Jesus lebt!
Es ist seltsam, wie wir manchmal Dinge glauben, die keinen Sinn machen oder keine Beweise haben. Verschwörungstheorien machen heute die Runde. Die Boulevardpresse macht ein Multimillionengeschäft, indem sie gutgläubige Leser mit einer ständigen Diät des Sensationellen, wenn nicht gar Lächerlichen, überflutet.
Dann gibt es die Tatsachen, die wir in unserer modernen, wissenschaftlichen Welt einfach als gegeben hinnehmen: Die Welt ist eine Kugel, nicht flach wie ein Pfannkuchen. Die Erde dreht sich um die Sonne, nicht umgekehrt. Ein Virus löst Masern aus. Alexander Graham Bell erfand das Telefon.
Die meisten von uns glauben diese Dinge, nicht weil wir uns diese persönlich bewiesen haben, sondern weil wir den Quellen vertrauen, die uns sagen, dass sie wahr sind. Wir benutzen das Telefon; wer es erfand, spielt für uns keine Rolle. Wir gehen zum Arzt, wenn wir krank sind; es spielt für uns keine Rolle, wer einen bestimmten Impfstoff erfunden hat. Wir können einen wunderbaren romantischen Sonnenuntergang erleben, ohne viel Gedanken über die Dynamik und den Lauf der Planeten zu verlieren.
Wir leben in einer Welt der Fakten, aber die meisten Fakten, die wir kennen, haben wenig, wenn überhaupt etwas mit dem zu tun, wer wir sind und wie wir leben.
Die Auferstehung Christi ist anders. Es mag leicht zu glauben sein, dass Jesus auferstanden ist, als ob es bloß eine andere Tatsache für eine Prüfung im Fach Geschichte ist. Aber diese Tatsache ist nicht so wie andere Tatsachen. Sie verändert alles.
Wenn Jesus wirklich vom Tode auferstanden ist, dann ist er weit mehr als nur eine andere Gestalt in der Geschichte. Er ist der, der er zu sein behauptete – der Sohn Gottes. Und wenn das so ist, dann muss er und alles, was er sagte, ernst genommen werden.
Die Auferstehung Jesu steht im Zentrum des christlichen Glaubens. Wir glauben an Jesus, weil Jesus nicht tot blieb. Er sagte seinen Jüngern, er würde am dritten Tage nach seiner Kreuzigung auferstehen – und dies geschah! Die Tatsache seiner Auferstehung bestätigte seine Behauptungen: Er war in der Tat der Sohn Gottes. Und sie bestätigte, dass Gott auf entscheidende Weise gehandelt hatte, um mit der menschlichen Sünde fertig zu werden.
Wenn es irgendetwas Charakteristisches gibt, das unter Christen aller glaubensgemeinschaftlichen Richtungen weit verbreitet ist, ist es die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu. Die Feier mag in vielfältigen Formen erfolgen, aber seit jenem Sonntagmorgen, als man das Grab leer vorfand, haben Christen daran gedacht.
In der Nacht, bevor er verraten und für die Gerichtsverhandlung und die Kreuzigung festgenommen wurde, aß Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. Als er das zeremonielle Brot segnete und brach, sprach er zu seinen Jüngern: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19).
Als er den Kelch des zeremoniellen Weins erhob und segnete, sprach er zu ihnen: „Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,27-28).
Jesus starb für Sie und für mich. Am dritten Tage zerstörte er die Macht der Sünde und des Todes. In ihm besitzen wir die größte Hoffnung, die man sich vorstellen kann.
In dieser einfachen Zeremonie, die wir das Abendmahl des Herrn nennen (Jesu letztes Mahl vor seinem Sterben), Kommunion (Gemeinschaft mit Gott durch Christus und mit anderen Gläubigen) oder Eucharistie (Danksagung) liegt eine reiche Bedeutung. Paulus schrieb: „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ (1Kor 10,16).
Wenn wir das Brot essen und den Wein (oder Traubensaft) trinken, geschieht etwas Wunderbares, doch Unfassbares. Eine Gemeinschaft mit Gott findet statt und durch Christus eine Gemeinschaft mit allen Gläubigen. Durch dieses Gebot Jesu, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, behalten wir nicht nur im Gedächtnis, was Gott für uns getan hat, sondern wir werden auch, im Glauben vereint, in eine enge Beziehung mit Gott und auf besondere Weise in seine Gegenwart gebracht.
Wir Menschen wissen, was es heißt, Knechte der Sünde zu sein. Wir kennen die unsichtbaren, aber menschlich unbezwingbaren Ketten der Sünde, die uns an selbstzerstörerische Gewohnheiten und Gelüste binden. Wir wissen um den Stolz, die persönlichen Wände des Selbstschutzes, die Verteidigung des Egos, den verkrüppelnden Neid, den Groll, die Habgier, die brennende Begierde. Wir kennen die Einsamkeit, die Isolation und die Furcht. Und wir kennen das Ende von alledem – die Trennung, die wir Tod nennen.
