Wie steht es mit der ewigen Sicherheit?
Die Doktrin von der ewigen Sicherheit (Heilsgewissheit) wird in der theologischen Sprache als „Bewahrung der Heiligen“ bezeichnet. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird sie mit der Wendung „einmal gerettet, immer gerettet“, oder „einmal ein Christ, immer ein Christ“, beschrieben.
Viele Schriftstellen geben uns die Gewissheit, dass wir das Heil jetzt schon haben, obwohl wir auf die Auferstehung warten müssen, um endgültig das ewige Leben und das Reich Gottes zu erben. Hier sind einige der Ausdrücke, die das Neue Testament verwendet:
• Wer glaubt, der hat das ewige Leben (Joh 6,47).
• Wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, wird das ewige Leben haben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage (Joh 6,40).
• Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen (Joh 10,28).
• So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind (Röm 8,1).
• [Nichts] kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn (Röm 8,39).
• [Christus] wird euch auch fest machen bis ans Ende (1. Kor 1,8).
• Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft (1. Kor 10,13).
• Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden (Phil 1,6).
• Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind (1. Joh 3,14).
Die Doktrin der ewigen Sicherheit beruht auf solchen Zusicherungen. Doch gibt es auch eine andere Seite, die das Heil betrifft. Es scheint Warnungen zu geben, dass Christen aus der Gnade Gottes fallen können.
Christen werden gewarnt: „Darum, wer meint, er stehe, soll zusehen, dass er nicht falle“ (1. Kor 10,12). Jesus sagte: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt!“ (Mk 14,38) und „die Liebe wird in vielen erkalten“ (Mt 24,12). Der Apostel Paulus schrieb, dass einige in der Kirche „am Glauben Schiffbruch erlitten haben“ (1. Tim 1,19). Die Kirche in Ephesus wurde gewarnt, dass Christus ihren Leuchter entfernen und die lauwarmen Laodizäer aus seinem Munde speien würde. Besonders schrecklich ist die Ermahnung in Hebräer 10,26-31:
„Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt hinfort kein Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten auf das Gericht und ein gieriges Feuer, das die Widersacher verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz des Mose missachtet, muss er sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin. Eine wie viel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht? Denn wir kennen den, der gesagt hat: Die Rache ist mein, ich will vergelten, und wiederum: Der Herr wird sein Volk richten. Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“
Auch Hebräer 6,4-6 gibt uns zu bedenken:
„Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.“
Es gibt also im Neuen Testament eine Dualität. Viele Verse sind in Bezug auf das ewige Heil, das wir in Christus haben, positiv. Dieses Heil scheint sicher zu sein. Aber solche Verse werden durch einige Warnungen abgeschwächt, die anscheinend aussagen, dass Christen ihr Heil durch beharrlichen Unglauben verlieren können.
Da die Frage des ewigen Heils oder ob Christen sicher sind – d.h. wenn sie einmal gerettet sind, sie dann immer gerettet sind – gewöhnlich wegen solcher Schriftstellen wie Hebräer 10,26-31 aufkommt, wollen wir uns diese Passage näher anschauen. Die Frage ist, wie diese Verse auszulegen sind. An wen schreibt der Autor, und was ist das Wesen des „Unglaubens“ des Volkes, und was haben sie angenommen?
Schauen wir uns zuerst die Botschaft des Hebräerbriefes als Ganzes an. Der Kern dieses Buches ist die Notwendigkeit, an Christus als völlig ausreichendes Opfer für die Sünden zu glauben. Es gibt keine Konkurrenten. Der Glaube muss auf ihm allein beruhen. Die Klärung der Frage des möglichen Verlustes des Heils, die Vers 26 hervorruft, liegt im letzten Vers dieses Kapitels: „Wir aber sind nicht solche, die zurückweichen und verdammt werden, sondern solche, die glauben und die Seele erretten“ (V. 39). Einige weichen zurück, aber diejenigen, die in Christus bleiben, können nicht verloren gehen.
Dieselbe Zusicherung für die Gläubigen findet man in den Versen vor Hebräer 10,26. Christen haben durch das Blut Jesu den Freimut zum Eingang in das Heiligtum (V. 19). Wir können uns Gott in vollkommenem Glauben nähern (V. 22). Der Verfasser ermahnt die Christen mit folgenden Worten: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat“ (V. 23).
