Sicher sind Sie schon einmal verreist – und wissen, dass dies Planung, Vorbereitung und Kofferpacken bedeutet. Außer Ihren Fahrkarten haben Sie Gepäck, Kleidung und Schuhwerk und vielleicht auch eine Kamera bei sich, um Ihre Eindrücke festzuhalten. Und wenn Ihre Reise ins Ausland geht, ist noch viel mehr zu bedenken – die fremde Währung beispielsweise oder eine Schutzimpfung gegen dort häufig vorkommende Krankheiten; möglicherweise sollten Sie ein Wörterbuch mitnehmen. Nicht zu vergessen sind natürlich auch Toilettenartikel, Medikamente und Kontaktadressen für den Notfall. Wie lautet doch die alte Regel? „Nimm halb so viel Kleidung und doppelt so viel Geld mit, wie du zu benötigen meinst!“
Wäre es nicht großartig, wenn Sie sich auf eine solche Reise begeben könnten in der Gewissheit, alles, was Sie unterwegs brauchen könnten, parat zu haben? Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Und doch ist dies eine wichtige Wahrheit, derer Sie gewiss sein können, wenn Sie sich auf die Reise des christlichen Glaubens begeben. Und es ist eine Glaubensreise: Das Leben stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen – ein christliches Leben erst recht. Mit Jesus zu gehen, ist keine leichte Reise: Es gibt Zeiten, zu denen wir uns fragen, ob es sich wirklich lohnt; und doch verspricht er uns, dass wir unterwegs immer bekommen werden, was wir brauchen, in jeder Situation. Diejenigen, die ihn auf Erden begleitet und den frühchristlichen Gemeinden davon berichtet haben, bestätigen diese Wahrheit: „Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft“, schrieb der Apostel Petrus (2. Petr. 1,3). Das ist wirklich ein Versprechen. Aber es ist eben auch eine Reise ...
Als Jesus die Jünger zu sich rief, sagte er: „Folgt mir nach“ (Matth. 4,19; 8,22. 16,24). Offensichtlich waren dies die ersten und auch die letzten Worte Jesu an Petrus (Joh. 21,19). Die Jünger folgten ihm, und heute sind die Christen die Jünger Jesu, die ihm nachfolgen. Wir wollen seinen Lehren und seinem Vorbild folgen, weil wir glauben, was er dem Jünger Thomas gesagt hat – dass er „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist (Joh. 14,6).
Bemerkenswert ist die Art der Personalisierung: Jesus sagt nicht, er sei derjenige, der uns den Weg zeigt oder die Wahrheit erkennen lässt oder Leben schenkt; er sagt uns, dass er der Weg und die Wahrheit und das Leben ist.
„Das sind gewichtige Worte für uns, aber für einen Juden, der sie zum ersten Mal hörte, mussten sie noch gewichtiger sein. Jesus sprach damit drei der wichtigsten Kernvorstellungen der jüdischen Religion an und erhob den ungeheuren Anspruch, alle drei fänden in ihm ihre volle Erfüllung.“ [1]
Der Kommentator veranschaulicht den Zusammenhang: Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer fremden Stadt und fragen nach dem Weg. Sicher hilft es Ihnen, wenn Ihnen jemand sagt, Sie sollten die erste Straße rechts nehmen, dann die zweite links, dann über den Platz gehen, an der Kirche vorbei ... So wird Ihnen der Weg gezeigt. Aber nun stellen Sie sich vor, der Angesprochene sagt zu Ihnen: „Ich bringe Sie hin“ – dann ist er der Weg. Und damit wird sichergestellt, dass wir genau dort in der Stadt ankommen, wo wir hinwollen.
Jesus ist der Weg – er zeigt uns nicht nur den Weg, sondern sagt: „Folgt mir nach.“ Er führt uns. Er kennt den Weg.
