Die Ostervorbereitungszeit (Passionszeit)
Von George Hart
Viele Christen glauben, die Passionszeit (englisch: Lent) [1] habe ihren Ursprung in der römisch-katholischen Kirche und wollen sie deshalb nicht einhalten. Diese Argumentation haben wir höchstwahrscheinlich den Täufern des 16. Jahrhunderts zu verdanken, die alle christlichen Feiertage mit der Begründung verwarfen, sie seien römisch-katholische Neuerungen. Das war damals ihre beste Information, aber heute wissen wir, dass sie sich geirrt haben. In vielen Fällen war Rom ein Ort, an dem christliche Festtage erst später eingehalten wurden. Die Passionszeit hat eine lange Geschichte in der Kirche, die bis in die ersten Jahrhunderte nach dem Tod Christi zurückreicht. Das war lange bevor es Protestanten oder Katholiken, wie wir sie heute kennen, gab.
Die Passionszeit (Lent) ist ein Zeitraum von 40 Tagen, der am Aschermittwoch beginnt und am Samstag vor Ostersonntag endet. Wenn Sie jedoch auf den Kalender schauen, werden Sie sehen, dass es in diesem Zeitraum 46 Tage gibt. In den 40 Tagen der Passionszeit sind die Sonntage nicht enthalten. Die Sonntage sind ausgenommen, weil sie in der Kirche Festtage sind – Tage, an denen die Auferstehung Jesu gefeiert wird. Die Passionszeit (Lent) besteht also aus 40 Wochentagen plus sechs Sonntagen.
Das Ziel der Passionszeit – die auch Fastenzeit genannt wird – ist die geistliche Vorbereitung auf Ostern; es ist eine Zeit der Reflexion und der Bestandsaufnahme. Traditionell haben viele Menschen beschlossen, auf etwas zu verzichten, als Disziplin oder als Erinnerung an die Leiden Christi. Die Zahl 40 ist mit vielen biblischen Ereignissen verbunden, vor allem aber mit den vierzig Tagen, die Jesus in der Wüste verbrachte, um sich auf seinen Dienst vorzubereiten, indem er sich den Versuchungen stellte, die ihn dazu bringen sollten, seine Mission und Berufung aufzugeben. Oft verzichten Menschen auf etwas, das ihnen Spaß macht, wie Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Fernsehen usw.
Aber Jesus will keine Selbstquälerei, keinen Selbsthass, kein Jammerdenken, kein 40-tägiges Hungern und keine Selbstverachtung. Ich glaube, dass es in der Passions- bzw. Fastenzeit um viel mehr geht als darum, etwas aufzugeben. Ich glaube, dass die Passionszeit uns eine Zeit bietet, in der wir uns einfach und ehrlich mit uns selbst auseinandersetzen und uns auf das konzentrieren, was real ist. Selbstverachtung und Scham bringen nicht zum Ausdruck, wer wir in Christus sind. Außerdem trägt jeder Sonntag in der Fastenzeit einen Teil des Sieges in sich, den wir durch die Auferstehung Jesu errungen haben, und weist uns auf das große Fest hin, den höchsten der Sonntage, den Ostersonntag, an dem wir die Auferstehung unseres Herrn von den Toten und den Sieg über den Tod feiern, der unser ist!
In der Passionszeit geht es nicht nur darum, auf etwas zu verzichten. Es geht darum, etwas zu suchen – eine engere Beziehung zu Jesus. Ich schlage vor, statt auf etwas zu verzichten, etwas hinzuzufügen, das Ihr Leben geistig bereichert. Denken Sie an die guten Dinge, die Jesus von uns verlangt, und „folgen Sie ihm“, indem Sie eines dieser Dinge tun. Vielleicht versöhnen Sie sich mit jemandem, den Sie nicht mögen, oder tun Sie etwas Gutes. Vielleicht nehmen Sie sich jeden Tag eine bestimmte Zeit, um über die Schöpfung und Gottes Güte nachzudenken. Sie können jeden Tag einen Anruf tätigen und eine Andacht mit jemandem teilen, der Ermutigung oder Bestätigung braucht. Es gibt viele großartige Andachtsbücher für die Passionszeit, einige davon kostenlos im Internet, die es Ihnen ermöglichen, die Passionszeit zu durchlaufen und eine geistliche Ernte einzufahren.
Das englische Wort „Lent“ (für Passions- bzw. Fastenzeit) kommt von dem Wort „leihen“. Das Konzept besteht darin, etwas für einen vorübergehenden Gebrauch unter der Bedingung der Rückzahlung mit Zinsen zu verleihen. Mit anderen Worten: In der „Lent“-Zeit geht es nicht darum, ein verpflichtendes Ritual zu vollziehen, sondern 40 Tage der Hingabe zu genießen, die einen geistlichen Nutzen für unser Leben haben. Wenn wir durch unser Engagement in der Lent-Zeit – sei es, dass wir auf etwas verzichten, sei es, dass wir etwas hinzufügen – eine größere Übereinstimmung mit der Gesinnung Christi und einen wirksameren Dienst im Namen der Welt erfahren, dann haben wir mit Sicherheit etwas „ausgeliehen“ mit der Gewissheit einer „Rückzahlung mit Zinsen“. ❏
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