Näher, mein Gott, zu dir
Von Santiago Lange

Sarah Flower Adams (englische Dichterin, 1805-1848) war für ihre literarischen Talente bekannt. Eines Tages sagte ihr Pastor, dass er sich ein Lied wünsche, das zu seiner Predigt über 1. Mose 28 passen würde. Dieses Kapitel berichtet, dass der Patriarch Jakob im Traum eine Himmelsleiter mit Engeln auf- und absteigend sah, an deren oberstem Ende Gott, der HERR, stand. Durch diesen Traum wurde Jakob an den Bund mit Abraham erinnert, der durch den Segen Isaaks an ihn übergegangen war. Gottes Verheißung und fürsorgliche Ermutigung brachte Jakob in eine enge Gemeinschaft mit Gott. Dies geschah, als Jakobs vor seinem Bruder fliehen musste, seine Zukunft ungewiss schien und er nur einen Stein als Kopfkissen hatte.

Sarah Adams verstand, was ihr Pastor mit dieser Predigt beabsichtigte und fasste diese biblische Geschichte geschickt in fünf Strophen zusammen, indem sie den Text des berühmten Liedes „Nearer, my God, to Thee, nearer to Thee“ (Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir) verfasste.

Adams schrieb: „Drückt mich auch Kummer hier, drohet man mir, soll doch trotz Kreuz und Pein dies meine Losung sein: Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir! Geht auch die schmale Bahn aufwärts gar steil, führt sie doch himmelan zu unsrem Heil. Engel, so licht und schön, winken aus sel‘gen Höhn: Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!“

Es sind einige anrührende Geschichten darüber erzählt worden, wie diese Hymne in der Stunde der Krise verwendet wurde. Zum Beispiel flüsterte William McKinley, der ermordete amerikanische Präsident, einige der Worte auf seinem Sterbebett. Und 1912, als die „Titanic“ im eisigen Wasser des Atlantiks versank und 1.514 Menschen umkamen, sagten Überlebende, dass die Kapelle „Näher, mein Gott, zu dir“ gespielt habe.

Wie kann sich ein einfacher Sterblicher der Freundschaft mit Gott erfreuen? Welche möglichen Gemeinsamkeiten könnten uns in Vertrautheit und Freundschaft zueinander näherbringen? Dies sind lebenswichtige Fragen, die beantwortet werden müssen, denn unsere Zukunft hängt von den Antworten ab. Vertrautheit mit Gott ist etwas, das sich alle Menschen wünschen sollten. Der Gedanke, dass ein Mensch mit Gott befreundet sein könnte, verblüfft unseren Verstand. Was könnten wir als kleine, schwache Geschöpfe mit dem allmächtigen Schöpfer des Universums gemeinsam haben? Erstaunlicherweise wünscht sich Gott zutiefst, dass wir ihn sehr gut kennen.

Henoch, so wird uns in der Heiligen Schrift berichtet, war ein Mann, der mit Gott wandelte. In den ersten Kapiteln von 1. Mose lesen wir von Adam, Set und Noah. Auch andere werden erwähnt. In jedem Fall sagt der Bibeltext, dass jeder Mann so und so viele Jahre lebte. Von jedem wurde gesagt, dass er von dem Zeitpunkt, an dem er Vater wurde, bis zum Zeitpunkt seines Todes, „lebte“, außer im Fall von Noah und Henoch. Andere Personen, die in den ersten Kapiteln von 1. Mose erwähnt werden, „lebten ihr Leben“ in der ihnen bestimmten Zeit, aber von Noah und Henoch wird uns gesagt, dass sie „mit Gott wandelten“. Das ist eine wichtige Unterscheidung, die wir nicht einfach übergehen sollten.

„Mit Gott wandeln“ ist eine in nahöstlichen Ländern gebräuchliche Redewendung, die auf eine ständige, enge und vertraute Gemeinschaft hinweist. Sie stellt Vertrautheit dar und impliziert eine Situation besonderer Nähe zu Gott. Wenn die Bibel sagt, dass Henoch und Noah „mit Gott wandelten“, so bedeutet dies, dass sie beide Gottes Gegenwart wahrnahmen und sich an der Gemeinschaft mit ihm in außergewöhnlichem Maße erfreuten. Sie entwickelten eine sich vertiefende Vertrautheit mit Gott, nicht bei einem gelegentlichen Spaziergang, sondern in einem Wandel, der sich über eine lange Zeit erstreckte, und das in einer gottlosen Umgebung.

