In den 1970er Jahren lief im Kino der Film „Der Exorzist“ in der Neufassung. Dies zeigte, dass dieses Thema eine gewisse Anzahl von Menschen beschäftigt. Auch zu biblischen Zeiten war dieses Thema aktuell.
Die Eltern des Jungen wussten nicht mehr weiter. Jahrelang hatten sie schrecklich gelitten, wenn sie mit ansehen mussten, wie ihr Kind von heftigen Krämpfen geschüttelt wurde. Der Sprache nicht mächtig, warf es den Jungen zu Boden. Er hatte Schaum vor dem Mund, knirschte mit den Zähnen und lag schließlich wie erstarrt auf der Erde. Manches Mal war er schon ins Feuer oder ins Wasser gefallen. Kaum zu glauben, dass er dabei nicht zu Tode gekommen war!
Seine Eltern hatten unter der gesellschaftlichen Schmach gelitten, einen Sohn zu haben, der von einer bösen Macht besessen war. Was die wohl verbrochen haben, fragten sich die Leute. Die Priester hatten nicht helfen können, und deshalb hatten die bestürzten Eltern die Jünger Jesu herbeigerufen. Inzwischen hatten sich eine Menge Leute versammelt, aber der Junge war immer noch vom bösen Geist besessen. Plötzlich hieß es, Jesus käme. Der Vater erklärte Jesus die hoffnungslose Lage seines Sohnes. „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns“, flehte er. „Wenn du kannst?“ wiederholte Jesus. „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Da rief der Vater verzweifelt: „Ich glaube; aber hilf meinem Unglauben!“
Diese Geschichte steht geschrieben im Markus-Evangelium, Kapitel 9. Sie verdeutlicht viele Aspekte: den Kampf zwischen Gut und Böse; den Sieg Jesu über das Böse; das Leid und die Verzweiflung der Eltern; die Unfähigkeit der Jünger, den bösen Geist auszutreiben. Besonders aufschlussreich ist jedoch der Wortwechsel zwischen dem Vater und Jesus. Der verzweifelte Vater bringt seinen Sohn zu Jesus und sagt: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Sogleich erkennt Jesus den Zweifel des Vaters: „Wenn du kannst?“ fragt er zurück. Und dann folgt eine wichtige Aussage: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“
Nun wollte er damit nicht sagen, wir würden bekommen, was immer wir wollen, wenn wir nur glauben – oder auch nur positiv eingestellt sind. Vielmehr meinte er dies: Unmögliches wird möglich, wenn wir an den Einen glauben, für den nichts unmöglich ist. Jesu Worte und Taten haben dies immer wieder verdeutlicht. Die Wunder, die Jesus vollbracht hat, waren keine Zaubertricks. Sie stellten die Gegenwart und die Macht Gottes in der Welt unter Beweis. Sie bewiesen die tiefe, persönliche Anteilnahme Gottes. Sie forderten die Menschen zum Glauben auf. Mehr noch: Sie forderten die Menschen heraus – sogar diejenigen, die sich mit Gott im Reinen dünkten.
„Ich glaube“, rief der Vater, „hilf meinem Unglauben!“ Diese Worte bringen überzeugend zum Ausdruck, welchen Zwiespalt viele Menschen gegenüber dem christlichen Glauben verspüren. Ja, das stimmt. Ja, da ist was dran. Ja, dafür spricht so manches. Ja, das ist wirklich eine gute Geschichte. Ich möchte ja glauben ... aber es gibt so viele Gründe, die dagegensprechen, all die Zweifel und Ablenkungen ...
Unser „Unglaube“ ist für Gott nichts Neues. Dass uns das Glauben so schwer fällt, ist Teil unseres menschlichen Loses, das der Bibel zufolge seinen Anfang nahm, als der Satan zu Adam und Eva sagte, Gott hätte ihnen nicht alles erzählt – sie könnten sein wie Gott und selbst entscheiden, was gut und böse ist (siehe 1. Mose 3). Der Glaube ist eine Herausforderung. Sogar viele Menschen, die selbst Zeuge der Wunder Jesu waren, wollten nicht glauben, dass er Gottes Sohn ist.
