Gottes Friedenstifter

Von Santiago Lange

Unsere heutige Welt ist zutiefst gespalten. Während wir die täglichen Nachrichten lesen und uns die täglichen Nachrichten anschauen, scheinen wir oft mehr Fragen als Antworten zu haben. Wir sind von Unsicherheit umgeben. Und doch wurden wir als Christen von Jesus Christus aufgefordert, selbst in einer chaotischen und eher feindseligen Welt, treue Botschafter der Versöhnung und der Hoffnung in einer turbulenten und verwirrten Welt zu sein.

Wir alle brauchen Frieden. Ob wir an einem runden Tisch mit anderen Weltführern sitzen, oder Flüchtlinge sind, die unter ethnischen oder religiösen Verfolgung leiden, oder ob wir Geschäftsleute sind, die dem Druck und den Terminen im Büro ausgesetzt sind. Auch eine Hausfrau, die versucht, ihre Kinder zu bändigen, oder ein Student, der nur hofft, es irgendwie durch das Semester zu schaffen, jeder braucht Frieden. Aber die meisten von uns, wenn wir ehrlich sind, müssen zugeben, dass wir allzu häufig mehr Stress und Unzufriedenheit als Frieden erleben. Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten und Misstrauen scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Wir lieben es zu kritisieren und können es kaum abwarten alles zu hinterfragen. Das ist unsere Welt.

Eines der unauslöschlichen Bilder vom Vietnamkrieg ist das Foto eines neunjährigen Mädchens namens Phan Thi Kim Phuc. Während einer Kampfhandlung zwischen nord- und südvietnamesischen Truppen befahl ein amerikanischer Kommandant einem südvietnamesischen Flugzeug, Napalmbomben auf ihr kleines Dorf abzuwerfen. Zwei ihrer Brüder wurden in diesem Angriff getötet und sie erlitt schwerste Verbrennungen. Ohne Kleidung rannte sie auf ihrer Flucht auf einen Kameramann zu der dabei war diese schrecklichen Bilder schonungslos festzuhalten.

Kim Phuc erlitt Verbrennungen dritten Grades auf über 50 Prozent ihres Körpers, aber sie überlebte. Vierzehn Monate lang hat sie schmerzhafte Rehabilitationsmaßnahmen und zahlreiche Hauttransplantationen überstanden. Ihr Zustand war so schmerzhaft, dass sie bei jeder Berührung, um ihre Wunden zu waschen und zu verbinden, das Bewusstsein verlor.

Später heiratete sie, emigrierte nach Kanada und wurde Christin. Sie hoffte, eines Tages eine Bibelschule besuchen zu können. Ihre verbrannte Haut verlor Schweiß- und Talgdrüsen und sie hatte immer noch ungeheuerliche Schmerzen. Ihre Arme, ihre Brust und ihr Rücken waren voller Narben. Doch trotz ihrer früheren und gegenwärtigen Leiden folgte sie 1996 einer Einladung mehrerer Veteranengruppen aus Vietnam, sich an den Feierlichkeiten zum Gedenken der Veteranen zu beteiligen, die am Vietnam Veterans Memorial stattfanden, wo sie einen Kranz niederlegte und ergreifende Worte der Vergebung sprach : „Ich habe viel unter körperlichen und seelischen Schmerzen gelitten", sagte sie der Zuhörerschaft von mehreren tausend Menschen, die sie mit zwei stehenden Ovationen begrüßten. „Manchmal konnte ich nicht mehr atmen. Aber Gott rettete mein Leben und gab mir Glauben und Hoffnung. Wenn ich persönlich mit dem Piloten sprechen könnte, der die Bomben abgeworfen hat, würde ich ihm sagen wollen: ‚Wir können die Geschichte nicht ändern, aber wir sollten versuchen, Gutes für die Gegenwart und die Zukunft zu tun, um den Frieden zu fördern‘."

Seit dem Vietnamkrieg gibt es viele andere Konflikte weltweit, die unsere täglichen Nachrichten mit Schlagzeilen füllen. Der Terrorismus ist fast zu einem alltäglichen Ereignis geworden und niemand von uns kann sich der Brutalität unserer Zeit entziehen.

Die Zahlen machen es deutlich: Nur acht Prozent der Zeit seit Beginn der Geschichte lebt die Welt in Frieden. In über 3.500 Jahren gab es nur 295 Jahre ohne Krieg, und in dieser Zeit wurden über 8.000 Verträge gebrochen. Die Friedensstifter der Welt führen eine traurige Bilanz.

Der Frieden, den man heute feiert, ist morgen Vergangenheit. Der Frieden, wie die Welt ihn sich vorstellt, ist allzu oft nur eine Übergangszeit, in der man die Pausen nutzt, um neu aufzurüsten. Die Vereinten Nationen haben leider alle Kriege nicht verhindern können. Aber positiv betrachtet, wer kann sagen, ob wir ohne sie nicht noch mehr Kriege geführt hätten? Zumindest bieten die UN ein Forum zur Diskussion gegnerischer Ideologien. Ein großer Teil der UN Ineffektivität liegt darin, dass viele beteiligte Nationen und Völkergruppen entweder die Existenz Gottes leugnen oder Gottheiten, die nicht Gott sind, verehren. Die Vereinten Nationen zeigen dadurch eines ganz deutlich: Sicherlich, der ewige Frieden wird kommen, jedoch letztendlich nicht durch menschliche und fehlerhafte Diplomatie, sondern durch die Regentschaft, durch die Herrschaft Gottes, der sich durch und in Jesus Christus, offenbart hat.

