Das leere Grab: Gründe für den Glauben
Von Neil Earle

Die Auferstehung Jesu aus einem Felsengrab bestärkte die frühen Christen sehr in ihrem Glauben. Das leere Grab und die Begegnungen mit dem auferstandenen Herrn waren der unwiderlegbare Beweis, dass der Meister, den sie liebten und dem sie dienten, nicht nur ein Moralprediger gewesen war. Er war, wie er es von sich behauptet hatte, Gott und Mensch zugleich.

Diese Überzeugung gab der frühen Kirche Kraft und Mut. „Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben“ , bezeugte der Apostel Petrus vor den religiösen Oberen der Juden, denen es nicht gelang, den Glauben der ersten Christen auszulöschen (Apg 4,20).

Wir, die wir die Berichte der Evangelisten fast zweitausend Jahre später lesen, müssen uns bewusstmachen, dass die Auferstehung Christi keineswegs „im Winkel geschehen“ ist, wie Paulus kühn bekundete (Apg 26,26). Das Gegenteil war der Fall: Die Jünger legten in aller Öffentlichkeit Zeugnis ab – im Kreuzfeuer der Diskussion. Die Zuhörer konnten sie jederzeit widerlegen, wenn sie nicht die Wahrheit sprachen.

Für die Christen im ersten Jahrhundert war die Auferstehung Jesu Christi das alles entscheidende Ereignis der Geschichte. Die aufwühlenden Begegnungen mit Jesus nach seiner Auferstehung aus dem Felsengrab waren lebendige und unvergessliche Erinnerungen: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist“ (1. Joh 1,1-2).

Johannes, ein Apostel und Jünger Jesu Christi schrieb diese und andere Äußerungen als Augenzeuge der Auferstehung von den Toten (Joh 20,30-31; 21,24-25).

Lukas war ein gebildeter Mann, der das Leben und die Zeitumstände Jesu im Detail untersucht hatte. Er bestätigte den Bericht, der vom winzigen Judäa hinaus in die Welt ging, auf geradezu nüchterne Weise: „So habe auch ich’s für gut gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe, es … in guter Ordnung aufzuschreiben, damit du den sicheren Grund der Lehre erfahrest, in der du unterrichtet bist“ (Lk 1,3-4).

Der Apostel Paulus betonte das Wesentliche des neuen Glaubens, zu dessen Verbreitung im Römischen Reich er beitrug: „Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift“ (1. Kor 15,3-4).

Im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik
Die Apostel standen einer gut informierten Öffentlichkeit gegenüber – den eigenen Zeitgenossen. Einige ihrer Zuhörer hatten ohnehin Jesu Blut an ihren Händen. Die Hinrichtung von ein oder zwei weiteren galiläischen Fischern würde die Blutschuld schwerlich vergrößern.

Und doch strahlten die Jünger eine unbezwingbare Sicherheit aus. Aus ihren Worten spricht moralische Überzeugungskraft und Autorität. Die gute Nachricht von der Auferstehung war die große Neuigkeit in den Straßen Jerusalems. Sie traf die Leute. Sie veränderte ihr Leben.

„Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selber wisst“, verkündete Petrus (Apg 2,22). „Gott [hat] diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht“ (Vers 36).

Diese kühnen Worte verwiesen die religiöse Hierarchie Jerusalems ausweglos in die Defensive. „Ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen“ , entgegneten sie mit lahmem Protest (Apg 5,28).

Halten wir uns doch vor Augen: Wären die Jünger auf Betrug oder Täuschung aus gewesen, hätte ihr Zeugnis spielend widerlegt werden können. Dem war aber nicht so. Die Bereitschaft, alles um der Wahrheit der Auferstehung willen zu riskieren, war ein überzeugender Beweis von fehlbaren Menschen – von Männern, die zuvor ihren Meister verlassen hatten und geflohen waren (Mt 26,56). Diese Bereitschaft und die großen Wunder, die in Christi Namen vollbracht wurden, waren zwingende Beweisgründe für die Glaubwürdigkeit des Evangeliums. Jerusalem stand kopf.

Kein Wunder, dass die so inspirierten Jünger beim Volk in hohem Ansehen standen (Apg 5,13). Und denken wir auch daran: Es hat im Judäa des ersten nachchristlichen Jahrhunderts auch andere Volksbewegungen gegeben. Vor Jesus von Nazareth hatten Volksführer Aufsehen erregt, die weitgehend in Vergessenheit geraten sind (Verse 35-39). Unter ihnen war Judas, ebenfalls ein Galiläer, der nicht weit von dem Ort lebte, in dem Jesus aufwuchs.

Etwa sechs Jahre nach Christi Geburt versammelte Judas eine Gefolgschaft um sich und erhob sich gegen die Macht der Römer. Sein Aufstand scheiterte, er selbst wurde getötet. Doch niemand im ersten Jahrhundert behauptete, dieser Judas von Galiläa sei von den Toten auferstanden oder er und seine Anhänger hätten nach seiner Auferstehung viele Gespräche mit ihm geführt. Noch viel weniger riskierte irgendjemand im Nachhinein Kopf und Kragen für die Judas-Bewegung. Doch für Jesus von Nazareth setzten Menschen wie du und ich ihr ganzes Leben ein.

Geschichte und kein Dogma
Der christliche Schriftsteller F.F. Bruce schreibt: „Das christliche Evangelium stellt nicht in erster Linie einen Moralkodex oder ein metaphysisches System dar; es ist vor allem eine gute Nachricht, und als solche wurde es von den ersten Predigern verkündet … Diese gute Nachricht ist eng mit der historischen Ordnung verknüpft, denn sie schildert, wie Gott zur Erlösung der Welt in die Geschichte eingriff, wie das Ewige in die Zeit kam, wie das Himmelreich den Erdenkreis berührte durch die großen Geschehnisse der Fleischwerdung, der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi“ ( The New Testament Documents: Are They Reliable? , S. 7-8). Die Jünger waren durch das leere Grab von der Auferstehung ihres Meisters überzeugt – so wie ihre Begegnung mit dem Auferstandenen sie von seiner lebendigen Gegenwart überzeugte. Sie glaubten an die Wirkungsmacht der Auferstehung. Und ihr Zeugnis war glaubwürdig, weil sie selber unbeirrbar glaubten.

Wie steht es heute mit uns? Glauben wir, wie jene glaubten? Wir sollten es. Derselbe Jesus Christus, der auf den staubigen Straßen Galiläas umherzog, ist heute wie damals lebendig – lebendig und verherrlicht. Er setzt sich heute für alle die ein, die ihm vertrauensvoll und gläubig folgen, so wie er sich seinerzeit für Petrus, Jakobus und Johannes eingesetzt hat. Das Grab konnte ihn nicht halten; die bösen Mächte dieser Welt – natürliche wie übernatürliche – konnten die Wahrheit seiner Auferstehung nicht zunichtemachen.

Um diese alles verändernde Macht an uns selbst zu erfahren und „ihn [Christus] und die Kraft seiner Auferstehung erkennen“ zu können (Phil 3,10), müssen auch wir das leere Grab als Tatsache annehmen und an die Kraft der Auferstehung glauben. Wir werden nicht aufgefordert, uns ohne Beweise zu Christus zu bekennen. Das leere Grab ist ein faktischer Beweis dafür, dass unser Herr und Erlöser von den Toten auferstanden ist.

Petrus als vorrangiger Prediger vom leeren Grab hat wohl die besten Worte gefunden: „So tut nun Buße [bereut] und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus“ (Apg 3,19-20).

Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Werden Sie glauben?


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