
„Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen.“ So heißt es im apostolischen Glaubensbekenntnis. Doch der Glaube an die christliche Kirche bedeutet für viele Menschen eine Herausforderung. Es ist ein Leichtes, mit dem Finger auf ihre Unzulänglichkeiten – in Gegenwart und Vergangenheit – zu zeigen, und vielen fällt es schwer, die Bedeutung der Kirche auch noch in Zukunft gesichert zu sehen in einer Welt, die so schnellem Wandel unterliegt und mit „Kirche“ nicht mehr vereinbar erscheint.
Es ist ein Leichtes, daraus den Schluss zu ziehen, die Kirche sei realitätsfern, unzeitgemäß, passé. Und wir wollen ehrlich sein: Einige Kirchen sind realitätsfern, unzeitgemäß, passé! Aber nicht alle. Und ganz sicher nicht die Kirche, die Jesus Christus gemeint hat. Nicht die Kirche, deren Haupt er war und ist. Über diese Kirche wollen wir mehr erfahren, diese Kirche wollen wir sein, dieser Kirche wollen wir angehören. Dieser Kirche kommt auch weiterhin ein entscheidender Stellenwert und eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft und in unserem Leben zu.
Wenn wir über die Kirche reden, müssen wir uns dessen bewusst sein, dass wir nicht über eine Institution, ein Gebäude, einen Bestand an Traditionen oder einen bestimmten Amtsträger beziehungsweise ein Führungsgremium reden. Wir reden über das, was die Bibel „den Leib Christi“ nennt – eine Einheit, die aus Menschen besteht, die seine Gnade angenommen haben und berufen sind, sein Werk auf Erden gemeinschaftlich fortzusetzen. In dieser Folge wollen wir uns mit der Aufgabe der Kirche befassen: Hinaustragen der Gnade und Gegenwart Gottes in die Welt ...
„Die Kirche ist die einzige kooperative Gesellschaft, die zum Nutzen ihrer Nichtmitglieder existiert.“ – William Temple, Erzbischof von Canterbury, 1942 - 1944
Die Bibel zeigt uns die folgenden „Momentaufnahmen“ von der Kirche (weitere Informationen sind den im Kasten aufgeführten Bibelstellen zu entnehmen):
Sie ist der Leib Christi. Das ist eines der wichtigsten und bedeutsamsten Bilder, die uns die Bibel vermittelt.
Die Kirche soll Christi Leben in der Welt leben, veranschaulichen und Teil daran haben. Und wir als Gläubige sind Glieder des Leibes Christi.
Sie ist eine Gemeinschaft. Das Wort „Gemeinschaft“ bezeichnet in diesem Zusammenhang die Zusammengehörigkeit von Christen. Es soll verdeutlichen, dass die Kirche Menschen in Jesus Christus in einer tiefen Beziehung der Liebe zusammenführt. Ein Christ kann kein „Einzelgänger“ sein – das wäre ein Widerspruch in sich. Unsere Identität als Christen ruht in Christus – nicht in uns selbst; wir werden mit anderen in Christus vereint. Unsere Beziehung zu Gott ist persönlich und gemeinschaftlich zugleich. „An Christus zu glauben und ihm nachzufolgen bedeutet, dass wir uns der Gemeinschaft derer anschließen, die er als seine Nachfolger um sich schart. Mit Gott in Christus versöhnt zu sein bedeutet, dass wir auch mit anderen Menschen versöhnt sind; dass wir aus dem sündigen Versuch, in selbstgenügsamer, autonomer Isolation über anderen, fern von anderen oder gegen andere Menschen zu leben, herausgeführt werden in die Gemeinschaft, in der alle Schranken, die Menschen voneinander trennen, niedergerissen sind.“ [1]
