschaft verkündeten. Auch heute setzt sich die Geschichte Gottes fort, wenn wir die Botschaft über das Licht, das Leben und die Liebe Jesu an andere weitergeben. In Gottes Geschichte geht es nun um Jesus und uns. Deshalb steht Jesus im Zentrum unseres Gottesdienstkalenders und ist – wie wir oft betonen – der Mittelpunkt unseres Lebens.

Der Gottesdienstkalender hilft uns, das Leben Jesu nachzuvollziehen, indem er wichtige Ereignisse aus seinem Leben behandelt und diese zu besonderen Festtagen hervorhebt. Bobby Gross, Autor von „Living the Christian Year“ (Das christliche Jahr leben), fasst sie in drei Festzyklen zusammen: den Zyklus des Lichts, den Zyklus des Lebens und den Zyklus der Liebe. Schauen wir uns nun jeden Zyklus im Einzelnen an.

Der Zyklus des Lichts
Das Symbol des Lichts verbindet die ersten drei Zeitabschnitte auf wunderbare Weise miteinander. Zuerst erwarten wir mit allen, die in der Welt oder in der Finsternis leben, „ein großes Licht“ (Jes 9,2); dann feiern wir das „wahre Licht..., das alle Menschen erleuchtet, die in die Welt kommen“ (Joh 1,9); schließlich verkünden wir Jesus als das „Licht der Welt“ (Joh 8,12) (Bobby Gross, Living the Christian Year, S. 22-23).

Der Zyklus des Lichts umfasst die Advents-, Weihnachts- und Epiphaniaszeit. Die Adventszeit ist als eine Zeit der Vorbereitung bekannt, in der wir sowohl zurückblicken als auch nach vorne schauen. Wir beginnen die Adventszeit, indem wir uns auf die Wiederkunft Jesu am Ende des Zeitalters freuen. Dann konzentrieren wir uns darauf, was es bedeutet, dass er als unser Friede-Fürst und Freude- Bringer in uns lebt. Weiter freuen wir uns auf seine Ankunft als das Kind, das von der Jungfrau Maria geboren wurde.

Nach der Adventszeit feiern wir Weihnachten und die Geburt Jesu – als das Licht, das die Finsternis erleuchtete und als das wahre Licht in die Welt kam. Auf Weihnachten folgt Heilige Drei Könige bzw. das Epiphaniasfest, was uns aufzeigt, dass das Licht auch den Nichtjuden erschien. Wir denken an die Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern folgten, der auf das wahre Licht hinwies.

Am letzten Sonntag der Epiphaniaszeit – dem Sonntag der Verklärung – lernen wir aus der Erfahrung einer ausgewählten Gruppe von Jüngern, die in einer Vision Jesus in seiner Herrlichkeit sah.

Der Zyklus des Lebens
Zuerst sehen wir auf Jesus, wie er diente und schließlich „sein Leben gab als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45); dann wiederholt sich für uns das atemberaubende Drama seiner Auferstehung; zuletzt freuen wir uns über die Verheißung, an seinem neuen Leben teilhaben zu dürfen, jetzt und für immer. Dies ist die Festzeit der Erlösung: Gott errettet uns durch Jesus vom Tod (ebd., 23-24).

Dieser Zyklus über den weiteren Verlauf des Lebens Jesu umfasst die Zeit der Ostervorbereitung, die Karwoche (Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag), Ostern und Himmelfahrt. Er beginnt damit, dass Jesus in die Wüste geht, um sich auf den Dienst vorzubereiten. Hier kommt der Feind, um Jesus in Versuchung zu führen, und Jesus widersteht jeder Versuchung, indem er sich treu bleibt – als Sohn Gottes, des Vaters.

Die 40 Tage der Vorbereitung auf Ostern stehen im Einklang mit den 40 Tagen, die Jesus in der Wüste verbrachte, was wiederum im Einklang mit den 40 Jahren steht, die das Volk Israel durch die Wüste wanderte. Während dieser Zeit erhielt das Volk viele Gelegenheiten, in seiner Beziehung zu Gott zu wachsen. Jesus ging in die Wüste mit den Worten des Vaters, die in seinen Ohren klangen: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Nach 40 Tagen war er bereit, seinen Dienst zu übernehmen, der ihn zum Kreuz führen würde.

Dies führt uns zum Höhepunkt des Lebens Jesu – der Heiligen Woche. Wir sehen sein tiefes Mitgefühl für Israel am Palmsonntag, als er über die Stadt weinte; wir hören das neue Gebot, das er seinen Jüngern gab, andere zu lieben, wie er uns liebt. Wir sind bewegt von seinem Gebet in Johannes 17. Wir sehen seine Qualen im Garten Gethsemane, und wir sind erschüttert darüber, wie er behandelt und schließlich am Kreuz ermordet wurde. (Erst nachdem der Heilige Geist in uns wohnt, verstehen wir die wahre Bedeutung des Opfers Jesu). Er starb für uns, weil er uns liebt. Wir streben danach, so zu leben, wie er gelebt hat, d.h. andere zu lieben, auf andere zuzugehen, in ihren Schuhen zu gehen, andere höher zu achten als uns selbst.

Wir feiern die Auferstehung und Christi Himmelfahrt erfüllt uns mit Ehrfurcht – wir verstehen noch nicht ganz, was es bedeutet, dass wir mit Jesus auferweckt sind und jetzt schon einen Platz in der himmlischen Welt erhalten haben (Eph 2,6 Hfa), um in der Gegenwart des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu sein.

Der Zyklus der Liebe
Der auch als Gewöhnliche Zeit bezeichnete Zeitraum beginnt mit Pfingsten, umfasst den Dreifaltigkeitssonntag und Allerheiligen und endet mit dem Christkönigsfest, dem letzten Sonntag vor der Adventszeit.

Wir leben unser christliches Leben in verschiedenen Lebensrhythmen: in der gemeinschaftlichen Liebe zu Gott (im Gottesdienst) und aufopfernden Liebe zu seiner Welt (Mission), in angemessener Selbstliebe und hingebungsvoller Nächstenliebe, in der Liebe zu fruchtbarer Arbeit und der Liebe zu erneuernder Ruhe. Dies ist der längste Zeitabschnitt im Jahr, um im Licht Christi zu wandeln, im Leben Christi zu wachsen und die Liebe Christi zu verkörpern (ebd., 24-25).

Das Wesentliche dieses Zeitabschnittes besteht darin, in der Gemeinschaft mit Jesus sein Leben und seine Liebe mit anderen zu teilen – an der Mission Gottes teilzunehmen. Wir erkennen im Missionsauftrag die Einladung, sich Jesus in dem, was er tut, anzuschließen. Wir erinnern uns, dass Jesus den Missionsauftrag damit einleitete, dass ihm alle Macht und Autorität gegeben ist, und in seinen Abschlussworten verspricht er, dass er immer mit uns sein wird. Jesus hat sich selbst in Liebe hingegeben und er lädt uns ein, nicht nur diese Wahrheit zu verkünden, sondern auch uns selbst mit ganzer Liebe einzusetzen.

Im Mittelpunkt von Gottes Plan steht Jesus. Unser Gottesdienstkalender ist auf Jesus fokussiert. Möge Gott uns helfen, unser Leben auf Jesus auszurichten und weiterhin an seiner Geschichte teilzuhaben. ❏


© Stiftung WKG in Deutschland