Gott, der uns liebt, weiß es auch. Das ist der Grund, warum er seinen einen und einzigen Sohn sandte, der, selbst ohne Sünde, sich der grausamen und unerbittlichen Umgebung unserer von Sünde verdunkelten Welt auslieferte.
Gottes Liebe ist der Grund, warum Gott unseren gefallenen Zustand auf sich nahm, doch ohne Sünde wandelte er in unseren Schuhen und litt, sogar bis bin zum Tode, durch die unwissenden und brutalen Hände von uns Sündern.
Aber für Jesus war der Tod nicht das Ende der Geschichte. Und wegen Jesus ist es auch nicht das Ende der Geschichte für Sie und für mich. Jesus wurde zum Leben auferweckt, und durch ihn werden auch wir zu einem kräftigen, neuen und herrlichen neuen Leben auferweckt – zu ewigem Leben. Das Leben des kommenden Zeitalters.
Oft stellen wir uns das ewige Leben als etwas vor, das Gott uns in der Zukunft geben möchte. Aber Tatsache ist, so sagte Jesus, dass diejenigen, die an ihn glauben, die sein Fleisch essen und sein Blut trinken, bereits in das ewige Leben eingetreten sind. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“ (Joh 6,54). Am Jüngsten Tage auferweckt zu werden ist jenen verheißen, die bereits ewiges Leben besitzen!
Vielleicht haben wir die Tendenz, unser Konzept von ewigem Leben auf die Zukunft zu begrenzen, weil die Worte ewiges Leben nach etwas klingen, was wir noch nicht haben. Schließlich sind wir immer noch sterblich und wir wissen, dass wir sterben werden, bevor wir Unsterblichkeit empfangen. Aber ewiges Leben und Unsterblichkeit sind nicht dasselbe. Unsterblichkeit bezieht sich auf unseren physischen Körper. Bei der Auferstehung werden unsere sterblichen Leiber in Unsterblichkeit verwandelt werden. Ewiges Leben kann leichter verstanden werden, wenn wir erkennen, dass die griechischen Wörter, die Johannes benutzte, als er Jesus zitierte, aionios zoe, wortwörtlich mit „das Leben des künftigen Zeitalters“ übersetzt werden. Ewiges Leben – oder das Leben des künftigen Zeitalters – ist etwas, in das wir in dem Moment eintraten, als wir gläubig wurden.
Als wir gläubig wurden, sind wir vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Wir traten in das neue Leben ein, das Leben des künftigen Zeitalters. Dieses Leben, welches ein Leben der Freude und der aufopfernden Liebe in der Kraft Gottes ist, wird das ganze Universum erfüllen, wenn Jesus auf die Erde zurückkehrt. Es hat bereits jetzt in den Gläubigen begonnen.
Jesus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“ (Joh 5,24).
Größere Worte des Trostes wurden nie gesprochen! Es spielt keine Rolle, wie weit weg von Gott wir waren. Es spielt keine Rolle, wie dunkel und wie abscheulich unsere Sünden waren. Wenn wir dem Wort Gottes – der guten Nachricht, dass Gott Sünder durch seinen Sohn erlöst – glauben, vergibt Gott uns, nimmt uns an und gibt uns neues Leben in seinem ewigen Reich.
Wir haben es aus höchster Quelle, dass wir am Tage des Gerichts nicht verurteilt werden. Jesus sagt uns, dass Gläubige bereits die große Kluft, die den Tod vom Leben trennt, überquert haben, und weil er lebt, sind wir jetzt auf der Seite des Lebens! Das Reich des Himmels hat bereits angefangen, sich im Leben derer, die darin eingetreten sind, zu zeigen. Nicht auf perfekte Weise. In der Tat, manchmal geben wir eine elende Vorstellung davon ab. Manchmal lassen wir das Kreuz fallen oder werfen es vielleicht sogar von uns, aber Christus in uns bewegt uns stets, es wieder aufzunehmen und ihm weiter nachzufolgen. Die Tatsache ist, dass wir ihm gehören, und der, der ein gutes Werk in uns angefangen hat, wird uns bis zum Tages Christi Jesu auch zur Vollendung führen.
Unser christlicher Glaube und unsere Hoffnung gründen fest und vollständig auf der Tatsache des Todes und der Auferstehung Jesu Christi, des Sohnes Gottes. An dieser zentralen Wahrheit hängt alles, was wir glauben und worauf wir ernstlich hoffen. Weil er lebt, leben auch wir!
Das ist der Grund, warum die Osterzeit für uns so wichtig ist. Es ist eine Zeit des Reflektierens. Es ist eine Zeit der Selbstprüfung. Es ist eine Zeit der Neuverpflichtung und erneuten Hingabe. Und mehr als alles andere ist es eine Zeit der Dankbarkeit und Freude über die unerforschlichen Reichtümer der Gnade Gottes! Er starb für Sie und für mich! Und am dritten Tage zerstörte er die Macht der Sünde und des Todes. In ihm besitzen wir, zusammen mit allen Heiligen, auch wenn wir den Pfad des Kreuzes betreten, die größte Hoffnung, die man sich vorstellen kann.
Gelobt sei Gott! Jesus lebt! ❏