In der Heiligen Schrift hat das Thema Frieden höchsten Stellenwert. Es gibt in der Bibel um die vierhundert Hinweise auf das Thema Frieden. Die Erwähnung beginnt mit dem Frieden im Garten Eden und schließt mit dem Frieden im “neuen Himmel und Erde”. Tatsächlich könnte man ein sehr umfangreiches Bibelstudium der Erlösungsgeschichte vom Standpunkt des Friedens machen. Die Sünde des Menschen entfremdete uns vom Frieden mit Gott. Am Kreuz aber wurde Christus unser Frieden. Und weil Jesus radikal für Frieden gesorgt hat, kann es auch Frieden im Herzen eines jeden geben, der ihn kennenlernt. Eines Tages, das ist unsere sichere Erwartung, wird Jesus wiederkommen und ein ewiges Friedensreich errichten. Der Tag den wir heute hier in Seligweiler feiern erinnert uns an dieses Versprechen. Aber diese Tatsache befreit uns nicht von unserer persönlichen christlichen Berufung und Verantwortung.

Jesus wies seine eigenen Anhänger und Jünger an, sich miteinander zu versöhnen. Ich denke, ihr werdet mir zustimmen, dass dies eine ziemlich schwierige und herausfordernde Aufgabe sein kann, selbst für gläubige Christen. Und doch müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass der sicherste Weg, jede Form von Gewalt zu fördern, darin besteht, ihr nachzugeben.

In der so genannten Bergpredigt, im Matthäusevangelium, eine Zusammenfassung dessen, was ursprünglich sicherlich eine längere Botschaft war, verkündete Jesus: „Glücklich zu preisen sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden" (Matth. 5,9 NGÜ).

In eine Welt, die voller Gewalt ist, schickt uns unser Herr als Botschafter des Wandels hinaus. Als seine Jünger haben wir nicht wirklich die Wahl, ob wir "Friedensstifter" sein wollen oder nicht. Und wir haben sicherlich nicht die Wahl, in welcher Welt wir leben möchten. So schlimm die Dinge auch sein mögen, dies ist die einzige Welt, die wir haben, und wenn wir unserem Herrn treu sein wollen, müssen wir uns dafür einsetzen, die uns gegebene Weisung zu erfüllen. Die Praxis des Friedens ist die Praxis des Christentums. Frieden, vergessen wir nicht, ist schließlich die Frucht des Heiligen Geistes.

Laut dem Merriam Webster Wörterbuch ist ein Friedensstifter "eine Person, die hilft, ein Streitgespräch, einen Kampf oder einen Krieg zu verhindern oder zu stoppen."

Das griechische Wörterbuch von Louw Nida, ein akademisches Standardwerk, erklärt genauer, dass der Begriff "Friedensstifter" in Matthäus 5,9 (Gr. eirēnopoios) sich auf "eine Person bezieht, die den Frieden zwischen Menschen wiederherstellt – ‚Friedensstifter, einer, der für den Frieden arbeitet". Dann heißt es weiter: „Auch wenn in Matthäus 5,9 die Beendigung des Krieges keineswegs ausgeschlossen ist, so steht doch die Versöhnung zwischen den Menschen im Mittelpunkt der Bedeutung von εἰρηνοποιός und nicht in erster Linie die Beendigung der Kriege".

Diese Definitionen helfen uns ein Stück weiter. Und trotzdem glaube ich, dass wir mehr Klarheit brauchen.

Bevor ich an dieser Stelle zu weit vorgreife, möchte ich einige Missverständnisse im Zusammenhang mit dem Begriff "Frieden stiften" schnell aus den Weg räumen, wobei wir die gerade behandelten Definitionen im Gedächtnis behalten sollten. Es ist nämlich wichtig, dass wir auch verstehen, was ein Friedensstifter NICHT IST. So sollten wir uns beispielsweise darüber im Klaren sein, dass es beim Begriff Friedensstiftung, nicht um die Verdrängung von Konflikten oder die Vermeidung von Auseinandersetzungen geht. Niemals im Wort Gottes sind wir angewiesen, immer und in jedem Fall vor Konflikten wegzulaufen. In der Tat, sprichwörtlich den Kopf in den Sand zu stecken, in der Hoffnung, dass einige Konflikte bald ein Ende finden, verzögert oft nur das Unvermeidliche. Die "Frieden um jeden Preis"-Mentalität ist weit entfernt von biblischen Geboten.

Ich habe durch wiederholte Erfahrung gelernt, dass wir nicht wirklich jeden für immer glücklich machen können. Dieses Eingeständnis wird euch sicherlich auch nicht fremd sein. Wer einfach nur Probleme beschönigt und so tut, als sei alles in Ordnung (wenn das offensichtlich nicht der Fall ist), ist also kein effektiver Friedensstifter.

Was meinte Jesus WIRKLICH, als er sagte, dass Christen "Friedensstifter" sind? Im Hinblick auf die Bibel möchte ich folgende Arbeitsdefinition vorschlagen: „... ein Friedensstifter ist jemand, der aktiv danach strebt, Menschen mit Gott und untereinander zu versöhnen". Wir sehen leicht, dass das zusammengesetzte Wort "Friedensstifter" aus zwei sehr geläufigen Wörtern besteht: "Frieden" und "Stifter – oder Frieden-Macher wie es im Englischen heißt".

Das Wort Frieden im Hebräischen ist das Wort Schalom, das oft als Begrüßungs- oder Abschiedswort benutzt wird, so wie man auch "Guten Tag" oder "Möge es dir gut gehen" sagen könnte. Shalom ist ein weit gefasster Begriff, der mit Gesundheit, Wohlstand, Harmonie und Ganzheit verbunden ist. Es bedeutet vollkommenes Wohlergehen, Gelassenheit, Erfüllung, Gesundheit, Wohlbefinden, Freiheit von Schwierigkeiten und Befreiung von allem, was die Zufriedenheit behindert. Wenn ein Jude "Schalom" sagt, wünscht er einem anderen die volle Gegenwart, den Frieden und das Wohlergehen aller Seligkeit Gottes.