Der Evangelist Markus berichtet uns nicht, was Jesus erwidert hat, nachdem der Vater seine Glaubenszweifel eingestanden hatte; wohl aber berichtet er, dass der Sohn des Mannes geheilt wurde. Die Macht des Bösen war durch das Gute besiegt worden. Das Leben war verändert. Und der Vater hatte nur eines getan: Er hatte zu glauben gewagt – wenngleich überschattet vom eigenen Unglauben.
„Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ – Joh. 6,29 –
Das ist die Herausforderung, vor die uns Jesus Christus stellt: Wir sollen glauben. An ihn glauben. Glauben, dass er unser Erlöser ist. Glauben, dass er uns liebt. Glauben, dass er uns das ewige Leben schenken kann. Was veranlasst uns Menschen zu glauben, dass unser Leben einen tieferen Sinn haben muss?
Nur eines der Wunder Jesu wird von allen vier Evangelisten berichtet: die Geschichte, wie Tausende Menschen von nur zwei kleinen Fischen und fünf kleinen Brotlaiben satt wurden. Die Geschichte ist so bekannt, dass auch heute noch Leute oftmals davon reden, sie müssten eine „Speisung der Fünftausend“ vollbringen, wenn das Essen für eine Gruppe von Leuten ein bisschen knapp ist.
An dem Tag, an dem das Wunder geschah, war das Essen wirklich sehr knapp. Offensichtlich gab es nur einen unter den vielen Leuten, einen kleinen Jungen, der überhaupt etwas zum Essen dabeihatte. Und das konnte kaum ein Festessen sein. Der Evangelist Johannes spricht von „Gerstenbroten“ – das waren die gröbsten, härtesten und minderwertigsten Brote, die Brote der Armen. Und bei den beiden Fischen handelte es sich vermutlich um Sardinen aus der Hafenstadt Tarichaea (was „Salzfisch-Stadt“ bedeutet). Solche Fische wurden als Appetithappen zum Brot gegessen. Wie die Jünger kritisch bemerkten, konnte das nie und nimmer genug sein, dass all die Tausende Menschen, die da versammelt waren, auch nur einen Bissen abbekamen.
Jesus aber dankte für das Essen, so wenig es war, und wies seine Jünger an, mit dem Austeilen zu beginnen. Wie viel Ungläubigkeit muss in ihnen gewesen sein, als sie der Menge die zwei Sardinen und die fünf Gerstenbrote aushändigten. Und als sie alle gegessen hatten und „satt [waren] ... wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrigließen, zwölf Körbe voll“ (Luk. 9, 17). War noch Unglaube in ihnen? Konnten noch Zweifel bestehen? Trotzdem hatten die Jünger auch nach diesem Ereignis hin und wieder Zweifel (Vers 45).
„Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (Joh. 6,29). „Tut Buße“, sagte Jesus (Matth. 4,17; Luk. 5,32; 13,3-5; 24,47). „Folgt mir nach“, waren seine Worte, als er die Jünger von ihren Fischerbooten zu sich rief (Matth. 4,18-22).
Glauben, Buße tun und nachfolgen. Mit dieser Aufforderung wendet sich Jesus an einen jeden von uns: Wir sollen ihm unser Leben anvertrauen, indem wir an ihn glauben, unsere Sünden bereuen und ihm nachfolgen. In unserem Bibelstudium geht es vor allem um den Glauben. Glauben fällt nicht immer leicht – zuweilen widerspricht er aller Vernunft, und wir werden auf eine harte Probe gestellt. Jesus weiß darum; er will „unserem Unglauben helfen“, wenn wir nur bereit sind, das „Wagnis“ einzugehen und an ihn zu glauben.
Der Apostel Johannes beendete seine Darstellung mit dem Hinweis, die Zeichen, von denen er berichtet habe, seien „geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Joh. 20,31).