Abraham, so lesen wir später, war Gottes Freund (siehe Jakobus 2, 23). Mose hatte eine besondere Beziehung zu Gott. Bevor die Stiftshütte gebaut wurde, schlug er ein Zelt am Rande des Lagers Israels auf. In dieses „Zelt der Begegnung“ ging er, um mit Gott von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, so wie ein Mensch mit seinem Freund spricht. Die enge Gemeinschaft von Mose mit Gott war nicht nur das Ergebnis seines persönlichen Kontakts mit ihm, sondern auch seiner Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber Gott. Nichts war zwischen ihnen. Mose hielt nichts zurück und versteckte seine Gefühle nicht. Dieser uneingeschränkte, von Angesicht zu Angesicht geführte Dialog mit Gott überrascht uns nicht, denn das ist die Art der Kommunikation, die wir in einer tiefen Freundschaft erwarten würden. Hiob erlebte eine enge Freundschaft mit Gott. Er dachte über sein Leben nach und berichtete von der Zeit, in der er eine besondere Freundschaft mit Gott erlebte.

Die enge Vertrautheit mit seinem Schöpfer war es, die David zu einem Mann nach Gottes Herzen machte. David genoss eindeutig die Nähe zu Gott. Einer der Hauptgründe, warum David mit Gott so eng befreundet war, waren die Stunden, die er im Gebet in persönlicher Zwiesprache mit ihm verbrachte.

Der Apostel Paulus hatte ein brennendes Verlangen, Gott ganz persönlich kennenzulernen. Vertrautheit geht über abstraktes Wissen über Gott oder Fakten über ihn hinaus und bedeutet vielmehr, jemanden nah zu sein und sehr gut zu kennen. Paulus bezog sich nicht auf bloßes intellektuelles Wissen; er sprach davon, eine echte und tiefe Beziehung zu Gott zu haben, Freundschaft und Gemeinschaft zu genießen und eine besondere Vertrautheit mit ihm zu haben. Vertrautheit mit Gott ist das christliche Ziel.

Als Königin Victoria in England regierte, besuchte sie gelegentlich einige der bescheidenen Häuschen ihrer Untertanen. Einmal betrat sie das Heim einer Witwe und blieb, um eine kurze Zeit der christlichen Gemeinschaft zu genießen. Später wurde die arme Frau von ihren weltlichen Nachbarn verspottet. „Großmutter“, sagten sie, „wer ist der hochverehrteste Gast, den du je in deinem Haus bewirtet hast?“ Sie erwarteten, dass sie sagen würde, es sei Jesus, denn trotz des ständigen Spottes der Nachbarn über ihr christliches Zeugnis erkannten sie ihre tiefe Spiritualität. Aber zu ihrer Überraschung antwortete sie: „Der hochverehrteste Gast, den ich je beherbergt habe, ist Ihre Majestät die Königin.“ „Sagtest du die Königin? Ah, dieses Mal haben wir dich erwischt? Was ist mit diesem Jesus, von dem du immer redest? Ist er nicht dein hochverehrtester Gast?“ Ihre Antwort war eindeutig und biblisch: „Nein, denn er ist kein Gast, sondern ER LEBT HIER!“ (Quelle: „Be Still and Know“ von Millie Stamm.)

Im Buch Jakobus gibt es eine Stelle, in der Gott uns in seine Nähe ruft. Jakobus 4,8: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch. Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Wankelmütigen.“

Jakobus schreibt begeistert darüber, dass Christen nahe bei Gott leben und eine herzliche, persönliche, enge Beziehung zu ihm haben. Wie ist es für Gottes Kinder heute möglich, eine innige Beziehung zu ihm zu haben? Nur durch Jesus! Der Apostel Johannes sagte, dass uns durch Jesus ein Verständnis gegeben wird, das es uns ermöglicht, Gott zu erkennen.

1 Johannes 5,20: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“

Das Wort „wissen“ in diesem Vers bedeutet, über das intellektuelle Erfassen oder die Information hinauszugehen. „Wissen“ bezeichnet Kenntnisse, die durch persönliche Erfahrung, enge Verbindung und Gemeinschaft erworben werden. Eine Beziehung ist etwas, das genährt werden muss. Beziehung muss wachsen, sich vertiefen und dynamisch sein. Unser Wissen über Gott muss stets intensiviert werden. Gott möchte, dass seine Kinder in ihrer Erkenntnis über ihm und in ihrer Beziehung zu ihm wachsen und reifen.