Sie soll eine dynamische Kraft in der Welt sein. Sie soll etwas bewirken, einen besseren Lebensweg aufzeigen und das Reich Gottes vorantreiben. „Die Kirche soll nach dem Willen Gottes eine andere Gesellschaft, eine Kontrastgesellschaft, sein. Auf dem Fundament des Glaubens an den christlichen Gott, geführt von Jesus von Nazareth, der kreativsten Persönlichkeit der Geschichte, und geleitet vom Heiligen Geist, hat die Kirche die Kraft, die Kontrastgesellschaft der Welt zu sein ... Die Kirche ist dazu da, Gottesdienst vorzuleben – einen Gottesdienst, der ein Bewusstsein von Gott in das Leben der Menschen bringt. Die Kirche ist die einzige ‚Gottesdienst-Institution‘ der Gesellschaft. Gottesdienst muss verändern, lebenswichtig sein, anregen ... das ist es, was den Menschen die Nähe Gottes bewusst macht ... Die Kirche will eine Gemeinschaft der Heiligkeit sein. Ihre Gläubigen sollen ein Leben führen, das den akzeptierten Standards der Gesellschaft überlegen ist ... Das Gebet soll eine ständige Erfahrung sein – so wie es in einem alten Kirchenlied heißt: ‚Nimm dir Zeit, heilig zu sein, sprich oft mit deinem Herrn‘ ... Anteilnahme und Fürsorge sollen ein besonderes Merkmal einer Kontrastgesellschaft sein ... Das Wort des Propheten findet Gehör. Es reicht nicht, sich der Menschen anzunehmen, die unter korrigierbaren Ursachen leiden. Es ist eine fortwährende Aufgabe, nach den Ursachen menschlichen Leidens zu suchen und sie zu benennen ... Die Macht Gottes kann Menschen durch Reue und Glauben wandeln. Die vornehmlichste Aufgabe der Nachfolger Jesu ist die, neues Leben in Christus zu bieten.“ [2]
Sie ist dem Dienst am Nächsten verpflichtet. Sie sorgt für sich und erstreckt ihren Dienst auf andere.
Diese Fürsorge und Dienstbereitschaft soll sich darüber hinaus auf die ganze Welt ausdehnen; Jesus hat dies durch sein eigenes Wirken und mit seinen Worten in Matthäus 25 verdeutlicht, als er über „die Gerechten“ sprach, deren Leben voller Fürsorge, Zuspruch und Anteilnahme gegenüber den von der Gesellschaft häufig zurückgewiesenen Menschen sei:
Sie soll Gott verehren und anbeten. Gottesdienst (die Verehrung und Anbetung Gottes) ist eine fortwährende Aufgabe der Kirche – nicht nur in gottesdienstlichen Veranstaltungen, son- dern in allen Aspekten des Lebens. „Die Bibel beschreibt die Verehrung Gottes als eine sechsfache Aktivität“, schreibt J. I. Packer. „1. Gott loben für alles, was er ist und getan hat. 2. Ihm danken für seine Gaben und seine Güte uns gegenüber. 3. Ihn bitten, uns und anderen zu geben, wessen wir bedürfen. 4. Ihm unsere Gaben, unsere Bereitschaft zum Dienst am Nächsten und uns selbst darbringen. 5. Ihn durch sein gelesenes oder gepredigtes Wort kennen lernen und seiner Stimme gehorchen. 6. Anderen den ‚Wert‘ Gottes verdeutlichen, indem wir öffentlich bekennen und bezeugen, was er für uns getan hat.“ [3]
Natürlich beschränkt sich die Verehrung Gottes nicht auf „formale“ Worte der Anbetung, sondern durchfließt tagtäglich alles Gott verehrende Leben durch unsere Liebe, unseren Dienst am Nächsten, unsere Anteilnahme, unsere Nachfolge – durch unsere Zugehörigkeit zum Leib Christi.
In dieser kurzen Momentaufnahme dessen, was die Kirche ist, sollte auch angesprochen werden, was die Kirche nicht ist. Die Kirche ist nicht:
Ein Gebäude. Die frühen Christen versammelten sich häufig in Privathäusern (oder auch am Fluss, Apg. 16,13) zum Gottesdienst. Ein Gebäude mag zwar der Arbeit der Kirche in der Welt dienlich sein, ist aber weder als Herzstück noch als Identität der Kirche zu verstehen.
Eine Institution. Zwar sind die Institutionen, die zur Organisation und Koordinierung der kirchlichen Aufgaben entstanden sind, häufig notwendig und hilfreich, aber sie sind nicht „die Kirche“. Sie sind lediglich Werkzeuge der Kirche, Hilfsmittel für die Durchführung des Kirchenwerks. Das Christentum ist eine Bewegung, keine Institution.
