Unsere Hoffnung – jetzt und für die Zukunft

Von James Henderson

In diesen Tagen gedenkt man in Großbritannien und vielen anderen Ländern [1] der im Krieg Gefallenen, aber auch der Überlebenden, die gesundheitliche oder psychische Schäden davongetragen haben. Es ist uns bewusst, dass wir in einer Welt mit vielen Kriegen leben. Es gibt Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch in Ländern wie Eritrea und Myanmar (Birma).

In Zeiten des Krieges entstehen Gedichte, die ganz besonders sind. Ich habe vor einigen Tagen auf einer Webseite ein Gedicht gefunden, die speziell dafür eingerichtet wurde [2].

Es war im Mai 2022, als Maria, 12, mit ihrer Mutter ihr geliebtes Odessa in der Ukraine verließ. Sie leben jetzt in Bukarest, Rumänien, wo sie bleiben wollen, bis der Krieg in der Ukraine zu Ende ist. Ihr Gedicht ist wie ein Brief an ihren Vater geschrieben:

Das Gedicht lautet wie folgt:

Lieber Papa,
weißt du noch, welcher Tag heute ist?
Heute ist mein Geburtstag. Der siebte!
Warum habe ich keinen Brief bekommen?
Komm schon, schreib etwas Gutes!
Lieber Papa,
ich habe gehört, dass Oma etwas über dich gesagt hat,
dass du nicht mehr nach Hause kommst, aber ist das wahr?
Aber es kamen keine weiteren Briefe von meinem Vater,
denn irgendwo auf dem weit entfernten Feld,
gefüllt mit dunklem Rauch,
liegt
ein toter Soldat ...

Es gibt schrecklich viele Opfer in Kriegen. Dazu gehören auch die Angehörigen, die Freunde, die Familien, die zurückbleiben.

Bitte lassen Sie uns eine Bibelstelle in 1. Mose 37,35 aufschlagen. Hier ist die Geschichte, wo Jakob erfährt, dass sein Sohn Joseph getötet wurde. Tatsächlich wurde er nicht getötet, jedoch der Vater glaubte dies. Diese Stelle beschreibt, wie sehr uns der Tod eines geliebten Angehörigen betrübt. „Und alle seine Söhne und Töchter kamen zu ihm, ihn zu trösten; aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid zu meinem Sohn in die Grube fahren. Und sein Vater beweinte ihn.“ Dies sind wunderbare Worte im ersten Buch Mose, die die Tiefe der Trauer ausdrücken, die uns beim Tod eines geliebten Menschen bedrückt und oft finden wir keinen Trost.

Die Vorstellung einer Auferstehung kommt im Alten Testament an mehreren Stellen zum Ausdruck. Auch möchte ich auf das Thema der Auferstehung eingehen, wie es Jesus seinen Jüngern offenbart hat und worüber seine Jünger im Neuen Testament berichten.

In Hiob 14,14 lesen wir: „Meinst du, einer stirbt und kann wieder leben? Alle Tage meines Dienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung kommt.“ Andere Bibeln beschreiben eine Zeit des Kampfes und übersetzen das Wort Ablösung durch Erneuerung. Was spricht Hiob hier an? Laut dem hebräischen Text geht es auch um die kommende Befreiung, den Frieden.

Eine weitere Stelle im Buch Hiob, die viele von Ihnen sicherlich kennen und Sie an die wunderbare Arie aus Händels Oratorium ‚Der Messias‘ erinnert: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und dass er am Ende auf der Erde stehen wird. Und wenn meine Haut zerstört ist, werde ich dennoch in meinem Fleisch Gott sehen; ich selbst werde ihn mit meinen eigenen Augen sehen und er wird für mich kein Fremder sein. Wie sehr sich mein Herz danach sehnt!“ (Hiob 19,25-27 ESV freie Üs). Hiob bekundet mit dieser Aussage seinen Glauben und seine Hoffnung angesichts der Anfechtungen durch seine Freunde.