Wir sind nicht auf uns gestellt, wenn wir uns auf diese Reise begeben: Jesus ist unser Gefährte, unser Wegweiser, unser Reiseleiter. Und das bedeutet für uns Gewissheit in verschiedener Hinsicht:
1. Wir können im Licht gehen, nicht in der Finsternis (Joh. 8,12).
2. Wir können mit Hoffnung gehen, nicht in Verzweiflung (Matth. 11,28-30).
3. Wir können mit einem Ziel vor Augen gehen, nicht ziellos (Matth. 5,13-16).
4. Wir können mit Zuversicht gehen, nicht in Furcht (Matth. 6,25-34).
Jesus gibt uns auch Worte der Warnung mit auf den Weg:
1. Der Weg ist eng und zuweilen beschwerlich, nicht breit und einfach (Matth. 7,13-14).
2. Der Weg zum Leben verlangt, dass wir unser Leben Gottes Willen unterwerfen (Matth. 10,38-39; 16,24-26; 19,21).
Deshalb drängt er uns, „die Reisekosten“ zu bedenken – zu einer solchen Reise entscheidet man sich nicht leichtfertig. Ende der 1930er Jahre schrieb ein junger lutherischer Pastor namens Dietrich Bonhoeffer ein Buch, das zum Klassiker der christlichen Literatur werden sollte. Das Buch trägt den Titel Nachfolge. Bonhoeffer schreibt darin, wenn Christus einen Menschen zu sich rufe, fordere er ihn auf, mit ihm zu kommen und zu sterben. Von „billiger Gnade“ und „teurer Gnade“ ist die Rede, um in aller Deutlichkeit hervorzuheben, was Jesus für uns getan hat und welche Einwilligung er uns abverlangt.
„... billige Gnade als Rechtfertigung der Sünde, aber nicht als Rechtfertigung des bußfertigen Sünders, der von seiner Sünde lässt und umkehrt ... Teure Gnade ist der verborgene Schatz im Acker [Matth. 13,44], um dessentwillen der Mensch in Freuden hingeht und alles verkauft, was er hatte ... Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss [Matth. 7,7-8]. Teuer ist sie, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Jesu Christi ruft; teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt; teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt, Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt. Teuer ist die Gnade vor allem darum, weil sie Gott teuer gewesen ist, weil sie Gott das Leben seines Sohnes gekostet hat – , Ihr seid teuer erkauft‘ – [1. Kor. 6,20; 7,23], und weil uns nicht billig sein kann, was Gott teuer ist. Gnade ist sie vor allem darum, weil Gott sein Sohn nicht zu teuer war für unser Leben, sondern ihn für uns hingab.“ [2]
Das sind ernüchternde, zugleich aber auch eingebungsvolle und ermutigende Worte, die wir bedenken sollten, wenn wir uns auf „den Weg“ machen. Es ist ein Weg, der uns durch das Blut – das Leben – unseres Anführers und Freundes aufgetan worden ist. Er hat uns bereits bewiesen, dass er uns nie verlassen oder aufgeben wird (Joh. 14,15-21; Hebr. 13,5).
Wir haben die Frage zu beantworten, ob wir zur Nachfolge bereit sind. Diese Frage müssen
sich auch die Jünger gestellt haben, als Jesus ihnen sagte, er werde zum Vater zurückkehren; desgleichen später, als sie mit ansahen, wie er zur Kreuzigung geführt wurde; und wiederum später, als er gen Himmel fuhr. Jesus sagte ihnen, er würde weggehen, aber zugleich versprach er ihnen, er würde sie nicht als „Waisen“ zurücklassen. „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: de[r] Geist der Wahrheit ... der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh. 14,16-17. 26).
Die Jünger müssen verwirrt gewesen sein. Jesus würde sie verlassen. Und trotzdem wollte er sie nicht allein lassen. Wer also war dieser Tröster?