Ein exklusiver Klub. Jesus hat seine Jünger ausdrücklich „hinaus“ in die Welt geschickt. „Anstelle eines kirchlichen ‚Klub‘-Modells müssen wir die Wahrheit einer ‚doppelten Identität‘ der Kirche erkennen. Einerseits ist die Kirche eine ‚heilige‘ Gemeinschaft von Menschen, die berufen sind, zu Gott zu gehören. Doch andererseits ist die Kirche auch eine ‚weltliche‘ Gemeinschaft insofern, als die ihr angehörenden Mitglieder hinaus in die Welt geschickt werden, um Zeugnis abzulegen und zu dienen.“ [4] Die Kirche ist der Leib Christi – nicht der unsere. Zu ihrem Gottesdienst sollte die Kirche allen Menschen freien Zugang schaffen, Gläubigen, Ungläubigen und Suchenden gleichermaßen. Paulus mahnte die Kirche in Korinth, alles zu unterlassen, was solche Menschen, die mit dem Glauben nicht vertraut sind, verwirren könnte (1. Kor. 14,23-24).
Perfekt. Dieser Erkenntnis kommt kein besonderes Verdienst zu. Ein schneller Blick auf die Briefe im Neuen Testament macht deutlich, dass selbst „biblische“ Akteure nicht frei von Fehlern und Unzulänglichkeiten waren. Ganze Gemeinden mussten wegen ihres offensichtlich unchristlichen Verhaltens gerügt werden! Doch gerade das Wissen um die eigenen Unvollkommenheiten und das ständige Angewiesensein auf die Vergebung und die Gnade Gottes ermöglicht der Kirche, in Liebe auf andere zuzugehen. Anmaßung und Abgrenzung gegen „Sünder“ ist eine Sünde in sich! Wir haben nicht das Recht, anderen Gottes Anteilnahme und Liebe vorzuenthalten.
Zu den Aspekten, die viele Christen und Nichtchristen gleichermaßen verwirren, zählt auch die Tatsache, dass es im Christentum so viele verschiedene Richtungen – Formen, Stile und Traditionen – gibt. Häufig scheinen sie gerade so heftig gegeneinander anzukämpfen wie gegen die Finsternis der Welt!
Der christliche Autor und Dozent J. I. Packer sagt in seinem Buch Rediscovering Holiness (Die Wiederentdeckung der Heiligkeit): „[Christen] haben erkannt, dass das christliche Leben zwei Reisen umfasst, nicht nur eine ... Neben der äußeren Reise von der Wiege bis zum Grab durch das hindurch, was die Philosophen die externe Welt nennen, gibt es noch eine innere Reise zur Gott-Erfahrung und Christus-Erfahrung, die es ebenso anzutreten gilt. Sie haben diese zweite Reise als die erste Phase einer Ewigkeit an Liebe, Anbetung, Dienst und Freude erkannt. Und sie haben begriffen, dass das äußere Leben mit der Liebe zum Nächsten und das innere Leben mit der Liebe zu Gott zusammengehören: Versagen im einen schwächt unweigerlich das andere. Im Lauf der Jahrhunderte haben diese wiedergeborenen Gläubigen ... ihre innere Reise auf Pfaden vorgenommen, die hier und dort unterschiedlich ausgeprägt waren, aber dennoch ein und demselben Boden verbunden sind. Da alle Menschen unterschiedlich sind, gibt es auch nicht zwei Ehen, die identisch wären – und genauso gibt es keine zwei gelebten Beziehungen zu Gott, die in allen Aspekten übereinstimmen.
