Gottes Weihnachtsgeschenk für uns alle
Seit wann gibt es Weihnachten? Ich beziehe mich nicht auf die Einführung der Feier der Geburt Jesu am 25. Dezember, da wir nicht wissen, wann er geboren wurde. Die Bibel sagt nichts über Weihnachten. Ich möchte etwas spezifischer fragen: Wann hat das irdische Leben Jesu Christi wirklich begonnen? Johannes 1,14 sagt uns, dass „das Wort (was sich auf Jesus Christus bezieht) Mensch von Fleisch und Blut wurde und unter uns lebte.“ Das führt uns vor Bethlehem zurück zur Empfängnis von Jesus in Marias Schoß. Die Menschwerdung Jesu begann nicht in Bethlehem, sondern neun Monate zuvor, als der Heilige Geist Maria überschattete und ihr die göttlich-menschliche Person des Herrn Jesus Christus empfangen ließ (siehe Lk 1,35).
Das Leben Jesu begann im Schoß eines jungfräulichen Mädchens. Er verbrachte seine ersten neun Monate auf Erden als ungeborenes Baby. Völlig lebendig. Vollkommen menschlich und göttlich. Deshalb bestätigen die alten Glaubensbekenntnisse, dass Jesus „vom Heiligen Geist empfangen“ wurde. Er wurde nicht erst der Gottmensch in Bethlehem. Er war Gott und Mensch vom Moment der Empfängnis an.
Johannes 1,14 mag nicht wie ein Text zu einem großen Ereignis erscheinen, aber er ist die Wahrheit hinter der Geschichte der Engel, Hirten und Weisen und ihrer Reise nach Bethlehem. Ohne diesen Vers hat der Rest der Geschichte keine Bedeutung. Der Text erzählt uns, was wirklich vor etwa 2000 Jahren geschehen ist, und was es für uns heute bedeutet.
Die ganze Wahrheit über Jesu Geburt ist im ersten Satz des Textes enthalten: „Das Wort wurde Mensch.“ Theologen nennen diese Wahrheit die Inkarnation (Menschwerdung Gottes). Es ist ein schwer zu verstehendes Konzept, und in der frühen Kirche gab es viele Debatten darüber, was es wirklich bedeutet. Einige Leute sagten, Jesus sei nicht wirklich ein Mensch, er sah nur aus wie ein Mensch. Vielleicht war er so etwas wie ein Geist. Andere sagten, er habe den Körper eines Mannes, aber er habe keine menschliche Seele. Wieder andere sagten, Jesus sei zwei Menschen in einem Körper, eine Art Halbgott und Halbmensch. Und Skeptiker sagten, es sei alles Unsinn, dass Jesus überhaupt nicht Gott sei. Sie behaupteten, er sei ein gewöhnlicher Mensch gewesen, genau wie alle anderen Menschen auch.
Aber alle diese Vorstellungen sind falsch. Als Jesus in Marias Schoß empfangen wurde, nahm der unendliche Gott die Gestalt eines winzigen Embryos an. Der ewige Gott hat sich das Menschsein hinzugefügt – sicherlich eines der größten Wunder aller Zeiten. Niemand kann auch nur annähernd verstehen, wie es passiert ist. Der Sohn hörte nicht auf, Gott zu sein, als er Mensch wurde. Er fügte sich die Menschlichkeit hinzu, aber er zog die Gottheit nicht aus. Er war ganz Gott und ganz Mensch, der Gott-Mensch.
Gottes Allmacht gehalten in einem menschlichen Arm. Gottes Liebe schlug jetzt in einem menschlichen Herzen. Gottes Weisheit sprach nun von menschlichen Lippen. Gottes Barmher- zigkeit streckte sich mit menschlichen Händen aus. Gott war immer ein Gott der Liebe, aber als Christus auf die Erde kam, war die Liebe in Menschenfleisch gehüllt. Gott selbst kam herab und trat in die Menschheit ein. Er wurde genau wie wir, jedoch ohne Sünde, so dass wir ihn für immer seine Stimme hören: „Ich liebe dich.“
Einer der Verse eines berühmten Weihnachtsliedes sagt es sehr gut:
Christ vom hohen Himmelsthron, Christ, des ew’gen Vaters Sohn
sieh, er kommt als Kindlein bloß, Frucht aus einer Jungfrau Schoß.
Sieh, die Gottheit kommt auf Erden, unter Menschen Mensch zu werden;
milder König Israels, Jesus, mein Immanuel.