„Der Tröster oder Paraklet, abgeleitet vom griechischen Wort parakletos (in der Bedeutung von ,Unterstützung geben‘) ist ein Helfer, Berater, Stärker, Mutmacher, Verbündeter und Fürsprecher ... Die parakletische Mission ist naturgegeben eine persönliche, verbindende Mission ...“ [3]
Wie versprochen, senkte sich der Heilige Geist am ersten Pfingstfest nach Christi Himmelfahrt sichtbar und mit wundersamen Zeichen herab auf eine Versammlung der frühkirchlichen Gemeinde in Jerusalem (Apg. 2,1-4).
Der Heilige Geist gab den Jüngern die Kraft für die Reise, zu der sie berufen worden waren: Sie traten die Nachfolge Jesu an und verkündeten das Evangelium in aller Welt.
„[Die zentrale Mission des Parakleten ist,] Jesus Christus zu bezeugen, ihn zu verherrlichen, indem er seinen Jüngern zeigt, wer und was er ist (Joh. 16,7-15), und ihnen bedeutet, was sie in ihm sind (Röm. 8,15-17; Gal. 4,6). Der Heilige Geist erleuchtet uns (Eph. 1,17-18), erweckt uns zu neuem Leben (Joh. 3,5-8), führt uns zur Heiligkeit (Röm. 8, 4; Gal. 5,16-18), verwandelt uns (2. Kor. 3,18; Gal. 5,22-23), gibt uns Gewissheit (Röm. 8,16) und schenkt uns Gaben für das Amt (1. Kor. 12,4-11).“ [4]
Wir sind gesegnet, dass wir die Gegenwart und die Macht Gottes jeden Tag von neuem spüren – wenn wir seinem Ruf folgen.
„Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt ... So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleisch leben ... denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater. Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8,5-9. 12. 14-16).
Gottes Kinder. Vom Heiligen Geist geführt. Wenn wir bereit sind, die Nachfolge anzutreten.
Wir sind gesegnet, dass wir die Gegenwart und die Macht Gottes jeden Tag von neuem spüren – wenn wir seinem Ruf folgen. Alles, was wir brauchen: „Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft“, schrieb der Apostel Petrus. „Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde in der Welt“ (2. Petr. 1,3-4).
Wenn wir Gottes Versprechen vertrauen, können wir uns mit großer Zuversicht auf unsere Reise begeben – trotz aller Anfechtungen, denen wir mit Sicherheit unterwegs ausgesetzt sein werden. Wir können nach dem trachten, „was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist“, wie der Apostel Paulus die Gemeinde in Kolossä ermahnte (Kol. 3,1-2). Wir können die Sünden „töten“ (Vers 5), die unserem Leben und unseren Beziehungen schaden. Wir können uns „anziehen“ (Vers 12) mit den göttlichen Gaben. Wir können „den Frieden Christi regieren lassen“ in unseren Herzen (Vers 15) und „das Wort Christi reichlich wohnen lassen“ unter uns (Vers 16).
Wenn wir Gott vertrauen und mit ihm gehen, können wir in der Gegenwart zuversichtlich leben und mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Wir können gewiss sein, dass Jesus bei uns ist und wir ihm auf ewig verbunden sind.
Wenn wir Gottes Versprechen vertrauen, können wir uns mit großer Zuversicht auf unsere Reise begeben – trotz aller Anfechtungen, denen wir mit Sicherheit unterwegs ausgesetzt sein werden.
Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist ... – Kol. 3, 1 –
Unser Freund und Leiter rüstet uns für die Reise. Er tut dies, weil er uns einlädt, daran teilzunehmen und nicht einfach nur „dabei zu sein“. Es geht nicht um eine Kaffeefahrt, bei der wir vom bequemen Busfenster aus die Landschaft an uns vorbeiziehen lassen; es geht um eine Dienstverpflichtung, an der wir als Soldat an einer Mission teilnehmen.
Es geht nicht um irgendeine Ferienreise – es geht um eine Dienstreise, zu der wir eigens berufen wurden.