Wir kommen zu einer weiteren Schriftstelle. Diese ist von David: „Was mich betrifft, so werde ich gerechtfertigt sein und dich sehen. Wenn ich erwache, werde ich ganz zufrieden sein, dein Ebenbild zu sehen“ (Ps 17,15 ESV freie Üs). Diese Schriftstelle erinnert an ‚das Gott mit eigenen Augen sehen‘ wie bei Hiob. Das Wort Ebenbild weist auf Jesus hin. Es deutet auf die Wiederkehr Jesu Christi hin. Bibelstellen im Neuen Testament erklären, dass allein Jesus das Ebenbild Gottes ist.

Auch die folgende Bibelstelle aus dem Alten Testament weist auf die Auferstehung hin. „Sie aber sind tot und werden nicht wieder lebendig. Sie sind Schatten, die nie wieder aufstehen. Du hast sie zur Rechenschaft gezogen und vernichtet. Jede Erinnerung an sie hast du ausgelöscht. … Doch deine Toten, HERR, werden leben, die Leichen meines Volkes werden auferstehen. Wacht auf, jubelt, alle, die ihr in der Erde liegt! Du bist wie der belebende Tau im Morgenlicht. Darum gibt die Erde die Verstorbenen heraus“ (Jes 25,14 und 19 BasisBibel). Der Prophet Jesaja spricht über das Schicksal der Toten. In Vers 14 geht es zunächst um diejenigen, die nicht bereuen wollen. Jede Erinnerung an sie wird ausgelöscht. Dann spricht er über die, die Gott erretten wird. 12:06

In Daniel 12,2 heißt es: „Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.“ Vielleicht denken wir an Hesekiel 37 und das Totenfeld, dass voller Totengebeine liegt. Eine weitere Schriftstelle für das Konzept der Auferstehung finden wir in Hosea 13,14 NIV frei Üs: „Ich werde dieses Volk von der Macht des Grabes befreien; ich werde sie vom Tod erlösen. Wo, oh Tod, sind deine Plagen? Wo, oh Grab, ist dein Verderben?“ Es gibt einen Erlöser und wir wissen, wer er ist: Jesus Christus, der Messias.

Der Apostel Paulus bezieht sich hierauf im 1. Korintherbrief: „Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. … dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: ‚Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?‘“ (1. Kor 15,52; 54-55). Paulus spricht über unsere Erneuerung, unsere Veränderung. Das ist unsere Hoffnung – jetzt und für die Zukunft, die Hoffnung der Gläubigen.

Das Johannesevangelium berichtet über die Auferweckung des Lazarus. Als er noch lebte, hoffte man, dass Jesus zu ihm eilen würde, um ihn zu heilen, doch Lazarus starb und Jesus kam erst Tage nach dessen Begräbnis am Ort an. Jesus wusste, dass er ein Wunder bewirken würde, und spricht mit Martha: „Dein Bruder wird auferstehen. Marta spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe;“ (Joh 11,23-25). Martha wusste von der Auferstehung der Toten aus den Schriften des Alten Testaments.

Nur Jesus konnte sagen, dass er die Auferstehung ist. Dies zeigt, wer er ist und dass er Gott, seinen Vater, offenbart. Beim Glauben geht es darum, an Jesus zu glauben. Bereits in diesem Leben sind wir auferstanden in Jesus. Wir wurden in seinen Tod getauft, was auch den Tod unseres alten Ichs symbolisiert. Das Auftauchen aus dem Taufwasser symbolisiert unsere Teilnahme an seiner Auferstehung. Wir verpflichten uns zu einem neuen Leben des Dienens, denn dazu sind wir berufen.

Der Brief von Paulus an die Thessalonicher wurde in einer Zeit großer Probleme innerhalb der Kirche geschrieben. Einige Gemeindemitglieder hielten Paulus und seine Mitarbeiter nicht für qualifiziert und klagten sie an. Es entstand ein Disput darüber, ob es Hoffnung für die mittlerweile verstorbenen Gemeindemitglieder gäbe.

Paulus antwortete: „Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern [der Rest der Menschheit], die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm führen“ (1. Thess 4,13-14).