2. Petrus 3,18: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ihm sei Ehre jetzt und für ewige Zeiten! Amen.“

Unser christliches Ziel ist es, während unseres Glaubenslebens unsere Beziehung zu Gott zu entwickeln, ihm näher zu kommen und unsere Gemeinschaft mit ihm zu vertiefen. Aber wie WIRD Vertrautheit entwickelt? Kommt sie durch Zufall? Vertrautheit gibt es in unserer Gesellschaft immer seltener. Ein Grund dafür ist, dass Vertrautheit auf Vertrauen gegründet ist und wir in einer misstrauischen Zeit leben. Glaube ist nicht mehr in Mode, und die vielen Kriege und die Doppelzüngigkeit in hohen Positionen haben unser Vertrauen in Institutionen, die wir einst verehrten, untergraben. Je vertrauensvoller ein Mensch ist, desto einfacher ist es für einen anderen, ihm in einer persönlichen Beziehung zu vertrauen. Vertrautheit baut auf Vertrauen auf, aber bevor sich Vertrauen entwickeln kann, muss ein erstes Risiko eingegangen werden. Es ist so leicht, unser Vertrauen zu missbrauchen. Selbst wenn eine Person vertrauenswürdig ist, muss jemand den Mut haben, ihr Vertrauen zu schenken. Es ist das Vertrauen, das uns in Freundschaft mit Gott verbindet.

„Die Heilige Schrift betont, wie wichtig es ist, sein Vertrauen in Gott zu setzen. Dieses Vertrauen, das durch ein Verständnis der von Gott geoffenbarten Wahrheit genährt wird, findet seinen Ausdruck in einem Leben, das nach seiner Bestimmung gelebt wird.“ (Manser, M. H. (2009). Dictionary of Bible Themes: The Accessible and Comprehensive Tool for Topical Studies. London: Martin Manser.)

Misstrauen entfremdet uns von Gott. Misstrauen zerstört persönliche Beziehungen. Adams und Evas Grundproblem im Garten Eden war ihr Mangel an Vertrauen in Gott. Satan sagte: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Adam und Eva glaubten, dass Gott ihnen etwas Gutes vorenthalten würde, sie vertrauten ihm nicht. Sie glaubten, ihr Misstrauen sei berechtigt. „Da du nicht bereit bist, mir das zu geben, was am besten für mich ist (die verbotene Frucht), habe ich das Recht, die Beziehung zu beenden und für mich selbst zu sorgen. Wir können über unser eigenes Schicksal selbst entscheiden.“ Sie glaubten nicht mehr an Gottes Güte und Vertrauenswürdigkeit und so beschlossen sie, die Kontrolle über ihr Wohlergehen selbst zu übernehmen. Sünde ist einfach unser Bemühen, das zu ersetzen, was wir für einen Mangel an Gottes Güte halten. Wir vertrauen auf uns selbst statt auf Gott. Wir sind an Selbsterhaltung, Selbstentfaltung, Selbsternährung, Selbstpflege, Selbstausdruck, Selbstschutz, Selbsterhöhung interessiert. Wie in 2. Timotheus 3,1-3 zu lesen ist: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, schändlich, haltlos, zuchtlos, dem Guten feind.“

Die Egozentrik der Menschen entfremdet uns nicht nur von anderen, sondern auch von Gott. Es ist kein Wunder, dass Gott weit entfernt zu sein scheint. Wir stellen Gottes Güte ständig in Frage. Wenn du ein guter Gott bist, fragen wir, warum lässt du es zu, dass ein Flugzeug abstürzt und die Menschen darin ohne ersichtlichen Grund sterben. Wir sagen zu Gott: „Beweise dich! Ich zweifle an deiner Güte. Schau dir an, was in meinem Leben und im Leben von Menschen, die ich liebe, geschehen ist. Weißt du, wie es ist, mit der ständigen Furcht zu leben, dass etwas Schreckliches passieren könnte? Da du mir keine Garantie gibst, dass nichts Schlimmes passieren wird, musst du mich davon überzeugen, dass du vertrauenswürdig bist.“

Andere kommen damit zurecht, indem sie leugnen, dass Gott in menschliche Angelegenheiten involviert ist. Misstrauen nagt an uns aus vielen verschiedenen Richtungen. Die grundlegendste Quelle des Misstrauens ist unser eigener Stolz. Wir neigen dazu, uns eher auf unsere eigene Weisheit und Stärke zu verlassen als auf die von Gott. Die Beschäftigung unserer Gesellschaft mit Sicherheit, Komfort und Selbstverwirklichung nährt ebenfalls das Misstrauen. Je mehr wir daran glauben, für uns selbst zu sorgen und auf das zu vertrauen, was wir haben, desto weniger werden wir an Gottes Versorgung glauben und auf ihn hinsichtlich unserer Sicherheit vertrauen. Wir stellen uns selbst und unser eigenes Wohlbefinden an die erste Stelle. Und zu allem Übel erkennen wir nicht einmal, wie egozentrisch wir wirklich sind.

