Selbstdarstellung der Weltweiten Kirche Gottes (WKG) in Deutschland

Aus dem Studienpapier für den Theologischen Arbeitskreis des Arbeitskreises christlicher Kirchen (ACK)


Unsere historischen Wurzeln
Die WKG Deutschland wurde in den 1960er Jahren in Deutschland als Stiftung einer amerikanischen Bildungseinrichtung, die sich Ambassador College nannte, gegründet. Ambassador College gehörte zur Worldwide Church of God (WCG) mit der Kirchenzentrale in Kalifornien (USA). Der Gründer der Kirche hieß Herbert W. Armstrong, ein Werbefachmann, der Laienprediger einer adventistischen Splittergemeinde wurde, die ihren Ursprung in der Miller-Bewegung (um 1844) hatte. Aufgrund unterschiedlicher Lehrmeinungen kam es zur Trennung und der Gründung der WCG (Worldwide Church of God) im Jahr 1933.

Herr Armstrong nutzte Medien (Radio, eine Zeitschrift, Artikel und Broschüren, später auch das Fernsehen (TV) auf wirkungsvolle Weise, um als Mahner einer kurz bevorstehenden endzeitlichen Trübsal und der darauf folgenden „Welt von morgen“ aufzutreten. Er orientierte sich stark am Alten Testament und übernahm das Halten des Sabbats, jüdischer Feste und Speisegebote, der Abgabe der Zehnten sowie Sonderlehren von anderen Quellen. Zu den Sonderlehren gehörten die den USA und GB zugeschriebenen Identitäten von Stämmen des alten Israel. Die christlichen Feste wurden als heidnisch betrachtet.

Die Gemeinschaft unter den Mitgliedern wurde intensiv gefördert und gepflegt. Bibelstudium sowie die Befolgung der Disziplinen waren obligatorisch. Unter der charismatischen und autoritären Leitung von Herrn Armstrong schottete sich die Kirche jedoch gegenüber anderen Gemeinschaften ab.

Nach dem Tod von Herrn Armstrong kam es vermehrt zu Kontakten der Leiterschaft zu anderen Gemeindeführern und Theologen, was bald dazu führte, die eigenen Sonderlehren infrage zu stellen. Es trat ein, was die Bibel als Wachstum in der Gnade und Erkenntnis bezeichnet. Eine Sonderlehre nach der anderen wurde aufgegeben oder korrigiert. Insbesondere die Dreieinigkeitslehre wurde intensiv studiert und neu verstanden.

Die Glaubensätze der Evangelischen Allianz sind Basis unseres neuen Verständnisses. Beobachter und Freunde bezeichnen die Transformation der WKG als einmalig in der Kirchengeschichte. Wir selbst betrachten es als ein wunderbares Eingreifen Gottes, der uns trotz der Irrungen gnädig war und uns auf den rechten Weg gebracht hat.

Viele Mitglieder konnten jedoch der Neuausrichtung nicht folgen und trennten sich von unserer Gemeinschaft und bildeten Splittergruppen, um auf den alten Lehren zu beharren. Vom Legalismus führte der Weg zur Erkenntnis und Gnade, was sich auch in der Namensänderung von Worldwide Church of God (WCG) in Grace Communion International (GCI) ausdrückt. In Deutschland ist die Namensänderung noch anhängig.

Seit Mitte der 1990er Jahre gehört die WKG/GCI nun als gesundes Glied zum Leib Christi. Wir rechnen uns zum evangelikalen Flügel der evangelischen Ökumene.

Die Relevanz unserer historischen Wurzeln für heute
Nach wie vor gehört die Medienarbeit zu den Stärken der Kirche (insbesondere Internet). Es gehört zur Tradition der Kirche, sich intensiv mit biblischer Lehre zu befassen, (Leitsatz: Glaubt nicht mir, glaubt der Bibel!), was auch die Neuausrichtung wesentlich erleichtert hatte.

Strukturelle Ausprägung
Es gibt weltweit ca. 900 Gemeinden mit insgesamt 50.000 Mitgliedern, die der Leitung der Kirchenzentrale in Glendora, Kalifornien, unterstellt sind. Die Leitung besteht aus einem Präsidenten und einem Ältestenrat. Überregional werden die Gemeinden von Missionsdirektoren in Lehr- und Verwaltungsfragen geleitet. In den einzelnen Ländern sind Regionaldirektoren verantwortlich. Die Kirche ist episkopal ausgerichtet, wobei der Präsident durch den Ältestenrat und zugeordneten Fachabteilungen unterstützt wird.

a) Wie funktioniert die Leitung der Gemeinde? Verhältnis Laien – Ordinierte?
Die Gemeinden werden von der Kirchenleitung eingesetzten Ältesten geführt. Diese sind fast immer von der Kirche ausgebildete Laienprediger. Die meisten Mitglieder (Laien) beteiligen sich gern am Dienst in der Gemeinde.