Eine Möglichkeit, diese Verse in Hebräer 6 und 10 über das „Abfallen“ zu verstehen, liegt darin, den Lesern hypothetische Szenarien zu geben, um sie zu ermutigen, in ihrem Glauben standhaft zu bleiben. Schauen wir uns z.B. Hebräer 10,19-39 an. Die Menschen, zu denen er spricht, haben durch Christus „die Freiheit zum Eingang in das Heiligtum“ (V. 19). Sie können „hinzutreten zu Gott“ (V. 22). Der Autor sieht diese Menschen als solche, die „an dem Bekenntnis der Hoffnung festhalten“ (V. 23). Er möchte sie zur Liebe und zu guten Werken anspornen (V. 24).
Als Teil dieser Ermutigung zeichnet er ein Bild, was jenen zustoßen könnte – nach der erwähnten Theorie hypothetisch –, die „mutwillig sündigen“ (V. 26). Trotzdem sind die Menschen, die er anspricht, diejenigen, die „erleuchtet waren“ und die während der Verfolgung treu geblieben waren (V. 32-33). Sie haben ihr „Vertrauen“ auf Christus gesetzt, und der Autor ermutigt sie, im Glauben auszuharren (V. 35-36). Schließlich sagt er von den Menschen, an die er schreibt, dass „wir nicht von denen sind, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten“ (V. 39).
Beachten wir auch, wie der Autor seine Warnung über das „Abfallen vom Glauben“ in Hebräer 6,1-8 beendet: „Was aber euch angeht, ihr Lieben, sind wir vom Besseren überzeugt und von dem, was Rettung bringt, auch wenn wir so reden. Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er vergäße euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient“ (V. 9-10). Der Autor führt weiter aus, dass er ihnen diese Dinge gesagt hat, damit sie „denselben Eifer beweisen, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende“ (V. 11).
Hypothetisch ist es also möglich, von einer Situation zu sprechen, in der eine Person, die echten Glauben an Jesus hatte, diesen verlieren kann. Aber wenn es nicht möglich wäre, würde die Warnung dann angemessen und wirksam sein?
Können Christen in der realen Welt ihren Glauben verlieren? Christen können in dem Sinne „abfallen“, dass sie Sünden begehen (1. Joh 1,8-2,2). Sie können in bestimmten Situationen geistlich träge werden. Aber führt dieses manchmalige Sündigen zu einem endgültigen „Abfall“ für diejenigen, die echten Glauben an Christus haben? Dies geht aus der Heiligen Schrift nicht völlig klar hervor. In der Tat, wir können die Frage stellen, wie jemand „wirklich“ in Christus sein und gleichzeitig „abfallen“ kann.
Die Position der Kirche ist die, dass niemand Menschen aus Christi Hand reißen kann. Wenn der Glaube eines Menschen auf Christus gerichtet ist, kann er oder sie nicht verloren gehen. Solange wie Christen dieses Bekenntnis ihrer Hoffnung festhalten, ist ihr Heil sicher.
Die Frage über die Lehre des „einmal gerettet, immer gerettet“ hat damit zu tun, ob wir unseren Glauben an Christus verlieren können. Wie früher erwähnt, scheint der Hebräerbrief Menschen zu beschreiben, die mindestens anfänglichen „Glauben“ hatten, die aber in Gefahr sein können, ihn zu verlieren. Doch dies beweist den Punkt, den wir im vorherigen Absatz gemacht haben. Der einzige Weg, das Heil zu verlieren, besteht darin, den einzigen Weg zum Heil zu verwerfen – den Glauben an Jesus Christus.
Der Hebräerbrief handelt in erster Linie über die Sünde des Unglaubens an Gottes Erlösungswerk, das er durch Jesus Christus vollbrachte (siehe z.B. Hebr 1,2; 2,1-4; 3,12. 14; 3,19-4,3; 4,14). Hebräer, Kapitel 10, geht in Vers 19 auf dramatische Weise auf diese Frage ein, und stellt fest, dass wir durch Jesus Christus Freiheit und volle Zuversicht haben.