Wie ihr euch erinnern könnt, bringt der berühmte Segen Aarons in 4. Mose 6,24-26 diese Gedanken sehr deutlich zum Ausdruck: "Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden" (4. Mose 6,24-25).

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Frieden in der Bibel immer auf Recht und Gerechtigkeit beruht. Wo das Recht besteht und Gerechtigkeit herrscht, dort wird man auch echten Frieden erleben. Aber ohne diese beiden Tugenden, ohne Recht und Gerechtigkeit ist dauerhafter Frieden unmöglich. Seiner Schöpfung Frieden zu verschaffen, ist ein Kennzeichen Gottes. Im AT kam der Frieden durch die Einhaltung des Willens Gottes, wie er in seinem gesprochenen Wort, seinen Bündnissen und Gesetzen zum Ausdruck kam. Das hebräische Wort "Schalom" bedeutet "Frieden in seiner ganzen Fülle, in jedem Bereich des Lebens". Gottes vollendete Friedensgabe wird in der Person und dem Werk Jesu Christi erkannt.

Das hebräische Wort Shalom und seine Ableitungen sollen "eines der prominentesten theologischen Konzepte im AT" darstellen. (Die Wortgruppe tritt etwa 180 Mal im AT auf). Es handelte sich nicht um ein negatives oder passives Konzept, sondern um Ganzheit und Vollständigkeit. Das von Shalom abgeleitete Verb könnte bedeuten, „ein Gelübde zu tilgen oder zu erfüllen" und so auf die Vertiefung oder Wiederherstellung einer Beziehung hindeuten. Letztendlich ist es wiederum nur durch Christus möglich, dass der Frieden mit Gott erreicht und aufrechterhalten werden kann. Ohne Gott gibt es keinen Frieden. Den Weg zum Frieden kann man nur erkennen, wenn man Gott kennt.

Der im NT übersetzte Begriff "Frieden" ist der griechische Begriff eirene. Er kommt in jedem NT-Buch vor, außer im 1. Johannesbrief (am häufigsten findet er sich im Lukasevangelium: 14 x; gefolgt vom Römerbrief: 10 x; dann im Epheserbrief: 8 x). Außerhalb der Bibel bedeutete das griechische Wort wahrscheinlich genau das Gegenteil von Krieg, aber seine Verwendung zur Übersetzung von Schalom in der Septuaginta mag es gewesen sein, was seine Anwendung ausweitete. Wie Schalom könnte der Begriff im NT nicht nur auf das Fehlen von Feindseligkeit, Streit und Aufruhr (1 Kor 14,33), sondern auch auf den Zustand und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit hinweisen (Apg 9,31). Christus schuf eirene, machte Frieden zwischen den gläubigen Juden und Nichtjuden, indem er sie zu neuen Menschen in ihm machte (Eph. 2,14-15). Der Begriff konnte auch einen Zustand körperlichen oder geistigen Wohlbefindens beschreiben.

Das Wort stiften im Begriff "Friedensstifter" kommt von einem griechischen Verb, das "tun" oder "machen" bedeutet und ist ein Wort, das vor Energie nur so strotzt. Es sorgt dafür, dass Maßnahmen und Initiativen ergriffen werden. Man stellt sich buchstäblich vor, dass jemand die Kämpfer an den Tisch heranziehen muss und ihnen einen Grund gibt, die Waffen niederzulegen. Beachten wir, dass Jesus nicht gesagt hat: „Selig sind die, die sich den Frieden wünschen, den Frieden erhoffen, vom Frieden träumen, den Frieden lieben oder gern über ihn reden. Gott hat uns nicht dazu berufen “Friedenswächter" zu werden, sondern "Friedensstifter". Der Frieden – hierin besteht der entscheidende Punkt – ist etwas das aktiv gemacht oder gestiftet werden muss. Das heißt, echter Frieden geschieht nie durch Zufall. "Friedensstifter" sind keineswegs passiv. Sie streben immer danach, die Initiative zu übernehmen. Sie sind, mit anderen Worten, ganz bei der Sache und kümmern sich darum.

Wenn man also diese beiden Worte zusammennimmt, "Frieden" und "Stifter", beschreibt der Begriff denjenigen, der aktiv Versöhnung anstrebt. Zugegeben, ein Mensch kann kein besonders effektiver Versöhner sein, bis er oder sie ihre eigene Versöhnung erfahren haben.

“Friedensstifter" streben nach mehr als die Abwesenheit von Konflikten; sie vermeiden keine Konflikte (manchmal kann es sogar zu Konflikten kommen); “Friedensstifter" versuchen nicht einfach nur, die kriegerischen Parteien zu beschwichtigen; sie versuchen nicht, allen Menschen entgegenzukommen. Stattdessen wünschen sie die ganze Schönheit und Seligkeit Gottes auf andere herab. William Barclay hat die Bibelstelle in Matthäus 5,9 so ausgelegt: „Friedensstifter sind Menschen, die in jeder Lebenssphäre echte Beziehungen herstellen."

Wir können Dinge ändern, wo wir dazu in der Lage sind. Wir können jemanden einladen. Wir können Leiden, Vorurteile, Ungleichheit und Diskriminierung bekämpfen. Wir setzen uns für Fairness auf den Märkten der Welt ein. Wir können uns um andere kümmern. Aber der eigentliche Ausgangspunkt ist der innere Frieden mit uns selbst.