Wir wollen einen schnellen Blick auf einen Teil der Ausrüstung werfen, die Jesus für uns zusammengestellt hat.
Paulus schrieb an Timotheus, dass die Heilige Schrift „dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Tim. 3,15-16).
In der Bibel sind große Reichtümer für uns enthalten: Sie enthält aufschlussreiche Lehren über die christliche Lebensführung; Jesu Worte, Wunder und Vorbild; die allmähliche Offenbarung Gottes und seine Liebe zu uns über alle Zeitalter hinweg; Worte der Weisheit; Psalmen, die das tiefste Verlangen der Menschheit zum Ausdruck bringen; und Geschichten von Menschen, die bemüht waren, Gott zu Gefallen zu sein.
Es braucht seine Zeit, um mit der Bibel vertraut zu werden, aber es lohnt sich. Die Heilige Schrift ist ein lebendiger Reisebegleiter von unschätzbarem Wert.
Wohl nichts im Zusammenhang mit der Christenheit wird so negativ eingeschätzt wie die Kirche. Vielleicht liegt es daran, dass wir alle eben nur Menschen sind und als solche unweigerlich scheitern müssen, wenn wir unseren eigenen hohen Idealen, Werten und Standards gerecht werden wollen. Es steht außer Frage, dass die Kirche vielfach eine unzureichende Vertreterin des Evangeliums ist.
Dennoch: Die Kirche ist eine kostbare Gabe, die in ganz besonderer Form personalisiert wird als „der Leib Christi“. Er ist vollkommen, wir sind es nicht. Dennoch nimmt er uns an und setzt uns sogar ein, um in seinem Namen seine Gnade und Gegenwart und Liebe in die Welt zu tragen. Keiner von uns wird seiner Gnade in dem Maß gerecht, wie er es sollte. Doch bevor einer von uns das Recht hat, eine christliche Gemeinschaft aufgrund ihrer Unzulänglichkeit als Statthalter Jesu Christi zu verurteilen, sollten wir eines bedenken: Wenn wir die „vollkommene“ Kirche finden, sollten wir uns ihr nicht anschließen – denn wir wissen: Wenn wir das täten, würde sie augenblicklich unvollkommen werden!
„Und alles hat [Gott] unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist ...“ (Eph. 1,22-23).
Gott erlöst einen jeden von uns – er stellt sich ganz persönlich auf uns ein und nimmt individuellen Anteil. Er beruft uns zu einer persönlichen Beziehung zu ihm. Aber er führt uns auch in die Gemeinde und zur Mitmenschlichkeit. Wir preisen sowohl den persönlichen als auch den gemeinschaftlichen Aspekt unserer Erlösung durch Gott.
„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist“ (Eph. 2,19-20).
Die Gemeinschaft mit Christus macht es uns möglich, die Unterstützung, Anteilnahme, Liebe und Führung, die Gott uns bereitet hat, zu empfangen – und an andere weiterzugeben, so wie Gott jeden einzelnen von uns in einzigartiger Weise für seine Zwecke ausstattet.
„In dieser Weise sind wir wie die verschiedenen Glieder des menschlichen Leibes. Jedes Glied erhält seine Bedeutung vom Leib als Ganzem, nicht umgekehrt. Der Leib, von dem die Rede ist, ist Christi Leib der Auserwählten. Ein jeder von uns findet seine Bedeutung und Funktion als Glied dieses Leibes. Doch als abgehackter Finger oder abgeschnittene Zehe könnten wir nicht viel ausrichten, oder? Da wir somit in unserer Gesamtheit als hervorragend geformte und wunderbar funktionierende Glieder dem Leib Christi angehören, brauchen wir einfach nur das zu sein, wozu wir erschaffen wurden ...“ (Röm. 12;4-6; aus The Message, von Eugene Petersen, S. 387).
Es gibt zahlreiche Bibelpassagen, in denen auf die Analogie zum Leib hingewiesen wird, um die Kirche und unsere gemeinsame Funktionalität als Einheit für Gottes Zwecke zu beschreiben.
„Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat ... Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied“ (1. Kor. 12,18. 27).
„Und [Gott] hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi ... von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe“ (Eph. 4,11-13. 16).
Einem jeden von uns ist die Kirche als Geschenk gegeben worden. Und ein jeder von uns ist der Kirche als Geschenk gegeben worden.
1853 malte Holman Hunt „Christus als Licht der Welt“. Dieses berühmte Gemälde zeigt Jesus Christus, wie er in der Dunkelheit der Nacht draußen vor der Tür eines Hauses steht. Er trägt eine Dornenkrone, ein königliches Gewand und hält eine Laterne in der linken Hand. Seine Füße und Hände tragen Narben von Nagelwunden. Mit der rechten Hand klopft er an die Tür. Die Tür ist verschlossen, Riegel und Nägel sind verrostet, sie ist überwuchert mit Dornen und Unkraut. Offensichtlich ist die Tür nie geöffnet worden. Die Tür versinnbildlicht die menschliche Seele: Die Türklinke befindet sich auf der Innenseite, Jesus steht draußen – Licht in einer dunkel gewordenen Welt – und klopft an. „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir“ (Offenb. 3,20).
„Es ist kaum zu verstehen, wie eine solche Majestät sich jemals herablassen konnte, arme, blinde und nackte Bettler wie uns zu besuchen. Doch Jesus Christus sagt, er stehe vor der Tür unseres Lebens und klopfe an. Bemerkenswert ist, dass er vor der Tür steht und wartet, er stößt die Tür nicht auf; er spricht zu uns, aber er ruft nicht mit lauter Stimme. Das ist umso bemerkenswerter, wenn wir bedenken, dass dieses Haus in jedem Fall sein Haus ist. Er ist der Architekt; er hat es entworfen. Er ist der Bauherr, er hat es erbaut. Er ist der Hausherr; er hat es mit seinem Blut erkauft. Das Haus ist sein Haus – Bauplan, Bauarbeit und Kauf sind sein Werk. Wir sind nur die Bewohner eines Hauses, das uns nicht gehört. Er könnte die Schulter gegen die Tür stemmen; stattdessen legt er nur die Hand auf den Türklopfer. Er könnte uns befehlen, ihm aufzumachen; stattdessen lädt er uns lediglich dazu ein. Er will sich den Zugang zum Leben eines Menschen nicht erzwingen ... Dergestalt ist seine Selbstverleugnung und Bescheidenheit und die Freiheit, die er uns gegeben hat“ (John Stott, Basic Christianity).
Einer der großartigen Aspekte an unserer Reise ist, dass wir immer – immer, jederzeit, überall – mit Gott reden dürfen. Wir haben gewissermaßen eine freie Leitung zu ihm und können spontan mit ihm kommunizieren. Das ist nicht immer leicht und kann zuweilen auch den Anschein einer Einbahnstraße erwecken, und es gibt auch 1001 Ablenkungen, doch ein Gebet ist die Form, in der wir uns an Gott wenden mit Lob, Beichte, Danksagung, Bitten und Sorgen.
Und ein Gebet erinnert uns auch immer an die Gegenwart und die Liebe Gottes.
„Betet allzeit mit Bitten und Flehen im Geist“ , schrieb Paulus (Eph. 6, 18). Selbst wenn wir nicht wissen, was wir sagen sollen oder wie wir beten sollen, sind wir getröstet durch die Tatsache, dass der Heilige Geist für uns eintritt: „Desgleichen hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt“ (Röm. 8,26-27).
Im Brief an die Hebräer heißt es, wir könnten Hoffnung haben, in die Gegenwart Gottes zu treten, weil Jesus uns den Weg aufgetan hat (Hebr. 10,19-20). Gesunde Beziehungen werden genährt durch offene, vertrauensvolle Kommunikation. Das Gebet bietet uns eine lebenswichtige Möglichkeit, um unsere Beziehung zu Gott aufzubauen und seinen Willen, seine Vergebung, seine Führung und seine Stärke zu suchen.
