Haben Sie Angst vor Gott?

Von Tammy Tkach

Haben Sie ein wenig Angst vor Gott? Befürchten Sie, dass er etwas gegen Sie hat? Jedes Mal, wenn ich so fühle und denke, erinnere ich mich an drei Geschichten, in denen uns Gott lehrt, was er wirklich von uns hält.

Die erste Geschichte handelt von dem Propheten Hosea. Gott wies Hosea an, eine Prostituierte zu heiraten, und Hosea tat, wie ihm befohlen worden war. Aus ihrer Ehe gingen einige Kinder hervor und Hosea liebte seine namenlose Frau sehr. Obwohl sie in ihr vorheriges Leben zurückging, hörte Hosea niemals auf, sie zu lieben. Dieser Teil von Hoseas Lebensgeschichte veranschaulicht, dass Gott niemals aufhören wird, sein auserwähltes Volk zu lieben – selbst dann nicht, wenn es immer wieder in alte Gewohnheiten zurückfällt.

Die zweite Geschichte ist die des barmherzigen Samariters, der seine Reise unterbrach, um einem Juden in Not zu helfen. Samariter wurden zu jener Zeit verachtet, aber in dem Gleichnis von Jesus ignorierte der barmherzige Samariter die schlechte Behandlung und die Vorurteile, unter denen sein Volk litt, um einem Mann zu helfen, der, statt seine Hilfe anzunehmen, ihm auch ins Gesicht hätte spucken können. Genauso würde Jesus handeln. Ganz egal, was wir getan haben, er liebt uns noch immer, vergibt uns und sorgt sich um uns und sorgt für uns.

Die dritte Geschichte handelt von dem verlorenen Sohn. Der Vater des verlorenen Sohnes wartete nicht darauf, dass sein heimgekehrtes und geliebtes Kind auf Knien darum bettelt, wieder in das Haus des Vaters auf genommen zu werden, sondern rannte seinem Sohn weinend entgegen. Er war über glücklich, ihn wieder bei sich zu wissen, und empfing ihn mit offenen Armen, ehe der Sohn auch nur ein einziges Wort aussprechen konnte.

Manchmal glauben wir, dass Gott genauso wie strenge Eltern oder Lehrer über seine Lesebrille hinweg von oben herab auf uns schaut und darauf wartet, dass wir uns verlegen oder verzweifelt zu unseren Fehltritten bekennen und ihn um Vergebung bitten. „Na gut. Aber mach es nicht noch einmal!” wäre dann seine Antwort, die mit einem herablassenden Kopfnicken untermalt würde. Bevor er uns wieder auf seine Wege schickte, bestrafte er uns vielleicht auch noch mit einem kräftigen Schlag auf den Hintern.

In Gnade und Weisheit zu wachsen heißt, dass wir unsere kindliche Vorstellung, dass Gott genauso denkt und handelt wie Menschen es tun, ablegen. Er ist nicht wie wir und seine Gedanken und seine Wege sind nicht wie die unseren. Er ist niemand, der kleinlich, boshaft und egoistisch ist und der sich gekränkt fühlt, wenn wir sündigen. Er wartet auch nicht mürrisch darauf, dass wir auf blutigen Knien wieder zu ihm zurückkriechen. In den Geschichten von Hosea, dem barmherzigen Samariter und dem verlorenen Sohn zeigt sich das wahre Wesen Gottes. Er ist ein Gott, der uns liebt und uns vergibt, sogar während wir sündigen. Christus starb für die Gottlosen und seine Liebe stellt keine Bedingungen. Seine Vergebung gilt uns schon, bevor wir auch nur daran denken, zu bereuen.

Gott sehnt sich danach, dass wir bereuen. Er möchte, dass wir bei ihm sind und dass wir wissen, dass wir uns seiner Vergebung sicher sein können. Wenn wir in Reue vor Gottes Thron der Gnade kommen, erhalten wir die Versicherung, dass Gott niemals aufhören wird, uns zu lieben. Es bedeutet nicht, künstliche Traurigkeit zu erzeugen oder um Vergebung zu betteln, weil wir befürchten, dass uns sonst nicht vergeben wird.

Gott hegt keinen Groll gegen uns und wendet sich auch nicht von uns ab. Er wartet voller Liebe und Geduld auf jene, die in alte Denk- und Verhaltensmuster zurückfallen, die sich ihre Nahrung noch immer aus dem Trog der Säue holen und die hilflos im tiefen Graben ihrer Sünden stecken. Seine Liebe ist unerschöpflich und seine Gnade hört niemals auf.


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