Die Kraft der Vision

Von Santiago Lange

Ist es möglich, so etwas wie ein Teil der eigenen Umgebung geworden zu sein, ohne uns dessen bewusst zu sein? So wie in der alten Redensart, wo man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht? Was auch immer unsere gegenwärtige Vision, der Sichtweise in die Zukunft ist, sie ist begrenzt und bedarf der Erweiterung. Unsere Visionen prägen uns. Unsere Visionen steuern uns. Unsere Visionen sind bestimmende Faktoren, wer oder was wir werden. Unsere Visionen über unser Aussehen bestimmen die Kleidung, die wir kaufen, den Friseur, den wir besuchen und die Accessoires, die wir tragen. Unsere Vision über unsere Einschätzung, ein Elternteil, ein Partner oder Freund zu sein, bestimmt weitgehend unsere Beziehungen, die wir mit anderen Menschen teilen. Unsere Vision von einer Familie ist ein bestimmender Faktor dafür, was aus unseren Familien wird. Unsere Vision von der Ehe ist ein entscheidender Faktor dafür, was aus unseren Ehen wird.

Ebenso haben Visionen großen Einfluss auf Nationen, Bewegungen, Institutionen und die Kirche Jesu Christi. Unsere Visionen oder das Fehlen von „Visionen“ bestimmen unsere Interessen, unsere Ziele, unsere Finanzen und beeinflussen die Gesamtheit der menschlichen Erfahrung. Kein Teil bleibt durch ihren Einfluss unberührt. Wenn eine Kirche keine gemeinsame VISION hat, wird sie zur gegebenen Zeit gezwungen sein, ihre Türen zu schließen und aufhören zu existieren.

Angetrieben von einer VISION, die Gott ihnen gab, schritten die ersten Christen stets voran. Das Christentum entstand, weil von Gott berufene Menschen sich von einem Scheinleben zu einer gottzentrierten und vollmächtigen VISION verpflichtet haben, die Anspruch auf Land für den König der Könige, Jesus Christus, erhob. Jemand hat es einmal treffend so formuliert: „Eine Person mit ÜBERZEUGUNG ist mehr wert als hundert Personen, die nur Interesse zeigen.“

Wir können nicht länger in der Vergangenheit leben oder uns den Erinnerungen hingeben. Wir können die Schuld für unsere Probleme nicht anderen vorwerfen, die Gott berufen hat, sie anzusprechen. Wir müssen uns auf Gottes Kraft und Bestimmung für die Kirche konzentrieren. Wenn es keine VISION über Glaubensentwicklung und dynamische Jüngerschaft gibt, wird man die FREUDE am Wachsen und Vorankommen im Glauben nie erfahren. Wenn es keine VISION für Weltevangelisation gibt, dann wird die Kirche eher zu einem ausgedienten Museum geworden sein, anstatt eine Startrampe, um die Kirchendistanzierten für Christus zu erreichen. Wenn wir glauben, dass wir im strahlenden Antlitz Jesu Christi die Wahrheit über Gott, die Wahrheit über die Welt und uns selbst gefunden haben, dann müssen wir sie verkündigen. Wenn wir unsere VISION nicht nutzen, haben wir als Kirche nur eine schwache Kraft zur Liebe, Wärme, Mitgefühl, Freundlichkeit, Güte und Ermutigung gegenüber anderen. Eine Kirche, die eine Vision hat, wird sich nicht auf Aufgaben beschränken wollen, die ihrer Kraft entsprechen, sondern um die Kraft bitten, die sie für ihre Aufgaben benötigt.

Im Ersten Weltkrieg wurde ein französischer General gefragt: „Welche Seite wird gewinnen?“ Seine Antwort ist es wert, sie in Erinnerung zu behalten: „Die Seite, die vorwärtsmarschiert.“ Wir haben das, was die Welt braucht – die gute Nachricht über die Vergebung der Sünden. Sie ist nur dann eine gute Nachricht für diejenigen außerhalb der Kirche, wenn sie die Botschaft hören und annehmen. Sie hilft nur als Heilmittel, wenn sie erkennen, dass sie tödlich krank sind.

Denken wir einmal darüber nach, wie unser Leben aussehen würde, wenn Jesus nicht gekommen wäre und wir ihn nicht kennen würden. Die christliche Kirche wird nicht dadurch limitiert, dass es ihr an Talenten oder Intelligenz mangelt. Trotz der finanziellen Herausforderungen, die uns gegenwärtig zu schaffen machen, liegt es nicht am Geld. Es fehlt nicht an Fähigkeiten, es fehlt der Einsatz. Was die Kirche daran hindert und davon abhält, die Kirche zu sein, zu der Jesus Christus sie berufen hat, ist das Fehlen einer mutigen und entschlossenen Vision – die Art von Traum, die Christus möchte, dass wir ihn im Hier und Jetzt mit offenem Herzen träumen.

Beten wir, dass Gott uns allen mehr Liebe, Mut und Entschlossenheit schenkt. Lasst uns weiterhin Christus und SEINER Vision folgen.


© Stiftung WKG in Deutschland