b) Wie wird die Gemeinschaft auf höherer Ebene (Land, Staat, weltweit) zusammengehalten?
Dies geschieht durch die Kirchenzentrale und ihre Fachabteilungen.

c) Wie kommt man zu verbindlichen Inhalten? (z.B. Dogmen, Bekenntnissen, Ritus o.ä.; hier nur formal betrachtet) Wie wird dies durchgesetzt?
Die Kirchenleitung hat entschieden, die Grundsätze der Evangelischen Allianz als richtungsweisenden Leitfaden anzuerkennen. Dieser wird durch die Glaubenssätze der Kirche weiter ausgeführt. Nicht heilsnotwendige Lehrauffassungen werden teils offengelassen oder nach intensiven Studien, unterstützt durch Theologen und Fachleute, für die Kirche entschieden. Beispiel: Nach zweijähriger Untersuchung wurde entschieden, dass auch Frauen als Älteste ordiniert werden können.
Wir üben keine Bekenntnisformen ritueller Art in unseren Gottesdiensten aus.

d) Gibt es Aufnahme- und Ausschlusskriterien und wer entscheidet darüber?
Vorausgesetzt wird der Glaube an Jesus Christus und seines Opfers zur Vergebung der Sünden und die Bereitschaft zur geistlichen Lebensweise. Durch die Taufe wird der Gläubige in die Gemeinde aufgenommen.
Mitglieder, die Irrlehren verbreiten, werden von der Gemeindeleitung in Abstimmung mit dem Regionalleiter ausgeschlossen. Es gibt ein Beschwerdeverfahren und die Möglichkeit zur Wiederaufnahme in die Gemeinde.

Welchen Stellenwert hat die missionarische Orientierung bei Ihnen?
Es war schon immer höchstes Anliegen der WKG, biblische Lehre über Medienarbeit (zunehmend per Internet) zu verbreiten. Hierzu gibt es zahlreiche Publikationen (Zeitschriften, Broschüren, Artikel) und Videos. Die persönliche Evangelisation findet überwiegend im persönlichen Umfeld statt. Es ist unser Ziel, Menschen zu Christus und seiner Gemeinde (Ökumene) zu führen. Wir (GCI) erfahren unser größtes Wachstum zurzeit in afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern.

Theologische Inhalte

a) Welche Stellung hat die Bibel? Wie verhält sich ihre Bedeutung zur Tradition?
Die Bibel wird als lebendiges Wort Gottes mit höchster Autorität anerkannt. Die Apostel bedurften zum Verständnis der Schrift die Einweisung durch Jesus Christus und auch der Kämmerer aus Äthiopien benötige kompetente Anleitung durch Philippus.

Aufgrund einseitiger Ausrichtung auf alttestamentliche Lehren und Endzeit-Prophezeiungen unseres Gründers haben wir erkannt, dass unser Verständnis begrenzt war. Wir sind glücklich, durch das Wirken des Heiligen Geistes mit der Hilfe vieler kompetenter Lehrer und Theologen in und außerhalb unserer Kirche eine neutestamentliche Ausrichtung erfahren zu haben. Wir halten uns an kein enges oder rigides Verständnis zu einer spezifischen systematischen Theologie.

Wir befürworten Traditionen wie das Feiern christlicher Feste, (Weihnachten, das Abendmahl am Gründonnerstag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten), da sie das Leben Jesu widerspiegeln und Gelegenheit geben, über Jesus zu lehren und unsere Beziehung zu ihm zu vertiefen. Die Feste sind somit auch Vermittler der christlichen Botschaft.

b) Welche Bedeutung haben die drei altkirchlichen Glaubensbekenntnisse (Apostolisches Gb., die Bekenntnisse von Nizäa und Konstantinopel, Athanasianisches Gb.)?
Die ersten zwei Glaubensbekenntnisse sind Bestandteil des Lehrgebäudes der WKG.
Das Athanasianische Glaubensbekenntnis ist zwar nicht in unseren Glaubenssätzen dokumentiert, wird aber inhaltlich anerkannt.

c) Gibt es verbindliche Bekenntnisschriften / Dogmen / verbindliche Glaubenslehren? Welche Formen gibt es? Welche Rolle spielen sie?
Die bereits genannten altkirchlichen Glaubensbekenntnisse sind verbindlicher und dogmatischer Bestandteil der Glaubenssätze der WKG. Es gibt eine größere Anzahl von Schriften (Broschüren, Sonderartikel), die Einzelthemen ausführlich behandeln und von oder unter Mitwirkung unserer theologischen Fachabteilung herausgegeben werden.