So wie wir beginnen, mit einem tieferen Fokus darüber nachzudenken, wie wir unserer Berufung zu echten "Friedensstiftern" gerecht werden können, erlaubt mir, kurz fünf "Punkte zum Nachdenken" im Zusammenhang mit "Friedensstiftung" (oder „Frieden schließen“) mit euch zu teilen, Gedanken, die ihr vielleicht ernsthaft in Betracht ziehen möchtet, wenn wir Gott um ein reines Herz, Führung und Weisheit bitten.

Überlegung Nr. 1: Friedensstiftung sucht nach langfristigen nachhaltigen Lösungen und nicht nach höflichen Vereinbarungen oder unsicheren und fragilen Friedenschlüssen in schwierigen Konflikten.

Oftmals vermeiden Menschen die schwierige Konfliktarbeit, indem sie das Problem mit einer oberflächlichen, netten Lösung überlagern. Effektive Friedensstiftung hingegen nimmt die schmerzhaften, schwierigen und manchmal erschreckenden Aspekte des Konflikts direkt auf.

Überlegung Nr. 2: In der Friedensstiftung werden das Aussprechen der Wahrheit und das Suchen nach Wahrheit geehrt, Integrität wird geschätzt und Vertrauen geschenkt, weil es sich das verdient hat.

Menschen lernen im Friedensprozess aus dem Herzen und mit Verstand zu sprechen, was sie persönlich erlebt haben. Sie werden geehrt, weil sie schwierige Wahrheiten offenlegen, obwohl sie diese einfach übergehen könnten. Der "Friedensstifter" bringt diesen Wert in den Prozess ein und besteht auf der Verpflichtung aller am Prozess Beteiligten zur wahrheitsgemäßen Aussage.

Überlegung Nr. 3: Friedensstiftung bietet die Möglichkeit, das noch Unvorstellbare zu erforschen und zu entdecken.

In vielen Konfliktfällen ist es verboten, über die Konfliktthemen zu sprechen, weil die Angst, sie zu behandeln, zu unangenehm ist. Friedensstiftung ermöglicht es, diese Angst einzudämmen und zu bewältigen. Folglich empfinden die Menschen Erleichterung, wenn sie über Themen sprechen können, die sie manchmal jahrelang bedrückt haben. Darüber hinaus lassen sich durch Friedensstiftung neue Visionen und Ideen über Beziehungen erforschen und vielleicht auch schaffen. Der Prozess erlaubt es, Ideen und Lösungen zu entdecken, die vorher unvorstellbar schienen.

Überlegung Nr. 4: Der Friedensstifter muss einen Ort schaffen, an dem sich Menschen näherkommen können, anstatt auf Abstand zu gehen, zu fliehen oder zu kämpfen. "Friedensstifter", die etwas von der Neuropsychologie der Angst verstehen, erkennen immer die Bedeutung der Umwelt für vorbewusste Gehirnprozesse. Die "Friedensstifter" haben daher die Aufgabe, die Umgebung zu gestalten, in der Menschen aufeinander zugehen können, anstatt sich gegeneinander zu verteidigen.

Überlegung Nr. 5: Friedenstiften erfordert ungeheuren Mut von Menschen, die schwierigen Konflikten gegenüberstehen.

Konflikte führen dazu, dass Menschen nicht nur andere, sondern auch sich selbst fürchten. Was die Menschen in anderen verabscheuen, ist das, was in ihnen ist. Anderen gegenüberzustehen, bedeutet also, sich innerlich derselben Sache zu stellen. Die Leute wissen das intuitiv, können es aber nicht artikulieren. Diese Angst ist der Grund, warum so viele Menschen dem Friedenstiften ausweichen – sie haben nicht den Mut, sich selbst ihren geheimen Unzulänglichkeiten und tiefsten Ängste zu stellen.

Friedenstiften ist nicht einfach und tut weh. So viele von uns tragen tiefe Wunden aus den Schlachten dieses Lebens, wir alle sind in einem sehr realen Sinn verwundet, verwundete Anbeter – in der Anbetung eines Gottes der Heilung und Wiederherstellung. Während des irdischen Dienstes Jesu war er immer wieder damit beschäftigt, Heilung zu bringen, und bis heute heilt er immer noch Menschen. Viele wurden auf den Schlachtfeldern ihrer Familien verwundet. Denn einige dieser Wunden wurden von einem körperlich missbrauchenden Elternteil oder Ehepartner zugefügt. Die Wunden, die diese Menschen in sich tragen, gehen viel tiefer als die bestehenden physischen Verletzungen oder Narben, die sie vielleicht noch haben. Diese Wunden gehen auch tief in die Seele hinein.

Bei anderen zeigen die Narben, die sie aus der Schlacht in ihren Familien tragen, keine äußerlichen Zeichen. Wir tragen vielleicht unsere Narben als Erinnerung an verletzende Worte, die uns so viel Leid zugefügt haben. Gelegentlich manifestiert sich der Beweis unserer Narben in Form von gespiegeltem Verhalten. Sie haben uns verletzt, also verletzten wir auch andere. Menschen und vermeintliche Vorbilder waren tyrannisch zu uns, so dass wir wiederum Maßstäbe für andere in deren Leben setzen, die völlig unerreichbar sind.

Wir setzen Maßstäbe für uns selbst, die wir nie erreichen können... und dadurch dreht sich der grausame Kreislauf des ungesunden – sündigen – verletzenden Verhaltens immer weiter. Wie oft in einer Ehe verwunden wir uns gegenseitig mit Worten? Das erinnert mich an ein Sprichwort aus der Kindheit: „Stöcke und Steine können mir zwar die Knochen brechen, aber Worte werden mir nie wehtun", wie schrecklich unwahr diese Worte sind!

