Wächter auf der Mauer

Von Santiago Lange

Viele Menschen beten hin und wieder. Im Allgemeinen beten wir, wenn wir Schwierigkeiten haben oder uns in einer Krise befinden. Es heißt, dass es keine Atheisten in Schützengräben oder abstürzenden Flugzeugen gibt. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen derzeit überall auf der Welt beten. Das Gebet ist eines der Geheimnisse Gottes. Niemand versteht so richtig, wie es funktioniert. Manchmal sind wir nicht einmal sicher, ob es funktioniert. Wenn Gott dann ein bestimmtes Gebet erhört, sind wir erfüllt von Glauben und Dankbarkeit. Seien wir ehrlich, unsere Theologie des Gebets ist nicht immer deutlich. Wir möchten, dass Gott jedes Gebet erhört. Obwohl wir in den meisten Fällen nicht wissen, wie Gott durch das Gebet wirkt, ist es wichtig, am Gebet festzuhalten. Das Gebet ist die Quelle des Lebens und der Kraft für Kirchen und Einzelpersonen. Durch das Gebet erhalten wir Zugang zum Geist Gottes. Durch das Gebet bewegen wir die Hand, die die Welt bewegt. Durch das Gebet empfangen wir Gnade und Glauben. Durch das Gebet erwerben wir Weisheit und Orientierung. Durch das Gebet können wir göttlichen übernatürlichen Trost erhalten, auch wenn wir die Prüfungen, die uns heimsuchen, nicht verstehen. Wie das Atmen hält das Beten uns am Leben. Durch das Gebet erfährt der Gläubige, wie Gottes Wille geschieht. Das Gebet verändert die Umstände und es verändert uns.

Andrew Murray sagte: „Der Mann, der die christliche Kirche zum Beten bringt, wird den größten Beitrag zur Weltevangelisation in der Geschichte leisten.“

Charles Spurgeon sagte: „Ich möchte lieber einen Mann lehren zu beten als zehn Männer zu predigen.“ Gebete sind wirkungsvoll. Wenn wir die Kraft des Gebets verstehen und kraftvolles Gebet praktizieren würden, könnten wir „sehen“, dass Gott fantastische Dinge tut.

Offensichtlich hat die Bibel viel über das Beten zu sagen. In Epheser 1,12 (LUT) schreibt der Apostel Paulus: „Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.“ Es ist nach wie vor Gottes Wunsch, dass die Kirche heute ein Lob seiner Herrlichkeit sei, und dass sie eine herrliche Kirche sei. Er möchte, dass wir ihn durch unsere guten Werke, die er zuvor bereitet hat, verherrlichen (Epheser 2,10). Er möchte, dass die Kirche Frucht bringt, viel Frucht, Frucht, die bleibt, damit er verherrlicht werde. Er möchte, dass die Menschen gerettet und vom Heiligen Geist erfüllt werden.

In der Zeit, in der das Buch Jesaja geschrieben wurde, wurden die Städte des Nahen Ostens mit Mauern befestigt, die sie umgaben. Auf diesen Mauern wurden Männer als Beobachter aufgestellt. In Jerusalem war es ihre Aufgabe, sorgfältig nach dem Feind Ausschau zu halten, der ohne Vorwarnung hätte angreifen können. Sie waren die erste Verteidigungslinie der Stadt. Diese Wächter waren diejenigen, die den Alarm auslösen und die Menschen warnen sollten. Das war ihre hohe Verantwortung. Dies ist eine interessante und eindringliche Vorstellung in Bezug auf Verkündigung und Gebet. Der Gedanke hier ist, dass Gebet und Ausruf den Herrn daran erinnern, die Stadt zu schützen, was seinem offenbarten Wunsch entsprach. Zu beten bedeutet, die Verheißungen Gottes zu beten. Warum sollte man den Herrn daran erinnern müssen? Ist Gott vergesslich? Was wäre das für ein Gott, der seine eigenen Versprechen vergisst? Nein, Gott erinnert sich sicherlich an seine Verheißungen. An dieser Stelle müssen wir uns bewusst sein, worauf Gott beim Gebet abzielt? Es geht nicht darum, dass Gott etwas vergisst und daran erinnert werden muss. Es ist für uns selbst wichtig, dass wir üben, den Herrn zu erinnern. Dadurch werden mehrere Dinge erreicht. Wir erinnern uns an Gottes Verheißungen. Wir erlangen ein besseres Verständnis davon, um was es in den Verheißungen geht. Wir fangen an, den Sinn Gottes besser zu verstehen, und sehen deutlicher, was sein Wille in einer bestimmten Situation ist, für die wir gebetet haben. Wir werden „Wächter auf der Mauer“, wenn wir uns verpflichten, den Herrn im Gebet anzurufen. Das ist Gottes Wunsch. Gott sucht ein Volk, das seine Ziele verfolgt. Gott sucht Fürbitter, die durch den Heiligen Geist in und durch Jesus zum himmlischen Vater nach seinem Willen beten. Gott möchte uns durch das Gebet festigen. Gott möchte seinen Willen in unserem Leben durch Gebet vollenden. Gott möchte seine Ziele in unserer Kirche und in dieser Welt durch Gebet erreichen.

In Lukas 11,9-10 (NGÜ) sagt Jesus uns Folgendes: „Darum sage ich euch: Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet. Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ Dies ist eine interessante Bibelstelle. Die Verben weisen darauf hin, dass man sich gewohnheitsmäßig an Gott wenden soll. Wir sollen bitten und weiterhin bitten. Wir sollen suchen und weiterhin suchen. Wir sollen anklopfen und weiterhin anklopfen. Sie zeigen auch eine zunehmende Ernsthaftigkeit und ein wachsendes Engagement in der Erwartung, dass unsere Gebete erhört werden. Um etwas zu bitten ist eine Sache, aber nach etwas zu suchen, deutet auf größere Anstrengung hin. Und Anklopfen weist auf noch mehr Beharrlichkeit hin. Gott belohnt hartnäckiges Gebet.

Im Buch Jakobus wir uns aufgezeigt, dass uns Dinge versagt bleiben, weil wir nicht darum bitten (Jak 4,2). Wenn wir wirklich Gottes Tun in unserem Leben „sehen“ wollen, müssen wir ihn darum bitten. Wenn wir wirklich Gottes Eingreifen in unserer Kirche „sehen“ wollen, müssen wir ihn darum bitten. Wenn wir wirklich Gottes Eingreifen in der Welt „sehen“ wollen, müssen wir ihn darum bitten. In 2. Chronik 7,14 lesen wir: „Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“

Wir können Gott durch Gebet erreichen, aber nur, wenn wir uns tatsächlich die Zeit zum Beten nehmen. Jesus sagte, dass das Gebet ein zentrales und charakteristisches Merkmal seiner Kirche sein würde. Sein Haus solle ein Gebetshaus sein.

Das ist heute die Herausforderung für uns. Das ist die Berufung, die uns der Heilige Geist gibt. Wir sind aufgerufen, „Wächter auf der Mauer“ zu werden. Wir sind aufgerufen, den Einen anzurufen, der in diesem Leben etwas verändern kann. Wir sind aufgerufen, uns dem Gebet zu widmen.


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