Die Glaubenssätze der WKG sind normativ für die Lehrinhalte von Predigten, Artikeln und andere Formen der Verkündigung.

Wo ist im Glaubensgefühl Ihrer Kirche/Gläubigen Christus in besonderer Weise gegenwärtig?
Die Gottesdienste, insbesondere das Abendmahl, und alle Christus-Feste sind besondere Verstärker unserer geschwisterlichen Gemeinschaft in Christus.
Gottes Wort, die Bibel und Predigt, und die Lebensumstände können jederzeit in besonderer Weise das Glaubensgefühl für die Gegenwart Christi in jedem Gläubigen herausfordern und/oder stärken.

Wo ist für Sie der Heilige Geist besonders gegenwärtig? Welche Rolle spielt er im Leben Ihrer Gemeinde? Welche Rolle spielt die kontemplative Spiritualität? (Formen?)
Besonders gegenwärtig ist der Heilige Geist im Gottesdienst, wenn die Lieder, die Predigt und die Gespräche einander inspirieren und miteinander harmonieren. Der Heilige Geist schenkt uns das Verstehen geistlicher Dinge, er tröstet, kräftigt und bevollmächtigt, wodurch der Glaube, die Hoffnung und die Liebe gestärkt werden.

Die Dreieinigkeitslehre hat uns geholfen, die Wesensart Gottes tiefer zu verstehen. Gott lebt eine wunderbare Gemeinschaft, in die er uns als seine Kinder aufnehmen möchte. Durch den Heiligen Geist dürfen wir die Wahrheit erkennen, was den meisten Mächtigen dieser Welt verborgen ist, nämlich, dass Christus der Herr und der Menschen Heiland ist.

Kontemplative Spiritualität ist eine Intensität, die aus tiefer und herzlicher Gemeinschaft mit Christus entsteht, wenn unser ganzes Denken und Wollen auf ihn ausgerichtet ist. Ob im Gebet oder Bibelstudium, ob in der Betrachtung der Natur oder durch Nachsinnen, die leise Stimme des Heiligen Geistes ist dann vernehmbar und die Geborgenheit in Christus schenkt Frieden und Heilung.

Was macht den Gottesdienst zum Gottesdienst? Was ist unerlässlich?
Gottesdienst beginnt, wo sich zwei oder drei im Namen Jesu zusammenfinden, um Gott anzubeten und sein Wort aufzunehmen. Bei der Anbetung spielt der Lobgesang unter Beteiligung der gesamten Gemeinde eine große Rolle. Die WKG verfügt über ein umfangreiches Gesangbuch mit überwiegend eigenen, teils auch ökumenischen, Liedern. Mit dem Eröffnungsgebet stellen wir den Gottesdienst unter Gottes Leitung mit der Bitte um Inspiration.

Im Zentrum des Gottesdienstes steht die Predigt, in der wir das Wort Gottes auslegen und verkündigen. Wie von Paulus angeordnet, achten wir auf einen ordentlichen Ablauf, wenn mehrere Beiträge (weitere Kurzpredigt, Berichte, Bekanntmachungen) eingebracht werden. Angestrebt wird die Beteiligung aller Geschwister je nach Befähigung durch ihre Gaben, die sich auch in den organisatorischen und technischen Bereichen findet. Im Schlussgebet danken wir Gott, bitten für Kranke und Abwesende und Führung durch den Alltag, der wie wir aus Römer 12 wissen, ebenfalls Gottesdienst ist.

Das Abendmahl hat in der WKG eine spezielle Tradition; es wird am Gründonnerstag als besonderes Fest und mindestens an allen Festtagen gefeiert. Zudem feiern viele Gemeinden das Abendmahl häufiger. Eine Kollekte wird traditionell nur an den Festtagen aufgenommen.

Als unerlässlich betrachten wir das Befolgen der Aufforderung des Hebräerbriefes an die Gläubigen, die Versammlungen nicht zu verlassen. Bereits die Anwesenheit der Gläubigen ist Ermutigung untereinander und Verkündigung nach außen.

Wie sehen/gestalten Sie das Verhältnis der Kirche zum Staat?
In Ländern mit demokratischer Verfassung organisieren wir uns als Freikirche in Stiftungen, Vereinen oder anderer Körperschaften und unterstellen uns staatlicher Aufsicht mit Satzungen und finanzieller Rechenschaftslegung. Als Freikirche lassen wir keine Kirchensteuer durch den Staat einziehen, sondern finanzieren uns durch freiwillige Spenden von Mitgliedern und Unterstützern.

Wir betrachten staatliche Autorität als gottgewollt, sind gesetzestreu und unterstützen das Gemeinwohl. Der Gehorsam gegenüber Gott steht an erster Stelle.


@WKG, im Juni 2016