Vers 23 ermahnt uns, am Bekenntnis unserer Hoffnung festzuhalten. Wir wissen Folgendes gewiss: Solange wir am Bekenntnis unserer Hoffnung festhalten, sind wir ganz sicher und können unser Heil nicht verlieren. Dieses Bekenntnis schließt unseren Glauben an Christi Versöhnung für unsere Sünden, unsere Hoffnung auf neues Leben in ihm und unsere fortwährende Treue zu ihm in diesem Leben ein.
Oft ist denen, die den Slogan „einmal gerettet, immer gerettet“ benutzen, nicht klar, was damit gemeint ist. Diese Formulierung bedeutet nicht, dass eine Person gerettet wurde, bloß weil er oder sie ein paar Worte über Christus sagte. Menschen werden gerettet, wenn sie den Heiligen Geist erhalten haben, wenn sie zu einem neuen Leben in Christus wiedergeboren wurden. Echter Glaube wird durch Treue zu Christus unter Beweis gestellt, und das bedeutet, dass wir nicht mehr länger für uns selber, sondern für den Erlöser leben.
Das Endergebnis ist, dass wir sicher in Christus sind, solange wir fortfahren, in Jesus zu leben (Hebr 10,19-23). Wir haben die volle Gewissheit des Glaubens in ihm, weil er es ist, der uns rettet. Wir müssen uns nicht Sorgen machen und die Frage stellen. „Werde ich es schaffen?“ In Christus haben wir Sicherheit – wir gehören ihm und sind gerettet, und nichts kann uns aus seiner Hand reißen.
Die einzige Möglichkeit, wie wir verloren gehen können, besteht darin, dass wir sein Blut mit Füßen treten, und entscheiden, dass wir ihn letzten Endes nicht brauchen und dass wir uns selber genügen. Wenn das der Fall wäre, würden wir uns ohnehin nicht um unsere Rettung sorgen. Solange wir treu in Christus bleiben, haben wir die Gewissheit, dass er das Werk vollenden wird, dass er in uns begonnen hat.
Das Tröstliche ist Folgendes: Wir brauchen uns nicht um unser Heil sorgen und sagen: „Was passiert, wenn ich versage?“ Wir haben bereits versagt. Es ist Jesus, der uns errettet, und er versagt nicht. Können wir es versäumen, ihn anzunehmen? Ja, aber als vom Geist geleiteten Christen haben wir es nicht versäumt, ihn anzunehmen. Nachdem wir Jesus einmal angenommen haben, lebt der Heilige Geist in uns, der uns in sein Bild umwandelt. Wir haben Freude, keine Furcht. Wir haben Frieden, keine Angst.
Wenn wir an Jesus Christus glauben, hören wir auf uns Sorgen zu machen, ob wir „es schaffen“. Er hat es für uns „geschafft“. Wir ruhen in ihm. Wir hören auf, uns Sorgen zu machen. Wir haben Glauben und vertrauen ihm, nicht uns selber. Daher plagt uns die Frage, ob wir unser Heil verlieren können nicht länger. Warum? Weil wir Jesu Werk am Kreuz glauben und seine Auferstehung ist alles, was wir benötigen.
Gott braucht unsere Vollkommenheit nicht. Wir brauchen seine, und er hat sie uns als freies Geschenk durch den Glauben an Christus gegeben. Wir werden nicht versagen, weil unser Heil nicht von uns abhängt.
Zusammenfassend: Die Kirche glaubt, dass jene, die in Christus bleiben, nicht verloren gehen können. Sie sind „auf ewig sicher“. Jedoch hängt es davon ab, was Menschen damit meinen, wenn sie sagen „einmal gerettet, immer gerettet“.
Soweit es die Doktrin von der Vorherbestimmung betrifft, können wir die Position der Kirche mit wenigen Worten zusammenfassen. Wir glauben nicht, dass Gott vor aller Zeit bestimmt hat, wer verloren gehen wird und wer nicht. Es ist die Auffassung der Kirche, dass Gott faire und gerechte Vorsorge für alle Menschen treffen wird, die das Evangelium in diesem Leben nicht erhalten haben. Solche Menschen werden auf derselben Grundlage wie wir gerichtet werden. Es hängt davon ab, ob sie ihre Treue und ihren Glauben in Jesus Christus setzen. ❏