Durch den Glauben an Jesus haben wir Hoffnung. Jesus starb für uns und ist auferstanden. Wer Jesus nicht kennt, lebt im Ungewissen. So viele Menschen sterben ohne Hoffnung und ohne Trost. Jesus wird alle Toten auferwecken, wenn er wieder zur Erde zurückkommt.

Das Neue Testament enthält viele Schriftstellen über die Wiederkehr Jesu. Im Buch der Offenbarung lesen wir: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und balle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde“ (Offb 1,7). Jesus bestätigt seine Wiederkunft: „Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald“ und Johannes schließt den Vers: „Amen, komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20). Johannes sehnt sich nach der Wiederkunft Jesu. Er nennt Jesus seinen Herrn, da er jeden Aspekt seines Lebens Jesus unterstellt hat. Leben wir auch so? Worin besteht unsere Hoffnung?

Wie bereits angesprochen sterben viele Menschen ohne Hoffnung. Sie können nicht nach vorn schauen. Sie glauben, dass nach dem Tod nichts mehr folgt. Wie wird der Zustand nach dem Tod sein?

In Psalm 88,6 lesen wir: „Ich liege unter den Toten verlassen, wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen, derer du nicht mehr gedenkst und die von deiner Hand geschieden sind.“ Dieser Vers drück die ganze Sinnlosigkeit aus, wo Gott kein Interesse mehr an uns zu haben scheint. Dank Jesus ist dies niemals der Fall. Niemals werden wir von Gott abgeschnitten sein. Erinnern wir uns an die Worte von Paulus: „Denn ich bin gewiss, dass [nichts] uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Röm 8,38-39). Gott kümmert sich um uns. Psalm 103,8-14: „Barmherzig und gnädig ist der HERR, … Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden … er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.“ Weil Jesus für uns gestorben und auferstanden ist. Er weiß um unsere Schwachheit. Er gedenkt unser, jedes einzelnen, der ganzen Menschen. Deshalb haben wir Hoffnung, nicht nur für uns selber, sondern für alle Menschen.

Ich möchte ein weiteres Gedicht [3] mit Ihnen teilen. Es stammt von dem deutsch-amerikanischen Dichter Hermann Hagedorn (1882-1964), der am Ende des Ersten Weltkrieges dieses Gedicht über die Auferstehung schrieb. Dieses Gedicht bringt uns Gedanken der Hoffnung nahe. Wenn wir dieses Gedicht lesen, können wir an die Toten der Weltkriege denken, aber auch an die Opfer der Kriege, die gegenwärtig stattfinden, in der Ukraine, im Nahen Osten, Eritrea oder anderswo; es sind so viele.

Auferstehung
Nicht lange lagen wir auf dem zerrissenen, roten Feld des Schmerzes.
Wir fielen, wir lagen, wir schliefen, wir ruhten uns aus,
mit den aufgewühlten Nerven endlich ruhend, und das verängstigte Gehirn
von den schrecklichen Alpträumen befreit, und die Brust
befreit von den schweren Träumen der Herzen in der Ferne.
Endlich sind wir unter dem Morgenstern auferstanden.
Wir sind auferstanden und begrüßten unsere Brüder und heißen unsere Feinde willkommen.
Wir sind auferstanden; wie der Weizen, wenn der Wind vorbei ist, sind wir auferstanden.
Mit Rufen erhoben wir uns, mit Keuchen und ungläubigem Schreien,
mit Ausbrüchen von Gesang, Stille und ehrfürchtigen Augen,
Halb lachend, halb weinend, erhoben wir uns aus dem Gras,
mit sprudelnden Tränen und mit frohen Lippen, die „Gott“ flüstern.
Wie Babys, erfrischt vom Schlaf, wie Kinder sind wir aufgestanden,
strotzend vor tiefen Inhalten, aus unserer traumlosen Ruhe.
Und „wie nennt man das?“ fragte einer. „Ich dachte, ich wäre tot.“
„Du bist es“, rief ein anderer. „Wir sind alle tot und matt.“
„Ich bin lebendig wie eine Grille. Mit deinem Kopf stimmt etwas nicht.“
Sie streckten ihre Glieder aus und stritten es aus, wo sie saßen.
Und über das weite Feld sitzen Freund und Feind beieinander,
von kleinen Dingen redend, sich nicht an altes Leid erinnernd,
an Krieg und Hunger, Hass und heftige Worte.
Sie saßen und lauschten den Bächen und Vögeln,
und sahen zu, wie das Sternenlicht in bleicher Flamme unterging.
Sie fragen sich, wie Gott aussehen wird, wenn er kommt.

