Gott will, dass alle Menschen gerettet werden

Eine Betrachtung zu 1. Timotheus 2, 1 – 7

Von Dr. Michael Morrison

Paulus schickte Timotheus zur Bereinigung einiger Probleme in der Glaubensvermittlung nach Ephesus in die dortige Gemeinde. Zudem ließ er ihm einen Brief zukommen, in dem er seine Mission umriss. Dieser Brief sollte vor der ganzen Gemeinde verlesen werden, damit jedes ihrer Glieder im Bilde darüber war, dass Timotheus befugt war, im Namen des Apostels zu handeln.

Gebet für die Wahrung der öffentlichen Ruhe und Ordnung (Vers 1 – 3)
Paulus wies unter anderem darauf hin, was im Gemeindegottesdienst zu beherzigen sei: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen.“ Auch sollten sie Gebete aufnehmen, die einen positiven Charakter haben, im Gegensatz zu den Verdammungswünschen, die in einigen Synagogen Bestandteil der Liturgien geworden waren.

Es sollte die Fürbitte nicht allein die Gemeindeglieder einschließen, sondern die Gebete sollten vielmehr für alle gelten, auch „für die Könige und alle Obrigkeit“. Paulus wollte weder, dass die Kirche sich elitär gebärdet, noch mit einer im Untergrund agierenden Widerstandsbewegung in Verbindung gebracht wird. Als Parallelbeispiel mag auf den Umgang des Judaismus mit dem Römischen Reich verwiesen werden. Die Juden wollten den Kaiser nicht anbeten, aber sie konnten für den Kaisers bitten; sie beteten Gott an und brachten ihm Opfer dar (Esra 6, 10).

In gleicher Weise wollte Paulus, dass die Gemeindeglieder für die Obrigkeit beten. Dies sollte geschehen, „damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.“ Die ersten Christen wurden um des Evangeliums und ihrer Gefolgschaft zu einem anderen Herrn willen verfolgt. So mussten sie die Staatsführung nicht noch mit regierungsfeindlichen Agitationen provozieren.

Diese Haltung wird von Gott selbst gutgeheißen. „Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland.“ Bezieht sich der Begriff „Heiland“ auch in der Regel auf Jesus, so scheint er in diesem Fall auf den Vater zu verweisen.

Botschaft der Errettung aller (Vers 4 – 7)
Sodann fügt Paulus einen wichtigen Exkurs hinsichtlich Gottes Willen ein: „welcher will, dass alle Menschen gerettet werden.“ In unseren Gebeten sollten wir die Amtsträger nicht verdammen; denn Gott selbst wünscht ihnen nichts Schlechtes. Er will, dass sie errettet werden, doch dafür ist es zunächst nötig, die Botschaft des Evangeliums anzunehmen: „und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

Geschieht immer alles nach Gottes Willen? Wird tatsächlich jeder errettet werden? Paulus spricht diese Frage nicht an, aber offensichtlich verwirklichen sich die Wünsche unseres himmlischen Vaters nicht immer, zumindest nicht sofort. Selbst heute, fast 2000 Jahre später, sind keineswegs „alle Menschen“ zur Erkenntnis des Evangeliums gelangt, weit weniger noch haben es für sich angenommen und Errettung erfahren. Gott möchte, dass seine Kinder einander lieben, aber das ist nicht immer der Fall. Denn er will auch, dass die Menschen ihren eigenen Willen haben.

Paulus stützt seine Ausführungen, indem er sie mithilfe von Begründungen untermauert: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus.“

Es gibt nur einen Gott, der alles und jeden er schuf. Sein Plan gilt für alle Menschen gleichermaßen: Wir alle wurden nach seinem Ebenbild erschaffen, auf dass wir ihn auf Erden bezeugen können (1. Mose 1, 27). Die Identität Gottes impliziert, dass nach seinem Plan seine ganze Schöpfung geeint ist. Alle Menschen sind eingeschlossen.

Des Weiteren gibt es einen Mittler. Wir alle stehen mit Gott durch Jesus Christus in Beziehung, der Mensch wurde und immer noch als solcher bezeichnet werden kann, da er sein menschliches Wesen nicht dem Grab überantwortete. Er ist vielmehr als verherrlichter Mensch auferstanden und als Mensch gen Himmel aufgefahren; denn das Menschsein ist Teil seiner selbst. Da die Menschheit nach Gottes Ebenbild erschaffen wurde, waren dem Allmächtigen von Anbeginn wesentliche Aspekte des menschlichen Wesens gegenwärtig; und so ist es wenig überraschend, dass die Natur des Menschen in der göttlichen Natur Jesu zum Ausdruck kommen kann.

Als unser Mittler ist Jesus derjenige, „der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als sein Zeugnis zur rechten Zeit.“ Einige Theologen erheben Einwand gegenüber der schlichten Bedeutung, die hinter diesem Vers steht, aber er passt gut zu Vers 7 und dem Inhalt dessen, was bei Paulus wenig später zu lesen ist: Gott „ist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen“ (1. Tim 4, 10). Er starb für die Sünden aller Menschen, selbst jener, die dies noch nicht wissen. Er starb nur einmal und wartete mit seinem Handeln zu unserer Errettung nicht, bis wir daran glauben. Um es mit einem Vergleich aus dem Bereich der Finanzen zu verdeutlichen, zahlte er die Schuld selbst für die Menschen, denen dies noch nicht bewusst ist.

Was bleibt nun, da Jesus dies für uns getan hat, noch zu tun? Jetzt ist für die Menschen die Zeit gekommen zu erkennen, was Jesus für sie vollbracht hat, und das versucht Paulus mit seinen Worten zu erreichen. „Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel - ich sage die Wahrheit und lüge nicht -, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.“ Und das soll nach seinem Willen auch Timotheus sein.

Fragen zur Diskussion:
* Wenn wir für unsere Amtsträger beten, dient dies dann ihrer Errettung oder unserem eigenen Seelenfrieden?
* Wenn wir erkennen, dass Jesus auch für unsere übel gesinnten Nachbarn starb, ändert sich damit auch unsere Haltung ihnen gegenüber?


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