Glauben heißt: Wir erkennen an, dass wir seiner Vergebung bedürfen und dass er uns ein neues Leben schenken muss, um uns zu einem ganzen Menschen zu machen. Er allein vermag dies zu tun. Wir glauben, weil wir wissen, dass wir „allesamt Sünder [sind] und ermangeln der Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3,23, Schlachter-Übers.).
Eine wichtige Voraussetzung für den Glauben ist das, was wir Buße nennen. Wir benutzen dieses Wort nicht eben häufig in unserer Alltagssprache, aber dennoch ist es uns in unserem Alltag durchaus geläufig. Es bedeutet nichts anderes als „innere Umkehr“. „In den Evangelien bezieht sich Buße auf eine radikale ,Abwendung‘ von allem, was uns daran hindert, Gott aus vollem Herzen zu vertrauen. Meist ist damit auch die Vorstellung von einer ,Hinwendung‘ zu Gott in Liebe und Gehorsam verbunden.“ [1]
Jesus will, dass wir „umkehren“ – dass wir uns zu Gott hinwenden und ihm unser Leben anvertrauen und ihm nachfolgen, anstatt weiterhin nur für uns selbst zu leben und uns auf unsere eigenen Erfahrungen, Vorlieben und Lebensumstände zu konzentrieren. Buße – die Hinwendung zu Gott und Abwendung von allem, was dem entgegensteht – ist eine wichtige Vor-aussetzung für unseren Glauben. Ohne Buße kann es keinen Glauben geben. Denn ohne Buße kann es kein Vertrauen geben, das uns zum Glauben verpflichtet.
Verpflichtung ist kein populäres Wort heutzutage. Meist reagieren wir negativ, wenn von einer Verpflichtung die Rede ist. Verpflichtung hört sich so bindend, so streng, so einschränkend an. Aber wir sollten in diesem Zusammenhang noch etwas anderes bedenken. Nachstehend sind drei gute Gründe genannt, warum wir unser Leben Gottes Willen und seiner Vorsehung verbindlich anvertrauen sollten: Weil wir auf das, was er für uns getan hat, reagieren müssen
Wenn wir die Darstellung der Bibel vom Werk Gottes und seinem Wesen akzeptieren, müssen wir darauf reagieren. Gottes Gnade und Güte können wir allenthalben erkennen – an der Erhabenheit seiner Schöpfung, an dem Leben, das er spendet und erhält, an der Kreativität, mit der er uns beschenkt. Doch über allem steht die Gnade seiner Erlösung. Gott „hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade ...“ (2. Tim. 1,9). Das Evangelium fordert uns zur Reaktion auf. Es geht um das, was Gott für uns getan hat in Christus Jesus. Gott ist eine unauflösliche Verpflichtung uns gegenüber eingegangen. Nun ist es an uns zu reagieren.
„Denn wir sind sein Werk ...“ – Eph. 2,10 –
„Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen“, schrieb Paulus an die Kirchengemeinde in Ephesus (Eph. 2,10). Gott bedeutete dem alttestamentlichen Propheten Jeremia noch vor dessen Geburt, dass er Bestimmtes mit ihm vorhatte.
Wie wir in der letzten Folge unseres Bibelstudiums gesehen haben, kennt Gott einen jeden von uns ganz genau, sogar unsere Gedanken. Er kennt unsere Bedürfnisse, er kennt unsere Sünden, er kennt unsere Stärken. Und er weiß, was er mit uns und unserem Leben vorhat. Verständlicherweise befürchten wir eine Einengung unserer Erfahrungsmöglichkeiten, wenn wir unser Leben einem anderen anvertrauen, den wir nicht einmal sehen können. Aber bedenken Sie: Was ist Ihr größter Wunsch, den Sie in Ihrem Leben erreichen möchten? Gott wird Größeres tun. Paulus schrieb an späterer Stelle unter Bezugnahme auf Gott, dass er „überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt“ (Eph. 3,20). „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“ (1. Kor. 2,9).