So traurig es auch für mich ist, es zu sagen, die Kirche kann ein weiterer Ort sein, der zu einem Schlachtfeld wird und oft geschieht es auch zu unserer Schande. Jedes Mal, wenn man unvollkommene Menschen zusammenbringt, gibt es Konflikte, Meinungsverschiedenheiten, sowie Auseinandersetzungen, die Streit und Unstimmigkeiten verursachen und sogar zu Bitterkeit führen können.

Um ein "Friedensstifter" zu sein, braucht man jeden Tag eine "volle Mahlzeit", das umfasst die Ernährung durch das Wort Gottes, sowohl des geschriebenen … als auch des LEBENDIGEN Wortes Gottes, womit unser Herr, Jesus Christus, gemeint ist. Es gibt kein "Fast-Food-Peacemaking".

Wahres Friedenstiften ist natürlich letztlich und vor allem ein Werk Gottes. Gott ist der wahre Ursprung des Friedens. Und Jesus ist DER perfekte Friedensstifter. Jesus kam, um Frieden zu stiften; seine Botschaft zeigt den Weg zum Frieden; sein Tod erwarb den Frieden; und seine Auferstehung ermöglicht Frieden. Tatsächlich weisen die messianischen Vorhersagen darauf hin, dass er der "Friede-Fürst" sein würde (Jes. 9,5). Die Engel verkündeten die Geburt unseres Erlösers, indem sie sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens" (Luk. 2,14).

Jesu eindringliches Wort der Vergebung an die Sünder lautete: „Geh hin in Frieden!" Und kurz bevor er gekreuzigt wurde, war Jesu letzter Wille und sein Testament: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht" (Joh. 14,27). Später, als der Herr nach der Auferstehung den Jüngern erschien, sagte er zu ihnen: „Shalom!" „Friede sei mit euch!" (Luk. 24,36).

Das Leben Jesu war durchdrungen von seiner Mission, den Frieden Gottes zu bringen und die heilenden Beziehungen des Friedens mit Gott zu initiieren. Er hat einen enormen Preis dafür bezahlt, dass wir diesen Frieden, diesen wahren und ewigen Schalom erfahren dürfen. In der Tat wird derselbe Ausdruck „die Frieden stiften“, der von uns in den Seligpreisungen gebraucht wird, vom Apostel Paulus auf das angewandt, was Gott durch Christus getan hat, damit wir mit Gott Frieden haben. Denn es hat Gott gefallen, durch Christus „. . . alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz" (Kol. 1,20).

Der Apostel Paulus teilte uns darüber hinaus mit, dass Jesus danach strebt, ... „einen neuen Menschen aus den zweien [Juden und Nichtjuden] zu machen und auf diese Weise Frieden zu schaffen“ (Eph. 2,15 NGÜ). Jesus sah die Schwere unseres Problems, das Problem der Sünde, und er weigerte sich, es unter den Teppich zu kehren oder seinen Kopf in den Sand zu stecken. Nur eine drastische Lösung würde genügen, und so „machte“ das Ewige Wort, welches zu einem von uns geworden ist, "Frieden", indem es sein kostbares Blut am Kreuz vergoss. Christus ist unser höchstes Beispiel dafür, wie wir den Frieden in unsere Herzen, in unsere Beziehungen, in unsere Kirche, in unser Land und in unsere Welt bringen können.

Wie ich bereits sagte, wird diese Aufgabe jedoch weder einfach noch gemütlich sein. Und diejenigen, die sich aktiv an der Friedensstiftung beteiligen, werden oft missverstanden. Im Jahr 1781 schrieb Benjamin Franklin an US-Präsident John Adams: „'Selig sind die Friedensstifter' gehört, so nehme ich an, in eine andere Welt. In dieser Welt werden sie oft verflucht." Traurigerweise hatte Benjamin Franklin recht.

Leider ist es doch so, wenn wir die Worte Jesu lesen: „Selig sind die Friedensstifter", lächeln wir oft freundlich und sagen: „Oh, das ist schön", aber Frieden stiften, meine Freunde, ist nicht beliebt. Frieden schaffen kann einiges durcheinanderbringen, und ist manchmal ein sehr frustrierendes Unterfangen. Es kann Zeit und viel emotionale Energie in Anspruch nehmen. Es kann wie das Überqueren eines schnell fließenden Baches auf rutschigen Felsen sein. Aber diese Reise ist nötig. Die Aufgabe ist riskant. Und gelegentlich können wir ausrutschen und fallen. Wir könnten uns dabei einige blaue Flecken holen. Und manchmal schaffen wir es nicht über den Fluss.

Und – lasst mich ehrlich sein, Friedenstiften funktioniert nicht immer. Im Brief des Paulus an die Römer mahnte er: „Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden" (Röm. 12,18 NGÜ). Wir sollten mit allen Menschen in Frieden leben. Das ist eine ziemlich klare Anweisung. Aber Paulus fügt die äußerst wichtigen Worte hinzu: „wenn es möglich ist". Manchmal, so Paulus, ist Frieden nicht möglich. Es gibt jene unzufriedenen und mürrischen Typen und ewige Kritiker, die durch das Leben gehen, um sich mit jedem anzulegen, der ihnen über den Weg läuft. Mit solchen Menschen kann man nicht immer in Frieden leben. Das ist eine Tatsache.

Lasst uns jedoch den Satzteil „soweit es an euch liegt" in den Mittelpunkt stellen: Das Markenzeichen eines Christen ist die Fähigkeit, mit anderen Menschen zurechtzukommen. Und das Zeugnis einer christlichen Gemeinschaft ist ihre Fähigkeit, mit anderen Menschen auszukommen. Wir haben eine von Gott gegebene, biblisch angewiesene Verantwortung, nach dem Frieden zu trachten.

