Lernen Sie Gott den Vater kennen

Von Tammy Tkach

Beim Wort „Vater“ kommen einem viele Dinge in den Sinn. Dabei können Erfahrungen, die wir mit dem eigenen Vater oder anderen Vätern gemacht haben, großen Einfluss ausüben, wie wir Gott beurteilen. Menschliche Väter können sich irgendwo auf der Skala von schrecklich bis wunderbar, voll engagiert bis gänzlich abwesend und allem dazwischen befinden. Leider projizieren wir oft deren Eigenschaften auf Gott.

Jesus kannte seinen Vater besser als jeder andere, und er erzählte in Lukas 15 eine Geschichte, um zu veranschaulichen, wie es ist, in Gottes Reich zu sein, und wie sein Vater mit Menschen umgeht. Sie kennen die Geschichte unter dem Titel Gleichnis vom verlorenen Sohn, aber vielleicht sollte es besser „Gleichnis von der Liebe eines Vaters“ heißen. Bei diesem Gleichnis neigen wir dazu, uns vor allem über das schlechte Verhalten des jüngeren Sohnes zu empören. Ebenso mag die Reaktion des älteren Bruders uns bestürzt machen. Erkennen wir uns nicht oft selber in den Verhaltensweisen der Söhne? Wenn wir hingegen das Handeln des Vaters betrachten, erhalten wir ein gutes Bild von Gott, das uns zeigt, wie ein Vater sein sollte.

Als Erstes sehen wir, wie der Vater den Forderungen seines jüngsten Sohnes nachgibt, als dieser praktisch seinen Tod vorwegnimmt und die schnelle Herausgabe seines Erbteils verlangt. Der Vater scheint zuzustimmen, ohne ihm Entgegenhaltungen zu machen oder ihn zurückzuweisen. Der Sohn verprasst den empfangenen Erbteil in der Fremde und gerät dadurch in entsetzliche Not. Er besinnt sich und macht er sich auf den Heimweg. Sein Zustand ist geradezu erbärmlich. Als der Vater ihn schon von ferne so kommen sieht, ist er entsetzt; er kann nicht an sich halten, läuft ihm entgegen und nimmt ihn in seine ausgestreckten Arme. Er lässt seinem Sohn kaum seine einstudierte Entschuldigung aussprechen. Sofort weist er seine Diener an, seinen Sohn neu einzukleiden und sogar Schmuck anzulegen sowie ein Festessen vorzubereiten. Als sein ältester Sohn vom Feld zurückkommt, bittet er ihn, am Festmahl teilzunehmen, um gemeinsam zu feiern, dass sein Bruder, der tot war, wieder lebendig geworden ist, der verloren war und wiedergefunden ist.

Ein schöneres Bild väterlicher Liebe ist nie gemalt worden. Wir sind tatsächlich wie die Brüder in diesem Gleichnis, mal mehr der eine oder andere oder beides zugleich, aber am wichtigsten ist, dass Gott unser Vater, voller Liebe ist und größtes Mitgefühl hat, selbst wenn wir komplett vom rechten Weg abkommen sind. Von ihm umarmt zu werden, Vergebung zu erfahren und sogar gefeiert zu werden, klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Egal, was wir in diesem Leben verbockt haben, wir können sicher sein, dass Gott ein Vater wie kein anderer ist und uns immer willkommen heißen wird. Er ist unser Zuhause, unsere Zuflucht, er ist derjenige, der uns mit bedingungsloser Liebe, unbegrenzter Gnade, tiefem Mitgefühl und unvorstellbarer Barmherzigkeit überschüttet und beschenkt.


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