Wir leben in einer Zeit, die von Misstrauen geprägt ist. Zuweilen können wir nicht einmal uns selbst trauen! Wie sollten wir unser Leben einem anderen anvertrauen? Wissen wir denn nicht besser als jeder andere, was das Beste für uns ist? Wenn unsere Kinder klein sind, wissen wir besser als sie, was für sie das Beste ist. Ist es da nicht vorstellbar, dass ein liebender Vater im Himmel – besser als wir selbst – weiß, was für uns das Beste ist? „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet [wörtlich: dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung]“ (Jer. 29,11). Wer anders als Gott könnte ein solches Versprechen geben?
Natürlich heißt das nicht, dass Gott ein „Genius in der Flasche“ wäre oder dass Christen erwarten dürften, in ihrem Leben müsse alles glatt gehen! Mitnichten – wenn wir Gott unser Leben anvertrauen, erkennen wir damit an, dass es keinen Besseren gibt als ihn, der auf uns Acht geben, uns führen und uns helfen kann, wenn wir in Nöten sind – und das ist oft genug der Fall. Auch erkennen wir an, dass Gottes Wege nicht unsere Wege sind: Sie sind göttlich, nicht menschlich; sie gelten ewig, nicht nur hier und heute; sie sind weise, nicht töricht; und sie zeugen von göttlicher Liebe, nicht von menschlichem Egoismus.
Wir sind leicht darauf fixiert, was wir für wichtig halten, und übersehen dabei, was nach Gottes Wissen das Beste für uns ist.
Jesus hat davon in seiner Bergpredigt gesprochen: „Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“ (Matth. 6,25-34).
„Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“ – Matth. 6,25 –
Das mag alles verständlich erscheinen. Dennoch: Es fällt uns schwer, Gott unser Leben anzuvertrauen. Unser Vertrauen ist Anfechtungen ausgesetzt, mit denen wir alle mehr oder minder zu kämpfen haben.
Unsere „Instant-Gesellschaft“ macht es uns schwer, in Zeiträumen von Wochen, geschweige denn Jahren, zu denken. So mag der Gedanke an „ewiges Leben“, das „Reich Gottes“ und „Himmel“ ziemlich weit hergeholt sein, derweil die Finger ungeduldig trommeln, weil das Herunterladen einer Datei mal wieder so lange dauert. Wir haben doch Aufgaben zu erledigen, Geld zu verdienen, Rechnungen zu bezahlen ... Gott wird im Alltag leicht verdrängt, wie Jesus in seinem Gleichnis vom Sämann verdeutlicht hat: „Und andere sind die, bei denen unter die Dornen gesät ist: die hören das Wort, und die Sorgen der Welt und der betrügerische Reichtum und die Begierden nach allem andern dringen ein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht“ (Mark. 4,18-19). Zwar leben wir unser Leben in der Gegenwart, doch die Zukunft ist eine Realität. Und die Ewigkeit währt lange!
Weil unsere Gesellschaft so kurzfristig ausgerichtet ist, dreht sich alles in unserer Kultur um das eigene Ich. Wir verlassen uns auf uns selbst, wir verwirklichen uns selbst, wir motivieren uns selbst – und wenn wir nicht aufpassen, sind wir ichbezogen und selbstsüchtig!
„Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln“ (Mark. 8,34-38).
Es wäre ein Fehler, wollten wir Gott zu verstehen geben, wir wüssten mehr über das Leben als er. Es wäre töricht von uns, würden wir uns derart auf unsere kleinen Pläne konzentrieren, dass wir Gottes Pläne für uns achtlos beiseiteschöben!
Die Vorstellung, dass wir uns Gott anvertrauen sollen, löst ein uns allzu bekanntes Unbehagen aus: Angst und Furcht. Wir fürchten, Gott verlange etwas von uns, was wir nicht wollen. Er wolle uns zu einem Fanatiker machen. Oder unsere Entscheidung, uns ihm anzuvertrauen, koste uns im einen oder anderen Bereich unseres Lebens einen zu hohen Preis. So verständlich dieses Unbehagen ist – es erwächst aus unserem Missverständnis von einem liebenden Gott, der das Richtige und Gute für uns will. „Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“ (Matth. 7,9-11).
„Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat“, schrieb der Apostel Johannes. „Gott ist die Liebe“ (1. Joh. 4,16). Was haben wir von dem Einen zu fürchten, der uns gemacht hat, uns erhält und sich selbst als Opfer hingegeben hat, um uns zu erlösen? „...die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“, so lautete die Schlussfolgerung des Apostels Johannes (Vers 18).
Sind wir bereit, Gott unser Leben anzuvertrauen?
In einem alten englischen Gebet heißt es sinngemäß:
Gott verlangt nichts Geringeres von uns, als dass wir ihm alles anvertrauen. Doch wenn dieses Gottvertrauen seinen Preis fordert, so müssen wir umgekehrt erkennen, dass es uns auch etwas kostet, wenn wir uns Gott versagen – nämlich den Verlust all der Möglichkeiten, die Gott für unser Leben vorgesehen hat.
Die entscheidende Frage lautet: Glauben wir wirklich, dass wir Gott unser Leben anvertrauen können? Glauben wir wirklich, dass wir darauf vertrauen können, dass er nicht „nur“ unser Leben erlöst, sondern uns führt und leitet und unser Leben nach seiner göttlichen Vorsehung nutzt, damit wir die Menschen sein können, die wir nach seinem Willen sein sollen? „Gott sucht Menschen, durch die er das Unmögliche tun kann – wie bedauerlich, dass wir nur die Dinge planen, die wir selbst tun können“, schrieb der christliche Autor A. W. Tozer.
Wenn wir Gottes Aufforderung, ihm unser Leben anzuvertrauen, ablehnen, geht uns die Freude verloren, die Gott uns bestimmt hat. Doch wenn wir darauf vertrauen können, dass Gott nach seinem Plan und Willen in unserem Leben wirkt, dürfen wir eine Freude, einen Sinn und eine Zufriedenheit erfahren, die das Leben sonst nicht zu bieten hat. Und er verheißt uns das ewige Leben. Wenn wir Gott nicht vertrauen können, verzichten wir auf diese Erfahrung – zugunsten einer weitaus geringeren und auf unsere vorübergehende irdische Existenz beschränkten Erfahrung. Jesus hat gesagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Joh. 10, 10).
Die inspirierenden und ermutigenden Worte von Alan Walker in seinem Buch The Contrast Society of Jesus (Die Kontrastgesellschaft Jesu) vermitteln etwas von der Erfahrung, die wir machen, wenn wir Gottes Gnade, seine Vergebung und seine Aufforderung zu gläubiger Hinwendung zu ihm annehmen. „Während uns der Geist Gottes vorwärts zieht, schwanken wir zwischen der Aufforderung zum Guten und dem Abwärtssog des Bösen. Es ist ein beklagenswerter Zustand. Wir erkennen die Anziehungskraft des Glaubens und fallen doch davon ab. Unser Leben bringt trefflich zum Ausdruck, was die Worte ,Ich glaube; hilf meinem Unglauben!‘ (Mark. 9,24) bedeuten.
Wir wollen glauben und können unserem Anspruch dennoch nicht in unerschütterlicher Treue genügen. Deshalb verfallen wir in Zweifel und Anfechtungen. Aber wir können auch nicht über das einmal Erkannte hinwegsehen. Es zieht uns nach oben. Allmählich wächst unser Glaube über unser Zweifeln hinaus. Im Prozess der Erlösung werden wir auf den nächsten entscheidenden Schritt vorbereitet – die Rechtfertigung durch den Glauben. Der Erlösungsprozess erreicht seinen Höhepunkt, wenn wir Christus mit der Rechtfertigung durch den Glauben empfangen. In diesem Moment der völligen Hingabe und des Vertrauens zu Gott wird die Seele durchdrungen vom Wunder der Vergebung und der Versöhnung mit Gott. Wir erkennen Gott durch Buße und Glauben, und zwar nicht durch irgendeinen Glauben, sondern durch den Glauben, der uns gerecht macht vor Gott.“ [2]
„[Gott] hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade ...“ (2. Tim. 1,9).