Wie der Apostel Paulus erklärte: „Gott hat euch zum Frieden berufen" (1 Kor. 7,15). Bedeutet das, dass wir mit allem einverstanden sind, was andere sagen oder tun? Natürlich nicht. Manchmal müssen wir uns verständigen, dass wir unterschiedlicher Meinungen sind, aber wir sollten immer danach streben, dies liebevoll, respektvoll und verständnisvoll zu tun. Gott will, dass seine Kinder Brückenbauer sind.

Damit kommen wir zum nächsten wichtigen Punkt.

Aber wo sollen wir anfangen?

Zunächst einmal finde ich es äußerst wichtig, mit Gott darüber zu sprechen, was wir getan haben oder was die Leute uns angetan haben, bevor wir uns einsetzen, Frieden mit anderen zu stiften. Ich möchte hier also die Priorität des Betens betonen. Dieser Ansatz gibt uns eine ausgewogenere Perspektive und das richtige Einfühlungsvermögen. Der Herr hilft uns, durch diese Reflexion die tieferen Bedürfnisse in der geschädigten Beziehung zu erkennen und was das Problem verursacht hat. Gott wird uns auch unseren Anteil und oft unsere falschen Worte, unser Verhalten oder unsere Haltung zeigen, die die Versöhnung behindern. Selbst wenn die andere Person 95% im Unrecht ist und wir nur 5% im Unrecht sind, müssen wir immer noch unsere Fehler eingestehen. Dann, und nur dann, können wir den Konflikt Gott wirklich übergeben.

Jesus äußert sich sehr deutlich über diesen Prozess. Er sagte: „Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe" (Matth. 5,23-24).

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Wenn wir den ersten Schritt tun und mit der anderen Person sprechen, bevor wir sprechen, erinnern wir uns an die Worte Salomons und Paulus. Salomo schrieb: „Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Grimm“ (Spr. 15,1).

Paulus schrieb: „Kein böses Wort (faules Geschwätz [L84]) darf über eure Lippen kommen. Vielmehr soll das, was ihr sagt, gut, angemessen und hilfreich sein; dann werden eure Worte denen, die sie hören, Gottes Gnade vermitteln" (Eph 4,29C GNÜ). Wir sollten uns in die Gefühle anderer hineinversetzen. Betrachten wir ihre Situation. Greifen wir das Problem an, nicht die Person. Klarstellen heißt nicht konfrontieren. Kooperieren wir so gut wie möglich. Betonen wir Versöhnung statt Beilegung des Konflikts. Versöhnung ist immer weitaus wichtiger als Recht zu haben.

Nichts disqualifiziert uns mehr, ein Friedensstifter zu sein, als über Menschen zu reden, anstatt mit ihnen zu sprechen. Das alte spanische Sprichwort ist richtig: „Diejenigen, die mit Dir über andere klatschen (Gerüchte verbreiten), werden auch über Dich klatschen.“ Ein Friedensstifter sagt nie etwas über eine andere Person, was sie oder er nicht zuerst zu dieser Person direkt gesagt hat. Dann fragt sich, warum sollte man es jemand anderem erzählen?

Wenn wir diese Schritte in die Praxis umsetzen, erhalten wir eine Anerkennung, die weit über alles hinausgeht, was wir uns vorstellen können. Jesus sagte (ich wiederhole es hier): „Glücklich zu preisen sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden" (Matth. 5,9 NGÜ). Das Wort genannt (im Englischen steht „called“) bedeutet formell als Inhaber eines bestimmten Ranges, Amtes oder einer Funktion berufen zu werden, wie wenn wir jemanden zum Vorsitzenden berufen oder einen Leiter wählen oder einen Sprecher benennen. Jesus sagt, dass diejenigen, die "Friedensstifter" sind, bekannt und anerkannt werden als das, was sie wirklich sind – die Söhne (oder Töchter) Gottes. Ein "Sohn Gottes" ist jemand, der wie die Familie ist. Es ist eine Aussage zum Charakter oder über die Persönlichkeit. Ein Sohn Gottes ist jemand, der nicht nur den Familiennamen trägt, sondern auch den Familiencharakter widerspiegelt und ihr Ansehen repräsentiert. Jesus sagt, dass seine Nachfolger, wenn sie als "Friedensstifter" bekannt werden, als Söhne Gottes anerkannt werden, die seinen Namen vertreten und an seiner Mission teilhaben. Und so frage ich mich, ob die Menschen in unserem Leben die Familienähnlichkeit erkennen, die auf unseren Friedensbemühungen basiert. Trachten wir aktiv danach, die Menschen mit Gott und miteinander zu versöhnen?

Das Gegenteil von "Friedensstiftern" sind Unruhestifter. Menschen, die böswillig sind, Unruhe schüren, Konflikte erzeugen. Die Unruhestifter haben definitiv nicht den Charakter Jesu. "Friedensstifter" sind manchmal "Unruhestifter", um Frieden herbeizuführen, ja, aber Unruhestifter im negativen Sinne, stiften Unruhe um der Sache willen. Wenn unser Charakter so ist, dass wir Gerüchte und Klatsch über andere verbreiten; wenn wir ständig Unzufriedenheit schüren; wenn wir Freude an Berichten über Ärgernisse und Skandale finden; wenn wir alles nur kritisch sehen, andauernd Fehler finden; wenn wir nicht bereit sind, uns für den Frieden zu engagieren; wenn wir gemein sind – wenn diese negativen Eigenschaften unser Leben prägen, wenn es das ist, wofür wir bekannt sind, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir auch in anderen Bereichen den christlichen Idealen nicht gerecht werden.