Jeder Christ muss letztlich seinen eigenen Weg in seiner Beziehung zu Gott finden, mit Hilfe von Freunden, Pastoren und den seit dem siebzehnten Jahrhundert als ,geistliche Ratgeber‘ bezeichneten Vorbildern. ... Allerdings bedeutet dies auch, dass sich derart eigentümliche Ausprägungen in relativer Isolierung zu unterschiedlichen Traditionen entwickelt haben – daher die Trennung von Protestanten und Katholiken, West und Ost, Lutheranern und Calvinisten, Methodisten und Reformierten, mystisch Orientierten und Ethos-Zentrierten, gesellschaftlich Interessierten und individualistisch Gesonnenen, Charismatischen und ,Normalbürgern‘ usw. Dies erklärt die Existenz einer Reihe von vorgeschriebenen Pfaden zur Heiligkeit, die sich alle ergänzen und gegenseitig bereichern (man könnte sie gewissermaßen als geistliche Diät- und Fitness-Programme bezeichnen), die uns aber als vollständig und in sich geschlossen dargeboten werden und obendrein unterstellen, keine andere Richtung als die des jeweiligen Sprechers sei die richtige. Die Folge ist, dass die Lehrenden im geistlichen Leben regelmäßig Dinge unterschlagen, die ihren Zuhörern weitergeholfen hätten, nur weil solche Zusammenhänge einer anderen Tradition verpflichtet sind.“ [5]
Wir sollten nicht überrascht sein – weder von der reichen Vielfalt christlicher Traditionen noch von ihrer Begrenztheit. So wie kein Mensch die Fülle der Gnade oder Gegenwart Gottes aufnehmen oder erfassen kann, so kann auch keine menschliche Gemeinschaft die göttliche Größe vollkommen verstehen, bewahren, lehren oder ausleben. Wir sind, wie Paulus schrieb, „irdene Gefäße“ für die Schätze Gottes (2. Kor. 4,7) – ein Hinweis auf unsere gewöhnliche und in sich wertlose Beschaffenheit.
Paulus erinnert uns:
Diese Worte des Paulus sind an eine bestimmte Gemeinde, die Kirche in Korinth, gerichtet. Doch aus den weiteren Passagen geht eindeutig hervor, dass er auch von der Kirche schlechthin spricht (Verse 27-30). Seine anschauliche Darstellung bezieht sich auf einzelne Kirchengemeinden und Konfessionsgruppen ebenso wie auf die allgemeine christliche Kirche.
Zu viel gilt es von Gott zu wissen und zu erfahren, als dass ein einzelner Mensch, eine Gruppe oder eine Tradition seine Fülle aufnehmen könnte. Wir können viel voneinander lernen.
Wie Packer erläutert, heben die verschiedenen christlichen Traditionen jeweils nur ganz bestimmte Elemente unserer „inneren“ und „äußeren“ Reise hervor. Die einen betonen das Ritual, andere die Spontaneität; die einen fördern die Lehre, andere das Lobpreisen; für die einen steht die Gemeinschaft der Gläubigen im Vordergrund, für die anderen das Bemühen um den Mitmenschen schlechthin; die einen fordern Stille und Beschaulichkeit, andere ausdrückliche Anbetung und Verehrung.
Der eine oder andere dieser Schwerpunkte mag bestimmte Temperamente oder vielleicht sogar Kulturen mehr ansprechen als andere. Die meisten solcher Elemente sind biblisch gutzuheißen, so lange sie auf der Gnade Gottes, wie sie in seinem Erlösungswerk durch Jesus Christus zum Ausdruck kommt, beruhen und auf sie ausgerichtet sind. Aber keines von ihnen birgt die volle Erfahrung der christlichen Reise. Vielmehr führt das gesunde Christenleben zu einer zunehmenden Sensitivität für die Fülle dessen, was es noch alles zu erfahren, zu lernen und zu leben gilt.
Der Vorteil verschiedener konfessioneller Gebräuche, Erfahrungen, Erkenntnisse und Traditionen ist, dass die Reise einer umfassenderen Gemeinschaft von Gläubigen auf diese Weise bereichert wird und an Wissen gewinnt. Die Kehrseite ist die, dass eine solche Vielfalt Abspaltung, Grenzziehung, rechthaberische Überheblichkeit und Verwirrung bezüglich unseres gemeinsamen Glaubens fördern kann.
Wir dürfen niemals vergessen, dass die Erlösung in den besonderen Traditionen christlicher Konfessionen ebenso wenig zu finden ist wie im Umkreis des christlichen Glaubens, sondern einzig und allein auf dem gemeinsamen Boden zu Füßen des gekreuzigten Christus. Die Symbole unserer Erlösung – der Wein und das Brot zum Gedächtnis an Jesu Blut und Leib – liegen auf dem Tisch des Herrn bereit und sind nicht an irgendeinem konfessionellen Ausschank mitzunehmen. Es ist sein Leib, zu dem wir gehören. Und wenngleich dieser Leib viele Glieder hat (1. Kor. 12), so ist doch Christus das Haupt. Und es ist sein Leib. Nicht unser Leib.