Hört die Engel nah und fern: „Preist den neugebornen Herrn.“
(Melodie: aus Felix Mendelssohn Bartholdys Festgesang (1840), Text: Matthias Degott)
Eugene Peterson übersetzt den ersten Teil von Johannes 1,14 in der von ihm verfassten The Message-Bibel wie folgt: „Das Wort ist Fleisch und Blut geworden und zog in die Nachbarschaft.“ Dreiunddreißig Jahre lang lebet Gott in unserer Welt. Die amerikanische NIV-Bibel sagt, dass er „seine Wohnung unter uns gemacht hat“. Einige Übersetzungen sagen, dass er „sein Zelt unter uns aufschlug“. Das ist sehr zutreffend, denn das griechische Wort für „gemacht“ bedeutet wörtlich übersetzt, ein Zelt aufgeschlagen. Es ist das gleiche Wort, das im Alten Testament für die Stiftshütte (Tabernakel) verwendet wird, das Zelt, in dem die Herrlichkeit Gottes in den Tagen vor dem Bau des Tempels in Jerusalem wohnte. Die Stiftshütte wurde manchmal als „Zelt der Zusammenkunft“ bezeichnet (2. Mose 33,7 MENGE), weil es der von Gott bestimmte Treffpunkt zwischen Gott und dem Menschen war. Auf die gleiche Weise, aber in einem viel tieferen Sinne, ist Jesus der Ort, durch den wir Gott heute begegnen.
In der Bibel lebten drei Arten von Menschen in Zelten, Hirten, Gäste und Soldaten. Sie lebten in Zelten, weil sie nie sehr lange an einem Ort blieben. Jesus lebte 33 Jahre lang auf der Erde im „Zelt“ seiner Menschlichkeit, weil auch er ein Hirte, ein Gast und ein Soldat war. Er kam, um der gute Hirte zu sein, er kam als Besucher vom Himmel, und er kam als Hauptmann unserer Erlösung, um das Böse ein für alle Mal zu besiegen.
Jesus war Gottes Gesandte und Retter zur Rettung der Menschheit hier auf Erden. Er hat seinen Auftrag erfüllt und kehrte zurück zu seinem Vater in den Himmel. Als er hier war, stellte er sein Zelt unter uns auf. Als seine Zeit abgelaufen war, nahm er sein Zelt aus menschlichem Fleisch und kehrte zu seinem Vater im Himmel zurück.
Als Nächstes spricht Johannes von der Manifestation der Herrlichkeit Gottes: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Einen und Einzigen, der vom Vater kam.“ Noch einmal Eugene Peterson: „Wir haben die Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen, die einzigartige Herrlichkeit, wie Vater, wie Sohn.“ Mit Jesus wird dieses Bild in unendlicher Vollkommenheit aufgenommen. Jesus ist das genaue Bild seines Vaters. Wenn ihr ihn gesehen habt, habt ihr den Vater gesehen (Joh 14,9).
Wenn Johannes sagt: „Wir haben gesehen“, benutzt er ein Wort, das bedeutet, aufmerksam zu schauen, zu studieren, zu untersuchen wie in einem Labor. Es ist das Wort, von dem wir das aus dem Griechischen stammende „Theater“ (Schauplatz) haben. Als Jesus auf der Erde wandelte, konnten die Menschen die Herrlichkeit Gottes sehen, die durch ihn strahlte. Die Hirten sahen es und die Engel auch. Das taten auch die Gelehrten des Gesetzes, die ihn befragt haben, als er 12 Jahre alt war. Die Herrlichkeit wurde bei der Verklärung in hohem Maße sicht- bar. Als Jesus in Kana in Galiläa das Wasser in Wein verwandelte, sagt uns Johannes, dass „er so seine Herrlichkeit offenbart hat und seine Jünger an ihn geglaubt haben“ (Joh 2,11).
Wenn man Jesus ansieht, sieht man das Gesicht Gottes. Martin Luther schrieb: Derjenige, den die Welt nicht einhüllen konnte, liegt da auf Marias Schoß. Er ist ein kleiner Säugling geworden, der durch seine Macht alles aufrechterhält.
Schließlich endet der Text mit einem kraftvollen Wort der Einladung. Es sagt uns, dass Jesus auf die Erde kam, „voller Gnade und Wahrheit“. Eugene Peterson sagt, er sei „großzügig von innen und außen, von Anfang bis Ende wahr.“ Gnade und Wahrheit sind zwei Attribute, die nicht oft zusammen auftreten. Wir Menschen neigen dazu, uns auf der einen oder anderen Seite zu irren. Wir brauchen beides. Gnade und Wahrheit. Diese beiden Worte erklären, warum Jesus auf die Erde kam. Sie gehen bis ins Herz des Evangeliums. Weil er voller Gnade war, starb er für uns, als wir noch Sünder waren. Weil er voller Wahrheit war, konnte er für unsere Sünden vollständig bezahlen. Er vergibt dem Sünder, weil er die Sünde selbst getragen hat.