Die verdorbene Natur in jedem von uns ist auf einer zentralen Lüge aufgebaut: Gott kann man die Dinge, die am wichtigsten sind, nicht anvertrauen. Wir setzen uns selbst unter Druck, um Dinge zu erreichen (Ich muss diese Leute dazu bringen, einzusehen, dass sie im Unrecht sind). Wir machen uns Sorgen, dass wir versagen könnten (ich weiß nicht, ob ich zu ihnen durchdringen kann). Wir entwickeln Bitterkeit wegen mangelnder Hilfe (Ich kann nicht verstehen, warum Gott nicht mehr tut, um sie umzustimmen, und warum auch sonst niemand wirklich hilfreich ist). Manchmal vertrauen wir nur darauf, dass er uns versorgt. Wir erwarten von ihm, dass er unsere Bedürfnisse erfüllt. Jede Beziehung dümpelt vor sich hin, wenn wir nur an dem interessiert sind, was er uns zu bieten hat. Wenn wir mehr daran interessiert sind, was Gott für uns tun kann, als an dem, was er durch uns tun kann, gerät die Beziehung ins Wanken.

Gott spricht durch Jesaja eine Warnung aus, die auch für uns heute relevant ist. Jesaja 58,1-3: „Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden! Sie suchen mich täglich und wollen gerne meine Wege wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei. Warum fasten wir und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib und du willst's nicht wissen? Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter.“

Wir wollen, dass unser Glaube uns glücklich macht oder uns heilt oder uns reich macht, und wenn er das nicht tut, beginnen wir, Gott zu misstrauen. Aber Vertrauen ist grundlegend für die Vertrautheit mit Gott. Vertrauen war der Schlüssel für den Glauben der berühmten Personen in der Bibel. Vertrautheit und Glaube bauen auf Vertrauen auf. Aber wir müssen bereit sein, verletzt zu werden. Bevor sich Vertrauen entwickeln kann, muss ein erstes Risiko eingegangen werden. Dieses Risiko nennt man einen intelligenten Vertrauensvorschuss oder Glaubenssprung. Einmal eingegangen, wächst die Bindung, je mehr man sich vertrauensvoll auf eine Beziehung einlässt.

Daniel hatte Gott vertraut, als er in die Löwengrube geworfen wurde, und dieses anfängliche Vertrauen war es, das seine Vertrautheit mit Gott entwickelte. Damit Gott seinen Zweck in Daniel erfüllen konnte, musste Daniel Gott vertrauen, dass er ihn auch in der Löwengrube retten kann.

Josefs große Vertrautheit kam, als Gott ihm Glück gab und ihn als zweiten Mann über Ägypten einsetzte. Aber es war Josefs Vertrauen in Gott, das Vertrautheit entwickelte. Sein Glaube entwickelte sich durch die Bedrängnis, in die Sklaverei verkauft zu sein und jahrelang unschuldig im Gefängnis zu sitzen. Wir müssen Gott trotzdem vertrauen, das ist die Botschaft.

Habakuk 3,17-19: „Denn der Feigenbaum grünt nicht, und es ist kein Gewächs an den Weinstöcken. Der Ertrag des Ölbaums bleibt aus, und die Äcker bringen keine Nahrung; Schafe sind aus den Hürden gerissen, und in den Ställen sind keine Rinder. Aber ich will mich freuen des HERRN und fröhlich sein in Gott, meinem Heil. Denn der HERR ist meine Kraft, er hat meine Füße wie Hirschfüße gemacht und führt mich über die Höhen.“

Gott inmitten unserer Schwierigkeiten zu finden, ist wichtiger als Erleichterung für die gegenwärtigen Zustände zu finden und sich selbst gut zu fühlen usw. Wir müssen Gott vertrauen, bevor wir ihn finden können.

Zu Israel sagte Gott in Jesaja 43,1-3: „Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich gebe Ägypten für dich als Lösegeld, Kusch und Seba an deiner statt.“

Zum Apostel Paulus sagte Gott: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“ Paulus antwortete richtig, indem er sagte: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark“ (2. Kor 12,9-10).