Sie haben die Wahl. Es ist Ihre Entscheidung. Wollen Sie glauben – vielleicht sogar trotz Ihres Unglaubens? Wollen Sie ihm nachfolgen? Wollen Sie Buße tun? Wollen Sie ihm Ihr Leben anvertrauen? Und wenn nicht jetzt, wann denn?
Als der Apostel Petrus seine erste Predigt in Jerusalem nach Christi Himmelfahrt hielt, „ging’s [seinen Zuhörern] durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apg. 2, 37-38).
Mit diesen Worten wiederholte Petrus den Auftrag, den Jesus, bevor er gen Himmel auffuhr, seinen Jüngern gegeben hatte: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matth. 28,19-20). Lukas berichtet, dass Jesus seinen Jüngern die folgenden Worte gesagt hat: „So steht’s geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem“ (Luk. 24,46-47).
Mit unserem Bibelstudium wollen wir diese Botschaft vom Tod und von der Auferstehung Jesu, von seinem Aufruf zur Buße und von seiner Gabe der Vergebung vermitteln. Es ist die Botschaft, die über 2000 Jahre hinweg von der christlichen Kirche weitergetragen und gemeinsam vertreten wurde. Es ist die Botschaft, die Millionen Menschenleben auf immer verändert hat. Es ist die Botschaft, die heute auch Ihr Leben verändern kann.
Wenn Sie bereit sind zu glauben (oder auch nur zu glauben versuchen), wenn Sie Jesus Christus nachfolgen wollen, wenn Sie die Notwendigkeit einsehen, Buße zu tun, wenn Sie Ihr Leben dem Einen anvertrauen wollen, der Ihnen das ewige Leben schenken will – dann lautet die gute Nachricht, dass der Schritt, den Sie tun müssen, gar nicht so schwer ist. Sie können die erstaunlichste und aufregendste Reise Ihres Lebens mit einem einfachen Gebet zu Gott beginnen.
Es ist dabei unwichtig, welche Worte Sie wählen, solange diese aufrichtig Ihren Wunsch zum Ausdruck bringen, Gott zu erkennen, auf seine Liebe zu reagieren und für ihn zu leben. Vielleicht möchten Sie mit Ihrem Gebet einfach „Kontakt aufnehmen“ oder nach Gott fragen. Vielleicht aber geht es Ihnen auch darum, dass Sie Ihren Glauben, Ihre Buße und Ihr Vertrauen zu ihm bekunden.
Beten ist etwas, was die meisten von uns tun oder irgendwann einmal im Leben getan haben. Und doch ist und bleibt Beten eine sehr private Angelegenheit. Abgesehen von den Gebeten, die wir als Kirchgänger in der Kirche oder anlässlich einer kirchlichen Veranstaltung hören, gibt es nur wenig Vorbilder oder Anhaltspunkte fürs Beten.
Sollten Sie noch nie gebetet haben oder dies nur sehr selten tun, mag Ihnen Ihr Gebet steif und gekünstelt vorkommen. Doch gerade über das Gebet nehmen wir als begrenzte, physisch-menschliche Geschöpfe das Gespräch auf zum ewigen, vollkommenen, geistlichen Gott, unserem Schöpfer, Erlöser und Erhalter. Wenn wir nicht zu ihm beten, sind wir allein.
Gebete werden gewöhnlich in einer von vier Grundformen abgefasst – als Lob-, Buß-, Dank- und Bitt-Gebet.
Mit anderen Worten: Wir erkennen Gott als das an, was er in all seiner Größe ist; wir gestehen unsere Fehler und Sünden ein und bitten ihn um seine Gnade; wir danken ihm für seine Barmherzigkeit und Güte; und wir suchen seinen Willen, seinen Segen, sein Eingreifen und seine Führung in unserem Leben.