Was für ein wunderbares Gedicht! Es geht um die Auferstehung der Toten. Es gibt keine Feinde mehr, keine Auseinandersetzungen untereinander. Wir lesen hier „sich nicht an altes Leid erinnernd, nicht an Krieg und Hunger, Hass und heftige Worte“. Sie fragen: Wie wird Gott aussehen, wenn er kommt? Die Antwort ist: Jesus ist das Abbild des unsichtbaren Gottes. Gott sieht wie Jesus aus.

Bei der Kreuzigung Jesu wurden auch zwei Kriminelle gekreuzigt. Einer der Übeltäter lästerte Jesus. „Da antwortete der andere, wies ihn zurecht und sprach: … Wir haben für unsere Vergehen den Tod verdient, dieser Mann aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (Lk 23,40-42). In Psalm 115,12 steht: „Der HERR denkt an uns und segnet uns.“

Unsere sichere Hoffnung besteht in der Gewissheit, dass Jesus an uns denken wird. Wir sind eingebunden in die Auferstehung Jesu. Das betrifft nicht nur unsere Zukunft, sondern auch unser gegenwärtiges Leben. Durch unser Auftauchen aus dem Taufwasser sind wir auferstanden zu einem neuen Leben mit Jesus.

Paulus erinnert uns: „Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und begraben. Und genauso wie Christus durch die herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, so können auch wir jetzt ein neues Leben führen. Da wir in seinem Tod mit ihm verbunden sind, werden wir auch in der Auferstehung mit ihm verbunden sein“ (Röm 6,4-5).

Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 5,10: „Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben.“

Warum erwarten wir, dass wir auferstehen werden? Warum erwarten wir Jesu Wiederkunft? Was sollten wir tun? Manchmal fühlen wir uns entmutigt, da wir sein Kommen schneller herbeisehnen, so wie Martha Jesu früheres Kommen vor dem Tod des Lazarus ersehnte. Jesus sagte ihr, dass er die Auferstehung und das Leben sei und dass sie an ihn glauben solle. Darum geht es. Das sollen wir tun: An ihn glauben, mit ihm leben und geduldig auf seine Wiederkunft warten. Wie es in der vorigen Schriftstelle gelesen haben: Ob wir wachen oder schlafen. Wir leben immer mit ihm.

Über diese Lebensweise spricht Paulus in 1. Thessalonicher 1,3: „Wir denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“ Jesus ist uns treu. Durch den Heiligen Geist bringen wir Frucht hervor. Unsere Arbeit wird durch den Glauben motiviert. Die Arbeit in der Liebe kann schwer und schwierig sein, eine Zeit des Kampfes, wie Hiob es ausdrückte. Jesus hat uns ein Vorbild gegeben. Mit seiner Hilfe fällt es uns leichter, Lasten zu tragen. Es ist die Liebe Jesu in uns, die uns bewegt, unsere Mitmenschen zu lieben und schwere Zeiten durchzustehen. Die Thessalonicher hatten es sehr schwer. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. In dieser Zeit üben wir Geduld, die durch unsere Hoffnung getragen wird. Wir sind uns der Gegenwart Christi in unserem Leben bewusst und haben Hoffnung für die Zukunft, weil der wiederkehren wird.

(Dies ist die gekürzte Fassung einer Predigt.)

Anmerkung:
[1] In Deutschland ist der Volkstrauertag ein stiller Gedenktag zum Andenken an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.
[2] https://www.unicefusa.org/stories/children-war-write-poems-peace
[3] https://allpoetry.com/poem/8565253-Resurrection-by-Hermann-Hagedorn


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