Einer der ernüchternden Aspekte unserer Glaubensreise betrifft eine Realität, um die wir wissen und die Paulus der frühchristlichen Kirche mit folgenden Worten beschrieb: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph. 6,12).
Wir dürfen dankbar sein, dass wir, wie Paulus schrieb, „die Waffenrüstung Gottes“ anziehen können, damit wir bestehen können „gegen die listigen Anschläge des Teufels“ (Vers 11).
Wir brauchen die Versuchungen der Sünde oder die Angriffe der sich Gott widersetzenden Kräfte nicht zu fürchten. Unser liebender Vater rüstet uns für den Kampf.
„Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, und an den Beinen gestiefelt, bereit, einzutreten für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes“ (Verse 13-17).
Das ist eine farbige Sprache – ein bisschen veraltet, wenn man an die High-tech-Waffenarsenale denkt, mit denen die Armeen heutzutage in den Krieg ziehen. Doch das Argument ist deutlich genug: Wir sind für den Kampf gerüstet, welcher Feind auch immer sich uns in den Weg stellen mag. Unsere Stärke kommt nicht von innen heraus, sondern wächst uns zu durch unsere Beziehung zu dem Einen, der den Sieg bereits errungen hat.
Gott hat uns großzügig ausgerüstet für die lebenslange Reise, zu der wir aufgerufen sind. Die Reise liegt vor uns. Unser Reiseleiter und Freund – der Weg, die Wahrheit und das Leben – ist an unserer Seite. Er hat uns für die Reise gerüstet.
Vielen Menschen hilft es, wenn sie die Stationen und Erfahrungen ihrer Lebensreise festhalten. Auch wenn Sie dies für sich persönlich nicht so sehen: Über solche Dinge nachzudenken ist für uns selbst wie auch für andere von großem Wert, denn das, was wir auf unserer Lebensreise erfahren und gelernt haben, kommt uns gemeinsam zugute.
Der Brief des Paulus an die Epheser enthält viele ermutigende Aussagen über Gottes Werk in unserem Leben. Er wendet sich an unser Leben als Christen sowohl im privaten Bereich als auch in der Gemeinschaft.
... lasst uns aufeinander achthaben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlungen ... sondern einander ermahnen. – Hebr. 10,24-25 –
Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden allezeit und auf alle Weise. Der Herr sei mit euch allen! – 2. Thess. 3,16 –
In diesem Bibelstudium können Wörter, Begriffe oder Ausdrücke vorkommen, die dem Leser nicht vertraut sind. Wir sind zwar bemüht, unnötige fachsprachliche Wendungen zu vermeiden, aber manchmal lassen sich die Inhalte nicht anders darstellen.
Apostel – Der Ausdruck bedeutet „Sendbote“ und bezieht sich auf die zwölf Jünger Jesu (als Ausgesandte im Namen des Evangeliums) sowie auf Paulus und einige andere frühkirchliche Gemeindeführer.
Gnade – Das unverdiente Entgegenkommen Gottes, der den Sündern Vergebung und Barmherzigkeit zuteilwerden lässt.
Erlösung – Vom Bösen befreit, aus Gefahren errettet oder vom Tod auferweckt werden. Im Neuen Testament bedeutet Erlösung die Befreiung des Menschen aus der Macht der Sünde und ihrer Bestrafung durch Tod und Auferstehung Jesu.
Erlöser – Jesus Christus, der Sohn Gottes, dessen Tod und Auferstehung die von Gott entfremdeten Menschen mit Gott versöhnt. ❏
[2] Bonhoeffer, D., Nachfolge (Christian Kaiser Verlag, 1958), S. 2 f.
[3] Packer, JI, Concise Theology (Tyndale House, 1993), S. 143.
[4] Ebenda, S. 144