Gibt es besondere Verhaltensweisen beim Beten? Viele von uns haben eine bestimmte Vorstellung vom „richtigen“ Beten – man kniet beispielsweise an der Bettkante mit gefalteten Händen, die Augen geschlossen; oder man stellt sich vielleicht einen bärtigen Propheten im Gebetsmantel vor, Gesicht und Hände gen Himmel erhoben. Sicher lässt sich auf diese Weise gut beten, aber es gibt noch viele andere Möglichkeiten: Man wandert entlang einer Straße oder Küste; man sitzt auf einer Bank in einem Park; man sitzt am Schreibtisch; man steht im Hof hinter dem Haus ... Beten kann man immer und überall – an jedem Ort und zu jeder Zeit.
Gebet ist Kommunikation. Und in unserem Kommunikationsverhalten sind wir alle unterschiedlich. Manche Leute sind ausgesprochen sprachgewandt – ihnen kommen schnell die passenden Worte und Gedanken. Andere sind eher nachdenklich und sagen wenig. Manche beten lieber laut, andere bewegen nicht einmal die Lippen; darauf kommt es auch gar nicht an, denn Gott kennt unsere Gedanken. Manche Menschen bringen ihre Gebete zu Papier – eine lange Tradition, die auf König David zurückgeht, der viele der Bibelpsalmen, darunter auch Gebete, aufgeschrieben hat.
Welche Form des Gebets Sie wählen mögen: Sie können sicher sein, dass unser liebender Gott zuhört und antwortet ...
„Unser Vater im Himmel ...“ – Matt. 6,9 –
Sie können die erstaunlichste und aufregendste Reise Ihres Lebens mit einem einfachen Gebet zu Gott beginnen.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, treffende Worte zu finden, schauen Sie sich die nachsteh-ende Auswahl an Gebeten an, damit Ihnen der Anfang leichter fällt. Das erste Gebet ist das „Vaterunser“ – Jesus hat es seinen Jüngern als Vorbild gegeben, als diese ihn fragten, wie sie beten sollten. In diesem Gebet kommt zum Ausdruck, dass wir Gottes Gegenwart anerkennen, ihm Hochachtung entgegenbringen, seiner Herrschaft und seinem Willen in unserem Leben und unserer Welt freudig entgegensehen, uns unserer Abhängigkeit von ihm bewusst sind und seiner Vergebung, Führung und Erlösung bedürfen. All diese Elemente sind wichtige Aspekte des Betens.
Vielleicht hilft es Ihnen, eines oder mehrere dieser Gebete zu sprechen oder sie als Rahmen für Ihr eigenes Gebet zu nutzen, wenn Sie Gott suchen oder ihm Ihren Glauben, Ihre Buße und die bereitwillige Annahme seiner Gnade zum Ausdruck bringen wollen. Denken Sie immer daran: Es kommt weniger auf unsere Worte als auf unser Herz an – Gott weiß, was in uns vorgeht, und nur darauf achtet und hört er. Achten Sie darauf, dass Ihre Worte Ausdruck Ihres Herzens sind!
Das Vaterunser (Matth. 6,9-13)
Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Gebete der „Gottsuche“
Wenn es dich wirklich gibt, Gott, so verhilf mir doch zur rechten Erkenntnis.
Hilf mir in meinem Glauben.
Ich möchte glauben, aber es gibt so vieles, was mich zweifeln lässt.
Ich möchte glauben, dass es dich gibt.
Und ich möchte glauben, dass du mich kennst.
und mir dies alles geben willst: Lebenssinn und Hoffnung und Frieden.
Deshalb bitte ich dich: Lass mich dich in einer Weise erkennen, die ich verstehen kann.
Ich bin hier, Gott. Bist du da?
Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll, Gott, aber ich bitte dich um deine Hilfe.
Ich bitte dich, mir zu helfen, dass ich dich erkenne.
Ich bitte dich, mir zu helfen, dass ich glaube und Buße tue und dir nachfolge.