„In den letzten Jahren sind viele christliche Kirchen unter dem zunehmenden Druck der weltlichen Gesellschaft zu der Erkenntnis gelangt, dass ihre Gemeinsamkeiten weitaus kostbarer und wichtiger sind als das, was sie voneinander trennt. So wächst das Bewusstsein, dass Christen die Freiheit haben, in bestimmten (für das Evangelium unwesentlichen) Aspekten anderer Meinung zu sein, hingegen die wesentlichen Aussagen des Evangeliums als gemeinsames Fundament zu unterstützen. Beispielsweise bin ich selbst Anglikaner; aber für mich ist mein Christsein unweit wichtiger als die Tatsache, dass ich Anglikaner bin.“ [6]
Da ist
Die Anbetung und Verehrung dieses einen Gottes – dazu ist die christliche Kirche, unabhängig von Konfession und Tradition, berufen. Wir wollen im Folgenden die drei Schlüsselfunktionen erörtern, die unsere christliche Kirche – der Leib Christi – wahrzunehmen hat in ihrem Bemühen, die Gegenwart Gottes und die Gnade Gottes für alle Menschen in der Welt erfahrbar zu machen.
Wie jede Gemeinschaft pflegt und verkündet auch die christliche Kirche ihren Glauben. Dies ist tatsächlich ein wichtiger Teil des Auftrags, den Jesus der Kirche erteilt hat, bevor er gen Himmel fuhr:
Lehre und Unterweisung sind für die Arbeit der Kirche von grundlegender Bedeutung. Wie Paulus den Ephesern zu verstehen gab, dienen sie dem Aufbau des Leibes:
Der christliche Glaube ist nicht schwierig. Aber er ist vielschichtig und reichhaltig. Es gibt vieles zu lernen. Er ist eine Reise – eine Reise des Wachsens, Sichwandelns und Dienens, die uns zu immer tieferer Gotteserfahrung führt. Lehren und Lernen stehen im Mittelpunkt kirchlichen Lebens und Wirkens. Sie sind wesentliche Elemente des Gottesdienstes, ob dieser nun in gemeinschaftlicher (kollektiver) oder aber in persönlicher Anbetung und Verehrung erfolgt. In unserem Bemühen, Gott, sein Wirken und seinen Willen zu erkennen und zu verstehen, bringen wir ihm unsere Hochachtung und unsere Verehrung zum Ausdruck.
Wann immer Christen sich versammeln, in welcher Form auch immer, wohnt dieser Versammlung eine Feier der Gnade Gottes inne. Seine Gnade ist es, die uns zusammenführt. Er ist es, um dessentwillen wir zusammenkommen. Er ist es, auf den wir uns konzentrieren. Er ist es, in dem wir unser neues Leben haben.
Ob es sich um eine Zusammenkunft in einem Privathaus, eine Gemeinde in einem Gemeindehaus oder einer Kirche oder aber um eine Versammlung von Menschen unterschiedlicher Traditionen und Konfessionen handelt – immer ist es eine Feier. Und diese Feier mag ihren Aus- druck finden im Beten, Singen, Predigen und Lehren, im einfachen Miteinander oder auch in der Austeilung des „Sakraments“ oder der „Kommunion“.
Das Wort „Sakrament“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „heiliger Ritus“ oder „Ritual“; ursprünglich bezeichnete es den heiligen Treueid zum Kriegsdienst. Die Kirche bietet ihren Gläubigen zwei solcher „Treueide“ beziehungsweise Sakramente oder Riten an.
„Christus hat zwei Riten eingeführt, die seine Nachfolger beachten sollen: die Taufe als die ein für allemal gültige Aufnahmezeremonie (Matth. 28,19; Gal. 3,27) und das Abendmahl als regelmäßiger Ritus zum Gedächtnis (1. Kor. 11,23-26).“ [7]
Diese beiden Rituale sind nicht nur von zentraler Bedeutung bei der Feier der Gnade Gottes, sondern stellen auch einen Grundpfeiler der Glaubenslehre dar. „Taufe und Abendmahl sind in dem Sinne einer Austeilung des Evangeliums zu verstehen und auszulegen, um den Glauben an Christus wachzurufen, zu bestätigen und zu festigen.“ [8]
Die Taufe symbolisiert unser „Sauber-Gewaschen-Werden“ durch Reue und ist Ausdruck dafür, dass wir Jesus Christus als unseren Erlöser und Herrn anerkennen. Wichtig ist, dass die Taufe Jesu Anweisung zufolge
Am Abend, bevor Jesus gekreuzigt wurde, nahm er Brot und Wein und sagte:
Außer diesen Sakramenten oder Kommunionsfeiern bietet uns die Kirche noch weitere feierliche Zeremonien, die sich auf unsere Erlösung in Christus beziehen:
Die Kirche dient der Gemeindeversammlung auch zu anderen Feierlichkeiten und Zeiten der Besinnung wie Hochzeit, Beerdigung und Segnung von Kindern. Wenn wir uns zu solchen An- lässen versammeln, denken wir daran, dass wir alle in Christus zusammengehören und dass Gott unmittelbar mit unserem Leben verbunden ist.