Ich habe nicht gesagt, ob es darum geht, dass wir in diese Dinge hineingerutscht sind oder darum kämpfen, sie zu bewältigen; sondern ob diese Elemente ein Teil unseres Charakters sind. Wenn Letzteres das ist, was wir sind und was wir tun wollen, dann würde ich aufrichtig raten, dass die Zeit gekommen ist, um dringend einen Tag Urlaub von unserem Alltag zu nehmen, um uns ernste Gedanken über unser Verhalten zu machen. Das wäre eine sehr gute Zeitinvestition.

Die gute Nachricht des Evangeliums ist, dass aus einem Unruhestifter ein "Friedensstifter" werden kann. In der Dunkelheit kann Licht am hellsten leuchten. Meine Erfahrung mit Unruhestiftern ist, dass sie Konflikte in ihrer Außenwelt verursachen, weil sie in ihrem Inneren zu kämpfen haben. Sie können sich aber ändern. Tatsächlich "müssen" sie sich ändern, um den Nutzen des Segens, der in der Bergpredigt erwähnt wird, zu erfahren.

Vielleicht kennt ihr die Geschichte des schwedischen Chemikers Alfred Nobel, der 1866 das Dynamit erfunden hat. Die Erfindung brachte ihm Ruhm und einen großen Teil seines Reichtums ein. Es gab einen Zeitpunkt in seinem Leben, da besaß Nobel mehr als 350 Patente, betrieb Labors in mehr als 20 Ländern und besaß mehr als 90 Fabriken zur Herstellung von Sprengstoff und Munition. Doch heute wird sein Name meistens mit dem Friedensnobelpreis in Verbindung gebracht. Was ihr vielleicht nicht gewusst habt, ist, dass sein Bruder Ludvig 1888 starb, als er sich in Cannes, Frankreich, aufhielt. Die französischen Zeitungen verwechselten die beiden Brüder versehentlich und berichteten, dass der Erfinder des Sprengstoffs, Alfred, gestorben sei. Was Alfred schockierte, war nicht nur die Meldung seines Todes, sondern die Meinung, die die Leute von ihm hatten. Eine französische Tageszeitung schrieb in der Überschrift: „Der Kaufmann des Todes ist tot.“ Entsetzt machte sich Alfred daran, seinen Ruf zu ändern, und änderte ihn tatsächlich.

Also, lasst mich fragen, wie lautet die Überschrift, die UNSEREN Ruf zusammenfasst?

In einem Brief an einen gewissen Diognetus, der vermutlich Mitte bis Ende des späten 2. Jahrhunderts herum geschrieben wurde, beschreibt der Absender, im fünften Kapitel seines Briefes als "Mathetes" identifiziert, einem neugierigen Fragesteller christliches Verhalten unter der Überschrift "Die Charakteristik der Christen" wie folgt...

„Denn die Christen sind weder durch Heimat noch durch Sprache und Sitten von den übrigen Menschen verschieden. Sie bewohnen nirgendwo eigene Städte, bedienen sich keiner abweichenden Sprache und führen auch kein absonderliches Leben. Keineswegs durch einen Einfall oder durch den Scharfsinn vorwitziger Menschen ist diese ihre Lehre aufgebracht worden und sie vertreten auch keine menschliche Schulweisheit wie andere. Sie bewohnen Städte von Griechen und Nichtgriechen, wie es einem jeden das Schicksal beschieden hat, und fügen sich der Landessitte in Kleidung, Nahrung und in der sonstigen Lebensart, legen aber dabei einen wunderbaren und anerkanntermaßen überraschenden Wandel in ihrem bürgerlichen Leben an den Tag. Sie bewohnen jeder sein Vaterland, aber nur wie Beisassen; sie beteiligen sich an allem wie Bürger und lassen sich alles gefallen wie Fremde; jede Fremde ist ihnen Vaterland und jedes Vaterland eine Fremde. Sie heiraten wie alle andern und zeugen Kinder, setzen aber die geborenen nicht aus. Sie haben gemeinsamen Tisch, aber kein gemeinsames Lager. Sie sind im Fleische, leben aber nicht nach dem Fleische. Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel. Sie gehorchen den bestehenden Gesetzen und überbieten in ihrem Lebenswandel die Gesetze. Sie lieben alle und werden von allen verfolgt. Man kennt sie nicht und verurteilt sie doch, man tötet sie und bringt sie dadurch zum Leben, Sie sind arm und machen viele reich; sie leiden Mangel an allem und haben doch auch wieder an allem Überfluss, Sie werden missachtet und in der Missachtung verherrlicht; sie werden geschmäht und doch als gerecht befunden. Sie werden gekränkt und segnen, werden verspottet und erweisen Ehre. Sie tun Gutes und werden wie Übeltäter gestraft; mit dem Tode bestraft, freuen sie sich, als würden sie zum Leben erweckt. Von den Juden werden sie angefeindet wie Fremde, und von den Griechen werden sie verfolgt; aber einen Grund für ihre Feindschaft vermögen die Hasser nicht anzugeben.“ (http://www.unifr.ch/bkv/kapitel79-4.htm)

Also frage ich noch einmal, wie ist UNSER Ruf? Ich würde sagen, der Brief an Diognetus ist eine ziemlich gute Beschreibung eines wahren "Friedensstifters".

In der heutigen Welt gibt es eine große Anzahl unterschiedlicher Vorstellungen vom Frieden. Jemand könnte sagen, solange ich Geld habe, habe ich Frieden. Ein anderer sagt vielleicht, solange ich eine Familie habe, habe ich Frieden. Wieder ein anderer könnte sagen, solange ich gesund bin, habe ich Frieden. Das sind alles wunderbare Erklärungen über den Frieden; dennoch sind diese Illustrationen vom Frieden allesamt Beispiele für unvollkommenen Frieden. Menschen werden immer wieder versuchen, auf vielen unterschiedlichen Wegen Frieden zu finden und doch nur feststellen, dass sie einer Sache nachjagen, die sie ohne Gott nie ergreifen können.