Einem jeden von uns verspricht Gott in 1. Korinther 10,13: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt.“

Auch Christus hat Worte der Zuversicht für diejenigen, die die Sorge des Vaters in Frage stellen. Er sagt z. B. in Matthäus 7,11: „Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“

Gott ist unser Vater! Wir sind nach seinem Ebenbild geschaffen worden, und es ist daher natürlich, dass er sich um die Seinen kümmert. Er ist bereit, alles zu tun, was zum Wohl seiner Kinder notwendig ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vater seinen Sohn hasst oder über den Hunger seines Sohnes spottet. Bedenken Sie dies: Gott ist nicht böse. Jesus weist immer wieder auf die ständige Sorge des Vaters um die Vögel des Himmels hin und fragt: „Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?“ (Mt 6,26).

Wenn Fragen auftauchen und sich Zweifel in unsere Gedanken schleichen, weil unsere Kost zum „Brot der Not“ geworden ist, ist es gut, sich an die vielen Verheißungen Gottes zu erinnern.

Die Erfahrungen anderer Menschen beweisen Gottes Fürsorge. Hat Gott nicht Jakob seine Unterstützung zugesagt? In der Bedrängnis im Land Ägypten schreien die Söhne Jakobs zu ihrem Gott. Und Gott antwortete: „Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt“ (2. Mose 3,7).

„Ich habe gesehen . . . ich habe gehört . . . und ich bin herabgestiegen, um zu erretten.“ Gott ist besorgt, wenn sein Volk leidet. Und wir können darauf vertrauen, dass Gott uns erlösen wird. Der Psalmist gibt ein Stück persönliche Geschichte preis, indem er bezeugt: „Man stößt mich, dass ich fallen soll; aber der HERR hilft mir“ (Ps 118,13). Für ihn gab es keinen Zweifel an Gottes Hilfe.

Alexander, der Kupferschmied, hatte Paulus großen Schaden zugefügt. Paulus erzählt uns von seiner ersten Verteidigung und wie alle Menschen ihn im Stich ließen.

2. Timotheus 4,17-18: „Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten, so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen. Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Die Hingabe seines Sohnes verdeutlicht Gottes Fürsorge. Gott hat uns das größte Geschenk von allen gemacht. Wenn er bereits den größten Liebesbeweis und Beweis für seine Vertrauenswürdigkeit erbracht hat, wird er uns dann nicht auch die geringeren Gaben geben? Gott hat uns dankenswerterweise ein Bildnis von sich selbst in Christus Jesus gesandt.

Wir müssen Gott für unsere Errettung vertrauen. Die Heilige Schrift berichtet Geschichten von gewöhnlichen Menschen – schwachen, strauchelnden, sündigen Menschen – die einen Weg zu Gott fanden und darauf blieben. Hosea verkündete Gottes Barmherzigkeit, obwohl sein eigenes Herz durch eine untreue Frau gebrochen war. Der Hass von Freunden konnte das Feuer Gottes in Jeremias Herz nicht auslöschen. Und Petrus war so überwältigt vom Opfer Christi, dass er sich nicht würdig fühlte, in der gleichen aufrechten Haltung wie sein Herr zu sterben.

Nachdem Sir Walter Raleigh im Tower von London enthauptet worden war, fand man in seiner Bibel diese wahren und eindrucksvollen Zeilen, geschrieben vielleicht in der Nacht vor seinem Tod:
„Dann kommt die Zeit und nimmt zum Raub
All unsere Habe, Jugend, Lust,
Bezahlt uns nichts als Erd und Staub
Und schließt, wenn wir im dunkeln Dust,
Der Wandrung müd, im Grabe ruhn,
Das Märchen ab von Sein und Tun.
Doch aus der Erd, aus Grab und Staub,
Holt mich einst Gott, wie ich fest glaub.“
(Übersetzung von Richard Flatter in Die Fähre, Englische Lyrik aus fünf Jahrhunderten, Walter Krieg Verlag, Wien-Bad Bocklet-Zürich, 1954, Seite 45)

All die Dinge dieser Welt hatte er verloren, aber er hatte seinen Glauben behalten; und der Glaube sprach zu ihm von einer Hoffnung und einem Leben jenseits des Grabes.

Manchmal müssen wir als Christen auf dem Weg des Lebens innehalten und zurückblicken. Auch wenn er kurvenreich und steil gewesen sein mag, können wir sehen, wie Gott uns durch seine Treue geleitet hat. Wenn wir vor Schwierigkeiten stehen, vergessen wir manchmal die Treue Gottes in der Vergangenheit. Wir sehen nur die Umwege und den gefährlichen Weg. Aber wenn wir zurückblicken, sehen wir auch die Freude über den Sieg, die Herausforderung des Aufstiegs und die Anwesenheit unseres Weggefährten, der versprochen hat, uns nicht zu verlassen und nicht von uns zu weichen.


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