Jesus hat deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Liebe – die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Mitmenschen – das Wesentliche des „Weges“ ist, zu dem er die Menschen beruft.
Es ist eine der Tragödien des Christentums, dass es für manche Leute zum Inbegriff von Anmaßung und Kritik geworden ist, obgleich doch Jesus ganz eindeutig die Liebe – seine Liebe – als das Maß aller Dinge vorgegeben hat. Und wir sollten auch die vielen Vorbilder christlicher Liebe im Wirken christlicher Kirchen und Organisationen weltweit nicht verkennen. Häufig werden sie für selbstverständlich gehalten.
Die christliche Berufung gilt dem Auftrag, Gottes Gnade und Gegenwart in alle Welt zu tragen – so wie wir sie in unserem eigenen Leben erfahren. Gott hat seine Gegenwart in unserer Welt in der Person Jesu Christi zu erkennen gegeben – er ist einer von uns geworden (Joh. 1). Wir Christen – als Individuen wie auch im Kollektiv – sind aufgerufen, diese Gegenwart in die Welt hinaus zu tragen, indem wir die Liebe Gottes bezeugen und wie er Barmherzigkeit, Geduld, Anteilnahme und Fürsorge zum Ausdruck bringen. Wir sollen einander lieben, wie er uns geliebt hat. Wir sollen einander vergeben, wie er uns vergeben hat. Dies ist es, was der Gemeinschaft der Christen – der Kirche – zu solch potenziell machtvoller Dynamik verhilft.
Dies ist die Aufgabe der Kirche. Dies ist die Aufgabe der Menschen, die zu dieser Kirche gehören. Dies ist die fortwährende Aufgabe des Leibes Christi.
In 2. Mose 6,1-8 sagte Gott zum Volk Israel in seiner Gefangenschaft:
Und im Brief an die Hebräer lesen wir von der Kirche als dem Volk Gottes im Neuen Bund.
Matthäus 16,18:
Matthäus 18,20:
Matthäus 28,10-20:
Johannes 13,34:
Johannes 17,18:
Apostelgeschichte 2,41-44: Die ersten Gemeindeversammlungen
Römer 12 1-8: Die Mitglieder „gehören“ zueinander
Römer 14 und 15: Von der Achtung der Vielfalt
1. Korinther 12: Geistige Gaben und der Leib Christi
2. Korinther 5,18: Ein Amt der Versöhnung
Epheser 1,22: Das Haupt der Kirche
Epheser 2,19-22:
Epheser 4,11-16:
Kolosser 3,12-17: Die Auserwählten Gottes
Hebräer 10,24-25: Sich versammeln zur gegenseitigen Ermutigung
Petrus 2,9-12: Ein auserwähltes Geschlecht
„Die vornehmlichste Aufgabe der Nachfolger Jesu ist die, neues Leben in Christus zu bieten.“
Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen.
– Kolosser 3,15 –
[2] Walker, A., The Contrast Society of Jesus (Harper Collins, 1997), S. 2, 4-5.
[3] Packer, J. I., Knowing Christianity (Eagle), S. 107-108.
[4] Stott, J. R., Issues Facing Christians Today (Marshall Pickering, 1990), S. 24.
[5] Packer, J. I., Rediscovering Holiness (Servant Publications, 1992), S. 96-97.
[6] McGrath, A., I Believe: Exploring the Apostels’ Creed (InterVarsity Press, 1997), S. 92.
[7] Packer, J. I., Concise Theology (Tyndale House, 1993), S. 209.
[8] Ebda., S. 205.