Die Radikalität der Berufung durch Christus zum Friedenstiften erfordert eine vollkommene Erneuerung der menschlichen Persönlichkeit. Man muss zuerst eine tiefe Erfahrung im Schalom Gottes erworben haben. Niemand kann ein "Friedensstifter" werden, solange er nicht selbst Frieden gefunden hat, und dazu gehört Vertrauen und Ruhen in Gott. Wir können nicht geben, was nicht zuvor eigene Realität geworden ist. Friedenstiften beginnt also mit einer Erfahrung des Friedens in unseren Herzen.

Die Grußworte der Briefe des Apostels Paulus beginnen fast immer mit „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!" (Phil. 1,2). Wenn man die Briefe des Paulus liest, findet man nie die umgekehrte Reihenfolge mit "Frieden und Gnade". Gnade komme immer vor dem Frieden. Wir müssen zuerst die Gnade Gottes erfahren, bevor wir den Frieden Gottes erfahren können. Wir müssen durch seinen Sohn Jesus Christus in eine enge Beziehung zu Gott kommen, bevor wir Friedensbringer für anderen Menschen sein können.

Jesus ist auf einer Rekrutierungsmission. Er sucht ein paar Freiwillige, die sich dem Friedenskorps Gottes anschließen. Er sucht nach guten Männern und guten Frauen, die Gottes Frieden und Botschaft in der ganzen Welt verbreiten möchten. Die größte Friedenstruppe auf dem Planeten sollte die Kirche sein.

Hoch oben in den Anden steht eine Bronzestatue Christi. Der Sockel besteht aus Granit, und die Figur ist aus alten Kanonen gefertigt. Sie markiert die Grenze zwischen Argentinien und Chile. Auf Spanisch sind die Worte eingraviert: „Eher sollen diese Berge zu Staub zerfallen, als dass Chile und Argentinien diesen Frieden brechen, den sie sich am Fuße des Cristo Redentor (Christi, des Erlösers) zu bewahren geschworen haben."

Die Menschen dieser beiden Länder hatten sich jahrelang über ihre Grenzen gestritten. Beide Länder litten unter dem entstandenen Misstrauen. 1900, als der Konflikt seinen Höhepunkt erreichte, flehten einige Bürger ihre Führer an, König Edward VII. von Großbritannien zu bitten, in dem Konflikt zu vermitteln. Am 28. Mai 1903 unterzeichneten die beiden Regierungen einen Vertrag zur Beendigung des Konflikts. Während der anschließenden Feier griff Senora [Ángela Oliveira Cézar] de Costa, eine adlige Dame Argentiniens, die viel für den Frieden getan hatte, die Idee des Denkmals auf. Senora de Costa hatte eine Christusstatue machen lassen, die aus eingeschmolzenen Kanonen bestand, die ursprünglich dazu dienten, Terror in die Herzen der Chilenen zu schlagen.

Die Statue wurde auf den Gipfel des Uspallata Passes gebracht und dort aufgestellt, wo die beiden Länder im ewigen Schnee aufeinandertreffen. Bei der Einweihungszeremonie wurde die Statue der Welt als Zeichen des Sieges des guten Willens überreicht. Senora de Costa kniete sich nieder und betete: „Beschütze, o Herr, unsere Heimat. Gib uns immer Glauben und Hoffnung. Möge reicher Friede unser höchstes Gut und ein gutes Beispiel sein größter Ruhm sein." So viel Krieg, so viel Streit, so viel Schmerz gibt es in der Welt. Das bedeutet, es gibt genug Arbeit für uns zu tun.

Vor über achthundert Jahren (1181 oder 1182) wurde ein bemerkenswerter Mann geboren. Obwohl er der Sohn eines italienischen Tuchhändlers war und Ritter werden wollte, verließ er den Weg des Reichtums und des Ruhmes und entschied sich, stattdessen einen zerlumpten Mantel zu tragen, der mit einem Seil umschlungen war, das von einer Vogelscheuche stammte. Er verbrachte seine Tage damit, zu predigen und mit anderen sein Besitz zu teilen. Die Geschichte berichtet, dass er ein edler, gütiger, demütiger, christusähnlicher Mensch war – wir kennen ihn heute als Franz[iskus] von Assisi. Jahrhunderte nach seinem Tod hat jemand eines seiner Gebete ins Englische übersetzt. Es wurde später vertont. Einige von euch werden sich vielleicht an das Gebet erinnern. Die deutsche Fassung geht so...

„Herr Gott im Himmel und auf Erden, lass mich dein Friedenswerkzeug werden. Wo Hass, da lass mich Liebe spenden, Streit lass mich durch verzeihen enden. Wo Zwietracht, lass mich Eintracht bringen, lass Irrtum mich durch Wahrheit zwingen. Wo Zweifel herrscht, lass Glaub‘ entstehen, lass Finsternis im Licht zergehen; dass, wie man es auch dreh‘ und wende, die Traurigkeit in Freude ende.

Herr, lass mich trachten, nicht dass ich getröstet werde, sondern dass ich verstehe, nicht dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Wer sich selbst vergisst, der findet, wer vergibt, dem wird verziehen, und wer stirbt, der erwacht zum Ewigen Leben“.

Mögen wir, als Einzelne und als Gemeinschaft von Gläubigen, die lebendige Verkörperung eben dieser Worte sein.


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