Hier sind wirklich gute Nachrichten für alle Menschen. Weil er voller Gnade ist, können wir kommen, wie wir sind. Er ist leicht zu erreichen und wir müssen uns nicht erst in Ordnung bringen. Christus lädt uns ein, ohne Vorbedingungen zu ihm zu kommen. Weil er die Wahrheit ist, können wir in völligem Vertrauen auf ihn zählen, dass er seine Versprechen halten wird. Wenn er eine vollständige Vergebung für unsere Sünden anbietet, meint er es ernst und hält sein Wort.
Der Theologe Harry Ironside erzählte gerne eine Geschichte über Zar Nikolaus I. von Russland. Es scheint, dass der Zar einen guten Freund hatte, der ihn bat, seinem Sohn einen Job anzubieten. Dies tat der Zar und ernannte den Sohn zum Zahlmeister für eine Kaserne in der russischen Armee. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Sohn moralisch schwach war und bald fast das gesamte ihm anvertraute Geld verspielte. Als die Nachricht kam, dass die Auditoren seine Aufzeichnungen überprüfen würden, verzweifelte der junge Mann und wusste, dass er sicher war, dass man ihn finden würde. Er berechnete den Betrag, den er schuldete, und die Summe belief sich auf eine riesige Schuld, weitaus größer, als er jemals bezahlen konnte. Er beschloss, dass er in der Nacht vor der Ankunft der Auditoren seine Waffe nehmen und um Mitternacht Selbstmord begehen würde. Bevor er ins Bett ging, schrieb er ein vollständiges Geständnis nieder, in dem er alles aufführte, was er gestohlen hatte, und darunter die Worte: „Eine große Schuld. Wer kann sie bezahlen?“ Dann schlief er müde von seinen Strapazen schweren Herzens ein.
Spät in dieser Nacht stattete der Zar selbst der Kaserne einen Überraschungsbesuch ab. Als er ein Licht sah, blickte er in den Raum und fand den jungen Mann schlafend mit dem Bekennerschreiben neben sich. Er las den Brief und verstand sofort, was der Mann getan hatte. Er hielt einen Moment inne und überlegte, welche Strafe er verhängen sollte, dann beugte er sich vor, schrieb ein Wort auf das Papier und ging.
Schließlich wachte der junge Mann auf und erkannte, dass er nach Mitternacht geschlafen hatte. Er nahm seine Waffe und bereitete sich vor, sich umzubringen, als er bemerkte, dass jemand etwas in das Buch geschrieben hatte. Unter seinen Worten „Eine große Schuld. Wer kann bezahlen?“ Er sah ein Wort: „Nikolaus.“ Er war verblüfft und dann verängstigt, als er erkannte, dass jemand wusste, was er getan hatte. Bei der Überprüfung seiner Aufzeichnungen stellte er fest, dass die Unterschrift echt war. Dann endlich setzte sich der Gedanke in seinem Verstand durch, dass der Zar die ganze Geschichte kannte und bereit war, seine Schulden zu bezahlen. Auf der Unterschrift seines Oberbefehlshabers ruhend, schlief er ein. Am Morgen kam ein Bote aus dem Palast mit genau dem Betrag, den der junge Mann schuldig war. Nur der Zar konnte ihn bezahlen. Und der Zar zahlte.
Nur Jesus konnte unsere Schulden bei Gott, unserem Vater begleichen. Das und das allein erklärt, warum „das Wort Fleisch wurde und unter uns lebte.“ Er hat 33 Jahre lang sein Zelt bei uns aufgeschlagen, damit er mit seinem Blut die Schuld bezahlen konnte, die Schuld, die wir wegen unserer Sünden schuldig waren. Wenn wir unsere Sünden betrachten und unseren hoffnungslosen Zustand erkennen, bekennen wir: „Eine große Schuld. Wer kann sie bezahlen?“ Dann tritt der Herr Jesus Christus für uns ein und unterschreibt mit seinen Namen in unser Kassenbuch: „Jesus Christus.“ Nur Jesus konnte sie bezahlen. Und das tat er.
In nur wenigen Tagen wird Weihnachten kommen und die Familien werden sich versammeln, um ihre Geschenke zu öffnen. Gott hat ein Weihnachtsgeschenk für uns alle, verpackt nicht in buntes Papier und mit farbigem Band. Es ist das Geschenk der erstaunlichen Gnade, es ist das Geschenk seines Sohnes!
Die ganze Schöpfung freut sich! ❏