Ich bitte dich, mich durch das Leben zu führen. Ich brauche deine Hilfe. Ich bete zu dir im Namen Jesu. Amen.
Gott, ich weiß, ich habe lange nicht mehr gebetet, aber du hast doch gesagt, du willst mich trotzdem annehmen.
Deshalb bitte ich dich: Bitte vergib mir meine Sünden und hilf mir, einen neuen Anfang zu machen.
Bitte nimm mein Leben an, hilf mir, dass ich mich ganz dir überlasse und der Mensch werde, der ich nach deinem Willen sein soll. Bitte habe Geduld mit mir. Und danke, dass du all dies möglich machst durch Jesus Christus, meinen Erlöser. Amen.
Herr Gott, ich will ein neues Leben beginnen. Ich will, dass du mich führst und leitest und stärkst. Ich will dir jeden Tag folgen. Herr, ich bete zu dir, dass du mir meine Sünden vergeben und mich zu einem neuen Menschen machen mögest. Ich bete zu dir, dass du eine Umkehr in mir bewirkst und mir hilfst, dir nachzufolgen. Ich bitte dich im Namen Jesu Christi. Amen.
„Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.“ – 1. Kor. 2,9 –
Jeder von uns erfährt auf seine ihm eigene Weise, was Buße und Gottvertrauen bedeuten. Für manche ist diese Erfahrung ein emotional überwältigender Augenblick. Für andere erfolgt eine schrittweise Entwicklung im Lauf der Zeit. Manche Menschen sind spontan überzeugt, andere eher unschlüssig. Jede Reise ist eine einzigartige und persönliche Erfahrung. Jede Reise ist ein Geschenk Gottes – unter seiner Führung und seinem Segen, abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse und Lebensumstände des einzelnen Menschen.
Jede geistliche Reise ist ein einzigartiges und persönliches Geschenk Gottes an uns Menschen.
Sie haben diese Reise angetreten? Herzlichen Glückwunsch! Die Erweckung zum geistlichen Leben wird Ihnen reichlich Lohn bringen, denn Gott wirkt in Ihnen und hilft Ihnen, Tag für Tag gemeinsam mit ihm die Anfechtungen des Lebens, triumphale wie traumatische Erlebnisse und auch andere Erfahrungen, welcher Art auch immer, zu bestehen.
In unserer nächsten Folge wollen wir uns mit besonders wichtigen Aspekten christlicher Lebensführung befassen.
Denken Sie einen Augenblick lang über die Anfechtungen nach, die wir in dieser Folge unseres Bibelstudiums beschrieben haben und die Ihr Vertrauen zu Gott in Frage stellen können: Kurzfristige Wertvorstellungen; Ichbezogenheit; Angst und Furcht. Wie wirken sich diese Anfechtungen auf Ihre Bereitschaft aus, Ihr Leben Gottes Vorhaben anzuvertrauen?
Lesen Sie die Apostelgeschichte: Sie erfahren, wie die Aufforderung zum Glauben von den Jüngern Jesu in alle Welt hinausgetragen wurde.
Wählen Sie eines der vier Evangelien (Matthäus-, Markus-, Lukas- oder Johannes-Evangelium) aus und lesen Sie es an ihn zu glauben. Beim Lesen sollten Sie sich alles notieren, was Ihnen den Glauben an Gott besonders schwer oder besonders leicht macht. Anschließend sollten Sie darüber nachdenken, warum Sie das eine oder andere leichter oder schwerer glauben können.
Wenn Sie es nicht schon von sich aus getan haben, sollten Sie Ihre Glaubensprobleme Gott jetzt anvertrauen. Bitten Sie Gott, er möge Ihnen helfen, sie zu verstehen.
„Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde.“ – Psalm 51,3-4 – ❏
Dieses Bibelstudium erschien zuerst unter dem Titel Foundations of Faith als Beilage von Living Today, der australischen Zeitschrift der GCI.
[2] Walker, Alan, The Contrast Society of Jesus (Harper Collins Religious, 1997), S. 85.