Die Epiphaniaszeit
Von Bill Hall

Gleich nach der Weihnachtszeit ist Epiphanias das nächste große Fest im christlichen Kalender. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Erscheinung“ oder „sichtbar werden“. Ich finde es interessant, dass der Begriff „Epiphanie“ ein Wort der englischen Alltagssprache geworden ist. Im Merriam-Webster-Wörterbuch heißt es dazu: „ein Moment, in dem man plötzlich etwas auf eine neue oder sehr klare Weise sieht oder versteht“.

In den westlichen Kirchen fällt das Epiphaniasfest auf den 12. Tag nach Weihnachten, also den 6. Januar. An diesem Tag erinnert die Kirche an die Geschichte von den Heiligen Drei Königen (oder drei Weisen aus dem Morgenland), die das Christuskind suchten und anbeteten [1]. Dieses Ereignis zeigt, dass Gott sich nicht nur um das Volk Israel kümmert, sondern auch die Heiden - heidnische Außenseiter - in dieses weltbewegende Ereignis einbezieht. Die Einbeziehung dieser aus dem Morgenland kommenden Besucher in die Christusgeschichte lehrt uns, dass der Messias als Mensch für die ganze Welt gekommen ist.

Epiphanias betrifft nicht nur einen einzelnen Tag, sondern umfasst vielmehr einen Zeitabschnitt. Am ersten Sonntag nach dem 6. Januar wird an die Taufe Jesu erinnert. Mit seiner Taufe konzentrieren wir uns auf eines der vielen „für uns“-Ereignisse der Menschwerdung. An jenem Tag am Jordan wird Jesus „für uns“ getauft - für die Sünden der gesamten Menschheit (der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft) - und er verbindet sein Menschsein mit unserem Menschsein. Die Offenbarung Jesu als Gottes Sohn und die Herabkunft des Heiligen Geistes verbindet ihn und uns mit dem dreieinigen Gott. Es ist die Erlösung vom Sündenfall, die Versöhnung Gottes mit den Menschen.

Am zweiten Sonntag nach dem 6. Januar wird in vielen Gemeinden das Hochzeitsmahl von Kana gefeiert. Auf dieser Hochzeit vollbrachte Jesus sein erstes öffentliches Wunder. Während wir dieses Ereignis als Zeichen der Großzügigkeit Gottes betrachten, sah die alte Kirche eine Verbindung zwischen der Hochzeit zu Kana und dem großen Hochzeitsfest, bei dem sich die Kirche mit ihrem himmlischen Bräutigam vermählen wird (Offb 19,9).

Je nach Länge der Epiphaniaszeit (abhängig vom Termin für Ostern) werden an den folgenden Sonntagen weitere Ereignisse in Erinnerung gerufen, die uns den Sohn Gottes offenbaren [2].

Am letzten Sonntag der Epiphaniaszeit wird der Bericht aus Matthäus 17,1-13 über die Verklärung Jesu gelesen. An diesem Festtag lesen wir: „… siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ (Mt 17,5).

Die Epiphaniaszeit beginnt mit den Heiligen Drei Königen, die einem Stern folgten, der ihnen den Weg zu demjenigen wies, den sie anbeten sollten, und sie endet mit der Offenbarung an drei Jünger, dass Jesus das einzig wahre Licht ist und dass wir auf ihn hören sollen. Was für ein wunderbarer Abschluss dieser Festzeit. Was können wir anderes über Jesus sagen, als dass wir ihm folgen und ihn anbeten sollen! ❏

Anmerkungen [1] Eigentlich ist dieser Festtag nicht das Fest der Heiligen Drei Könige, sondern das Fest des Kindes in der Krippe, das in dieser Welt erschienen ist. Deshalb wird dieser Tag auch „Fest der Erscheinung des Herrn“ genannt. [2] Nach dem anglikanischen Kirchenjahr besteht die Epiphaniaszeit bis zum Sonntag vor dem Aschermittwoch. Die Anzahl der Sonntage variiert und richtet sich nach dem Termin, auf den das Osterfest in dem betreffenden Jahr fällt. Nach dem evangelischen Kirchenjahr endet die Epiphaniaszeit mit dem 4. Sonntag nach dem 6. Januar.


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